Ich habe meine Zeit in Ghana mit 10 Tagen Urlaub begonnen. Gemeinsam mit meinem Freund bin ich Ende März nach 15 Stunden Reise in Accra angekommen. Dort haben wir auch die ersten paar Tage verbracht und die Stadt auf eigene Faust erkundet. Es ist schwierig all die Eindrücke in Worte zu fassen, aber ich kann auf jeden Fall sagen, eine Stadt wie Accra habe ich davor noch nie gesehen. Es ist voll, laut, bunt und chaotisch und man fällt auf. Wir wurden angestarrt, Kinder haben uns zugewunken, manche wollten Fotos mit uns machen und viele wollten uns etwas verkaufen (Essen, Getränke, Kunst, Taxifahrten, etc.). Dabei waren aber alle immer sehr freundlich!
Nach 4 Tagen in Accra ging es dann weiter mit einem Reisebus Richtung Sunyani. Dort wurden wir von meiner Gastfamilie und einer anderen Praktikantin sehr herzlich empfangen, zu unseren Ehren wurde sogar ein Huhn geschlachtet und zum Abendessen zubereitet! Die Kinder haben ihre Schüchternheit innerhalb der ersten 5 Minuten abgelegt und wir haben den ganzen Nachmittag zusammen gespielt. Ich habe mich sofort sehr wohl gefühlt. Schon am nächsten Morgen ging unsere Reise wieder weiter, jetzt aber zu dritt, gemeinsam mit der anderen Praktikantin. Mit dem Reisebus sind wir weiter Richtung Norden gefahren, unser Ziel war der Mole Nationalpark. Nach 6 Stunden Busfahrt, 2 Stunden Trotro-Fahrt und 30 min Taxi sind wir dann auch endlich an unserem Motel direkt im Park angekommen. Die Reise dorthin hat sich aber definitiv gelohnt, wir haben sehr viele Tiere gesehen – Affen, Antilopen, Wildschweine, Krokodile, Elefanten – aber auch einfach die Fahrten durch den Park genossen.
Außerdem haben wir dort die älteste Moschee Ghanas (in Larabanga) besichtigt und einen Ausflug in ein Dorf gemacht, in dem Sheabutter hergestellt wird.
Nach 3 Tagen ging es wieder zurück nach Sunyani (und für meinen Freund im Anschluss weiter nach Accra bzw. zurück nach Deutschland). Mein erster Schultag in Sunyani war gleichzeitig auch der letzte Schultag von meiner Vorgängerin und der erste Schultag nach den Ferien. Das heißt es war alles andere als ein regulärer Schultag. Ich wurde sehr herzlich empfangen, aber leider nur von ca. der Hälfte der Kinder, da es nach den Ferien meistens ein paar Tage dauert bis alle den Weg zurück in die Schule finden. Die Schulleitung (gleichzeitig auch meine Gasteltern) und meine Vorgängerin haben mir direkt alles gezeigt und dann gab es eine kleine Abschiedsfeier mit Kuchen und deutschen Liedern.
Ich habe mich direkt als Teil der Schulfamilie gefühlt, da vor allem die Kinder sehr offen sind und keinerlei Berührungsängste haben. Es hat keine Minute gedauert, bis das erste Kind auf meinem Arm saß und sich eine Traube von Kindern um mich gebildet hat, die mich mit Fragen gelöchert haben.
Bezaleel Educational Complex ist noch ein sehr neues Schulprojekt. Die Schule wurde erst im Jahr 2019 gegründet und befindet sich noch im Aufbau. Zu dem Zeitpunkt als ich dort war gab es die Klassen Nursery 1 & 2, Kindergarden 1& 2 und Primary 1-4. Mit jedem neuen Schuljahr soll jedoch eine weiter (höhere) Klasse dazu kommen. Das heißt die jüngsten Kinder sind ca. 1 Jahr alt und die ältesten 10 Jahre.
Die Schulleitung ist sehr flexibel und ich durfte frei wählen, was ich unterrichten möchte. Ich habe mich dafür entschieden vor allem Sport und Musik zu unterrichten, weil die Praxis dort oft zu kurz kommt und die Lehrkräfte dafür nicht ausgebildet sind. Deshalb habe ich manchmal auch Workshops zu diesen Themen für die Lehrkräfte vor Ort angeboten. Außerdem habe ich einzelne Kinder gezielt außerhalb des regulären Unterrichts gefördert.
Die Schule beginnt jeden Tag theoretisch um 8.00 Uhr, da aber fast alle Kinder vom Schulbus eingesammelt werden und dieser häufig zu spät ist, fängt der Unterricht realistischerweise erst gegen 8.30 Uhr an. Um 12.00 Uhr gibt es für alle Mittagessen (von der Schulköchin draußen gekocht) und um 14.00 Uhr endet die Schule.
Unterricht in Ghana unterscheidet sich sehr stark von Unterricht hier in Deutschland. Zum einen fehlt es an vielen Dingen, wir hatten zum Beispiel keinen Strom an der Schule, also auch keinen Drucker, Kopierer, Beamer etc., das heißt man kann nicht einfach mal ein Arbeitsblatt für alle ausdrucken oder ein Video zeigen. Es gibt natürlich auch keine Instrumente zum Musik machen oder Bälle und andere Geräte für den Sportunterricht (Dinge, die an einer deutschen Grundschule selbstverständlich sind). Das heißt man muss kreativ werden, was mir mit der Zeit aber immer besser gelungen ist. Zum anderen besteht der Unterricht fast nur aus Frontalunterricht und das fängt schon bei den 3-Jährigen an. Das macht es relativ schwierig andere Unterrichtsformen zu nutzen, da die Kinder damit erstmal überfordert sind. Aber es ist schön zu sehen, wie viel Spaß die Kinder am Unterricht haben, wenn es dann mal funktioniert.
Ich hatte eine sehr gute, ereignisreiche und unvergessliche Zeit in Ghana. Ich bin in eine ganz andere Welt eingetaucht, habe tolle Leute kennengelernt und viel über das Land und das Leben dort gelernt (v.a. durch meinen Gastvater). Aber auch in beruflicher Hinsicht konnte ich viel für mich mitnehmen, da ich die Möglichkeit hatte einiges auszuprobieren und viel eigenständig zu unterrichten. Ich habe es zu keiner Sekunde bereut nach Ghana zu gehen und bin sehr dankbar für all die Erfahrungen, die ich dort sammeln konnte!