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Unterrichten in Portugal

Hier geht es doch alles gemütlicher zu. Der Unterrichtsbeginn ist, für Lernende wie Lehrende hier eher zu verstehen als ein Richtwert. So geht es um 7:59 auch gern nochmal fix auf einen Kaffee aus der Bar im Lehrerzimmer! Und wenn die SchülerInnen dann erst um 09:50 statt um 09:40 im Klassenraum auftauchen, was doch eher Regel als Ausnahme darstellt, wird das häufig einfach akzeptiert.

Aber wehe dem, der bis zum Ende des Unterrichts noch die Korrektur besprechen möchte! Wie man gerne 10 Minuten später kommt, genauso sehr sucht man Gelegenheiten um früher zu gehen. Und so wird die Arbeitshaltung, an die ich mich noch aus meiner eigenen Zeit aus der Oberstufe bestens erinnern kann, nochmal etwas heruntergefahren.

Für mich, der hier „Schulform-fremd“ ist, so weit, so ungewohnt. Doch auch diese Arbeit mit den „Großen“ ist, so grundverschieden sie zum Unterrichten in der Grundschule ist, hat einen enormen Reiz, wenn man Freiräume schaffen und individuelle Arbeit und Projekte ermöglicht. In Deutschland unmöglich durch enge Taktung des Lehrplans, konnte ich in meinem Projekt nicht nur die Dokumentation von Joko Winterscheidt („The worlds most dangerous show“) einbauen, bei der es sich obendrein um ein Thema passend zum Englisch-Unterricht handelt, sondern obendrein eine alternative Form der Evaluation nutzen, indem ein eigenes Projekt erstellt wurde: In Gruppen wurden nachhaltige Technologien recherchiert und eine Präsentation erstellt, durch die die Klasse als Zuhörer in verschiedenen Rollen (Politik, Aktivisten & Industrie) überzeugt werden sollen, solche Technologien umzusetzen und zu implementieren.

In der Grundschule sowie im angegliederten Kindergarten helfen mir meine wenigen portugiesisch Kenntnisse nur bedingt, geben sich aber meistens mit einem freundlichen „sim“ und einem Lächeln zufrieden. Und so ist die Arbeit zwar, erschwert durch Sprachbarrieren, herausfordernd, aber auch umso herzlicher. Die kleine Dorfschule an der ich bin, besteht aus einer Klasse mit 14 SchülerInnen, ein Traum für jeden (angehenden) Lehrer. Und doch wird an der Schule frühkindliche Sprachförderung und Bildung betrieben, in Kooperation mit dem britischen Konsulat, und selbst die Kleinsten tragen stolz die gelernten, englischen Begriffe und Phrasen vor!

Das ist zwar eine gänzlich andere Art der Arbeit, als ich sie aus den deutschen Schulen kenne, insbesondere mit Blick auf den Englisch-Unterricht, aber ein spielerisch vielfältiger Ansatz um in eine Fremdsprache einzuführen.

Und so hat mir das Praktikum in Portugal nicht nur mit einem beeindruckenden und wunderschönen Land in Kontakt gebracht, was meiner Meinung nach stark unterschätzt ist, mit einer der tollsten und pulsierenden Städte zum Leben vertraut gemacht und ermöglicht, beeindruckende Küstenabschnitte zu besuchen. Ich habe viele unheimlich freundliche und offene Menschen kennengelernt, die stets authentisch und hilfsbereit waren sowie immer ein offenes Ohr und ein freundliches Wort für einen bereit hielten.

Ich habe einen Einblick erhalten, der mir nicht nur einen spannenden Einblick in die Oberstufe gewährt hat, sondern mich nichtsdestotrotz darin bestärkt hat, dass die Arbeit in der Grundschule die richtige Entscheidung ist. Und so kann ich nicht nur unheimlich vielfältige Anreize und Eindrücke mit nach Deutschland nehmen, durch die meine spätere Arbeit als Lehrkraft hoffentlich profitiert, sondern zudem eine wunderschöne Erfahrung gemacht habe, auf die ich immer wieder mit Freude zurückblicken werde!