Vietnam

Von Mopedmassen, deliziösem Essen und skurrilen Schönheitsidealen: mein erster Monat in Saigon

Seit vier Wochen bin ich nun schon in Vietnam: Zeit für ein erstes Zwischenfazit!

Gelandet bin ich Mitte April im unfassbar heißen Ho Chi Minh Stadt bzw. Saigon, wo ich nun noch bis Anfang Juli mein Praktikum absolvieren werde. Ich wohne mit zwei anderen deutschen Lehrern in einer Art WG und wurde hier sehr herzlich aufgenommen. In der Stadt gibt es vier vietnamesische Schulen, an denen Deutsch als Fremdsprache (unter anderem von deutschen Muttersprachlern) unterrichtet wird. An einer dieser Schulen, der Tran Dai Nghia Highschool, darf ich nun den Deutschunterricht unterstützen.

Zum Zeitpunkt meiner Ankunft befanden sich allerdings alle Schulen in der Prüfungsphase, weswegen kein Unterricht stattfand. Ziemlich schnell habe ich gemerkt, dass hier alles etwas chaotischer und ungeplanter abläuft als in Deutschland. Manchmal etwas zu ungeplant… mir konnte nämlich niemand sagen, ab wann die Schule wieder weiter geht und wann die Sommerkurse beginnen, in denen ich mitarbeiten soll.

Einen Vorteil hatte das Ganze aber: Ich hatte genug Zeit, mich einzugewöhnen und auch schon ein wenig zu reisen. Ho Chi Minh Stadt ist sehr laut und hektisch (der Straßenverkehr ist unglaublich – ich habe noch nie auch nur annähernd so viele Mopeds gesehen. Eine Straßenüberquerung ist immer ein kleines Abenteuer ;)), aber auch extrem interessant und aufregend. Man entdeckt ständig Neues und staunt über die Unterschiede zu Deutschland.

Für eine Woche bin ich dem Großstadtdschungel schon entflohen und war mit Carlotta (einer anderen Freiwilligen aus Deutschland) in Hoi An und danach alleine in Hue und Danang. Alle diese kleineren Städte haben kulturell, architektonisch und natürlich auch kulinarisch einiges zu bieten. Das Essen ist hier sowieso überall super lecker und dabei noch extrem billig, weswegen ich quasi (zum Leidwesen meiner Hosenbünde) konstant am Schlemmen bin.

Zurück in Saigon fand dann endlich wieder Deutschunterricht in der Tran Dai Nghia statt. Die sechsten und siebten Klassen haben gerade ihre Prüfungen zum A1 Sprachniveau abgelegt und sprechen die Sprache schon besser, als ich es erwartet hatte. Was im Unterricht nicht auf Deutsch vermittelt werden kann, wird auf Englisch erklärt, da die Kinder diese Sprache schon nahezu fließend sprechen. In einer Klasse sind um die 40 Schülerinnen und Schüler. Normalerweise werden diese im Deutschunterricht in zwei Gruppen aufgeteilt, da auch zwei Lehrkräfte zur Verfügung stehen. Weil die vietnamesische Ortslehrkraft aber leider seit letzter Woche krank ist, wird die gesamte Klasse im Moment nur von der deutschen Lehrerin unterrichtet. Im Klassenzimmer gibt es keine Klimaanlage, weswegen bei sehr hohen Temperaturen gearbeitet werden muss. Die vorhandenen Ventilatoren helfen ein bisschen, machen aber auch viel Lärm, was die Durchführung des Unterrichts ebenfalls nicht gerade erleichtert.

Zu meinen Aufgaben hier gehören aber nicht nur das Hospitieren und Unterrichten im normalen Deutschunterricht, sondern auch die Durchführung der Sommerkurse und das Sprachtraining mit den vietnamesischen Trainees. In den Sommerkursen sollen die Kinder schon gelernte Inhalte wiederholen und vertiefen. Mittlerweile gibt es auch einen Termin für diese, aber ob sie für die Schülerinnen und Schüler verpflichtend sind und wie viele Stunden pro Woche stattfinden werden, ist immer noch nicht klar, obwohl sie schon übernächste Woche beginnen sollen… Spontanität steht in Vietnam hoch im Kurs 😉

Bei den Trainees handelt es sich um drei vietnamesische angehende Deutschlehrerinnen, die ihr Studium und ihr Referendariat, das hier nur sechs Monate dauert, hinter sich haben und Ende Juni ihre Abschlussprüfung in Deutsch ablegen werden. Leider ist das Deutschniveau bei den dreien noch nicht so, wie es eigentlich sein sollte, weswegen Carlotta und ich mit einem Sprachtraining beauftragt wurden. Letzte Woche haben wir über die Unterschiede zwischen dem deutschen und dem vietnamesischen Schönheitsideal gesprochen, was sehr interessant war. In Vietnam entspricht dieses nämlich in vielen Punkten genau dem Gegenteil von dem, was in Deutschland als schön gilt. Infolgedessen ist hier zum Beispiel in Duschgel, Creme und sogar Deo überall Mittel zum Bleichen der Haut enthalten und Schönheitsoperationen zur NasenVERGRÖSSERUNG sind sehr beliebt. Nachdem Carlotta und ich allerdings von Selbstbräuner und Solarien erzählt haben und die Trainees daraufhin ziemlich lachen mussten, stellt sich wohl die Fragen, welches Schönheitsideal nun skurriler ist…

Man sieht also, dass Vietnam in vielen Bereichen des Lebens ganz anders ist als Deutschland. Ich freue mich auf zwei weitere aufregende Monate in diesem Land und bin gespannt, was noch alles passieren wird 🙂