Kia ora aus Auckland!
Nach unserem 6-wöchigen Schulpraktikum können wir sagen – was für eine unglaubliche Zeit mit wundervollen Eindrücken!
Eingesetzt sind wir – Julia und Luisa – seit Anfang August an der schönen Green Bay High School in einem Randbezirk von Auckland. Untergebracht sind wir aber ein Örtchen weiter außerhalb von Auckland in Titirangi in einer eigenen kleinen Wohnung im schönen subtropischen Regenwald. Nach der zweitägigen Anreise aus Deutschland haben wir ebendiesen als allererstes erkundet und sind auf unserer Joggingrunde nicht nur durch die grünen Wälder gelaufen, sondern haben auch den Strand vor unserer Haustüre inspiziert. Selbst im Winter kann man mit einer etwas dickeren Jacke Strandspaziergänge unternehmen und sogar blühende Pflanzen bestaunen. Am nächsten Tag stand auch schon unser erster Schultag bevor. Die Betreuung an dieser Schule übernimmt eine wunderbare Deutschlehrerin Nicole, die selbst Deutsche ist, und ihr ganzes Herzblut in die Schule und das Unterrichten steckt. Zu Beginn wurden wir in der Schule gemeinsam mit den anderen 4 Referendaren herumgeführt, um uns mit dem Schul-Campus vertraut zu machen. Das Gelände ist recht weitläufig und ist je nach Fachrichtung in verschiedene Blocks aufgeteilt. So gibt es neben den altbekannten Schulfächern wie Englisch und Mathe auch eigene Gebäudeteile für das Unterrichtsfach Kochen, Fashion & Design, ein eigenes Tanzstudio oder ein Tonstudio für die Aufnahme von eigenen Songs der Schüler. In der Mittagspause am Proberaum der Schulbands vorbeizulaufen, wurde mit einem sehr coolen Rock-Erlebnis belohnt 😉
Wir wurden ganz herzlich und als vollwertiges Lehrer-Mitglied an der Schule aufgenommen.
Ein gewöhnlicher Schultag sah für uns beide dann so aus, dass wir beide im Team-Teaching in jeweils zwei Deutschkursen unterrichten durften und zum Hospitieren in unseren Fachrichtungen eingesetzt waren (Julia: Sport, Luisa: Biologie). Auch am Maoriunterricht durften wir teilnehmen. Ein Schultag besteht aus 5 Schulstunden à 1h mit einer Interval-Pause und einer Mittagspause. Ein Schultag ging also bis 15:15. Auch der Deutschunterricht ist nicht mit dem klassischen Fremdsprachenunterricht wie in Deutschland zu vergleichen. Hier wird super viel Fokus auf Abwechslung gelegt. So haben wir im Deutschunterricht nicht nur einmal Kaiserschmarrn zubereitet, Milchreis oder Rote Grütze gekocht, sondern haben verschiedene Sportarten zum Vokabeln Lernen an der frischen Luft ausprobiert.
Allgemein ist die Art und Weise des Unterrichtens und Lernens eine ganz andere. Zum einen gibt es hier keine Hausaufgaben. Alles, was an Schularbeiten gemacht wird, wird im Unterricht direkt erledigt. Gerade in der Unter- und Mittelstufe werden auch kaum Tests abgelegt und wenn, dann sind diese so einfach gestaltet, dass man diese mit der Anwesenheit in den Vorstunden und ohne Lerneinheiten zuhause bestehen kann. Es wird eher auf Softskills als auf Fachwissen wert gelegt. Wichtiger ist hier vielmehr den respektvollen Umgang mit seinen Mitmenschen zu erlernen und das eigenständige Arbeiten und Problemlösevermögen herauszubilden. In Sachen Digitalisierung hat uns Neuseeland einiges voraus. Smartboards sind hier schon wieder veraltet bzw. sind gescheitert aufgrund von mangelnder Nutzung. Alle Schüler bringen einen Schul-Laptop mit und arbeiten extrem viel eigenständig. Frontal wird hier nur sehr wenig unterrichtet. Meistens arbeiten die Schüler/-innen für sich oder in Partner- oder Kleingruppenarbeit am Laptop. Wie man Präsentationen mit PowerPoint erstellt, lernt man schon in der Grundschule.
Julia Sport: Das Sportdepartment an der GBHS besteht aus lauter lieben motivierten Sportlehrern. Auch bei ihnen wurde ich sehr herzlich aufgenommen und integriert. Durch deren lockere und freundliche Art habe ich mich von Tag eins sehr wohlgefühlt. Das Sportangebot ist hier sehr groß- von Netball, Surfen, Skifahren, Fitnesseinheiten- alles ist dabei. Neben dem praktischen Sport wird hier auch sehr viel Wert auf das theoretische Wissen gelegt. Zum einen gibt es neben dem Sportunterricht Healthclasses, in denen die Kinder trainingswissenschaftliche und sportbiologische Themen lernen und zum anderen wird auf dieses Wissen immer wieder in den praktischen Trainingseinheiten hingewiesen.
Besonders toll finde ich, dass sehr viele Sportlehrer selbst am Sportunterricht teilnehmen. Auch ich sportelte in den Stunden mit den Schülern, was mir super viel Freude bereitet hat.
Luisa Science: Ich war neben der 9. und 12. Klasse im Deutsch-Unterricht, in einer 10. Klasse im Maori-Unterricht, einer 9. Klasse im Science-Unterricht und einer 9.Klasse in einem Schulfach namens Forensic eingesetzt. Letzteres ist ein Wahlfach, in dem die Schüler*innen ganz viel praktisch im Labor arbeiten dürfen, wie zum Beispiel Fingerabdrücke analysieren, Gewebe und Stoffe mikroskopieren oder Schuhabdrücke nehmen durften, um den Täter eines erfundenen Verbrechens zu finden.
Einen Tag in der Woche durften wir auch die Primary School (Klassen 0 bis 6) besuchen, wobei wir meistens in der 6.Klasse bei einer weiteren höchst engagierten und liebevollen deutschen Lehrerin Anja eingesetzt waren. An diesem wöchentlichen Besuch haben wir auch selbst Sportspiele oder Deutsch-Lerneinheiten mit den Schüler*innen durchführen dürfen. Jeder Mittwoch an der Primary School war eine Überraschung! Von einem Speech Contest, über ein Field Hockey Turnier bis hin zum Bananenbrot backen (selbst geerntete aus dem Schulgarten!) war hier alles dabei.
Ein weiteres Highlight unserer Schulzeit war der Snow Trip nach Whakapapa in ein Skigebiet (auf einem Vulkan) mit dem Sports Department. Hier durften wir gemeinsam mit den Sportlehrern die 12. Klasse auf einem zweitägigen Snow-Board und Ski Kurs begleiten und anlernen. Das Ziel war es, alle Schüler*innen heil den Berg runterzubekommen – mission accomplished!
An den Wochenenden haben wir viele Ausflüge in der Region um Auckland und in der Stadt selbst unternommen. An einem Wochenende sind wir mit einem Intercity Bus nach Rotorua gefahren, eine berühmte geothermal aktive Region. Dort haben wir nicht nur die Hochschule für Maori Handwerke besucht, sondern haben auch unseren ersten Kiwi in einer Zucht- und Auffangstation gesichtet! Ansonsten haben wir Auckland an Land und auf dem Meer erkundet. Wir haben Delfine und Wale gesichtet, Waiheke Island mit einem wunderschönen Strand besucht oder waren in einer kleinen, aber feinen Mall shoppen. You can have it all! Das volle Paket mit Natur und Wanderungen hin zu dem „verhältnismäßig kleinen“ (im Vergleich zum europäischen) Großstadtleben. [Ja, klingt wie Werbung… aber soll auch Werbung sein ;-)] Nicht nur die Landschaft hat uns begeistert… auf unserer bisherigen Reise haben wir auch viele inspirierende Menschen kennengelernt, die wir sehr vermissen werden und in unser Herz geschlossen haben.
Wir sind absolut begeistert von unserer Neuseelandreise und können es selbst oft gar nicht glauben, was für ein Glück wir haben, dass wir gemeinsam an diese tolle Schule gekommen sind und so tolle Menschen kennengelernt haben, die uns so eine unvergessliche Zeit bereitet haben. Danke an die beiden Lehrerinnen Nicole und Anja – eure Art zu Unterrichten hat uns sehr inspiriert und wir hoffen, dass wir in unserer Zeit als Lehrerinnen genauso performen wie ihr! Danke auch an den BLLV für die Organisation und dass ihr uns gemeinsam an die Schule geschickt habt. Neben den ganzen tollen Erfahrungen haben wir nämlich auch eine neue super Freundin auf der Rückreise nach Deutschland im Gepäck!