Dinge, an die man sich in Costa Rica gewöhnt:
- „Pura Vida“ als Begrüßung, Verabschiedung, statt Danke, Bitte und Sorry oder einfach so
- Spontan Unterrichtsstunden halten
- Kein Klopapier ins Klo! Immer in den Mülleimer daneben, egal wo man ist (wegen des empfindlichen Abwassersystems)
- Freitags mit Backpack in die Schule gehen, um gleich nach Unterrichtsschluss nach San José und von dort Richtung Meer zu fahren
- Auf den Bus warten, ohne zu wissen, wann oder ob er kommt (am Ende kam er bisher immer ;))
- Regenschirm einpacken, egal wie gut das Wetter am Morgen aussieht
Dinge, an die man sich in Costa Rica einfach nicht gewöhnen kann:
- Statt Kuchenverkauf gibt es hier in der Pause Mangoverkauf (aus dem Garten einer Schülerin)
- Am Wochenende aufstehen, Bikini an und surfen (ohne Neoprenanzug!!)
- Affengebrüll statt Wecker
- Wandern und Faultiere, Tukans und Affen sehen
- Die unglaublich vielfältige Natur, alle Farben wirken irgendwie strahlender als sonst
- Wenn man Kaffee trinken geht, kommt der Kaffee oft einfach aus dem Nachbarort
- Die Freundlichkeit und Offenheit der Menschen
Ich bin erst seit wenigen Wochen hier und möchte bereits jetzt schon nicht wieder nach Hause. Costa Rica hat es mir auf jeden Fall angetan und ich kann ein Praktikum an der Franz Liszt Schule wärmstens empfehlen. Hier eine Zusammenfassung der ersten Wochen meines Schulpraktikums.
Anfänge
Voller Vorfreude reiste ich schon einige Tage vor Praktikumsbeginn nach Costa Rica, da ich erstmal ein bisschen reisen und surfen gehen wollte (wegen der Work-Life-Balance und so… :). Ob und wann ich dann in die Gastfamilie konnte war erstmal unklar, aber kurz vor Abflug schrieb mir Valeri, die internationale Koordinatorin der Schule, dass ich ab zwei Tage vor Praktikumsbeginn eine Gastfamilie in Santa Ana habe. Also machte ich mich erstmal auf eigene Faust vom Flughafen auf nach San José, wo ich 2 Nächte in einem Hostel blieb, bevor es für eine Woche nach Santa Teresa ging. Ich bin im Nachhinein sehr froh, dass ich eine Woche hatte, um mich zu akklimatisieren und meinen Jetlag am Strand zu kurieren, aber die Infos zur Gastfamilie hätte ich gerne etwas früher gehabt. Die Kommunikation mit der Schule war aus Deutschland anfangs etwas schwierig, ich kann aber empfehlen darauf zu vertrauen, dass alles klappen wird und nicht zu zögern, einfach nochmal (und nochmal) nachzufragen.
Das Praktikum
Die Franz Liszt Schule ist eine trilinguale private Gesamtschule von der Vorschule bis zur 11. Klasse. Das Schulgebäude ist super schön, sehr offen und umgeben von Mangobäumen. Besagte Bäume sind nicht ohne, weil regelmäßig Mangos herunterfallen und es gibt Gerüchte, dass die Musiklehrerin einen großen Bogen um den zentralen Mangobaum macht, seit ihr mal eine Mango auf den Kopf gefallen ist (ihr gehts aber gut). Die Schule ist super ausgestattet, es gibt, neben einem (analogen) Whiteboard, Bildschirme mit HDMI Anschluss in allen Klassenzimmern. Das Kollegium ist eine bunte Mischung aus internationalen Lehrkräften und die Stimmung ist sehr familiär, wenn auch die schulinterne Kommunikation etwas chaotisch und spontan verläuft und man sich um das Meiste selbstständig und in Eigeninitiative kümmern muss.
In der ersten Woche war Milena, die vorherige Praktikantin, noch hier und zeigte mir alles. Aufgrund des Lehrermangels an der Schule werde ich seit meiner 2. Woche als Vollzeit-Deutschlehrerin für die 6., 10., und 11. Klasse eingesetzt. Auch wenn das echt eine Herausforderung ist und ich viel Zeit mit Unterrichtsvorbereitung verbringe und jetzt sogar die Examen erstellen und Noten geben darf, ist das eine unglaublich wertvolle Erfahrung für mich und das Unterrichten macht sehr viel Spaß. Die Kinder und Jugendlichen sind sehr offen, kommunikativ und interessiert.
Es hilft schon sehr, etwas Spanisch zu können, da alles außerhalb des Unterrichts hier auf jeden Fall auf Spanisch läuft. Dadurch, dass es keinen Druck durch Lehrpläne gibt, ist das Unterrichten viel lockerer, spielerischer und projektorientierter als in Deutschland und man hat als Lehrkraft sehr viele Gestaltungsmöglichkeiten. In den Stunden, wo ich nicht selbst unterrichte, mache ich Vertretung in verschiedenen Klassen, bisher in Englisch, Mathe und Deutsch, oder begleite eine der anderen Deutschlehrerinnen. Auch einen Schulausflug zu einem botanischen Garten durfte ich schon begleiten und ein Aufnahmeinterview mit einem neuen Schüler führen.
Die Gastfamilie
Eine richtige Gastfamilie habe ich nicht, sondern ich wohne alleine in einem sehr schönen und modernen Haus ca. 10min von der Schule mit dem Auto und mit Bus und Laufen ca. 20min, das einer älteren Frau gehört, die aber gerade nicht im Lande ist. Zwar wäre es toll, auch über die Gastfamilie Kontakt zur Tico Kultur zu haben und zuhause Spanisch zu sprechen, aber über die Schule und über den Sport habe ich bereits sehr nette Ticos und Ticas kennengelernt, die mich auch öfter mitnehmen und mit denen ich mein Spanisch üben kann.
Land und Leute
Die Wochenenden kann ich trotz Vollzeit-Lehrerin-Dasein ganz gut zum Erkunden nutzen. Das öffentliche Bussystem ist zwar etwas schwer zu durchschauen, aber am Ende kommt man immer an und das ziemlich günstig.
Meine Lieblingsorte waren bisher Monteverde und Santa Teresa. Richtig schön ist es auch, auf die lokalen Wochenmärkte zu gehen und natürlich das ganze typische Essen zu probieren. Von den allerbesten Mangos, über exotische Früchte wie Wasseräpfel, Tamarindensaft, Pupusas und (mein Favorit) Churros mit Dulce de Leche, einfach alles mal probieren! Unter der Woche kann man auch super gut Santa Ana und das Umland kennenlernen, es gibt z.B. einige Wandergebiete und Kaffeefarmen in der Nähe. Für Kultur, Museen, Konzerte & Co ist es auch nach San José nicht weit. In Santa Ana gibt es außerdem ein breites Sportangebot, von Yoga und Pilates, über Schwimmen und Klettern gibt es alles in der Nähe.
Faktisch war ich in der Regenzeit (geht von Mai-Oktober) hier, aber mit „Winter“ (wie es die Ticos nennen) hat das aus deutscher Sicht nichts zu tun. Zwar regnet es schon an vielen Tagen ab ca. 15 Uhr, aber z.B. an den Küsten ist es oft trockener und man hat trotzdem mehr als genug Sonne und Wärme. Ein Vorteil ist zudem, dass insgesamt viel weniger Touristen im Land sind und die Preise für Unterkünfte und Aktivitäten deutlich günstiger sind. Ich kann also nur empfehlen auch in der Regenzeit herzukommen, solange man Regenjacke, Gummistiefel und Schirm einpackt!
Die Ticos und Ticas, die ich bisher kennengelernt habe sind unglaublich herzlich und offen. Man kann mit fast jeder Person ein nettes Gespräch anfangen und alle sind super bemüht, einem das Land zu zeigen.
Fazit
Bereits in der kurzen Zeit durfte ich in Costa Rica so viel lernen, mich selbst als Lehrkraft weiterentwickeln, neue Erfahrungen sammeln, mit Menschen aus aller Welt sprechen und wunderschöne Natur erleben. Ich bin so gespannt, was die nächsten Wochen noch bringen, aber weiß jetzt schon, dass mir der Abschied sehr schwer fallen wird und ich sicher nicht das letzte Mal hier war.