Nun ist tatsächlich schon die letzte Woche meines Praktikums angebrochen, und ich kann noch gar nicht so recht glauben, dass es bald vorbei sein soll. Wenn ich daran denke, mich bereits in zwei Tagen von allen zu verabschieden, macht mich das ehrlich gesagt ein bisschen traurig. Ich habe mich hier an der Franz-Liszt-Schule in Santa Ana so wohlgefühlt, dass mir der Gedanke an den Abschied schwerfällt und das trotz aller kleinen und großen Herausforderungen, die das Lehrerleben im Ausland mit sich bringt.
Eine der großen Besonderheiten dieser Schule ist der hohe Stellenwert der musikalischen Bildung. Jede Schülerin und jeder Schüler spielt entweder ein Instrument oder singt in einem der beiden Chöre. Eindeutig eines der Highlights meines Praktikums war, dass ich einen der beiden großen Jahresauftritte miterleben durfte. Zwei Mal im Jahr findet das sogenannte Resital statt, zu dem auch Eltern und Familien eingeladen werden. Die Auftritte der einzelnen Ensembles und Chöre haben mich wirklich fasziniert – nicht nur wegen des Talents der Kinder und Jugendlichen, sondern auch wegen der Leidenschaft und Hingabe, mit der hier musiziert wird. Es war einer dieser Momente, in denen mir klar wurde: Diese Schule ist wirklich besonders.

Das wurde mir im Laufe meines Praktikums immer wieder bewusst: in den kleinen Begegnungen auf dem Flur, beim Unterrichten oder durch Projekte, die weit über den klassischen Unterricht hinausgehen. So wurde beispielsweise der „Tag des Arbeiters“ (1. Mai) nicht einfach nur erwähnt, sondern aktiv in den Schulalltag integriert. In einer kurzen, liebevoll gestalteten Aufführung wurde die Geschichte der Arbeiterrechte in Costa Rica erzählt. Ich fand es beeindruckend, dass auch gesellschaftlich relevante Themen wie dieses ihren Platz im Schulalltag finden. Ein weiteres Highlight war der Wandertag, bei dem ich mit der ersten bis dritten Klasse mitgehen durfte. Gemeinsam besuchten wir einen botanischen Garten, was lehrreich, bunt und, zugegeben, auch ziemlich anstrengend war. Aber es war schön zu sehen, wie neugierig und begeistert die Kinder bei der Sache waren. Es ist großartig, dass ihnen solche außerschulischen Aktivitäten ermöglicht werden, die ihren Horizont erweitern und neue Lernräume eröffnen.

Im Schulalltag war ich vom Kindergarten bis zur Abschlussklasse im Einsatz. Meist hospitierte ich, unterstützte Lehrkräfte im Unterricht oder half Schüler:innen individuell weiter. Besonders spannend war meine Arbeit mit der zwölften Klasse, die ich gezielt auf die DSD-Prüfung vorbereiten durfte und dafür auch nachmittags Extraunterricht für diese Klasse angeboten habe. Der Schultag begann um 7:30 Uhr, die Unterrichtsstunden dauerten 40 Minuten. Zwei kurze Pausen unterbrechen den Vormittag, und mittags gab es frisch zubereitetes Essen von der Schulköchin, was ein täglicher Bonus war, auf den ich mich immer gefreut habe. Montags und freitags ging der Unterricht bis 15 Uhr, an den anderen Tagen bis 14 Uhr. Die weiteren Aufgaben wechselten oft spontan, ob Vertretungsstunden, Bastelaktionen oder Grammatikübungen, kein Tag glich dem anderen.

Ein zentrales Merkmal der Schule ist das trilinguale Konzept, das heißt unterrichtet wird auf Spanisch, Englisch und Deutsch. Eine spannende Idee, die ich grundsätzlich für sehr gut empfinde. Gleichzeitig fiel mir auf, dass Deutsch im Vergleich zu Englisch häufig in den Hintergrund gerät. Obwohl die Kinder bereits ab dem Kindergartenalter Deutsch lernen, fühlten sich viele mit Englisch deutlich sicherer, vermutlich, weil sie es im Alltag häufiger hören. Das fand ich schade, zumal es sich ja um eine deutsche Schule handelt. Es wäre schön, wenn die deutsche Sprache künftig wieder etwas präsenter wäre, um das volle Potential einer trilingualen Schule auszuschöpfen.
Natürlich ist mir im Laufe der Wochen auch einiges aufgefallen, das sich vom Schulalltag in Deutschland unterscheidet. Vieles läuft hier entspannter – manchmal aber auch ein wenig chaotischer. Unterrichtszeiten sind eher Orientierung als feste Vorgabe, Pünktlichkeit wird großzügig ausgelegt. Schüler:innen kommen gern ein paar Minuten nach dem Pausengong zurück, und Pläne ändern sich oft kurzfristig. Die Disziplin ist insgesamt lockerer, Hausaufgaben spielen zumindest in der Primarstufe kaum eine Rolle. Dafür bleiben alle Materialien in der Schule, was das tägliche Schleppen erspart, aber auch eine ganz andere Lernkultur mit sich bringt.
Rückblickend nehme ich aus dem Praktikum vor allem eine Erkenntnis mit: wie essenziell gute Organisation, effektive Kommunikation und kollegiale Zusammenarbeit für eine funktionierende Schule sind. Wenn das fehlt, kann Unterricht schnell unübersichtlich, hektisch oder gar überfordernd werden, was ich auch hier das ein oder andere Mal erlebt habe. Gleichzeitig hat mich die Herzlichkeit im Kollegium, der lockere Umgangston und die Offenheit der Menschen immer wieder bestärkt und motiviert. Ich nehme aus diesen Wochen viele Eindrücke mit, fachliche, pädagogische, aber vor allem menschliche.
Und wenn ich mich jetzt auf die letzten Schultage vorbereite, tue ich das mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Denn so sehr ich mich auch auf Zuhause freue: Ein Stück Costa Rica, ein Stück Franz-Liszt-Schule und viele der kleinen Begegnungen hier werden definitiv in meinem Herzen bleiben.