Norwegen,  Tromsö

Achtung, Sturzgefahr!

Meterhohe Schneeberge, vereiste Straßen und ein Meer aus Lichtern. Das waren die ersten Eindrücke, die Johanna und ich am Abend unserer Anreise von Tromsø gewinnen konnten. Dieser kalte Sonntagabend, an dem wir uns mit unseren Koffern noch durch große Schneemassen zu unseren Airbnb-Unterkünften kämpfen mussten, liegt nun bereits 4 Wochen zurück. Seitdem sind die Tage nur so an uns vorbeigeflogen und die anfänglichen Schneemassen an den Straßen und um die Häuser zwischenzeitlich merklich weniger geworden. Das Wetter hat es die letzten Wochen sehr gut mit uns gemeint und so konnten wir hier im Norden Norwegens bereits einige wunderschöne Sonnentage mit atemberaubenden Blicken auf die umliegenden Berge erleben. Ebendiese Bergkulisse verleiht der Stadt zusammen mit der wunderschönen Fjordlandschaft und den vielen bunten Häuser einen ganz besonderen Charme. Aus diesem Grund lege ich oft nach einem anstrengenden Schultag gerne noch einen Zwischenstopp am Hafen von Tromsø ein, um die einzigartige Szenerie aus Schiffen und schneebedeckten Bergen zu bewundern.

Die wunderschöne Schneelandschaft hält sich in Tromsø aufgrund der geografischen Lage der Stadt für gewöhnlich bis in den Mai hinein. Demzufolge braucht man keine Angst haben, dass der wunderschöne Schnee wie in Deutschland bereits im März vollkommen verschwunden ist. Erst gestern gab es hier in Tromsø noch einmal einen richtigen „Wintereinbruch“ mit viel Neuschnee. Doch anders als in Deutschland ist man hier auf diese Schneemassen vorbereitet. Die Kommune Tromsø verfügt über ein ausgefeiltes Schneemanagement und räumt mit großen Maschinen rund um die Uhr die Straßen frei. Trotz dessen bringen die winterlichen Bedingungen auch Schwierigkeiten mit sich. So sind die meisten Fußgängerwege auch bei Tagestemperaturen über null Grad und Wochen ohne neuen Schnee weiterhin spiegelglatt. Das haben auch Johanna und ich in den vergangenen Wochen mehrfach (zum Teil schmerzhaft) zu spüren bekommen. Aus diesem Grund sind in diesen Breitengraden zumindest für Touristen und ältere Menschen Spikes ein Muss. Für die Einheimischen stellen diese schwierigen Bedingungen der Gehwege und Straßen hingegen überhaupt kein Problem dar. Viele nutzen die spiegelglatten oder schneebedeckten Fußgängerwege sogar zum Joggen. Darüber staune ich jedes Mal aufs Neue.    

 

Solneset skole – eine Schule zum Wohlfühlen

Meine Praktikumsschule hier in Tromsø ist die Solneset skole. Diese Schule befindet nicht im Zentrum der Stadt, sondern in der Nähe des Flughafens und ist damit eine etwa 30-minütige Busfahrt von meiner Unterkunft entfernt. Diese Fahrtdauer mag zunächst sehr lange klingen, aber tatsächlich genieße ich die täglichen Busfahrten sehr. Am Morgen ist die längere Fahrt eine gute Möglichkeit, um noch etwas wacher zu werden und am Nachmittag kann man im Bus nach einem anstrengenden Schultag bereits etwas entspannen.

Als einzügige Grundschule (1-7. Klasse) mit einer Schüleranzahl von etwa 185 Lernenden gehört die Solneset skole eher zu den kleineren Schulen in der Kommune Tromsø. Das Schulgebäude besteht aus einem „älteren“ Bau, der aufgrund seiner gelben Außenfassade liebevoll die „Sonne“ genannt wird, und einem grauen Neubau, welcher die Bezeichnung „Mond“ trägt. In diesem Neubau ist auch die 5. Klasse untergebracht, die ich über meinen neunwöchigen Praktikumszeitraum begleiten darf. Wie alle anderen Jahrgangsstufen wird auch diese Klasse von zwei sehr engagierten Lehrerinnen betreut, ist aber mit einer Klassengröße von 20 Lernenden die kleinste Klasse der Schule. Die Solneset skole ist eine Grundschule, die sehr modern und offen gestaltet ist. So befinden sich zum Beispiel im Neubau der Schule neben den jeweiligen Klassenzimmern auch eine Vielzahl an Gruppenräumen, die für den Unterricht oder aber auch zur individuellen Förderung genutzt werden können. Des Weiteren ist jedes Klassenzimmer in der Schule mit einem Smartboard ausgestattet und alle Lernenden der 5. Klasse verfügen über einen eigenen Schullaptop mit Computermaus und Headset. Diese digitale Ausstattung wird im täglichen Unterricht auch aktiv miteinbezogen. So wird der Laptop zum Beispiel dazu genutzt, um im Internet nach Informationen zu recherchieren, Präsentationen und Podcasts zu erstellen oder anhand von Lernspielen das Einmaleins zu üben. Es ist beeindruckend zu sehen, wie viele digitale Lernangebote und Materialien in Norwegen zur Verfügung stehen. Auf diese Weise ist bereits im Grundschulbereich eine große Bandbreite an digitalen Lernmöglichkeiten für verschiedenste Unterrichtsfächer geboten, welche auch für eine individuelle Förderung in einzelnen Fächern genutzt werden können.  

In den vergangenen 4 Wochen konnte ich jedoch nicht nur Einblicke in den Unterricht erhalten, sondern durfte in den Winterferien auch in der SFO (Nachmittagsbetreuung) mithelfen. Hier habe ich nicht nur gelernt, wie Norweger ihre Waffeln am liebsten essen, sondern mir wurde kurzerhand auch das Langlaufen (sozusagen die Nationalsportart der Norweger) beigebracht. Bisher habe ich in der 5. Klasse eine Kunststunde gehalten und auch ein Projekt zum Thema Deutschland begonnen. Die Lehrkräfte der Klasse, aber auch die Schulleitung geben mir viele Freiheiten und stehen jeglichen Unterrichtsideen immer sehr offen gegenüber. Mir wird viel zugetraut und ich darf das Praktikum dazu nutzen, um mich in vielfältiger Weise auszuprobieren und Erfahrungen zu sammeln. Aus diesem Grund war ich in der vergangenen Woche auf eigenen Wunsch auch bei der wöchentlichen Mittwochsbesprechung dabei. Hierbei werden jeden Mittwoch im Lehrerkollegium verschiedene Themen besprochen, zu denen zum Teil auch externe Experten eingeladen werden.  

Im Allgemeinen bin ich wirklich überrascht, wie schnell ich mich an der Schule eingelebt habe. Dies ist sicherlich vor allem dem tollen Lehrerkollegium und den netten Kindern in meiner Klasse zu verdanken, die mir mit ihrer freundlichen Art und Hilfsbereitschaft den Schulstart sehr erleichtert haben. Das gesamte Personal der Schule ist sehr herzlich und trägt immer ein Lächeln im Gesicht. Alle sind sehr darum bemüht, dass man sich in der Schule wohlfühlt. Was mich gleich in den ersten Tagen beeindruckt hat, ist auch das hohe Sprachniveau der Kinder. Bereits in der ersten Klasse können viele Kinder Gespräche in Englisch verstehen und zum Teil auf Englisch antworten. Auch in meiner 5. Klasse herrscht ein hohes Sprachniveau. Viele Kinder gehen während und außerhalb des Unterrichts auch aktiv auf mich zu und unterhalten sich mit mir. Auf diese Weise habe ich mich bereits nach wenigen Tagen als festes Mitglied der Klasse wahrgenommen.

Tromsø – eine Stadt voller Aktivitäten

Bereits jetzt habe ich die Schule, aber auch die Stadt Tromsø sehr in mein Herz geschlossen. Die Stadt hat einen unbeschreiblichen Charme und es gibt viel zu erleben. So waren Johanna und ich in den vergangenen Wochen zum Beispiel in einer Minigolfhalle, bei einem Eishockeyspiel, im Kino, im Schwimmbad und in verschiedenen Bars und Cafés. Natürlich durfte dabei auch die ein oder andere warme Zimtschnecke nicht fehlen. Darüber hinaus haben wir auch die atemberaubenden Nordlichter, für die Tromsø so bekannt ist, mehrmals bewundern dürfen. Dieses Lichtspiel am Himmel ist jedes Mal einfach nur magisch. Auch die nächsten Wochen halten noch einiges bereit, denn unsere Liste für Unternehmungen in und um Tromsø ist noch lang!