Jetzt hocke ich hier, zuhause bei meiner Gastfamilie, sonntags, vor meiner letzten Schulwoche. Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll, dass das Praktikum bald zu Ende ist und ich dann noch 2 Wochen reisen werde und in 4 Wochen schon wieder zuhause in Deutschland sein werde. Zuhause in Deutschland klingt nach der intensiven und gefühlsvollen Zeit hier sehr komisch.
Selten habe ich mich so wohlgefühlt als bei meiner Gastfamilie. Ich war hier nicht nur Gast sondern ein Teil der Familie, war bei Ausflügen dabei und wurde mit Liebe überschüttet. Das gleiche auch in der Schule. Auch wenn es manchmal sehr chaotisch zugegangen ist und ich verzweifelt bin, am Ende waren alle einfach nur herzlich und freundlich und haben sich gefreut mir ihre Kultur näherzubringen.
Zum Abschluss möchte ich nochmal einen normalen Schultag Revue passieren lassen. Mein Wecker klingelt um 7:15 Uhr, aber meistens war ich schon eher wach (dafür hat die Tochter der Gastfamilie gesorgt 😀 ). Danach habe ich mich fertig gemacht, mit der Familie gefrühstückt, bis ich dann um 8:20 Uhr zum Treffpunkt an einen nahegelegenen Kindergarten gegangen bin, wo mich ein Lehrer abgeholt hat. Um ca. 8:45 Uhr beginnt dann der Schultag. Meistens für mich mit Englisch-Unterricht (was für mich nach wie vor eher Spanisch-Unterricht ist) oder mittwochs mit Sport (selten habe ich so viel Fußball gespielt wie hier). Um 10:15 Uhr ist dann die erste 15-Minuten Pause bevor dann die nächsten 1,5 Stunden Unterricht starten. Um 12 Uhr ist dann eine 45 Minuten Mittagspause und nachmittags nochmal 1,5 Stunden Unterricht, 15 Minuten Pause und dann noch 45 Minuten Unterricht. Um 15:20 Uhr gibt es dann nochmal eine kleine Brotzeit für die Kinder und um 15:30 Uhr fahren dann die Busse ab. Je nachdem, ob eine Besprechung ist oder nicht, fahre ich mit dem Bus mit oder mit der Lehrkraft. Nachmittags hatte ich dann genügend Zeit für Vorbereitungen, Sport, Zeit mit der Gastfamilie, lesen, telefonieren,…
Was mir an der Schule sehr in Erinnerung bleiben wird, ist die Selbstverständlichkeit mit der ALLES geteilt wird. Egal ob Mittagessen, Snacks oder einfach nur ein Fußball. Nie wurde jemand ausgeschlossen, nie musste jemand hungern und „nunca faltaron la sonrisa“.
Ob sich mein Spanisch verbessert hat auf die Zeit kann ich nicht beurteilen, aber definitiv mein Chilenisch. Dafür haben vor allem die Schülerinnen und Schüler schon gesorgt. Ein Mädchen aus der 3./4. Klasse hatte lange Zeit damit verbracht mir beizubringen, dass es nicht „Hola, como estás?“ heißt sondern „Hola, como estai?“, cachai? Weitere Wörter waren pololo (das hat die SuS natürlich am meisten interessiert), weon, sip, nop, buena onda, fome, bacan und que wenaaaa.
Fazit: Ven a Temuco y disfruta la vida, cachai?