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Auntie Melanie since day one

1. Oktober – Meine Reise nach Ghana beginnt. Von Nürnberg nach Frankfurt, mit dem Flieger über Casablanca nach Accra, lande ich am 2.Oktober schlussendlich mit einer kleinen Propellermaschine in Sunyani, am kleinsten Flughafen, den ich je gesehen habe. Von dort aus fahre ich mit Pia nach Baakoniaba; meinem Zuhause für die nächsten zwei Monate.

Das Haus von Pia und Emmanuel liegt auf demselben Gelände wie der Bezaleel Educational Complex, welcher im November 2019 von den Beiden gegründet wurde. Die Schule besteht aus 10 Klassen, von Kinderkrippe bis zur 6.Klasse, und soll jedes Jahr um eine weitere Klasse erweitert werden, damit die Kinder hier ihren Abschluss absolvieren können.  Im Gegensatz zu den öffentlichen Schulen, welche häufig 60 Kinder fassen, sind die Klassen hier mit rund 10 Kindern sehr klein und überschaubar.

Dieses Schuljahr hat sich eine besondere Gelegenheit für die Schule ergeben: eine Partnerschaft mit dem Goethe-Institut. Dieses ermöglichte die Gestaltung und Ausstattung eines eigenen Deutsch-Klassenzimmers mit Gruppentischen, Ventilatoren und zahlreichem DaZ-Material. Die bunte Gestaltung hebt sich stark von den anderen Klassenzimmern ab und man merkt, wie gerne die Kinder in dieses Zimmer zum Deutschunterricht kommen. Besonders guten Schülerinnen und Schüler ermöglicht das Goethe-Institut sogar einen 6-wöchigen Intensiv-Deutschkurs in Deutschland.

Angekommen in der Schule, werde ich sofort herzlich begrüßt: bei der Versammlung singen für mich alle ein Lied, welches sie zu Ehren ihrer Aunties/Uncles haben:

„Dear auntie, precious to us, your efforts are seen by us and we are just saying that we looove you, we thaaank you, we really appreciate you”

Ich habe mich schnell wohlgefühlt und war „Auntie“ von Anfang an. Schon in meiner zweiten Woche habe ich den Deutschunterricht übernommen, da Pia für eine Fortbildung nach Accra musste. Auch wenn ich anfangs etwas Bedenken hatte, da ich ja kein DaZ im Studium hatte, habe ich mich schnell eingefunden und es hat mir viel Spaß gemacht. In den restlichen Stunden habe ich anfangs überall mal etwas hineingeschnuppert und zugeschaut. Vor allem bei den Jüngeren fiel mir schnell ein Unterschied zum deutschen System auf: Hier gibt es schon für die Krippe „Schulbücher“, in welchen bspw. gezielt Muster gekritzelt werden, um die Stifthaltung zu lernen. Im Kindergarten (KG1 und 2) sitzen die Kinder schon an Tischen und haben Fächer wie Numeracy und Literacy, in welchen sie schon das ABC und die Zahlen lernen.

Relativ schnell begannen für Pia und mich auch die Vorbereitungen für das Kulturfestival. Dieses wird vom Goethe-Institut in Accra organisiert und wir fahren gemeinsam mit drei Klassen im November dorthin. Vor Ort tragen zahlreiche Deutschklassen aus Ghana deutsche Beiträge zum diesjährigen Rahmenthema „Zeitreisen“ vor und eine Jury entscheidet schließlich über den besten Beitrag. Die Kinder und wir freuen uns schon sehr darauf und üben fleißig.

Für die jüngeren Klassen haben wir uns einem anderen Projekt gewidmet: St. Martin. Pia übt mit ihren Deutschklassen schon Lieder wie „Laterne, Laterne“ und „Ich geh´mit meiner Laterne“ und besprach dabei auch die Geschichte hinter St. Martin mit ihnen. Natürlich wollen wir dann am 11.11. auch einen Laternenumzug machen! Dafür habe ich mit den Kindern Plastikflaschen bemalt, welche wir noch mit Sternen und Monden bekleben.  

30.Oktober – Halbzeit. Die Zeit hier vergeht wie im Flug und ich kann die folgenden Wochen und Projekte kaum erwarten!