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Mein Ausflug in ein mongolisches Schullandheim

Direkt nach ein paar Tagen im mongolischen Schulalltag erwartete mich eines meiner bisherigen Highlights meines Praktikums: ich wurde eingeladen mit den älteren Schülern, also den Klassen 6 bis 12, zusammen ins Schullandheim zu fahren und diese einmalige Gelegenheit nutzte ich natürlich gerne.

Am Montag früh ging es los und nach ca. einer Stunde erreichten knapp 250 SchülerInnen, etwa 15 Lehrer und ich, als einziger Praktikant, das Schullandheim. Ich war wirklich froh einmal aus der Millionenstadt Ulaanbaatar raus zu sein und außerhalb der Stadt erwartete mich wirklich eine andere Welt: es lag überall Schnee und man konnte die Weite der Mongolei etwas erahnen. Ich kann mir nur denken, wie schön es noch weiter außerhalb der Stadt sein muss…

Als wir dann am Schullandheim ankamen, erwartete mich ein sehr sowjetisch aussehendes Gebäude auf dem neben dem Namen „Nairamdal“ (so heißt das Schullandheim) auf kyrillisch in großen Buchstaben „International Childrens Complex“ zu sehen war. Eine Lehrerin erklärte mir später, dass in den 80ern viele Familien aus Kasachstan, Usbekistan und anderen zentralasiatischen Ländern ihre Kinder in dieses Camp schickten, weshalb es eben auch „International Childrens Complex“ heißt. Heute machen hauptsächlich mongolische Schulen aus Ulaanbaatar dorthin ihre Schulausflüge – so wie eben auch die deutsche Schule, an der ich mein Praktikum absolviere.

Nachdem alle Kinder dann aus den Bussen ausgestiegen waren, erwartete sie erst einmal eine kleine Tanzeinheit mit den Betreuern des Camps vor dem Gebäude. Dazu muss man vielleicht erwähnen, dass es zu dieser Zeit wirklich noch extrem kalt war. Es hatte teils noch -30 Grad, weshalb ich diese Sporteinheit doch etwas ungewöhnlich fand. Aber die Kinder sind die Temperaturen wohl deutlich besser gewöhnt als ich… 😉

Dann öffneten sich die Pforten des Gebäudes und alle Kinder wussten irgendwie schon genau, was sie zu tun hatten, während ich etwas verloren in der Eingangshalle rumstand…

Zum Glück kamen dann die anderen Lehrer und mir wurde gesagt, dass die Lehrer in einem Hotel untergebracht waren. Dieses Hotel lag in unmittelbarer Nähe und war sehr einfach. Nachdem wir unsere Zimmer bezogen haben, ging es direkt wieder zurück zum Hauptgebäude, denn es gab Mittagessen.

Zu Mittag gab es Nudeln mit Fleisch und verschiedenen Beilagen und dazu eine Suppe und natürlich Tee. So sah das Essen eigentlich die ganzen Tage im Schullandheim aus. Es gab immer sehr viel Fleisch, was typisch für die Mongolei ist, dazu Reis oder Nudeln und eine Suppe. Zu trinken gab es dazu entweder ganz leichten schwarzen Tee oder Früchtetee. Ich fand das Essen echt sehr lecker und es war immer ausreichend bemessen, so dass ich gut satt wurde.

Nach dem Mittagessen fand dann eine Eröffnungszeremonie im, zum Schullandheim gehörenden, Theater statt. Dort versammelten sich alle SchülerInnen und es gab mehrere Ansprachen, die alle in Mongolisch waren. Ich verstand also eigentlich nichts….

Nachdem die Ansprachen dann zu Ende waren, folgte eine kleine Zeremonie, bei der vier Schülerinnen die Flagge des Camps hissen sollte und anschließend sangen alle zusammen die Hymne des Camps. Das Ganze ist offensichtlich noch ein Relikt aus sozialistischen Zeiten und es war wirklich, um ehrlich zu sein, etwas befremdlich für mich.

Danach war die Eröffnungsfeier beendet und ich verbrachte den restlichen Tag damit, den einzelnen Klassen beim Üben für den nächsten Tag zuzuschauen. An diesem stand nämlich eine große Vorführung auf dem Programm.

Nach dem Abendessen konnte ich noch eine mongolische Spezialität probieren und zwar heißen Quark. Klingt etwas ungewöhnlich, gehörte aber schnell zu den Highlights des Tages, denn es schmeckte echt sehr lecker.


Der nächste Tag startete mit einem üppigen Frühstück, bevor sich die ganze Schule im Theater versammelte, und nun begannen die Vorführungen. Für diese Vorführungen hatte jede Klasse in den Wochen zuvor vier verschiedene Showelemente vorbereitet, die sie den anderen dann zeigten. Dabei gibt es immer einen Chorauftritt, einen Tanz, einen Musikauftritt und einen Auftritt, den man frei auswählen kann.

Als die Klassen dann nach und nach ihre Auftritte präsentierten hatte, war ich wirklich mehr als überrascht, auf welchem Niveau sich diese befanden. Die SchülerInnen nahmen diese Auftritte wirklich sehr ernst und viele waren sehr gut verkleidet und es wurde sehr gut gesungen und getanzt. So verbrachte ich den Vormittag damit, die Auftritte der jüngeren SchülerInnen anzusehen, bevor nach dem Mittagessen dann die älteren SchülerInnen mit ihren Auftritten dran waren.
Echt ein sehr spannender Tag!
Nach dem Abendessen wurde dann im Kreis der Lehrer noch etwas getrunken und auch das war eine coole Erfahrung. Allerdings merkte ich schnell, dass ich den Wodka alles andere als gewöhnt war. Ich war der Erste in der Runde, der sein Bett aufsuchte.

Am nächsten Tag ging es dann etwas verkatert zusammen mit den SchülerInnen zur Sporthalle, die sich ein paar hundert Meter vom Hauptgebäude entfernt befand und dort stand das große schulinterne Volleyballturnier an. Dabei spielten die Klassen gegeneinander und es war wirklich eine tolle Stimmung in der Halle.
Volleyball ist eine der Nationalsportarten in der Mongolei und die Kinder hatten sichtlich Spaß dabei, gegen die anderen Klassen zu spielen und ihre Mitschüler anzufeuern. Und auch mir hat es sehr viel Spaß gemacht, live bei den Spielen dabei zu sein.

Abends gab es dann wieder ein üppiges Abendessen bevor dann schon die Abschiedszeremonie anstand. Dabei kamen noch einmal alle Schüler und Schülerinnen zusammen und es gab Ansprachen auf Mongolisch und Deutsch (von denen ich auch einige übernahm), bevor die Flagge wieder eingeholt wurde und das Camp somit offiziell beendet war.

Anschließend gab es noch eine Art Kinderdisco, bei der mongolische Songs, aber auch einige westliche Klassiker, gespielt wurden. Ich fand das irgendwie schon etwas lustig diese westlichen Lieder in so einer fremden Welt zu hören. Die Kinder fanden es aber super und es wurde viel getanzt.

Danach war der Abend beendet und nach dem Frühstück am nächsten Morgen ging es mit dem Bus wieder zurück nach Ulaanbaatar.

Der Schullandheimbesuch in der Mongolei läuft wirklich sehr anders ab, als ich das von zuhause kenne und ich bin wirklich sehr dankbar, diesen einmaligen Einblick in diese andere Welt bekommen zu haben. Ich habe viel gelernt und freue mich nun auf meine nächsten Wochen in der kältesten Hauptstadt der Welt! (In der es aber momentan zum Glück immer wärmer wird…)