So langsam neigt sich meine Zeit in Neuseeland dem Ende zu. Eigentlich wäre diese Woche meine letzte Schulwoche gewesen, jedoch liege ich mit Fieber im Bett und hoffe, wenigstens am letzten Schultag noch in die Schule gehen zu können, um mich von allen zu verabschieden. Auch wenn das nicht der Abschluss ist, den ich mir gewünscht hätte, kann ich auf vier sehr lehrreiche und schöne Wochen zurückblicken.
Ich hatte das Glück, während meines Praktikums in fast jeder Klasse einmal hospitieren zu dürfen und somit viele verschiedene Lehrkräfte und Unterrichtsstile kennenzulernen. Im Allgemeinen ging es im Unterricht oft freier und entspannter zu als in Deutschland. Beispielsweise hatten die meisten Kinder keinen festen Sitzplatz, sondern konnten sich für jede Arbeitsphase einen neuen Platz suchen, oft sogar draußen.
Jeden Freitag durfte ich bei der Musiklehrerin hospitieren, die mit einigen Schülern und Schülerinnen ein Lied auf der Ukulele für die Talent Show in ein paar Wochen einübt. Gleich in der ersten Woche habe auch ich eine Ukulele bekommen und so ein bisschen das Spielen gelernt.
Allgemein wurde ich viel zum Helfen oder zum Differenzieren eingesetzt. In den Year 5/6-Klassen habe ich aber auch einige kleine Unterrichtseinheiten auf Deutsch gehalten. So haben wir anfangs kleine Dialoge eingeübt, zum Beispiel, wie man sich vorstellen kann. Ganz spontan habe ich in einer Mittagspause, in der die Kinder wegen Regenwetters drinnen bleiben mussten, das Spiel „Mensch ärgere dich nicht“ vorgestellt und gemeinsam mit den Kindern gespielt.
Besonders interessant fand ich, dass das Fach Englisch in Reading, Writing und Handwriting unterteilt wurde. Handwriting bedeutet, dass bis in die 4. Klasse die einzelnen Buchstaben und die Schrift geübt werden. Beim Writing wurde den Kindern viel Freiheit gelassen, und sie durften oft kreativ werden und eigene Geschichten ausdenken. Beim Reading wurde sehr differenziert gearbeitet. Regelmäßig wurde von jedem Kind das Leselevel getestet, und dann wurden speziell für ihr Niveau geschriebene Bücher ausgesucht, die sie zuerst in der Schule gelesen haben und dann zum Üben mit nach Hause bekamen. Dabei durfte ich oft helfen, indem ich mit den Kindern zusammen gelesen habe.
Auch die Wochenenden vergingen für mich wie im Flug, da ich glücklicherweise eine sehr aktive Gastfamilie hatte. Wie die meisten Menschen in Neuseeland war auch meine Gastfamilie sehr naturverbunden, sodass wir die meiste freie Zeit draußen verbracht haben. Gemeinsam haben wir die beiden Vulkaninseln Rangitoto und Waiheke besucht, die beide nicht weit entfernt von Auckland liegen. Natürlich haben sie mir auch Auckland gezeigt und mich sogar zu einem Abendessen auf den Skytower eingeladen. Da sie auch einen Hund haben, haben wir viele Spaziergänge und kleinere Wanderungen unternommen, oft durch den naheliegenden Waitakere Ranges Regional Park oder zu beeindruckenden Wasserfällen und Stränden wie Piha Beach.