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Unser zweiter Monat in der Mongolei

Ein Ausflug Richtung Gobi

Der Mai startete mit einem der aufregendsten Ausflüge überhaupt: Leonies Gastfamilie hatte einen Übernachtungsausflug geplant und Anna durfte mitkommen. Freitag nach der Schule ging es los. Zusammen mit Freunden der Familie wurde zu Abend gegessen, dann quetschten sich alle in die Autos und dann ging es 7 Stunden Richtung Gobi. Die Straße war größtenteils in sehr gutem Zustand und bis auf ein paar Pinkelpausen im Freien kamen wir gut durch. Eine Überraschung gab es aber doch noch: Das Ger-Camp, in dem wir eigentlich übernachten wollten, war einige Tage zuvor bei einem Sturm eingestürzt. Deshalb kamen wir stattdessen um 2:30 in der Nacht bei einer Wohnung an, bei der uns bis heute nicht ganz klar war, wem diese Wohnung gehörte. Aber wir stellten keine Fragen, halfen die Decken auf dem Wohnzimmerboden auszulegen und dann wurde geschlafen. Der nächste Tag war dann ein Tag voller Action, von einer Sehenswürdigkeit zur andern. Wir starteten morgens mit einer kleinen Wanderung auf den Khan Bayanzurkh Berg, dessen Spitze uns allerdings verwehrt blieb mit den Worten „woman no“. Und auch das Verbrennen eines Wunsches an Buddha ließen alle Mitglieder unserer kleinen Reisegruppe sein, da die Schlange endlos lang war. Einen Wunsch verbrannten wir aber trotzdem, 100m weiter, ein Stück neben dem Parkplatz. Nach der Wanderung fuhren wir dann weiter zu zwei Hügeln, die komplett aus getrockneter Milch bestanden. Diese Stätte war wiederrum eine „man no“ Gebetsstätte und auf Geheiß von Leonies Gastmutter hin schütteten alle weiblichen Personen der Familie, in diesem Fall zwischen 4 und 38 Jahren, und wir natürlich auch, Milch auf die Hügel, um für Fruchtbarkeit und die Gesundheit möglicher zukünftiger Kinder zu wünschen. Dann fuhren wir in Richtung des Weltenergiezentrums. Dort wurden uns sensationelle Kirschblüten versprochen. Davon sahen wir eher nichts, aber es gab einen Riss in der Erde und eine Vielzahl von kleinen Höhlen, durch die wir zusammen mit jeder Menge anderen Mongolen kraxelten. Darauf folgte dann tatsächlich auch das Weltenergiezentrum, wo wir eine Weile lang auf den Steinen lagen, um die Energie aufzunehmen. Und ein typisch mongolisches Softeis durfte bei den 30 Grad, die wir an diesem Wochenende hatten, natürlich auch nicht fehlen. Nach dem Weltenergiezentrum endete der Tag dann mit dem Besuch eines kleinen Tempels und einem obligatorischen Kamelritt und 8 Stunden später kamen wir dann mitten in der Nacht wieder bei Leonies Gastfamilie an.

Aussicht vom Khan Bayanzurkh Berg.
Analge des Weltenergiezentrums.

Leonies Geburtstag

Anfang Mai gab es aber noch ein anderes Ereignis. Am Montag nach diesem aufregenden Wochenende war Leonies Geburtstag. Ein Tag auf den Leonie sich aber nicht unbedingt freute. Es war wohl der erste richtige Heimwehtag und startete auf dem Weg zur Schule mit ein paar Tränen. Anna aber war am Vortag schon einkaufen gewesen und überreichte deshalb in der Schule gleich ihr Geschenk. Nach guter mongolischer Sitte hatte Leonie auch eine Torte dabei, die an diesem Tag im Lehrerzimmer verteilt wurde. Nach der Schule war zumindest für Leonie nicht ganz klar, was passieren würde. Sie hatte zwar ihre beiden ältesten Gastschwestern geheimnisvoll tuscheln gehört, aber man hatte sie bis zuletzt nicht eingeweiht. Die älteste Schwester hatte nämlich Anna kontaktiert, um eine Überraschungsparty auf die Beine zu stellen. So hatten beide Schwestern nach der Schule einen Geburtstagskuchen gebacken und Luftballons aufgeblasen. Ein kleines Problem gab es aber, denn obwohl Anna mit Erlaubnis der Direktorin ein wenig früher ging, kam Leonie trotzdem vor ihr bei der Wohnung der Gastfamilie an und so wurde Leonie mit einem nicht besonders heimlichen Manöver zu einem Kartenspiel verleitet, während Anna möglichst leise in die Wohnung gelassen wurde. Und so war ein Geburtstag, der erst etwas niedergeschlagen startete, am Ende doch ein sehr schöner Nachmittag und Abend.

Der sensationelle Geburtstagskuchen mit Bananenherz. <3

Besuch im Kinderpark

In der gleichen Woche besuchten wir außerdem einen Ort, an dem wir schonmal in der ersten Woche in der Mongolei waren: Den Kinderpark. Was bei unserer Ankunft noch wie ein verlassener Freizeitpark wirkte, war jetzt, einen Monat später, ein wirklicher Kindertraum. Und ein Traum für Erwachsene mit Kinderherzen. Mittwochabend trafen wir uns, Anna und ihre Gastschwester, Leonie und ihre beiden ältesten Gastschwestern und Hanna, die FSJlerin unserer Schule. Alle kauften sich Tickets für 4 Fahrgeschäfte und losging es. Highlight des Parks ist die große Achterbahn, bei der wir Deutschen auch ein wenig Nervenkitzel aufgrund der etwas bedenklich erscheinenden Sicherheitsstandards erlebten. Unser persönliches Highlight aber war das Kettenkarussell, welches sehr viel länger als ein deutsches Kettenkarussell dauerte und uns den Abendwind in die Gesichter wehte.

Auf dem Kettenkarussell.
Das Märchenschloss im Kinderpark.

Europatag auf dem Sukhbaatarplatz

Am folgenden Wochenende war der Europatag auf dem Sukhbaatar Platz. Auch die deutsche Schule war hier natürlich mit einem Zelt vertreten. Alle Lehrer der Deutschsektion, der Englischsektion und der Grundschulsektion waren für einen bestimmten Zeitraum eingeteilt, zu dem sie die Deutsche Schule Ulaanbaatar vertreten sollten. Für uns als Deutsche hieß das allerdings in der Realität eher, das wir dabei saßen und die Stimmung genossen haben, weil besonders viele Leute, die gerne Deutsch oder Englisch sprechen wollten, kamen an diesem Tag nicht auf uns zu. Aber es gab ein schönes Bühnenprogramm, bei dem auch SchülerInnen der Deutschen Schule einen traditionellen mongolischen Tanz aufführten, und es gab viele Stände, Spiele und Goodies zu gewinnen oder als Geschenk. Besonders die Kinder unserer Gastfamilien hatten an diesem Tag viel Spaß und wir blieben auch deutlich länger, als es unsere eingeteilten Zeit gewesen wäre.

Unser Zelt am Europatag.
Die Tanzaufführung unserer Schulklasse.

Die Wasserrohrverstopfung

In der folgenden Woche ereignete sich in der Schule auch ein besonderes Ereignis der etwas anderen Art. Es gab eine Wasserrohrverstopfung. Um 12 wurden plötzlich alle SchülerInnen und LehrerInnen darüber informiert, dass die Schule jetzt vorbei sei. Es gab kein Wasser mehr. Das hieß auch keine Mensa, keine Toilette und kein Trinkwasser. Während die SchülerInnen daraufhin alle nach Hause geschickt wurden, hieß es für die LehrerInnen erstmal abwarten. Um 13 Uhr hieß es dann, dass sie deutschen Lehrkräfte, inklusive uns, nach Hause gehen konnten. Leonie tat dies dann auch nach erledigten Vorbereitungen für den nächsten Tag gegen 14 Uhr. Anna jedoch blieb noch da, um weiter vorzubereiten. Gegen viertel nach drei aber hieß es dann, alle können jetzt gehen und so schnell wurde noch nie alles zusammengepackt wie an diesem Tag.

Das deutsche Unterstufen-Schultheater

Ansonsten hatten in der Schule für uns die Vorbereitungen für die Theater AG begonnen. In der letzten Teambesprechung wurde uns diese Aufgabe zusammen mit einer anderen Lehrkraft gegeben und mit Hinblick auf das kommende Frühlingsfest, musste sich schnell für ein Theaterstück entschieden werden. Da unsere andere mongolische Lehrkraft gegen ein Märchen, aber für ein Stück mit deutschem Bezug und Musik war, entschieden wir unsere eigene Version der Vogelhochzeit zu schreiben. Wir wählten also 4 passende Lieder aus, schrieben einen Text drum herum und fertig war das Theaterstück des deutschen Unterstufentheaters. Und das wurde dann auch geprobt. Da wir nur zwei Wochen Zeit hatten bis zur Aufführung, übten wir von da an jeden Nachmittag mit den Kindern. Mal war es besser, mal waren wir besorgt um die wenige Zeit, die wir hatten, aber auf jeden Fall machte es viel Spaß.

Der „Nationalpark“ in der Stadt

Am dritten Maiwochenende trafen wir aka. Anna und ihre Gastschwester, Leonie und ihre Gastschwester und Hanna, uns am Shangri-La Zentrum um Fotos in einer Fotobox zu machen. Leonies Gastschwester musste dann zu ihrem Englischkurs und so zogen wir zu viert weiter. Ursprünglich war die Idee, zum Bowling zu gehen, aber stattdessen landeten wir an dem vielleicht besten Ort in ganz Ulaanbaatar: dem Nationalpark, oder „international garden“ wie ihn unsere Gastfamilien nannten. Eine solche Parkanlage brauchen wir in Deutschland. Hier gab es jede Menge Essensbuden, eine große Sportanlage, die jeder frei nutzen kann, wie er möchte, einen Fahrradverleih, um eine Fahrradtour durch die Grünanlagen des Parks zu machen, einen Rollerskatering mit Musik, mehrere große Spielplätze, einen Wasserspielplatz und einen Springbrunnen im Zentrum inklusive Bühne und Programm. So wie wir es verstanden haben, kann sich bei diesem Programm jeder anmelden, der möchte und einen Auftritt haben. So sahen wir beispielsweise eine mongolische Tanzgruppe und einen jugendlichen Rapper.

Frühlingsfestvorbereitungen ohne Frühlingsfest

In der Schule waren derweil die Vorbereitungen für das Frühlingsfest am kommenden Samstag nicht mehr zu übersehen. Und vor allem nicht mehr zu überhören. Jede Klasse übte irgendein Lied und jede Lehrkraft hatte irgendeinen Ohrwurm. Für uns waren das vor allem Lieder unserer Theatergruppe, aber auch mit anderen Klassen übten wir fleißig Lieder ein. Aber dann kam doch alles anders. Für Samstag war plötzlich in der Stadt, in der es so gut wie nie regnet, Regen angesagt. Und da sie im letzten Jahr bereits Regen hatten und es ein riesiges Chaos war, fiel das Frühlingsfest für dieses Jahr also wortwörtlich ins Wasser. Das war natürlich besonders schade für unser Theater, dessen Aufführung auf den Herbst verschoben wurde und von dem wir nun leider nichts mehr sehen würden, aber man versprach uns ganz fest, uns ein Video zu schicken.

Regen im Schulhaus

Am Donnerstag war wegen Buddhas Geburtstag keine Schule und auch am Donnerstagabend regnete es bereits. Jedoch hatten wir, als wir am Freitagmorgen unter strömendem Regen in die Schule kamen, nicht damit gerechnet, dass im Lehrerzimmer die Wände abbröckelten und der Putz von der Decke fiel. Von den Wänden lief Wasser und es waren Handtücher ausgelegt. Die Kopierer und Drucker in unserem Zimmer waren nicht mehr benutzbar, da die Steckdosen in dem Teil des Raumes waren, der nass war und wir schoben mit vereinten Kräften Bücherregalen von den Wänden weg, um einen Wasserschaden zu vermeiden. Und eine einzelne traurige Kerze war auf Leonies Schreibtisch aufgestellt worden, weil „Die Hausmeisterin meinte wir sollen Kerzen anzünden, um es wärmer zu machen“. Aber alles in allem war es eher ein aufregender als ein schlechter Tag.

Karaoke 2.0

Vor allem endete der Tag aber mit einem ganz besonderen Treffen. Einige der Lehrerinnen unserer Deutschsektion gingen nämlich zur Feier des Geburtstags einer Kollegin Essen und wir waren natürlich mit dabei, nicht zuletzt weil man uns mit einem Karaokebesuch lockte. Und dahin gingen wir dann auch, ein zweites Mal nach unserem Auftakt Anfang April. Dieses Mal floss deutlich weniger Alkohol, aber auch dieses Mal sangen wir drei Stunden ohne Pause und hatten großen Spaß. Auf dem Nachhauseweg waren dann alle ganz sentimental, schließlich war es so gut wie unser Abschiedskaraoke.

Verwirrung über die Akustikversion beim Karaoke.

Stadtmarathon (am Samstag und tatsächlich ohne Regen)

Am Samstag war dann kein Frühlingsfest, dafür aber der Stadtmarathon. Sowohl Leonies Gastvater als auch Annas Gastschwester nahmen am 5km Marathon teil. Der Stadtmarathon in Ulaanbaatar führt über die Hauptstraßen des Stadtzentrums und so ist es sozusagen ein autofreier Tag, weil die Straßen für den Marathon für Autos gesperrt sind. Die Straßen waren also voller Fußgänger, Fahrradfahrer und eben Marathonläufer – jede Menge Marathonläufer. So viele, dass Leonie und ihre Gastschwester ihren Gastvater leider erst finden konnten, als dieser das Rennen schon abgeschlossen hatte. Anna konnte allerdings ein Video von ihrer Gastschwester machen. Der Marathon endete für die LäuferInnen auf dem Sukhbaatarplatz und dort war es wie bei einem Festival – wieder alles voller Stände und jede Menge Essen und ein Bühnenprogramm. Viel davon gesehen haben wir aber nicht, die Läufer unserer Familien waren schließlich erschöpft und wollten nach Hause.

Abschlussfeier der 12. Klasse

Die letzte Schulwoche begann dann mit der Abschlussfeier der 12.Klässler. An der deutschen Schule ist das nur eine Klasse, die 12a. Die Feier startet mit der Übergabe der A1 und A2 Diplome für die SchülerInnen aller Klassen. Die Kinder wurden alle auf die Bühne gerufen und bekamen ihre Diplome übergeben und natürlich waren auch viele von unseren SchülerInnen dabei, die ganz stolz waren. Dem konnte Leonie leider nicht beiwohnen, da sie zu der Zeit Unterricht hatte. Andersherum war es dann allerdings bei der Zeremonie für die 12.Klässler. Dort musste Anna dann in den Unterricht. Es war aber sehr schön. Nach mongolischer Tradition gab es einen roten Teppich, der zur Bühne führte und alle Kinder der 5.-11. Klassen hatten sich daran aufgestellt und empfingen die 12.Klässler mit Applaus. Dann gab es einige Reden und die 10.Klasse und 11.Klasse sangen ein paar Lieder. Zum Schluss wurden dann alle Hüte in den Himmel geworfen.

Tafel im Eingangsbereich.
Die Bühne im Pausenhof.
Luftballons wurden steigen gelassen.

Eine Woche voller Abschiede

Die letzte Schulwoche war und ist aber auch eine Woche voller Abschiede für uns. Viele Klassen waren sehr traurig zu erfahren, dass wir am Samstag zurück nach Deutschland fliegen würden, und es flossen einige Tränen und es werden auch noch einige fließen. Rückblickend war es eine sehr gute Entscheidung herzukommen. Wir haben wirklich hart gearbeitet und dabei aber auch so viel gelernt, sowohl in Bezug auf die Arbeit in der Schule, aber auch für uns persönlich. Wir haben beide ganz fest vor in dieses wilde und wunderschöne Land wiederzukommen und deshalb endet dieser Beitrag und unsere Reise in die Mongolei mit einem Winnie Puh Zitat, das hier sehr gut passt: „How lucky am I to have something that makes saying goodbye so hard.“.

– Leonie und Anna