Für den bereits seit Wochen geplanten „Tag des Wassers“ wollen die Lehrkräfte mit allen Jahrgansstufen an einen See fahren, um das Umweltbewusstsein der Kinder zu fördern. Leider muss die Exkursion kurzfristig abgesagt werden, weil es einfach nicht aufhören will zu regnen. Viele Schüler*innen sind traurig und auch den Lehrkräften steht die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Es muss ein Ersatzplan her und deshalb entscheidet die Rektorin kurzerhand den Projekttag in die Ruka, das traditionelle Haus der Mapuche, zu verlegen. Nach der Mittagspause bringen deswegen alle Lehrkräfte ihre Klassen in die nahegelegene Ruka, die sich schnell füllt, während der Hausmeister eilig zusätzliche Stühle und Tische für die knapp 90 Personen sucht. Endlich hat jede*r einen Platz gefunden und nach einer kurzen Ansprache der Rektorin kann der eigentliche Projekttag losgehen. María Isabell erzählt von den schrecklichen Dürren in Chile, die aufgrund des Klimawandels zugenommen haben. Außerdem spricht sie über den exzessiven Wasserverbrauch durch Landwirtschaft und Bergbau, der schon ganze Flüsse und Seen zum Austrocknen gebracht habe. Für Bürger*innen und Kleinbauer*innen sei das ein riesiges Problem, denn ihnen fehle nicht nur eine wichtige Lebensgrundlage, sondern auch die Mittel sich rechtlich gegen die großen Betriebe durchzusetzen. Die noch aus der Militärdiktatur stammende Verfassung garantiert lukrativen Unternehmen den kostenlosen und unbegrenzten Zugriff auf Wasser. Das geht sogar so weit, dass der Staat den Eigentümer*innen der Wasserrechte viel Geld zahlen muss, um Tankwägen mit Wasser zur Versorgung der Bürger*innen zu füllen. In einem Referendum soll die Bevölkerung über eine neue Verfassung abstimmen, die Wasser zum Gemeinschaftsgut erklären und dessen Privatisierung verbieten soll. Unternehmen müssten dann für die Wassernutzung zahlen. So will die chilenische Regierung die Versorgung der Bevölkerung sichern, aber auch den Export von wichtigen Gütern wie Bodenschätze, Avocados und Zitrusfrüchten aufrechterhalten.
Anschließend erklärt Lehrer Adrian den Stellenwert des Wassers für die Mapuche. Für das indigene Volk sei Wasser ein wichtiges Element, denn es wird mit spirituellen Stätten, der Reinigung des Geistes und der Existenz von Leben in Verbindung gebracht. Adrian betont immer wieder, dass man den Wert sogar an der Zusammensetzung des Namens erkennen könne, denn Mapuche bedeutet auf Mapudungun „Menschen der Erde“. Dabei steht Mapu für Erde und Che für Menschen. Nach Adrians Vortrag bittet die Rektorin mich ein paar Worte zur Wassersituation in Deutschland zu sagen. Alle hören gespannt zu und einige Kolleg*innen stellen Fragen.
Zum Schluss sollen die Schüler*innen noch aktiv werden und ihre Gedanken zum Thema Wasser äußern. Die Eindrücke der Stadt- und Landkinder unterscheiden sich sehr. Eines haben sie jedoch gemeinsam: Die Schüler*innen wünschen sich Veränderung und eine gerechtere Verteilung des Wassers.