Im kleinen Dorf Okondjatu gibt es ein großes Müllproblem, welches von den Einheimischen jedoch
nicht als solches erkannt wird. Lediglich das deutsche Mülltrennungs-Herz blutet bei den von Müll
übersäten Flächen. Die wenigsten Haushalte sind im Besitz einer Mülltonne und so werden Plastik
und Glas achtlos in der Umgebung entsorgt. Dieser Umstand hält jedoch keinen davon ab barfuß
umherzulaufen. Man könnte jetzt vermuten, dass hier Schnittwunden und Verletzungen an den
Füßen zur Tagesordnung gehören – überraschenderweise sieht man dies gar nicht so häufig. Ist
man doch stolzer Besitzer einer Mülltonne (altes Ölfass), so kommt zumindest in unserer Straße und
an öffentlichen Orten einmal in der Woche die „Müllabfuhr“. Diese besteht aus zwei Männern, die zu
Fuß mit einem großen Sack in die Gärten wandern und die Mülltonnen in den Sack entleeren. Was
anschließend mit diesem Müll geschieht, liegt auf der Hand: Er wird, wie bei einem großen
Sonnwendfeuer verbrannt. Auch kleiner Plastikmüll wird beim Lagerfeuer gerne als
Brandbeschleuniger benutzt. Genießt man nichts ahnend das abendliche Feuer, kann es schon mal
passieren, dass der Nachbar von nebenan seine Schlachtabfälle in den Flammen entsorgt. So
schmerzlos wie hier mit Plastik- und Glasmüll umgegangen wird, so akribisch wird hier auch das
kleinste Metallstückchen aufbewahrt. Ob als Magneten im Schulunterricht, als Außenwand für die
Wellblechhütte oder als Weidezaun für ihr Vieh, Metall ist hier unfassbar viel wert. Alte
Matratzenfedern oder verrostete Kühlstäbe eines ausgedienten Kühlschranks werden gerne als
Hühnergatter verwendet. Trotz alledem sind die Menschen hier sehr einfallsreich bei dem Recycling
von alten Autoreifen und Plastikflaschen. In nahezu jedem Garten dekorieren wunderschöne
Blumentöpfe aus alten Autoreifen, welche bunt bemalt wurden, das Zuhause. Plastikflaschen
werden gerne aufgeschnitten und dienen anschließend als Blumenvasen. Die leider oft (vor allem
von uns) benötigten Wasserkanister bekommen in ihrem zweiten Leben die Funktion als
Gewächshaus für Jungpflanzen. Es ist faszinierend, wie kreativ die Einheimischen mit dem Material
umgehen, welches ihnen zur Verfügung steht. Bis ein Gegenstand endgültig entsorgt ist, wird er
multifunktional eingesetzt. Hiervon könnte sich unsere Wegwerfgesellschaft eine große Scheibe
abschneiden. Trotz alledem ist es uns deutschen Trennungskünstlern ein Anliegen, bei den Kindern
ein Bewusstsein für das Benutzen von Mülltonnen zu schaffen, damit sie sich beim Spielen nicht
verletzen. Deshalb haben wir im Kindergarten eine Müllsammelaktion geplant und uns dafür
eingesetzt, dass auf dem Gelände der Kirche und dem dazugehörigen Kindergarten eine Mülltonne
installiert wird.