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Ab in den Süden!

Ankunft

Ich konnte es kaum erwarten, als Mama und Papa letzte Woche Mittwoch mit ihrem Mietauto um die Ecke der Schule bogen. Da waren sie. Meine eigenen Eltern saßen vor mir in einem Buggy, wie die Namibier einen Pick-up nennen. Ich habe mich sehr gefreut sie wieder zu sehen. Nicht nur weil ich sie vermisst habe (wir haben schon längere Durststrecken überlebet), sondern v.a. weil ich ihnen nun einen Einblick in meine Welt hier, mein neues Zuhause geben kann. Das ist wichtig für mich.

Mittwoch

Am Mittwochabend haben wir direkt damit begonnen: Ich zeigte Mama und Papa meinen Zufluchtsort bei der Deutschlehrerin. Dort haben sie die Menschen kennengelernt, die mir wichtig sind. Gerade Mama hat es erstaunlich gut gefallen – und ich habe mal wieder gemerkt, dass ich ihre Tochter bin. Von einem eigenen Partyraum träumt sie schon lange und konnte ihr Glück kaum fassen, also sogar getanzt wurde – genau wie bei mir! 😊 Ich war sowieso überrascht, dass Mama und Papa so lange durchgehalten haben. Schließlich sind sie am Vortag mittags losgefahren und waren zu Beginn der Party schon 28 Stunden unterwegs. Trotzdem waren wir glücklich zusammen.

Donnerstag

Am Donnerstag hieß es dann direkt wieder früh aufstehen. Mama und Papa sollen ja einen authentischen Einblick in meinen Alltag bekommen!

Nach dem Frühstück um 6.00 Uhr im Hostel, ging es ins Lehrerzimmer zum morgendlichen Meeting. Wir sangen ein deutsches Lied für meine Kolleg*innen und Mama und Papa verteilten kleine Mitbringsel. Das war unsere Mission über den ganzen Tag, da es nicht so einfach ist alle Mitarbeiter*innen auf dem großen Gelände anzutreffen und meine Eltern jedem eine Kleinigkeit überreichen wollten. 

Außerdem gingen Mama und Papa mit in den Unterricht. Da Zuschauen langweilig wäre, habe ich sie eingebunden. In Deutsch durften die Schülerinnen Fragen an die beiden auf Deutsch raussuchen und stellen. Dann zeigten wir Bilder aus der Heimat, von den Bergen, dem Schnee, den traditionellen Festen und Feiertagen. Mama und Papa berichteten auch über ihre Hochzeit und Arbeit. Ich war überrascht wie interessiert die Jugendlichen waren und was sie alles aufsogen. In einem kurzen Aufsatz ließ ich sie festhalten, an was sie sich besonders erinnern und die Ergebnisse sind teilweise sehr detailreich. Ich hoffe sie erinnern sich auch in ein paar Jahren noch daran!

In Sport kam Papa zum Zug: Der erfahrene Fußballtrainer führte ein professionelles Training durch. Da steht sogar die Rasselbande in Reih und Glied.

Leidenschaftlich baut Papa einen Aufwärm-Parkour auf

und wirft Bälle zu, die zurück gepasst werden sollen.

Es staubt, wenn die Kinder alle hinter dem Ball herstürmen:

Pia und Mama schwingen fleißig das Seil, sodass alle Schüler*innen eine sportliche Beschäftigung finden, die ihnen Freunde bereitet:

Gemeinsam mit den Tiny Tots sangen wir das Lied vom Musiklöwen, das ich von Mamas musikalischer Früherziehung kenne und Pia und ich abgewandelt haben.

In der Reading Period überraschten die Neuntklässler*innen mich und meine Eltern mit erstaunlich gutem Synchronlesen. So macht Unterricht Spaß!

Am Nachmittag zeigten wir meinen Eltern Karibib, abends genossen wir diesmal zu viert den wunderschönen Sonnenuntergang vom Hügel aus.

Freitag

Am Freitag nach der Schule hieß es nun auch für Pia und mich: Ab in den Süden!
Zuerst ging es nach Swakopmund an den Strand, wo Pia und ich direkt unsere Zehen ins Wasser streckten.

Im Anschluss daran wollten wir in Swakopmund flanieren, jedoch wollte unser Auto das nicht. Sobald wir uns weiter von ihm entfernten, ging ein abscheulicher Alarm los. Auch die Lokals konnten uns leider nicht weiterhelfen.

Wenigstens hatte ich eine gute Zeit am Strand

und Mama hat Pelikane gesehen,

während Pia und Papa sich mit der Autovermietung in Verbindung setzten. Danke nochmal an dieser Stelle. ❤

Das Ende vom Lied ist, dass wir von Swakopmund jetzt die Autowerkstatt von Innen und das Industrieviertel kennen. Auch nicht schlecht! 😂 Danach mussten wir allerdings zügig weiter, um noch rechtzeitig zu unserer Unterkunft zu kommen.

Unmittelbar an der Küste entlang,

zum Schluss durch eine lange Palmen-Allee

geht es nach Walvisbay.

Samstag

Dort startete am Samstagmorgen unsere „Sandwich Harbour 4×4 Scenic Excursion“. Was genau wir uns darunter vorzustellen hatten, wusste wir genauso wenig wie ihr nun. Ich kann euch nur sagen: Es war der Hammer!

Zuerst fuhren wir an der Lagune von Walvisbay entlang und konnten Flamingos ganz nah sehen:

Dann hielten wir an einem Salzsee. Das hier erworbene Salz wird anschließend nach Europa geschifft, um dort im Winter für freie Straßen zu sorgen.

Weiter ging es zum Eingang des Namib Naukluft Parks,

an dem wir die Geschichte der Gegend anhand einer in den Sand gezeichneten Karte erfuhren.

Am Strand entlang ging es in zwei Allrad-Autos:

Zwischen Meer und Dünen trafen wir auch eine einsame Robbe an.

Ich konnte es kaum glauben als wir mit dem Auto auf die erste Düne hochfuhren und uns dieser Blick erwartete:

Immer weiter ging es in die Dünen rein.

Steil bergauf und steil bergab durch den Sand:

Da kann keine Achterbahnfahrt mithalten! Unser Driver hatte richtig Spaß 😁

Irgendwann stoppten wir auf einer Düne und es wurde ein Festmahl hergerichtet:

Eines steht fest: So schnell werde ich diese Tour nicht vergessen!

Danach ging es für uns selbst auf die Straße. Wir hatten gut 300 Kilometer zu überwinden – größtenteils auf unbefestigten Straßen.

Die Landschaft änderte sich so schnell – ich kam gar nicht mit…

Durch flache Ebenen,

über die Berge

ging es an einigen Tieren vorbei (Springböcke, Vögel, Oryxe, Strauße, Schakale, Zebras)

der Sonnen entgegen

zum Desert Quiver Camp.

Sonntag

Von dort aus ging es am Sonntag vor Sonnenaufgang los in den Namib Naukluft Nationalpark – diesmal von der anderen Seite aus. Den Sonnenaufgang konnten wir im Park beobachten:

Nach 60 km mit dem eigenen Auto ging es weiter im 4×4 Shuttle.

Auf der Fahrt konnten wir den ersten Oryx unter einem Baum entdecken.

Dann hieß es Füße in den Sand – jetzt wird gewandert.

Nach nur 20 min Wanderung kamen wir zum Deadvlei.

Deadvlei

Dort konnten wir abgestorbene Kameldornbäume sehen, die über 1000 Jahre alt sind:

So sehen Kameldornbäume aus, wenn sie noch keine 1000 Jahre alt sind:

Kameldornbäume sind langsamwüchsig und trockenheitsresistent. Der Stamm kann einen Durchmesser von bis zu einem Meter erreichen. Die gebogenen, nicht öffnenden und sichel- bis halbmondförmigen Hülsenfrüchte sind die größten unter den afrikanischen Akazien (siehe Bild). Die Früchte werden von Elefanten gefressen, die so auch die Samen verbreiten.

Wenn du aufgepasst hast, kommt dir die Struktur der Blätter bekannt vor:

Es ist ein doppelpaarig gefiedertes Laubblatt wie beim Flammenbaum aus dem ersten Blogartikel. Im Gegensatz zum Flammenbaum sind diese kurzgestielt. Hier als Vergleich noch einmal das Foto vom langgestielten Laubblatt des Flammenbaums:

Anscheinend ist das hier eine gute Überlebensstrategie. 😉

Fernab von diesen Bäumen wanderten Pia und ich weiter in die Senke hinein,

um von dort aus eine Düne zu besteigen. Die Sicht von dort oben war nicht schlecht:

Wir konnten einige Tierspuren entdecken: Die einer Eidechse

und hier die des Stenocara Gracilipes, zu Deutsch Nebeltrinkerkäfers:

Siehe da: Die Wüste lebt tatsächlich!

Unten angekommen stärken wir uns mit einer Banane, über deren Schale sich die Vögelchen freuten:

Ob da wohl Sand im Schuh war…?

Nach einer Pause am Nachmittag, ging es bei lauen 42°C um 17.30 Uhr nochmal los: Wir wollten den Sesriem-Canyon unsicher machen.

Sesriem-Canyon

Vorbei an einer Wasserstelle

ging es weiter in den immer breiter werdenden Canyon:

und an den Anfang zurück.

Den Abend ließen wir genüsslich ausklingen, da es am darauffolgenden Morgen ausnahmsweise erst nach 6.00 Uhr aus dem Bett ging. Das muss gefeiert werden!

Montag

Den darauffolgenden Montag starteten wir mit einem guten Frühstück.

Danach bewältigten wir weitere 500 km mit dem Auto. Die Fahrt war abenteuerlich und führte uns einen steilen Passe hoch. Aber der Ausblick lohnt sich!

Auch Pia schaukelte das Schiff zurück nach Karibib.

Mit jedem Meter, den wir aus der Wüste rausfuhren, wurde die Landschaft grüner. Wir konnten es alle vier kaum glauben, als wir die erste Pfütze auf der Straße sahen, die keine Fata Morgana war. In der Gegend um Windhoek regnete es sogar kurz! Danach passierte etwas Unglaubliches: Wir sind über den ersten Fluss gefahren, der Wasser trug, seit wir in Namibia sind. Anscheinend stimmt es tatsächlich, dass gerade Regenzeit ist… 🌧

Dienstag

Ich bin dankbar, dass ich die Chance hatte Mama und Papa zu sehen, ihnen einen Einblick in meinen Alltag zu gewähren und sogar ein wenig mit ihnen das Land zu erkunden. Die Woche ist verflogen wie nichts! Schade, dass die Zeit so schnell verging. Aber zum Glück sieht man sich ja wieder…wenn ich in gut vier Monaten in München am Flughafen stehe und die Alpen aus der Ferne grüße 🤗🏔

Fazit

Insgesamt habe ich die Woche mit Mama und Papa sehr genossen, muss aber auch zugeben, dass ich jetzt erschöpft, aber glücklich bin. Nach 1200 km on the road – für meine Eltern nochmal 400 km mehr (An- und Abreise Karibib) ist das auch kein Wunder. Immerhin durfte ich wichtige Erfahrungen für die anstehenden Roadtrips sammeln.

Ausblick

Wochenende

Über’s Wochenende fahren Pia und ich nach Windhoek. Das Shuttle für morgen nach der Schule ist gebucht. Dort werden wir einige der BLLV-Volontäre treffen und haben schon wieder eine Liste mit Dingen, nach denen wir in der Hauptstadt Ausschau halten wollen. Zudem holen wir das Mietauto ab, mit dem Pia und ihre Familie ab 23.3. durch Namibia cruisen werden.

18.-27.3.

Nach dem letzten Schultag am Montag startet für uns der um einen Tag verfrühte Midtearmbreak. Pia bringt mich mit dem Mietauto ihrer Familie nach Gross Okandjou (eine Farm in der Nähe von Omaruru), wo auch sie eine Nacht bleibt. Von dort aus starte ich eine Reitsafari, die am Montagabend mit einer Kennlernrunde beginnt. Am Dienstag heißt es ein Gefühl für die Pferde und das Westernreiten zu bekommen, bevor es am Mittwoch für sieben Tage in die Wildnis des Erongo-Gebirges geht. Weitere Infos zum Reit-Trail findet ihr hier:

Es ist eine der günstigsten Varianten, um in Namibia einen Mehrtagesritt zu erleben, was ich mir als Natur- und Tierliebhaberin auf keinen Fall entgehen lassen möchte. Zum Glück habe ich über den Sommer viel gearbeitet, sodass ich mir diesen Luxus nun leisten kann. 😊

27.3.-10.4.

Direkt im Anschluss kommt mich für zwei Wochen ein Freund aus Deutschland besuchen. Gemeinsam werden wir das Land bereisen. Mit Buggy und Dachzelt geht das Abenteuer los: Über Städte und Dörfer, die Wüste und das Meer, Berge und weite Ebenen und natürlich den berühmten Etosha Nationalpark. Zum Glück steht unsere Reiseroute inzwischen und die Vorbereitungen sind weitestgehend abgeschlossen! Ich freue mich schon und werde wieder berichten. Bis dahin: Gute Zeit! 😄