Spätestens jetzt bin ich angekommen. Und doch überrascht mich die portugiesische Kultur und Lebens-, aber auch Arbeitsweise immer wieder aufs Neue!
So bin ich schon seit 2 Monaten hier, dachte mir vollkommen selbstlos: „Um wirklich gut auf das Praktikum vorbereitet zu sein, musst du mindestens 4 Wochen früher dort sein.“
Aus Recherche-Zwecken natürlich. Und so war ich bereits nach 1 1/2 Wochen verknallt, in das Land, den Sonnenschein im August, die Klippen an der Westküste, den Trubel in Lissabon, die Wellen des Atlantiks (definitiv nicht in seine Temperatur) und in die Offenheit der Portugiesen.
Lernte ich einen neuen Einheimischen oder eine Einheimische kennen, kam mit ihnen ins Gespräch, kam immer wieder der selbe Satz: „Ich hab noch keine portugiesische Person kennengelernt, die unfreundlich, griesgrämig oder mürrisch ist.“
Und je weiter ich im Laufe meiner Recherche (harte Arbeit- keinesfalls Urlaub), kamen stets neue Erkenntnisse, Erfahrungen und Erlebnisse hinzu.
Seien es Korkwälder, die das flüssige Gold des Landes in den Flaschen bewahren und zur Reifung beitragen, die Weinberge an den großen Flüssen oder die kleinen Restaurants, in denen man beim zweiten Besuch vom Eigentümer mit Handschlag begrüßt wird und man einen Ginja oder Medronjo aufs Haus bekommt, oder der Surfer-Livestyle in kleinen Buchten.
Und so hat das Wellenreiten auch mich in seinen Bann gezogen, auch wenn die ersten Versuche klar wurde, dass das Wasser im Atlantik nicht nur deutlich stärker, sondern auch wirklich sehr salzig ist, in den Augen brennt und auch der Magen merkt sich jeden Bauchplatscher samt Salzwasser-Spülung , vor allem wenn man wieder selbstlos (aus Recherche-Zwecken) Kreationen wie „Porto-Tonic“, die Antwort auf den deutschlandweiten Trend „Aperol-Spritz“, verkostet hat.
Da helfen nach dem Surfen nur zwei Dinge, um erneut „SuperBock“ auf die nächste Surfsession zu haben. Und das andere ist Francesinha, was einem zwar nicht bei der Bewältigung des Muskelkaters in den Schultern sowie den brennenden Waden hilft, dann doch um die verbrauchten Kalorien wieder doppelt und dreifach aufzufüllen.
Daher habe ich mir als Ziel gesetzt, mindestens eine Francesinha zu essen, um wichtige Erkenntnisse für nachfolgende Generationen zu sammeln. Recherche eben.
Und so verschlägt es mich nach Porto, wo dieses Ungetüm an Essen zu Hause ist. Ach, und mich übrigens auch, weil die Schule da ist. Aber ich glaube, für mich ist erstgenanntes doch etwas wichtiger…
Zu Porto: jetzt bin ich verliebt. Ein Charme, der aus der Mischung von einer pulsierenden Stadt, in der frisch restaurierte Häuser neben verlassenen Bruchbuden mit einem eigenen, aber aufregenden Aussehen bestechen. Ein Zusammenspiel aus Azulejos, den berühmten blau-weißen Fliesen, in denen verschiedenste Geschichten erzählt werden, und Bauwerken wie dem Torre de Clerigos, die auf den verschiedenen Hügeln der Stadt thronen.
Und wieder.. die Mischung aus Essen und Trinken. So ist der Bacalhau, salzgetrockneter Kabeljau, hier im Norden zwar nicht mehr so allgegenwärtig wie im Süden, und doch bildet er im Zusammenspiel mit den verschiedenen Arten des Portweins ein Erlebnis, das man auf jeden Fall mitnehmen sollte. Aber über den tatsächlichen Genuss dieses ungleichen Duos lässt sich in meinen Augen doch streiten. Zumeist überzeugen beide jedoch mit der Menge, das eine mit der Masse an Fisch, und das andere halt anders.
Und so hat vor allem der Portwein eine immens wichtige Bedeutung für Porto und das dazugehörige Anbaugebiet, das Douro-Tal.
Da ich hoffe, dass die Portugiesen mich ob meines Affronts gegen ihr Nationalgericht, für die es pro Tag im Jahr mindestens eine Zubereitungsart gibt, nicht vorzeitig herauswerfen, hoffe ich, dass ich euch zu späterem Zeitpunkt genaueres über den Ort der Schule, Valongo, sowie die dortige Einrichtung erzählen kann und verstärkt auf die Leute und Gewohnheiten wie Besonderheiten eingehen kann.Und nach dem die erste Halbzeit voller Besuch, gemeinsamen Erlebnissen und Recherchearbeit geprägt war, freue ich mich darauf, die nächsten vier Wochen des Praktikums endlich genießen zu können. Wo es schmeckt weiß ich ja mittlerweile!