Musha,  Ruanda,  Umudugudu

Meine ersten Schultage an der High School in Ruanda

Schulgebäude/ Klassenzimmer an der Schule in Ruanda

Rückblick:
Ein riesiges Schulgelände, das mitten in eine saftig grüne Berglandschaft integriert ist, sowie über 300 SchülerInnen wartete auf mich an der High School im Osten Ruandas. Die Lehrkräfte waren sehr über meine Ankunft erfreut, empfingen mich sehr herzlich und haben mich sofort in ihr Team aufgenommen. So unternehmen wir auch neben der Schulzeit gemeinsame Aktivitäten wie beispielsweise Basketballspielen oder Ausflüge.

Auch für die SchülerInnen war ich eine Überraschung, weshalb viele zunächst zurückhaltend waren und sich nur zögerlich wagten, mit mir auf Englisch zu sprechen. Als jedoch das Eis gebrochen waren, zeigten sie sich interessiert und stellten mir viele Fragen über das Leben in Deutschland, den Schulalltag, die Kultur und vieles mehr. Dadurch kommt besonders an den Abenden in der Bibliothek ein Gesprächsfluss zustande. Sehr ungewohnt war es anfangs für mich, wenn man von Gleichaltrigen als „Hello teacher“ angesprochen wird.

Doch egal wo ich hingehe oder mich aufhalte, ich bin umgeben von herzlichen Menschen, die mich freundlich grüßen, hilfsbereit sind und mich als eine von ihnen akzeptieren. Mittlerweile wissen bestimmt schon 50% der Menschen des naheliegenden Dorfes meinen Namen, denn als ein „Muzungu“ (= weiße Person) fällt man hier recht schnell auf. Für viele Menschen, besonders für die jüngeren Kinder aus dem Dorf, ist es das erste Treffen mit einer weißen Person, was sich in Zurückhaltung und Vorsicht äußert. Nach kurzer Zeit legte sich dies allerdings und die meisten Kinder möchten mit mir spielen oder sich mit mir unterhalten. Aus diesem Grund versuchte ich möglichst schnell viele Basics in Kinyarwanda (Muttersprache in Ruanda) aufzugreifen. Wenn ich mich mit den Einheimischen auf Kinyarwanda unterhalte- freuen sie sich unheimlich und sind positiv überrascht. Ich sehe es als eine Art des Respekts, sich anzupassen und sich auch mit Menschen zu unterhalten, die weder Französisch noch Englisch sprechen – Seien es auch nur ein paar Worte.
Zusammenfassend kann ich nur sagen, dass ich mich sehr schnell auf die Kultur, die Menschen, das Essen, das Unterrichten und das ständig schwankende Klima einlassen konnte und mich sehr wohl fühle – Dank der liebevollen Menschen und der friedlichen Umgebung, die mich täglich umgeben.

ibihe byiza!

Der wunderschöne Lake Muhazi eignet sich wunderbar für Abendspaziergänge nach einem Arbeitstag- keine Spur von Massentourismus oder Hektik!

Die Sonne geht langsam hinter der wunderschönen Berglandschaft unter & ein unvergesslicher Tag geht zu Ende

ein Wochenende in Kigali – die Hauptstadt von Ruanda

Zwischen vielen modernen Hochhäusern, kleinen Shops, internationalen Supermärkten, Shopping malls, lokalen Märkten und Handyanbietern düse ich auf dem Beifahrersitz eines Motorcycles durch Kigali und überquere dabei einen Hügel nach dem anderen: eine einmalige und atemberaubende Stadt, die sich jeden Tag verändert und immer weiter fortschreitet. Noch nie habe ich solch eine grüne Stadt mit endlosen Hügeln gesehen. Selten habe ich einen Ort gesehen, der so gepflegt wie Ruanda ist. Das Plastikverbot sowie die Einführung des „Umuganda“ -Tags (der letzte Samstag des Monats), an dem die ganze Bevölkerung die Straßen aufräumt, tragen sicherlich zu dieser Entwicklung bei. Im Vergleich zu der ländlichen Region, in der ich das Praktikum absolviere und auch wohne, ist Kigali sehr laut, voll und belebt- es herrscht viel Verkehr und es leben überall sehr viele junge Menschen, die primär für den Arbeitsmarkt nach Kigali ziehen. In Ruanda findet man also alles: die digitalisierte, entwickelte Stadt aber auch das traditionelle, entspannte und naturnahe Leben. Diese Gegensätze grenzen sich nicht gegenseitig aus, sondern machen Ruanda als Herz Afrikas zu dem, was es heute ist.

Zum Glück konnte ich diese Stadt mit meiner ruandischen Freundin erleben. Denn mit einem Lokal unterwegs zu sein bedeutet, man besucht die besten Spots und entdeckt die Kultur, die Lebensstile sowie Do’s & Don’ts 100% realitätstreu. Dies ersparte mir sehr viele Fettnäpfchen, zum Beispiel sind kurze Hosen & offene Schuhe als Lehrkraft nicht sehr angesagt. Stattdessen wird hier sehr viel wert auf ein elegantes & gepflegtes Äußeres gelegt (glänzende Schuhe, gebügelte Blusen, kurze Fingernägel,…).
Auch in Sachen Essen bin ich experimentierfreudig und probiere einheimische Gerichte der SchülerInnen (aus der Fachrichtung Culinary Arts) sowie Angebote einheimischer Lokale in Kigali aus. Isombe, Samosa, Kochbananen, Cassava & Rouchette sind traditionelle ruandische Gerichte, die nun zu meinen Favoriten zählen! Eine einzigartige Stadt,  umgeben von liebevollen Menschen, die mich wie ein Familienmitglied behandelten – das ist Kigali.

Abschließend hat mich der Besuch des Memorials des Genozids zutiefst emotional berührt und fassungslos gemacht. Es soll daran erinnern, was niemals vergessen werden darf. Die Gedenkstätte einen Ort zum Trauern und Andenken an die Opfer des Völkermordes und soll eine Bildungsstätte für Studierende und Lehrende bieten. Ein wichtiger Ort, der definitiv zu einem Besuch in Ruanda gehört, um die Geschichte zu verstehen. Gleichzeitig lässt sich erkennen, dass das heutige Ruanda NICHTS mehr mit dieser schrecklichen gesellschaftlichen Situation zu tun hat, stattdessen herrscht Frieden, Gemeinschaft und Zusammenhalt – was bereits sehr früh in der Schule gelehrt wird.