Wir – Patricia (24, Lehramt Grundschule mit Germanistik) und Tamara (25, Lehramt Realschule mit Wirtschaft & Geographie) – sind in Ruanda für unser Auslandspraktikum des BLLVs. Kennengelernt haben wir uns erst durch die Zuteilung unserer Einsatzstelle, aber schon nach einem ersten Treffen in Bamberg war klar: Das wird gut!



Anreise & Ankommen
Unsere Anreise war lang und, mit einem Zwischenstopp in Doha und (wie sollte es anders sein) einer kleinen Aufregung am Frankfurter Flughafen, auch sehr aufregend. Patricias Visum war zu dem Zeitpunkt nämlich noch in Bearbeitung und kurzzeitig stand die Frage im Raum, ob sie überhaupt mitfliegen darf. Nach einer spontanen Buchung eines Weiterflugs zur Sicherheit ging dann aber alles gut und in Kigali angekommen, war die Erleichterung groß.
Wir wurden herzlich von Munana, unserem Ansprechpartner, und Kevin, dem Sohn der Hausleitung, empfangen. Schon auf der Fahrt nach Musha beeindruckte uns die grüne, hügelige Landschaft – ein wunderschöner erster Eindruck von Ruanda. Nach dem ersten gemeinsamen Essen (Kartoffeln, Reis, Erbsen und Hähnchen – ein Klassiker) bekamen wir eine kleine Führung durchs Waisendorf und die ETSK Highschool, unsere künftigen Einsatzorte.
Der erste Sonntag startete direkt kulturell: Wir besuchten den Gottesdienst in der Dorfkapelle. Ganz anders als in Deutschland: laut, fröhlich und ganz viel Musik. Auch wenn wir sprachlich nicht alles verstanden (die Messe ist auf Kinyarwanda), war die Atmosphäre unglaublich herzlich.
Im Alltag sind wir selten allein unterwegs, was einerseits schön und sicher ist, andererseits aber auch wenig Raum für eigene Unternehmungen lässt. Spaziergänge – zum Beispiel zum Lake Muhazi – werden so zu kleinen Auszeiten, die wir sehr genießen.



Praktikum zwischen Theorie & Realität
Geplant war, dass wir jeweils zur Hälfte im Waisenhaus und an der Highschool arbeiten. In der Praxis sieht das aber etwas anders aus: Die Kinder aus dem Waisendorf sind mittlerweile den ganzen Tag in der Schule und kommen erst am frühen Abend nach Hause. Dadurch bleibt eigentlich nur eine Stunde gemeinsame Zeit – genutzt werden kann diese für Englischlernen oder kleine Freizeitaktivitäten.
An der Highschool merken wir, dass das ruandische Bildungssystem ganz anders funktioniert als das deutsche. Der Unterricht ist sehr frontal. Oft lesen die Lehrkräfte direkt aus einem Skript vor, das die Schüler:innen wortwörtlich abschreiben. Eigenständiges Denken oder Diskussionen finden kaum statt. Das führt dazu, dass viele Inhalte zwar auswendig gelernt, aber nicht wirklich verstanden werden. Auch die Sprachbarriere ist spürbar – selbst im Englischunterricht.
Hinzu kam, dass wir „zum falschen Zeitpunkt“ angekommen sind – nämlich während der Practical Week und kurz vor den nationalen Prüfungen. Das bedeutete zu Beginn viel Leerlauf und wenig Unterricht. Inzwischen konnten wir uns aber besser einbringen: Ich (Tamara) unterrichte in den Fächern Englisch und Entrepreneurship, während Patricia einen anderweitigen Einsatzort in der Vorschule von INEZA wahrnimmt – dort geht es bunter, lebendiger und spielerischer zu.



Zwischenfazit
Auch wenn vieles anders läuft als erwartet, sammeln wir unglaublich wertvolle Erfahrungen. Wir lernen, flexibel zu bleiben, Geduld zu haben und Dinge einfach mal laufen zu lassen. Nicht immer lässt sich nämlich alles planen, was hier ganz normal ist. Gleichzeitig ist es spannend zu sehen, wie unterschiedlich Bildung in anderen Ländern gestaltet wird und wie stark kulturelle Prägungen den Unterricht beeinflussen. In unserer verbleibenden Zeit möchten wir versuchen noch stärker eigene kleine Projekte umsetzen – etwa eine Sportolympiade oder kreative Bastelstunden mit den Kindern aus dem Waisendorf. Wir sind gespannt, was uns in der zweiten Hälfte des Praktikums erwartet.





