Musha,  Ruanda

Nachklang eines Abenteuers – Ruanda 2025

Nach meiner Zeit an der ETSK Highschool (siehe Vorbericht: „falscher“ Zeitpunkt im Schuljahr) habe ich schließlich gemeinsam mit Patricia auch in der Vorschule von INEZA mitgearbeitet. Das war rückblickend eine sehr wertvolle Entscheidung, da ich so zwei unterschiedliche Bildungseinrichtungen kennenlernen durfte: die öffentliche Highschool und die private Vorschule.

Während die Highschool sehr theorielastig und stark von Vorgaben der Regierung geprägt ist, liegt der Fokus in INEZA deutlich stärker auf dem spielerischen Lernen und auf dem sozialen Miteinander. Die Kinder sind dort in drei Gruppen aufgeteilt – Baby Class, Middle Class und Tall Class – also im Alter von etwa drei bis fünf Jahren. Der Unterricht findet zwar auf Englisch statt, doch auch hier zeigt sich ein bekanntes Muster: Vieles wird auswendig gelernt, ohne dass die Kinder wirklich verstehen, was sie sagen. Das ist zum Teil dem Alter geschuldet, aber mit Blick auf das Lehrsystem in der Highschool leider auch ein Spiegel des ruandischen Bildungssystems insgesamt.

Besonders schön war es aber zu sehen, wie viel Raum die Kinder für Spiel, Bewegung und gemeinsames Erleben bekommen. Der kleine Spielplatz auf dem Gelände der Vorschule, mit Blick auf die hügelige Landschaft Ruandas, wurde schnell zu unserem Lieblingsort. Dort haben wir viel Zeit mit den Kindern verbracht, gespielt, gesungen und gelacht – Momente, die definitiv in unserer Erinnerung bleiben werden.

Ein echtes Highlight war schließlich noch die Graduation Party zum Ende des Schuljahres, die sehr feierlich von der Vorschule zelebriert wurde – so wie jedes gesellschaftliche Ereignis hier (P. S. wir wurden nämlich auch zu jeder erdenklichen Feierlichkeit eingeladen: von Schulpartys, über Taufen, bis hin zur Hochzeit war alles dabei). Die Kinder hatten dafür wochenlang geübt und eine kleine „Modeshow“ mit Catwalk, traditionellen Tänzen und Liedern vorbereitet. Zum Schluss bekamen die Absolvent:innen Krönchen und farbenfrohe Roben – ein wunderschöner und emotionaler Moment, der gleichzeitig auch unseren eigenen Abschied markierte.

Rückblickend war dieses Praktikum in vielerlei Hinsicht bereichernd. Vielleicht haben wir fachlich und pädagogisch nicht unbedingt wahnsinnig viel Neues gelernt, dafür aber umso mehr auf persönlicher und zwischenmenschlicher Ebene. Wir haben erlebt, wie unterschiedlich Bildung funktionieren kann und wie viel Geduld, Flexibilität und Offenheit es manchmal braucht, um sich auf neue Strukturen einzulassen. Die Zeit hier hat uns gezeigt, dass Lernen weit über Unterricht und Lehrpläne hinausgeht und dass Begegnungen, kleine Gesten und gemeinsames Lachen oft die wertvollsten Erfahrungen sind.

Die Wochen in Ruanda waren nicht immer einfach, manches lief anders als erwartet und hat uns auch mal an unsere Grenzen gebracht. Trotzdem überwiegt am Ende die Dankbarkeit. Ich bin sehr froh, diese Erfahrung gemacht zu haben, da sie meinen Blick auf Bildung, auf das Leben und auf mich selbst verändert hat.

Besonders wertvoll war, dass ich das alles nicht allein, sondern gemeinsam mit Patricia erleben durfte. Wir haben zusammen gelernt, improvisiert, gelacht und uns gegenseitig motiviert – und aus einer zufälligen Praktikumszuteilung ist eine echte Freundschaft entstanden.