Indonesien

Kenduri – ein Beispiel für soziales und religiöses Miteinander

Kenduri or selametan or kenduren (Jawa call for kenduri) is a Javanese ritual. Kenduri is a banquet for remembering something, requesting blessing, and other religious ceremonies.

Kenduri is usually a gathering of a community and is led by the oldest person or someone who has a religion knowledge. The gathering is usually solely for the male population. For women, this banquet give them a chance to socialise while they prepare a meal for the Kenduri.“

So zumindest beschreibt Wikipedia das Ritual. Doch so wie es an meiner Gastschule (SMA Kolese de Britto in Yogyakarta) durchgeführt wurde, umfasst diese Beschreibung nicht einmal einen Bruchteil des ganzen Ereignisses. (Zudem wurden Frauen hier auch nicht vom Ritual ausgeschlossen). Auch wenn es schwierig, wenn nicht sogar unmöglich, ist, diese ganz einzigartige Atmosphäre und dieses Zusammensein der besonderen Art wirklich in Worte zu fassen, möchte ich doch versuchen mit diesem Beitrag einen Einblick in diesen faszinierenden Moment zu geben.

Der Abend des Kenduris

Die Halle füllte sich schnell mit Schülern, Lehrern, Nachbarn, Angehörigen und so weiter. Innerhalb kürzester Zeit waren alle Plätze auf den Teppichen (welche in einer Runde zum Sitzen auf dem Boden verteilt waren) besetzt.
Zunächst stellten sich wichtige Personen (Schulleitung, etc.) in der Runde vor. Dann wurde eine kleine Box mit Süßigkeiten und eine Flasche Wasser an jede/n der Teilnehmenden verteilt. Auch erhielten alle Teilnehmenden eine Tüte mit Essen (je ein ganzes gebratenes Huhn mit Gemüse), welches sie mitnehmen konnten, und eine Box mit einer Mahlzeit (Gemüse, Reis, Hähnchen und Nachtisch) zum gemeinsamen Essen in der Runde.

Das Highlight des Abends bestand für mich jedoch in den Gebeten. Bevor gemeinsam gegessen wurde, versammelten sich eine kleine Gruppe von Schülern und ein Priester / Lehrer in der Mitte der Runde um feierliche Gerichte, wie Nasi tumpeng nusantara und sprachen Gebete. Das Besondere daran: Jedes Gebet lies sich einer anderen Glaubensrichtung zuordnen. Auf diese Weise waren alle Glaubensrichtungen der Schüler vertreten. Und das sind so einige! Es gab ein Gebet der katholischen Glaubensrichtung, ein allgemein christliches Gebet, ein islamisches Gebet und ein sundanesisches Gebet. (Normalerweise kommen auch noch ein buddhistisches und hinduistisches Gebet dazu, doch die zwei Repräsentanten aus der Schülerschaft waren an dem Abend leider verhindert).
Erst anschließend an die „interreligiösen Tischgebete“ wurde dann zusammen gegessen und soziale Kontakte geknüpft.

Unterschiedliche Menschen, verschiedener Glaubensrichtungen, Geschlechter und Altersgruppen, welche zusammen beten, essen und kommunizieren: vorbildhafter als beim Kenduri am SMA Kolese de Britto kann man soziales und religiöses Miteinander wohl kaum praktizieren.
Den ganzen Abend über herrschte eine ganz besondere Atmosphäre und ich bin mehr als dankbar, dieses besondere Ritual miterlebt haben zu dürfen.

PS:
Das Kenduri wurde am Kolese de Britto anlässlich der Kombination aus dem indonesischem Unabhängigkeitstag (17.08.) und dem Schulgeburtstag (19.08.) am Abend des 18. Augusts durchgeführt. Einer der Lehrer erzählte mir, dass das Ganze nicht nur für den Segen anlässlich des Geburtstages gedacht sei, sondern auch um eine gute Beziehung zur Nachbarschaft herzustellen. Auch wenn ich zu dem Zeitpunkt mir noch nicht viel darunter vorstellen konnte, kann ich im Nachhinein sagen, dass ich mir keine bessere Möglichkeit vorstellen könnte um ein gutes nachbarschaftliches (und soziales / interreligiöses) Verhältnis zu schaffen. Eine wundervolle Idee und etwas, was vielleicht so ähnlich auch dann und wann Einzug in deutsche Schule finden sollte, um den Kindern (vielleicht sogar ganz unbewusst) soziales Miteinander und (religiöse) Toleranz beizubringen und vorzuleben.