Allgemein,  Karibib,  Namibia

8 Tage im Sattel

Montag, 18.03.2024 (Ankunft)

Am Montag hatten Pia und ich noch ganz normal Schule. Wobei „normal“ hier auch eine gewagte Aussage ist, da ich im morgendlichen Teachers-Meeting erfahren habe, dass ich bis abends die Noten und Kommentare für die Zwischenzeugnisse einreichen muss. Gut, dass ich bis jetzt nichts von Zwischenzeugnissen wusste… Zum Glück geht es nur um Deutsch, das einzige promotional subject, das ich unterrichte. In meinen Freistunden an diesem Tag nutzte ich also jede Gelegenheit, um die Notenschnitte (auch in Prozent) für meine acht Deutschschülerinnen zu berechnen und Zeugniskommentare zu verfassen. Netterweise half Pia mir dabei und fing auch schon mit dem Putzen unserer Wohnung an, die wir gerne sauber hinterlassen wollten. Das stand ebenso wie das finale Packen (für insgesamt drei Wochen) auf dem Programm für diesen Tag.

Als gegen 15.00 Uhr alles geschafft war, stiegen Pia und ich endlich ins Mietauto, welches wir am vorherigen Sonntag in Windhoek geholt hatten. Sobald wir Karibib verließen, setzte bei mir Entspannung ein: Jetzt kann es losgehen!

Die Entspannung hielt allerdings nur kurz an, da Pia wollte, dass ich fahre(n übe). Das tat ich dann auch und hatte überraschend viel Spaß dabei. Nach einer Stunde auf der Teerstraße nach Omaruru und 20 Minuten auf einer Schotterpiste, kamen wir am Tor der Farm Gross Okandjou an.

Unglücklicher Weise konnten wir das Tor nicht öffnen und beschlossen drüberzuklettern und bis zum Hof zu laufen um dort um Rat zu fragen. Nach zwei Kilometern Spaziergang kamen wir an. Dort wurden wir von drei netten jungen Damen auf eine kleine Fernbedienung hingewiesen, die beim Tor hängt.

Die drei Damen entpuppen sich als Caro, Svenja und Melina – drei der fünf Mitreiterinnen auf dem Trail. Der erste Eindruck war schon mal super und ich konnte beruhigt mit Pia zurück zum Auto gehen.

Am Hof angekommen lernten wir noch Anette und Leonie kennen – zwei weitere Mitreiterinnen, die auch beide auf den ersten Eindruck freundlich wirkten…und der erste Eindruck stimmte! 😄

Nachdem wir unser Zimmer bezogen hatten, gab es leckeres Abendessen und Alina, die Hofbesitzerin, stellte sich vor. Erste Informationen über den Trail zu Pferd durch’s Erongogebirge wurden ausgetauscht, bevor es müde ins Bett ging.

Dienstag, 19.03.2024 (Tag 0)

Am Dienstagmorgen hieß es nach einem kurzen Frühstück endlich Pferde kennenlernen!!! 😄

Gemeinsam mit Junias, unserem Guide, gingen wir zu den Pferden und jede Reiterin bekam ein Pferd zugeteilt. Ich war bis fast zum Ende übrig, ebenso wie zwei Schecken: Die Hoffnung stirbt zuletzt… Wie ihr vielleicht wisst, liebe ich Schecken über alles! Schon als kleines Mädchen träumte ich immer davon einen Schecken zu reiten und war überglücklich, als mein Traum in der Zeit als Horseguide auf Island endlich in Erfüllung ging. Vielleicht hier ein weiteres Mal…? – Fehlanzeige! Mir wurde ein Fuchs zugewiesen.

Nach der kurzen Enttäuschung freundete ich mich aber schnell mit dem älteren Wallach an.

Dann hieß es Putzen und Satteln. Pferde putzen kann ich, das habe ich schließlich schon das ein oder andere Mal in meinem Leben gemacht, aber die Westernausrüstung…Puhhh! So ein Westernsattel ist ganz schön schwer. Meiner wog wohl ca. 20 kg, da er einen echten Holzbaum hat. Auch die Trense funktioniert anders als ich es von Zuhause gewohnt bin. Es gilt also direkt viel Neues zu lernen. Als das alles geschafft war, ging es auf den Reitplatz. Dort bekamen wir von Alina eine kurze Einführung zum Westernreiten: Die Divise für mich ist: Das Pferd machen lassen, nicht zu viel stören. Dabei locker sitzen, aber trotzdem klare Anweisungen geben, v.a., wenn etwas nicht erlaubt ist wie z.B. Fressen. Gelenkt wird mit dem ganzen Körper: In die gewollte Richtung schauen und den Körper mitnehmen. Ein steter Zügelkontakt wird vermieden. Zügelhilfen sind die letzte Möglichkeit, nach Stimme, Gewichtsverlagerung und Schenkelhilfen. Ganz schön viel, aber probieren wir es mal.

Auf dem Platz war mein Pferd Docholiday noch nicht so motiviert, ich aber auch angespannt, weil ich unter Beobachtung stand und versuchte das Gesagte bestmöglich umzusetzen.

Im Gelände funktionierte zum Glück alles. Wir sind ziemlich viel galoppiert – ein Traum! Jede Reiterin wurde auf die Prüfung gestellt und sollte in den drei Gangarten vorreiten. Trotz Startschwierigkeiten mit meinem Pferd, das sich ungern von der Gruppe trennen wollte, klappte am Ende alles.

Nach einem guten Brunch und Kaffee und Kuchen sind Anette, Junias und ich in der Abendstimmung nochmal ausgeritten. Ich hatte gehofft ein weiteres Pferd ausprobieren zu dürfen, bekam aber wieder Docholiday. Spaß hatten wir trotzdem zusammen.

Abends hieß es dann wieder packen, da wir auf den Trail nur ein kleines Gepäckstück mitnehmen sollen. Am Ende dieses Urlaubs bin ich Packprofi! 😉

Mittwoch, 20.03.2024 (Tag 1)

22,6 km im Sattel

Nach einem letzten Frühstück am Hof ging es endlich los! Davor galt es aber noch was Neues zu lernen. Nicht, dass ich eh schon Probleme damit gehabt hätte mich an alles von gestern zu erinnern… unter die Trense kommt ein Kontenhalfter, dessen Strick mit einer bestimmten Technik zum Pferdehals gebunden wird. Hier seht ihr Docholiday mit voller Montur:

Außerdem machten wir ein Abschiedsfoto am Hof, um die Gelegenheit nicht zu verpassen alle zusammen noch sauber und frisch geduscht auf einem Bild zu haben:

Unter den Reiter*innen haben wir v.l.n.r. Leonie, Melina, Caro, Svenja, Guide Junias, Anette und mich. Mit dem Hund kniet vorne Alina, in der Mitte Johannes. Er ist der Fahrer von der Lorry, einem geländegängigen LKW mit all unserem Gepäck, Essen, Wasser, Futter für die Pferde und der Campingausrüstung.

Querfeldein

starteten wir zum Flussbett des Omarurus, das derzeit trocken ist.

Teilweise ging es dort über vom Wasser geformte Felsen,

viel durch Sand, der sich perfekt zum Galoppieren anbietet. Da kam nicht nur ich, sondern auch mein Pferd ins Schwitzen. 😅🐎

Nach guten zwei Stunden zu Pferd kamen wir beim Nachbarn an. Die Distanzen in Namibia sind einfach unglaublich… Netterweise bat er uns dort zur Mittagspause in sein angenehm kühles Haus.

Mittags binden wir die Pferde an Bäumen bzw. Büschen fest oder wir lassen sie in einem Paddock frei, wenn es einen gibt. Die Sattel und Trensen werden abgenommen, damit sich die Pferde etwas entspannen können. Wir haben unsere Brotzeit entweder in Satteltaschen dabei oder Alina bringt sie uns mit dem Pick-up, wenn es sich anbietet.

Sie und Johannes fahren die Strecke mit Jeep und LKW, um vor unserer Ankunft die Zelte aufzustellen und das Camp einzurichten. Voll der Luxus!

Wir machten relativ lange Mittagspause, um der Mittagshitze ein wenig zu entgehen. Als wir wieder in den Satteln waren, entstand das einzige Gruppenbild zu Pferd:

Wir ritten über Felsplatten weg vom Hof,

im Flussbett weiter,

bis wir in der Ferne drei aufgestellte Zelte sahen. Für mich waren sie viel zu früh da – ich wäre gerne noch länger geritten…

Neben den drei Zelten für uns sechs Gäste gab es ein Lagerfeuer und einen Buffet-Tisch, Junias und Johannes Zelt im Hintergrund.

Für die Katzenwäsche wurde ein Kanister mit Wasser installiert:

und wer aufs Klo muss, zieht mit Spaten los:

Es ist sehr einfach – aber ich liebe es! ❤

In der Nähe des Camps saßen Paviane unter einem Baum und beobachteten uns genau. Abends gab es Salat und es wurde über dem Lagerfeuer gegrillt. Sogar eine Nachspeise wurde serviert!

Die erste Nacht in der Wildnis verbringe ich unter dem Sternenhimmel. Der Sternenhimmel über Namibia lässt sich mit keinem anderen vergleichen, den ich bis jetzt gesehen habe. Die Sterne funkeln dich richtig an – sie sind zum Greifen nahe. Man fühlt sich so frei und behütet zugleich. Es ist unbeschreiblich. Ich möchte hier nicht mehr weg!

Donnerstag, 21.03.2024 (Tag 2)

24,3 km im Sattel

Nach einem Frühstück am Lagerfeuer – über dem früh morgens nicht nur Wasser für Kaffee und Tee gekocht wurde, sondern auch Porridge – ging es in langen Schrittpassagen über groben Schotter durch die Dornenbüsche.

Gestern spürte ich bereits meinen Hintern und meine Knie – heute am dritten Reittag tut mir ALLES weh. Der Westernsattel und ich müssen noch Freunde werden… aber das gehört dazu!

Wieder sahen wir Paviane, diesmal sogar mit Kleinen auf dem Rücken – so süß!

Wir machten spät Mittagspause und entspannten uns im Schatten eines großen Felsens.

Auf dem weiteren Ritt sah ich die ersten Giraffen in Namibia. Insgesamt waren es drei. Sie waren relativ weit weg, aber mit den Pferden ritten wir querfeldein, um möglichst nahe ranzukommen. Später sahen wir eine ganze Herde von Zebras einen Hang runter galoppieren – mir war nicht bewusst, dass Zebras so „geländegängig“ sind. Das hat mich echt beeindruckt. Dann geschah etwas Unglaubliches: Junias ritt geschickt hinter einer Zebraherde her und brachte uns dazu unmittelbar hinter den Zebras zu galoppieren. Für eine ganz schöne Weile hatten wir die Herde vor und einige Zebras neben uns. Ich fühlte mich wie im Film. Unfassbar!

Nicht nur das machte Spaß, auch die Zeit mit meinen Mitreiterinnen genoss ich sehr. 😊

Abends kamen wir im Omandumba-Camp an – wie schön afrikanisch dieser Name klingt! 😍😍

Diesmal gab es sogar einen echten Wassertank und ein „Klo“:

An diesem Abend nahm meine Zeltkameradin Caro dieses wunderbare Bild auf:

Freitag, 22.03.2024 (Tag 3)

12,6 km im Sattel

Dank Caro sah ich an diesem Morgen einen wunderschönen Sonnenaufgang, denn sie hatte sich in weiser Vorrausicht einen Wecker gestellt.

Ich genoss es ein wenig in den Felsen rum zu klettern – für Kinder muss das hier das reinste Paradies sein. So auch für Alinas Tochter, die gestern Abend zu uns stoß.

Wir stärkten uns am über’m Lagerfeuer gekochten Frühstück, bevor es wieder in die Sattel ging.

Nach einer kurzen Strecke zu Pferd stoppten wir, um an einem „Bushmanwalk“ teilzunehmen. Ich konnte mir ehrlich gesagt nichts darunter vorstellen. Was ist ein „bushman“ überhaupt? Die Buschmänner hier gehören zum Stamm der San, der im Busch in Nambia, Botswana und Südafrika lebt. Das San Living Museum, das „lebende Museum“, bietet einen Einblick in das Leben der San. Sie stellen ihre Kultur authentisch dar. Wir hatten die Ehre mit zwei Buschmännern die Gegend zu erkunden und von ihnen zu lernen, wie sie mit der Natur leben.

Auf dem Spaziergang zeigten uns die Buschmänner die verschiedenen Bäume und Sträucher mit ihren Früchten. Sie erklärten uns wie sie die unterschiedlichen Pflanzen nutzen: Einige sind gut geeignet, um Bogen zu bauen (z.B. der Grewia flava), andere werden für medizinische Zwecke genutzt (u.a. die Commiphora).

Auch den Manketti-Baum nutzen die Buschmänner für sich. Der Stammdurchmesser kann bis zu einem Meter betragen, der Baum kann insgesamt 10 bis 20 Meter hoch werden und die Krone ist rundlich bis ausladend.

Die langgestielten Laubblätter sind verkehrt eiförmig bis elliptisch und können bis zu 13 cm lang und 9 cm breit werden.

Aus dem weichen und leichten Holz des Manketti-Baums werden die sogenannten „firesticks“ gemacht. Wir lernten auch wie man mit dem männlichen und weiblichen Feuerstock Feuer macht.

Außerdem zeigten uns die Buschmänner, wie sie Fallen legen und stellten das Fangen eines Perlhuhns pantomimisch dar.

Sie erklärten uns zudem die Felsmalereien, die zwar schon über 2000 Jahre alt sind, aber definitiv nicht so aussahen, so fein, wie manche Linien gezeichnet sind – z.B. die Körbe:

Super spannend die Kultur der Jäger und Sammler!

Als wir weiter ritten war es super heiß. Die ganze Truppe schwitzte. Das Schwitzen wurde aber belohnt, denn wir sahen wieder Giraffen – diesmal nicht nur drei, sondern viele! Da stand eine ganze Giraffengroßfamilie vor uns! Die Gelegenheit sich den Tieren zu Pferd zu näheren ist einmalig, da sie keine Angst zu haben scheinen.

Dann galt es eine Trinkpause für Mensch und Pferd einzulegen:

In der Mittagspause an einem Wasserloch sahen wir einen Warzenschein-Eber. Er traute sich aber nicht ans Wasser ran. Selbiges galt für einen Giraffen-Bullen, der uns stets mit einem Sicherheitsabstand betrachtete und vermutlich wartete, bis wir das Wasserloch räumten. Vielleicht sind wir doch zu komische Kreaturen…?

Am Nachmittag war es gefühlt noch heißer. Da war es ein Traum, dass wir nach langen Galoppaden im Camp ankamen, welches diesmal ein „echtes“ Badzimmer mit Klo, Dusche und Waschbecken besaß:

Während Junias die Pferde versorgte,

genossen wir einen wunderschönen Sonnenuntergang.

Wir übernachteten in einem Haus, das in die Felsen reingebaut war:

Was für ein Glück, dass wir hier sogar zwei Nächte blieben.

Samstag, 23.03.2024 (Tag 4)

11,6 km im Sattel

Dementsprechend ritten wir am vierten Tag unseres Trails die Gegend um das Camp herum ab. Nach ungefähr einem Kilometer im Sattel stoppten wir bereits und wanderten zu einem Aussichtpunkt, von dem wir die Spitzkoppe sehen konnten – ein Inselberg, der aufgrund seiner Form als das „Matterhorn Namibias“ bezeichnet wird. Außerdem hatten wir eine wunderschöne Sicht ins weite Tal:

Nach kurzer Zeit auf dem Pferderücken stoppten wir wieder: Diesmal wegen eines Warans, der gut getarnt unter einem Baum lag. Ganz schön groß diese Riesenechsen!

Durch die Savanne ging es an den „drei Elefanten“ vorbei – einer Felsformation, die aussieht wie drei liegende Elefanten.

Den letzten Stopp machten wir, um weitere Felsmalereien anzusehen:

Danach ging es ca. neun Kilometer durch den Busch und viele kleine Flussbetten, in denen wir wieder galoppieren konnten – ein Traum!

In der Abendsonne wanderten wir mit Alina, ihrer Tochter und ihrem Hund 4,5 Kilometer durch die Felsenlandschaft.

Der Sonnenuntergang von dort oben war mal wieder traumhaft schön!

Sonntag, 24.03.2024 (Tag 5)

22,8 km im Sattel

Der Sonntag war ein tierreicher Tag: Schon beim Frühstück schwirrten Rosenköpfchen (eine Papageien-Gattung) über uns, dann sahen wir vereinzelte Giraffen neben dem Weg. Anfangs ritten wir viel Schritt, dann ging es wieder schneller durch schmale Flussbetten und das erste Mal nach fünf Tagen im Sattel tat mir nichts weh. Wuhuuu! 🥳

Nachdem süße Erdhörnchen vor uns über den Weg gerannt sind, standen plötzlich zwei Warzenscheine auf dem selbigen und schauten uns an. Schon verrückt!

Mittags machten wir Halt an einer Lodge. Es war ungewohnt andere Menschen außerhalb unserer Safari-Gruppe zu sehen und für kurze Zeit wieder zurück in die Zivilisation zu kehren. Trotzdem genossen wir das Essen und v.a. den Sprung in den erfrischenden Pool.

Richtig erholt ging‘s weiter – weg von der touristischen Lodge in die Natur. Prompt raste eine Horde Paviane vor uns über den Weg. Danach liefen und sprangen bestimmt 100 Springböcke neben uns das trockene Flussbett entlang. Ich hatte das Gefühl wir wollen in die gleiche Richtung wie die Springböcke, bis sie sich spontan anders entschieden und weghüpften. Ob ihr es glauben wollt oder nicht – Springböcke springen richtig hoch…bis zu 3,5 Meter!

Auf dem Rückweg ritten wir über Felsenplatten

und legten zwei weitere Stopps bei Buschmann-Malereien ein. Auch hier waren viele Tiere abgebildet: Springböcke, Zebras, Giraffen, Elefanten, Büffel und sogar ein Nashorn!

Das Camp für die folgende Nacht war wieder mitten in der Wildnis.

Fern ab von der Zivilisation brodelte über dem Lagerfeuer ein traditionelles Mais-Gericht. Dazu wurde rote Bete serviert. Als Nachtisch gab es heiße Birnen – Hmmm!

Montag, 25.03.2024 (Tag 6)

17,8 km im Sattel

Am Montag änderte sich die Umgebung ständig: Zuerst ging es auf steinigem Untergrund durch die niedrige Dornstrauchsavanne,

weiter auf sandigen Wegen mit höheren Bäumen links und rechts. Im großen Flussbett des Omaruru sind wir alle nebeneinander galoppiert. Das war definitiv ein Highlight!

Leider gab es an der geplanten Wasserstelle danach kein Wasser,

weswegen wir direkt bis zur nächsten Wasserstelle weitergeritten sind. Auf dem Weg dorthin kam Gewitterstimmung auf und es tröpfelte teilweise.

Gerade als die Pferde getrunken hatten, fing es an zu regnen. Schnell sattelten wir ab und rückten unter dem Vordach eines verlassen wirkenden Hauses zusammen. Wir saßen also im Regen unter einem Wellblechdach und warteten darauf, dass der Regen endlich aufhörte.

Das tat er immer wieder, aber nur kurz. Als wir die Pferde in einer Regenpause um 15.00 Uhr satteln wollten, fing es wieder an. Wie aus dem nichts kam Alina im Regenmantel auf uns zu. Sie ist mit dem Jeep gekommen und wollte nach uns sehen, nachdem der Regen einsetzte und sie wusste, dass wir keinen Empfang haben. Wir sprachen mehrere Optionen durch und einigten uns darauf die Pferde bei der Wasserstelle über Nacht stehen zu lassen und vorzeitig zurück zur Farm zu fahren, da unser Camp keinerlei Überdachung hat und die Zelte noch nicht standen. Das Kochen überm Feuer wäre im Regen schwierig und mit dem Spaten auf’s Klo losziehen wäre auch nicht optimal… Ein bisschen traurig war ich schon die letzte Nacht im Busch zu verpassen, aber es war die einzige vernünftige Option. Zumal wir alle nass und durchgefroren im wiederrum nassen Camp angekommen wären. Also ließen wir die Pferde im Paddock frei, wo sie wortwörtlich Freudensprünge machten. Das war schön zu sehen.

Auf der Farm wurden wir von einem Regenbogen begrüßt. Wie heißt es so schön: Ohne Regen keine Regenbogen…

Dienstag, 26.03.2024 (Tag 7)

18,4 km im Sattel

Wir mussten früh aufstehen: Um 6.00 Uhr war Frühstück angesagt, um 6.30 Uhr ging die Abenteuerfahrt zurück zu den Pferden los. Zum Glück regnete es nicht und es war ausnahmsweise angenehm kühl, aber nicht zu kalt. Am Paddock ging die Sonne auf und dunkle Wolken hingen am Himmel. Es war irgendwie magisch:

Um 8.30 Uhr starteten wir unseren letzten Ritt. Junias machte ziemlich Tempo. Ich genoss jede Minute zu Pferd – kaum auszumalen wie lange ich nun wieder ohne Reiten auskommen muss. 😟 Hoffentlich finde ich eine bezahlbare Reitbeteiligung in der Nähe meines Referendariat-Standorts (wo auch immer das sein wird – die Anmeldung ist losgeschickt…).

Auf dem Weg sah Junias eine Black Mamba unter einem Baum und wich direkt im großen Bogen aus. Leider bekamen wir sie deswegen nicht zu Gesicht, aber das wäre zu gefährlich gewesen.

Auf dem Rückweg grinsen meine fünf Mitreiterinnen schön in die Kamera – ich werde sie vermissen!

Der letzte Galopp ging viel zu schnell vorbei und nach nur ca. drei Stunden und 19 Kilometern im Sattel waren wir zurück auf der Farm. Dort wurden wir mit einem Begrüßungs-Gin-Tonic überrascht.

Docholiday war super ungeduldig und hält wohl nichts von langen, gar emotionalen Verabschiedungen. Würde mein Reiseprogramm nicht direkt weitergehen, würde ich hier gerne für immer bleiben. Ich liebe die Pferde einfach!

Für die sieben Tage des Trails habe ich insgesamt 130,1 km getrackt, die wir im Sattel saßen. Eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte.

In der Sattelkammer von Gross Okandjou hängt ein Zitat, das ich sehr passend finde:

„First you go with the horse. Then the horse goes with you. Then you go together.”

Tom Dorrance

Obwohl Docholiday kein Schecke ist, war er doch ein Top-Pferd, das gerade zu Beginn sehr geduldig mit mir war und mir die Welt des Erongogebirges gezeigt hat. Ich habe das Gefühl, dass wir nach acht gemeinsamen Tagen als Team zusammengewachsen sind. Ich fühlte mich sehr sicher und genoss es von ihm getragen zu werden. Danke!

Mittwoch, 27.03.2024 (Abreise)

Am Mittwoch hatte ich ein wunderschönes Abschiedsfrühstück auf der Farm, bevor es mit dem Taxi weiter nach Windhoek ging, von wo aus der geplante Roadtrip startete. Davon werde ich berichten, sobald ich dazu komme. Bis dahin: Alles Liebe!