Anfang September habe ich mich auf die Reise nach Südafrika gemacht. Zuerst bin ich mit einer Reisegruppe von Johannesburg nach Kapstadt gefahren. Wir haben sehr vielseitige und wunderschöne Orte in den Nationalparks, in den Bergen, an der Küste, in der Halbwüste und in Kapstadt entdeckt.
Drei Wochen später wurde ich von Usiko vom Flughafen in Kapstadt abgeholt und zum Gästehaus von Linda und Irwin gefahren. Dort wurde ich herzlich empfangen und habe alles wichtige mit Linda geklärt. Im Usiko-Büro habe ich mit dem Chef die Details zum Praktikum besprochen. In der ersten Woche waren noch Ferien, da konnte ich Teil des Ferienprogramms sein, bei dem die Kinder gegessen, gebastelt, gemalt, getanzt und gesungen haben. In der ersten Woche durfte ich Teil eines Staff-Wellness-Tages sein, an dem alle Usiko-Mitarbeitenden im Wald meditiert, in den Bergen gewandert sind und bei einem anschließenden Picknick die persönlichen Gedanken teilen konnten. Es war sehr inspirierend, wie auf das Wohlbefinden aller geachtet und darüber reflektiert wird, da viele von der Arbeit und alltäglichen Herausforderungen überlastet sind. In der zweiten Woche ging meine Routine in der Schule und Aftercare los.
Schule
Montag bis Mittwoch bin ich in der Idas Valley Primary School. Die Schule beginnt 8 Uhr, die der Unterricht geht bis 13:45 oder 14:20 Uhr. Alle Lehrkräfte und Assistenzen dürfen erst 15 Uhr nach Hause gehen. Bis dahin bleibt Zeit, den Unterricht vorzubereiten, zu korrigieren oder sich zu unterhalten. Ich habe in den vergangenen Wochen verschiedene Klassen besucht, darunter jeweils die englische Klasse der 1.-3. Jahrgangsstufe und eine afrikaans 4. Klasse. Alle Klassen bestehen aus etwa 36 Kindern, was eine große Herausforderung für den Unterricht darstellt. Es gibt hauptsächlich Frontalunterricht mir wenigen Unterrichtsgesprächen, die meiste Zeit werden Arbeitsblätter und Aufgaben bearbeitet oder von der Tafel abgeschrieben. Hauptsächlich gibt es die Fächer Englisch, Mathematik, Life Skills und Afrikaans als erste zusätzliche Sprache, zweimal in der Woche haben sie eine Sportstunde. Da in den letzten Wochen viele Noten gemacht werden mussten und im Unterricht oft alles ein bisschen länger dauert, bleibt nicht viel Zeit dafür, dass ich mal eine Stunde halten kann. In der dritten Klasse konnte ich etwas über Deutschland erzählen, die Schülerinnen sind sehr neugierig und erzählen auch viel über ihre Erfahrungen. Hauptsächlich sitze ich aber einfach mit im Klassenzimmer, beobachte und helfe gelegentlich den Kindern oder Lehrerinnen. Disziplin spielt eine sehr große Rolle, viele Lehrerinnen erzählen mir, wie faul und ungehorsam die Schülerinnen und Schüler sind. Alle Lehrkräfte händeln es unterschiedlich, die meisten sind sehr streng und bestrafen die Kinder bei Fehlverhalten. Die Schuluniform ist sehr strikt, nur am eigenen Geburtstag dürfen die Kinder eigene Klamotten tragen, die Mädchen tragen dann gerne ihre Haare offen. Wenn ich durch die Schule laufe, werde ich von den Kindern freundlich begrüßt und umarmt. Der Schulleiter ist sehr herzlich, ihm sind der Ruf seiner Schule, die Kinder und das Kollegium sehr wichtig. Seit wenigen Monaten gibt es eine School-Hall, in dem regelmäßig Schulversammlungen stattfinden, wo die Schulhymne gesungen wird, motivierende Vorträge gehalten werden, Schülerinnen für gute Noten oder außerschulische Erfolge geehrt werden und Neuigkeiten besprochen werden. Im Lehrerzimmer kann ich meine Kolleginnen kennenlernen und bei Gesprächen und Staff-Meetings meine Afrikaans-Kenntnisse verbessern.
In einer Woche gab es Besuch von einer Gruppe deutscher Lehrkräfte und Erziehender. Mit ihnen habe ich zwei weitere Schulen in der Umgebung anschauen können, darunter eine Schule für Special Needs, in der Kinder mir sehr unterschiedlichen Bedürfnissen betreut und unterrichtet werden. Der Stolz auf die Schule war der Schulleiterin ins Gesicht geschrieben. Aber auch in Gesprächen in Begegnungen mit Einheimischen, insbesondere mit den Lehrkräften, erfahre ich, dass die Bedingungen in den verschiedenen Stadtteilen und Communities sehr unterschiedlich sind. Einerseits gibt es die Schulen in den Townships, für die kein Schulgeld gezahlt wird, in denen die Kinder erstmal mit Essen und Kleidung versorgt werden und unzählige Probleme aus dem Elternhaus aufgefangen werden müssen. Andererseits gibt es die Privatschulen, in denen hauptsächlich weiße Familien etwa R500.000 zahlen, um den Kindern in modernen, gut ausgestatteten Schulen mit den besten Lehrkräften und zusätzlichen Lehrangeboten die beste Bildung zu ermöglichen. In meinen zwei Monaten hier kann ich einiges über das südafrikanische Schulsystem lernen.
Usiko Aftercare
An den anderen zwei Tagen in der Woche helfe ich in der Nachmittagsbetreuung für die Grundschülerinnen in Jamestown. Dort bekommen sie Sandwiches oder eine warme Mahlzeit als Mittagessen. Offiziell sind um die 100 Kinder angemeldet, es sind aber nicht alle da. In verschiedenen Räumen wird mit den Kindern gebastelt, gemalt, geschrieben und mit Spielzeugen gespielt, den kleinen wird oft vorgelesen. Von einem anderen Usiko-Projekt gab es einen Vortrag über die Bedeutung des Lernens und Disziplin, um möglichst frühzeitig die Vernachlässigung der Schule zu verhindern. Seit ein paar Wochen werden für ein Weihnachtskonzert Lieder, Tänze, Theaterstücke und Gedichte geprobt. Auf dem Hof spielen sie gerne mit Bällen, springen über Stöckchen, rennen über die Wiese oder spielen Klatschspiele. Die Mädchen spielen gerne mit meinen langen Haaren, freuen sich über körperliche Nähe und Aufmerksamkeit. Da sie so fasziniert von meinen Armbändern waren, habe ich mit ihnen Perlen aufgefädelt und sie konnten sich eigenen Schmuck machen. Für die Vorbereitung für das Konzert habe ich die Aufgabe übernommen, ein paar Kindern Gitarrengriffe beizubringen, um Jingle Bells zu begleiten. Zum Abschied sollen die Kinder beim Check-Out einer Betreuungsperson ihren Namen sagen und etwas, wofür sie an diesem Tag dankbar sind. Die Zeit mit den Kindern bringt immer viel Freude, gemeinsam laufen wir dann in die gleiche Richtung Hand in Hand nach Hause.