Usiko
Das erste Wort Afrikaans, dass ich bei meiner Ankunft in Südafrika verstanden habe, war “lekker“. Hier wird das ähnlich zu dem deutschen Wort „Lecker“ in jeglichen Kontext verwendet. Schon bei meiner Ankunft wurde ich mit offenen Armen empfangen. Jeder gibt einem das Gefühl, herzlich willkommen zu sein. Gleich an meinem nächsten Tag durfte ich mit in ein Wilderness Camp. Diese Camps werden das ganze Jahr über von Usiko, einer NPO, durchgeführt. Das gesamte Usiko-Team besteht aus so passionierten Menschen, die einem sofort das Gefühl geben, ein Teil von Ihnen zu sein und gebraucht zu werden.
Die Wilderness Camps sind einzigartig und prägen die Teilnehmer*innen einschließlich mir wahrscheinlich ihr Leben lang. Die Kinder stammen meist aus ärmeren Familien und haben keine einfache Kindheit. Gewalt in der Familie, finanzielle Sorgen und eine unsichere Zukunft prägen die Kinder. Wenn diese in den Camps ankommen, werden sie einzeln barfuß und mit verbundenen Augen in den Circle geführt. Umgeben von Gesang, Getrommel und einem einzigartigen Kräuterduft, der von einem Feuer in der Mitte erzeugt wird, sind die Teilnehmer*innen sich selbst überlassen und sollen so frei von ihren Sorgen und Gedanken werden. Ich bin mir sicher, ich war genauso überwältigt und gespannt wie die Kinder auf das weitere Vorgehen. Nachdem ihnen die Augenbinden abgenommen wurden, wurden sie mit persönlichen Fragen konfrontiert.
Ich könnte unzählige Seiten über das Projekt schreiben, welches die Peers unterstützt ihr Potenzial und das „Geschenk des Lebens“ zu nutzen. Jedoch finde ich, dass man schon durch den Einstieg in das Projekt ein Gefühl davon bekommt, was für eine prägende Erfahrung die Peers hier erwartet. Die Kinder erfahren nicht nur mehr über sich selbst, über Teambuilding, Life skills, sondern bekommen auch ein Bewusstsein für die Natur. Das Projekt verändert definitiv ihr Leben und ich bin unglaublich dankbar, dass ich auch die Chance bekommen habe daran teilzunehmen.
Neben dem Usiko Projekt, bei ich mithelfen darf bei: Programmen für Schulkinder, nachhaltiges Leben, After School Aktivitäten, Hilfe für Mädchen in Risikogemeinschaften und Kriminalitätsprävention, unterrichte ich an der Idas Valley Primary School in Stellenbosch.
Idas Valley School
Die Schule geht von der ersten bis zur siebten Klasse. Auch hier wird man vom Kollegium herzlich empfangen. Die Schüler*innen sind sehr freundlich und freuen sich über ein neues Gesicht. Ich hatte gleich am ersten Tag das Glück, zu einer Feier für eine schwangere Kollegin und eine Braut eingeladen zu werden. Das gesamte Kollegium versammelte sich nach der Schule, jeweils nach Jahrgangsstufe in den Regenbogenfarben gekleidet im Pausenhof. Es gab passend zu der jeweiligen Farbe der Gruppe reichlich Essen und Trinken sowie Geschenke für die Kolleginnen. Mir wurde verbildlicht, warum Südafrika auch den Spitznamen „Rainbow Nation“ hat. Bei anschließenden Spielchen wurde ich sofort integriert und fühlte mich wie ein Teil von ihnen. So ein herzliches Verhältnis habe ich noch in keinem Lehrer*innen-Kollegium erfahren dürfen.
Die Kinder beten und singen täglich. Der Unterricht ist inklusiv und wir haben sehr unterschiedliche Kinder in den Klassen. Neben einem Teaching-Assistant ist auch eine Person für die Unterstützung eines Jungen mit Down-Syndrom anwesend. So kann besser auf die über 40 Schüler*innen eingegangen werden. Dennoch kommt man im Unterricht nur langsam voran und es ist schwer so alle Kinder mitzunehmen und einen gewinnbringenden Unterricht zu gestalten. Leider findet keine Differenzierung statt und so langweilen sich viele Schüler*innen, während andere den Stoff nicht verstehen und andere teils übermüdet und hungrig mit sich selbst beschäftigt sind. Die Schultage sind oft sehr anstrengend, weil man selbst in den Pausen noch den langsamen Kindern helfen muss und administrative Aufgaben zu erledigen hat. Dennoch hatte ich auch sehr viele gewinnbringende Momente mit den Schüler*innen und konnte verschiedenes ausprobieren. Dafür bin ich dem Kollegium sehr dankbar. Ich durfte auch auf einen Schulausflug mitgehen. Wir haben mit der fünften Jahrgangsstufe das Stellenbosch Museum und den botanischen Garten besucht. Obwohl die Schüler*innen überwiegend aus Stellenbosch kommen, hat fast noch niemand von ihnen diese Sehenswürdigkeiten besucht. Das große Interesse und der Klassenzusammenhalt haben mich positiv beeindruckt. Zudem haben sich die Teilnehmer*innen sehr vorbildlich verhalten, weil sie die Schule nach außen repräsentieren. Vor dem Ausflug wurde explizit vom Direktor persönlich darauf hingewiesen sich ordentlich zu verhalten sowie die Schulkleidung überprüft.
Seit dem Ausflug darf ich in den fünften Klassen Mathematik und Englisch unterrichten. Die Examen stehen kurz bevor und die Schüler*innen müssen diese erfolgreich absolvieren, bevor sie in die wohlverdienten Sommerferien starten dürfen. Zudem wird Anfang Dezember der Schulleiter verabschiedet und es findet ein Kulturabend für die ganze Schule statt. Hierfür üben die Klassen fleißig ihre verschiedenen Aufgaben, die sie für diese Events geplant haben. Ich freue mich schon sehr, auch daran teilhaben zu dürfen. Die Zeit vergeht hier leider wie im Flug, doch Augenblicke werden zu Erinnerungen für die Ewigkeit.
„Bildung ist die mächtigste Waffe, um die Welt zu verändern“.
–Nelson Mandela–
Baie, baie dankie! It was a lekker time :).
Kerstin