Nun ist schon fast die Hälfte meiner Zeit hier vergangen und zugleich fühlt es sich an wie ein einziger Wimpernschlag. „Pura Vida!“ würden die Einheimischen hier nun sagen und Recht haben sie, denn gerade nach der Pandemie sollte man jede Sekunde auf vollste auskosten und genießen. Und genau das tun wir hier auch während unserer Zeit im wunderschönen Costa Rica!
Gastfamilie – Emilia & Luis
Während unserem Aufenthalt in Santa Ana sind wir bei einer sehr herzlichen und liebevollen Gastfamilie untergebracht. Emilia und Luis sind ein älteres Ehepaar, das uns schon am ersten Tag erklärt hat, dass wir für sie jetzt wie ihre Enkelkinder sind. Sie haben selbst 4 Kinder und schon einige Enkelkinder, die uns genauso herzlich empfangen und willkommen geheißen haben. Emi kümmert sich um Frühstück, Mittagessen und Abendessen und würde uns am liebsten rund um die Uhr verwöhnen. Das Essen ist sehr abwechslungsreich und lecker und (zum Glück) auch gut für Vegetarier geeignet, da grundsätzlich immer Reis, Bohnen und Gemüse bereitstehen 😉
Die Familie wohnt in einer Art „Gated Community“, in der auch wir uns sehr wohl und sicher fühlen. Das Haus ist circa eine halbe Stunde zu Fuß von der Schule entfernt, Emi hätte uns aber auch angeboten, uns dorthin zu fahren. Die Vermittlung erfolgte seitens der Schule leider sehr unorganisiert und spontan (wo wir wieder beim Lieblingswort der Ticos sind: „Pura Vida!“), Emi und Luis wurden erst einen Tag bevor wir ankamen gefragt ob sie jemanden bei sich aufnehmen könnten. Sehr spontan haben sie also ihre Wohnung umgeräumt und das Wohnzimmer ins Schlafzimmer integriert, sodass wir sogar beide ein eigenes Zimmer haben.
Franz-Liszt-Schule
Unter der Woche spielt sich der Großteil unseres Tages in der Schule ab. Die Franz-Liszt-Schule ist eine Gesamtschule, was bedeutet, dass von der Vorschule bis zur elften Klasse alles dabei ist. Da jede Klassenstufe nur einzügig ist, passen alle Klassen gemeinsam in das kleine aber gemütliche Schulhaus, und es herrscht auch klassenübergreifend ein verstärktes Gemeinschaftsgefühl. Zwischen 7:30 und 14:00 haben alle Klassenstufen Unterricht, der von 2 kurzen Pausen von jeweils 10 Minuten unterbrochen wird. Pro Klasse sind zwischen 8 und 24 Kinder, wodurch der Unterricht sehr angenehm und persönlich gestaltet werden kann. Durch die kleinen Klassen ist auch der Klassenzusammenhalt deutlich stärker und enger als bei uns in Deutschland. Dennoch wird dieser Vorteil von den Lehrkräften eher selten genutzt, und die meisten halten sich weiterhin an Frontalunterricht auf Basis des Schulbuches.
Ein Klassenlehrersystem gibt es hier leider nicht, was bedeutet, dass für jedes Fach ein(e) neue Lehrer(in) in die Klasse kommt, und typische Organisationsstunden (z.B. zum Einführen von Lernstrategien etc.), wie man sie bei uns in Deutschland häufig sieht, komplett wegfallen, da keiner der Lehrkräfte seine Stunde dafür „opfert“. Leider gib es für die Lehrkräfte auch keinerlei Raum zum Austausch, was sich vor Allem bei den Sprachen in Dopplungen zeigt. In der ersten Klasse zum Beispiel machen sie sowohl in Spanisch, als auch in Deutsch und Englisch sehr ähnliche Schreib-, Lese- und Nachspurübungen, da die Lehrkräfte sich nicht gegenseitig austauschen. Leider wird auch die Vorschule, die sich ja direkt auf dem gleichen Gelände befindet, nicht in den Anfangsunterricht der ersten Klasse mit einbezogen, sodass die Lehrkräfte sich häufig beschweren, dass die Erzieher(innen) der Vorschule unzureichende und falsche Übungen machen.
Um 14:00 haben die Kinder dann noch eine Stunde Chor, Orchester oder Percussion, das hängt davon ab welches Instrument sie spielen. Während unserer Zeit hier haben wir beide am Chor teilgenommen, was eine sehr tolle und schöne Erfahrung war. Generell wird in der Schule sehr viel Wert auf die musikalische Erziehung , und jedes Kind spielt schon seit der Vorschule ein Instrument. Für Einzelunterricht werden die Kinder dann einzeln aus den Klassen geholt.
Wir selbst werden in der Schule häufig sehr spontan als Vertretungskräfte in den Klassen eingesetzt, wo gerade Not am Mann ist. Dort halten wir dann den (meistens) zuvor geplanten Unterricht der erkrankten Lehrkraft oder auch mal spontan eigene Stunden. Neben dem Beisitzen im restlichen Unterricht (wobei wir relativ frei wählen können in welcher Klasse wir zuschauen wollen) wurden uns auch verschiedene Kinder, die erst später auf die Schule gekommen sind, zur Einzelförderung in Deutsch zugewiesen.
Land und Leute
Costa Rica ist ein sehr facettenreiches und vielfältiges Land. Ob Vulkane, Berge, Strand oder Wasserfälle, alles ist mit dabei. Zum Reisen nutzen wir die Wochenenden und auch die Zeit vor/nach dem Praktikum, wodurch wir das Land bereits relativ weitläufig erkunden konnten. Allerdings muss man sich bewusst sein, dass das Reisen im Land, obwohl es auf der Landkarte ach so klein erscheint, mit dem Bus meist sehr langwierig und anstrengend ist, da die Straßenverbindungen nicht die Besten sind.
Die Einheimischen hier sind wahnsinnig hilfsbereit und nett, auch wenn man als Frau doch manchmal vom hier üblichen (aber weniger werdenden) „Machismo“ überrollt wird. Da hilft meistens nur ignorieren und sich nicht zu sehr aufregen, denn meistens meinen es die Leute gar nicht böse, sondern sind kulturell einfach so aufgewachsen und möchten einem damit ein Kompliment machen.
Sonstige Tipps
In Santa Ana gibt es einen Sportverein der ein breites Band an kostenlosen Aktivitäten (Zumba, Basketball, Rollschuhfahren etc.) anbietet. Auch verschiedene Fitnessstudios (z.B. BodyLine) bieten Zumba Stunden zu einem kleinen Preis (3 Euro) an.
Unbedingt sollte man hier soviel heimisches Obst und Gemüse wir möglich probieren! Viele Obstsorten kannten wir nicht einmal (Tamarindo, Guanabana, Wasserapfel), was es noch spannender macht sich durchzuprobieren 😉
Da die Busse teilweise Kurzstrecken nur mäßig abdecken sind wir hier sehr viel mit den Fahrdiensten „Uber“ oder „Didi“ vorangekommen. Zudem kann man mit den Fahrer(inne)n meist nett reden und sie geben einem auch gerne Tipps und Ratschläge.
Liebe Grüße aus dem sonnigen Costa Rica und Pura Vida!
Sabine