Norwegen,  Tromsö

Tusen takk Tromsø!

Die Sonne ist seit fast zwei Wochen nicht mehr untergegangen – aktuell ist in Tromsø die Mitternachtssonne am Himmel sichtbar. Für mich ungewohnt hell in der Nacht. Hätte ich meine Uhr nicht ständig am Handgelenk, würde ich mein Zeitgefühl hier komplett verlieren. Ich bin froh, diese Zeit in Tromsø erleben zu dürfen, in der die Tage endlos sind. Es bringt die Insel so zum Strahlen, am liebsten würde ich dieses Gefühl für immer einfangen. Nach einem Auf und Ab eines unvorhersehbaren Wetters, ist nun der Frühling seit Ende Mai auch in Nordnorwegen angekommen. Man hat das Gefühl den Zeitpunkt, als der Frühling so plötzlich kam, verschlafen zu haben. Über Nacht wurde die Natur auf einmal grün – bestimmt hat die Mitternachtssonne dazu ihren Beitrag geleistet. Lauter gelbe Blumen schmücken die saftig grünen Wiesen und eine gelassene Stimmung liegt in der Luft. Viele Menschen tragen bereits bei um die 20 °C ihre kürzesten Sommeroutfits, denn wirklich wärmer als gerade, sagte man mir, wird es in diesem Jahr hier vermutlich nicht mehr.

17. Mai – Nationalfeiertag

Der Mai war voll mit Feiertagen, so auch ein ganz besonderer für Norwegen: Am 17. Mai herrschte in Norwegen Ausnahmezustand – es war Nationalfeiertag und dieser wird jedes Jahr auch gebührend gefeiert. Bereits zwei Wochen vorher begannen wir, mit den vierten Klassen Nationallieder auswendig zu lernen. Die Woche des Feiertags schmückten wir das ganze Schulgebäude mit selbstgebastelten Girlanden und Fahnen. Ein ganz magisches Gefühl lag in der Luft – die Vorfreude der Kinder war riesig groß. Am 16. Mai probten wir mit der gesamten Schule die Schulparade. So bekam ich bereits einen Teil der Parade Tromsøs mit, denn für mich ging es über das verlängerte Nationalfeiertags-Pfingst-Wochenende mit meinem Bruder vier Tage auf die Lofoten. Es ist schön Besuch zu bekommen. Die Umgebung hier ist so wunderschön und um andere dieses Gefühl begreifen lassen zu können, sollten sie dies selber mit bloßem Auge erleben.

Wir fuhren am Vorabend des Nationalfeiertags mit einem Expressboot drei Stunden durch traumhafte Fjorde in die Stadt Harstad. Von den Kanonengeräuschen wachten wir am Morgen in unserer Unterkunft auf, Harstad war in roten, weißen und blauen Farben geschmückt und die Bevölkerung lief in ihrer festlichsten Kleidung durch die Straßen – einige von ihnen in ihrer Bunad, der traditionellen Kleidung des Landes. Mit Trommeln, Fahnen, Trillerpfeifen und vielem mehr bestückt zogen die Menschen im Umzug durch die großen Straßen der Stadt. Nach der Parade ist es verbreitet, Unmengen an Eis zu verspeisen. Das taten wir den anderen bei diesem frühlingshaften Traumwetter doch gleich.

Im Anschluss fuhren wir mit dem Auto auf die Lofoten. Diese sind wirklich unfassbar schön, wir kamen aus dem Staunen über die landschaftliche Vielfalt nicht heraus. Die Natur ist viel weiter als in Tromsø, doch das Wetter genauso unvorhersehbar. Von Hagel, Regen, Schnee und Sonne war alles dabei. Es war schön, in einer nicht allzu zu touristischen Zeit hergekommen zu sein, denn so hatten wir atemberaubende Ausblicke teilweise für uns alleine. Über unsere Reise will ich gar nicht so viele Worte verlieren, die Bilder sprechen bereits für sich:

Das Schulleben in seinen letzten Zügen
Nun folgen ein paar letzte Beobachtungen und Eindrücke aus der Schule:

Ein zentraler Unterschied zu der Grundschule, wie ich sie aus Deutschland kenne ist, dass der Unterricht an der Fagereng skole in einem Fachleitersystem stattfindet. Die drei Klassen rotieren ständig, und werden in ihren Lerngruppen für jedes Fach einem der drei Lehrkräften zugeteilt. Demnach unterrichtet die Lehrkraft an einem Tag dreimal den gleichen Unterricht in den jeweiligen Fächern. In den Fächern Kunst oder Kochen findet dieser Wechsel nur alle drei Woche statt. Für soziale Aktivitäten kommen die Kinder wieder mit ihrer Klassenlehrkraft im Klassenkontext zusammen.

Der Computer ist ein zentrales Unterrichtsmedium, jedes Kind hat einen eigenen Schul-PC. Viele Unterrichtsinhalte werden durch Schul-Lernplattformen oder Erklärvideos vermittelt. Die Kinder erlernen hier sehr früh den eigenständigen Umgang mit dem Computer. Er bietet eine bessere Überprüfbarkeit, wie viel Zeit Kinder in die jeweiligen Online-Aufgaben investieren und welches Kind sich eher weniger mit den Inhalten auseinandergesetzt hat.

Die bereits im letzten Bericht erwähnte vorherrschende positive Pädagogik der Schule wird regelmäßig durch Workshops des pädagogisch-psychologischen Dienstes wissenschaftlich begleitet und die Lehrkräfte diesbezüglich beraten. Dieser ist mit einem sonderpädagogischen Dienst vergleichbar. In einem letzten Workshop dieses Schuljahres ging es um Problemlösung in den Klassen. Man versucht so weit wie möglich den Bedürfnissen der Kinder entgegenzukommen.

Den kompletten Mai gab es in ganz Norwegen den sogenannten Mathe-Marathon, einen Wettbewerb, bei dem die Kinder so viele Matheaufgaben wie möglich lösen und auch möglichst viele Kilometer in Bewegung sammeln sollten. Nun ist der Marathon zu Ende gegangen und unsere Schule war zumindest in Tromsø die führende Schule. Als Belohnung gab es für alle Kinder Eis.

Aktuell üben wir mit den vierten Klassen für die theoretische Fahrradprüfung. Die neu gewonnen Kenntnisse werden dann in den nächsten Wochen bei einem Fahrradausflug unter Beweis gestellt. Generell merkt man, das Ende des Schuljahres steht bevor, schöne Draußenaktivitäten und Ausflüge finden vermehrt statt.

Aufbruchsstimmung
Die Sommerferien der Schule stehen vor der Tür, das Semester der Universität neigt sich dem Ende zu. Generell ist gerade eine gewisse Aufbruchsstimmung in Tromsø zu verspüren. Morgen ist auch mein letzter Arbeitstag, bevor ich noch drei Tage für weitere, letzte Erkundungen der wunderschönen Umgebung Tromsøs zur Verfügung habe. Nächste Woche heißt es allerdings: Ha det Tromsø! Doch ich weiß, diese atemberaubende Insel mit der unfassbar schönen Berglandschaft ringsherum lässt mich nicht so schnell wieder los! Ich habe so viel über mich und das Land gelernt, dafür bin ich unglaublich dankbar. Auch bin ich stolz, mich in einem fremden Schulsystem und einer unbekannten Stadt zurechtgefunden zu haben, in der mir die Sprache anfangs recht fremd vorkam. In dieser kurzen Zeit ist Tromsø wie ein neues Zuhause für mich geworden und der aktive Lifestyle in der Natur und dadurch viel bewusster im Hier und Jetzt zu sein haben mich sehr beeindruckt. Ich bin froh, Freundschaften geschlossen zu haben, an studentischen Aktivitäten teilgenommen und viele Wanderungen sowie andere Unternehmungen draußen unternommen zu haben. So bekam ich nochmal einen umfangreichen Blickwinkel auf die Stadt neben dem Arbeitsalltag in der Schule.

Ich kann euch nur auf den Weg geben: Traut euch und verlasst eure Komfortzone. Meine Auslandserfahrung ist einfach magisch und außergewöhnlich in traumhafter Natur, so kann dies auch eure werden!