Mongolei

Сайн байна уу? Сайхан Монгол орон – Hallo schöne Mongolei!

Mein allererster Eindruck von der Mongolei war genauso wie ich es mir vorgestellt habe. Schon vom Flugzeug aus konnte ich die endlose hügelige Landschaft bewundern. Auch die Fahrt vom Flughafen zur Gastfamilie vorbei an Jurten und Vieherden war sehr schön, zumindest bis zu dem Zeitpunkt als im Tal eine graue Smog-Decke aufgetaucht ist und der Fahrer mir erklärt hat, dass darunter die Hauptstadt liegt.

Ich muss aber zugeben: An dem Tag sah es auch schlimmer aus als an allen anderen, denn man hat wirklich gar nichts außer dem Smog gesehen. Mittlerweile ist es schon wärmer und es wird nicht mehr so viel geheizt, daher ist die Luftqualität auch viel besser. Ein Großteil der Bevölkerung lebt im sogenannten Jurtenviertel. In den Jurten wird mit Kohle geheizt, der Hauptgrund für die starke Verschmutzung.

Weil ich ehrlich gesagt selbst nicht viel über die Mongolei wusste, will ich hier erstmal ein paar wichtige Fakten nennen, bevor ich mehr über die Schule, die Kultur und die Sehenswürdigkeiten erzähle. Wenn ich vor meiner Reise an die Mongolei gedacht habe, sind mir die Schlagworte Dschingis Khan, Pferde und endlose Weite in den Sinn gekommen. Die Mongolei ist aber mehr als nur das. Sie ist das am dünnsten besiedelte Land der Welt. Obwohl sie circa vier bis fünfmal so groß ist wie Deutschland, leben dort nur so viele Menschen wie in Berlin (3 Mio.). Davon leben mehr als 40 Prozent in Ulan Bator – der kältesten Hauptstadt der Welt. Als ich hier Anfang Februar angekommen bin, hatte es selbst tagsüber teilweise -20 bis -30 Grad. Mittlerweile (Mitte März) hat es tagsüber bis zu 10 Grad plus. Außerdem ist die Mongolei auch als Land der Pferde bekannt, da es mehr Pferde als Menschen gibt. Ein weiterer Fakt zu den Tieren ist, dass es hier die weltweit größte Population an Kamelen (mit zwei Höckern) gibt. Landschaftlich ist die Mongolei sehr vielfältig, mit viel Steppe, dem Altai-Gebirge im Westen und der Wüste Gobi im Süden. Ein großer Teil der Bevölkerung lebt weiterhin als Nomaden. Immer wieder sieht man Jurten und Viehherden. Die Traditionen der Nomaden spiegeln sich auch teilweise im Alltag der Mongolen, die in der Stadt leben, wider. Aber dazu später mehr. Als letztes noch kurz etwas zur politischen Situation der Mongolei: 1911 erlangte sie die Unabhängigkeit und seit 1990 ist sie ein demokratischer Staat.

Als nächstes möchte ich die Schule vorstellen. Die deutsche Schule in Ulan Bator ist eine Privatschule. Es ist eine Gesamtschule und die Schüler können hier ab der ersten Klasse Deutsch lernen. Viele Eltern haben sich für die Schule entschieden, damit ihre Kinder später in Deutschland studieren und arbeiten können. Die Grundschule geht bis zur fünften Klasse und neben Deutsch, Englisch und den „Standardfächern“ wie Mathe und Kunst wird auch Mongolisch unterrichtet. Und zwar sowohl das moderne Mongolisch als auch das alte, welches wieder andere Schriftzeichen als das kyrillische Alphabet hat. Die Schüler lernen also nicht nur mehrere Sprachen, sondern auch drei verschiedene Schriften. Ansonsten ist vieles ähnlich zu den Schulen in Deutschland, es gibt aber auch einige Unterschiede. Eine Schulstunde dauert z.B. nur 35 Minuten und zwischen den Stunden sind immer fünf Minuten Pause. Dafür gibt es aber außer der Mittagspause keine längeren Pausen. Der Unterricht beginnt um neun Uhr und endet für die Schüler in der Regel spätestens um drei Uhr. In der Mensa gibt es jeden Tag ein Fleischgericht (in der Mongolei gibt es kaum Vegetarier). Neben der Mensa gibt es noch mehrere Lehrerzimmer, einen Musiksaal, Gruppenräume und natürlich Klassenzimmer. Leider gibt es keine Sporthalle, weswegen der Sportunterricht an einer anderen Schule stattfindet.

Eine Besonderheit ist der Sprachenunterricht. Er findet meist in Kleingruppen statt und die Gruppen werden nach Sprachniveau eingeteilt, also zum Teil auch klassenstufenübergreifend. Die Klassenzimmer sind vielleicht nicht ganz so gut ausgestattet, wie man es von einigen Schulen in Deutschland kennt. Man hat aber alles, was man braucht. Es gibt z.B. keine Dokumentenkameras oder nur wenige Beamer für die gesamte Schule. Auch wenn man einen CD-Player braucht, muss man einen aus dem Lehrerzimmer mitnehmen, aber das ist kein Problem. Außerdem gibt es in jedem Klassenzimmer einen Wasserspender, weil man das Leitungswasser hier nicht trinken kann.

Die Kinder und die Lehrer sind alle sehr nett und respektvoll. Ich wurde gleich am ersten Tag herzlich von den Deutschlehrern aufgenommen. Hier hat jede „Abteilung“ ihr eigenes Lehrerzimmer. Die Lehrer arbeiten jeden Tag von 8:30 bis mindestens 16:30, teilweise auch länger. Anders als bei uns müssen sie auch in den Ferien kommen und arbeiten. Das habe ich auch in meiner ersten Praktikumswoche erlebt, da wegen Corona die Ferien um eine Woche verlängert wurden. Wir waren trotzdem an der Schule und haben Unterricht vorbereitet. Ich habe auch ein paar Schülern Nachhilfe für die anstehende DSD1-Prüfung gegeben. So konnte ich auch schon einige von ihnen kennenlernen. Eine Besonderheit ist, dass man hier von den Schülern nicht mit dem Nachnamen, sondern mit dem Vornamen angesprochen wird, also z.B. Frau Lina.

Der erste richtige Schultag war ein besonderer Tag, denn alle haben anlässlich des Tsaagan Sar (mongolisches Neujahrsfest, welches zwei Tage vor meiner Ankunft stattfand) Dheels (traditionelle Kleidung) getragen und traditionelle Spiele gespielt. Als Spielsteine dienen die Knöchel von Ziegen und Schafen und es gibt etliche verschiedene Spielarten. Eine davon ist auf dem Foto erkennbar. Dazu sitzen alle im Kreis und die Knöchel liegen in der Mitte. Der Erste wirft eine Kette, versucht einige Knöchel beiseitezuschieben und die Kette wieder zu fangen. Hat man das geschafft, wirft man die Kette nochmal, versucht möglichst viele der beiseitegeschobenen Steine zu greifen und die Kette wieder zu fangen. Wer zum Schluss die meisten Knöchel hat gewinnt.

Ich hatte außerdem das Glück, dass meine Gastfamilie das Tsaagan Sar Fest wegen einem Krankheitsfall nachgefeiert hat und ich es miterleben konnte. Wir sind zu den Großeltern gefahren, denn hier ist es immer so, dass die Jüngeren zu den Älteren kommen. Als erstes gibt es ein besonderes Begrüßungsritual: die Älteren haben die Arme angewinkelt mit einem Schal darüber und die Jüngeren legen ihre Arme darunter und man gibt sich links und rechts einen Kuss auf die Wange und sagt einen bestimmten Satz auf Mongolisch.

Danach gab es erstmal Milchtee, eine Spezialität hier. Er kann unterschiedlich zubereitet werden, manchmal wird z.B. Fleisch oder Reis darin gekocht, was natürlich den Geschmack verändert. Dazu gab es Fleischsuppe, als Snack gekochtes Fleisch und ein weiteres spezielles Getränk: Nermel bzw. Mongol Arkhi, selbstgebrannter Schnaps, den man zuhause selbst aus Milch herstellt. Er ist nicht besonders stark und ich fand es hat wie Obstler mit Wasser geschmeckt. Danach wurden noch ein paar Spiele gespielt, um die Zeit bis zum Hauptgericht zu überbrücken. Das waren Buuz (mit Fleisch gefüllte Teigtaschen), die immer an Tsaagan Sar gegessen werden. In der Mongolei wird hauptsächlich Fleisch gegessen, wie man sieht. Das hängt noch mit der Nomadenkultur zusammen, die Essgewohnheiten sind noch stark davon geprägt. Normalerweise essen die Mongolen mindestens zweimal am Tag ein Fleischgericht. Das ist dann meistens Fleisch mit Reis oder Kartoffeln und Karotten oder Fleischsuppe oder auch Spezialitäten wie z.B. Buuz, Bansch (kleinere Teigtaschen) oder Hoshuur (frittierte Teigtaschen). Das ist schon sehr gewöhnungsbedürftig, wenn man sonst wenig Fleisch isst. Allerdings braucht man auch kein schlechtes Gewissen haben, denn Massentierhaltung existiert hier nicht. Alles was auf dem Teller landet hat vorher ein Leben lang seine Freiheit genossen.

Ich hatte auch das Glück, in einer Jurte zu schlafen. Das sollte man unbedingt machen, wenn man schon in der Mongolei ist. Aber auch hier gibt es einige Regeln zu beachten: ich bin beispielsweise zwischen den beiden Pfeilern durchgegangen und habe dann gleich gelernt, dass man das nicht darf. Außerdem darf man nicht auf die Türschwelle treten und in der Regel sind die Gäste immer auf der linken Seite. In einer Jurte zu schlafen ist wirklich ein tolles Erlebnis und es ist auch trotz der kalten Temperaturen in der Nacht sehr warm, wenn der kleine Ofen mit Kohle das Zelt aufwärmt.

Es gibt zwar keinen Käse, dafür aber viele andere Milchprodukte, was ebenfalls mit der Nomadenkultur zusammenhängt. Airag (vergorene Stutenmilch) ist das Nationalgetränk. Ich habe bisher nur vergorene Kamelmilch getrunken, aber das soll wohl so ähnlich wie die Stutenmilch schmecken. Es schmeckt ein bisschen wie Buttermilch aber etwas schärfer und saurer. Eine anderes Milchprodukt, welches als Süßigkeit gegessen wird, ist Aaruul (sozusagen getrocknete Milchstückchen).

Neben den Essgewohnheiten gibt es noch andere spezielle Sitten. Ich war z.B. etwas überrascht als meine Familie bei der Tsaagan Sar direkt nachdem die Geschenke verteilt wurden gegangen ist. Später habe ich aber gelernt, dass das Geschenkeverteilen durch den Gastgeber quasi die Aufforderung zum Gehen ist. Oder was auch ganz wichtig ist: man gibt sich kurz die Hand, wenn man jemandem versehentlich auf den Fuß tritt. Außerdem überreicht man Dinge oder Essen meist mit der rechten Hand.

Auch wenn ich es außerhalb der Stadt viel schöner finde, gibt es auch hier ein paar sehenswerte Orte: den Sukhbaataar Platz, das Zentrum der Stadt; das Nationalmuseum; das Zaisan-Denkmal; den Winterpalast; das Beatles-Monument und das Ghandan-Kloster mit einer riesigen Buddha-Statue. Wenn man direkt von der Stadt in die Natur will, empfiehlt sich Bogd Khan Uul, das älteste Schutzgebiet der Welt im Süden der Stadt.

Die Mongolei ist wirklich ein wunderbares Land. Die Menschen sind sehr gastfreundlich und die Natur ist wunderschön und weitläufig. Auch wenn es vielleicht nicht das erste Land ist, an das man als Reiseziel denkt, kann ich es nur empfehlen. Vor allem für Reiter ist das Land der Pferde wunderbar geeignet, um vom Pferderücken aus entdeckt zu werden. Im Sommer findet hier auch der Great Mongolian Ride statt, ein großer Wohltätigkeitsritt einmal quer durch die Mongolei. Weitere Infos unter: https://saraas-horse-trek-mongolia.com/

Insgesamt kann ich es wirklich nur empfehlen, jede freie Minute außerhalb der Stadt zu verbringen, denn die Natur in der Mongolei ist wirklich faszinierend und man kann dem extremen Verkehr und der Luftverschmutzung entkommen. Man wird außerhalb der Stadt auch höchstwahrscheinlich mehr Tieren als Menschen begegnen, denn die Viehherden laufen überall frei herum. Ich war zum Beispiel wandern, habe ein Adlerfest besucht, bin in einen Nationalpark gefahren und habe eine Reise in den Norden gemacht. Diese Reise hat Byamba von https://mongolei-reise.de/ organisiert. Mit ihr werden wir auch noch eine weitere Reise in die Gobi-Wüste machen. Wer sich für die Ausflüge außerhalb der Stadt interessiert, sollte unbedingt Johannas Blogeintrag lesen.