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Kia Ora aus Auckland

Wie schnell die Zeit verfliegt! Nun sind schon 6 Wochen seit meiner Ankunft in Auckland vergangen. Der Auftakt war etwas turbulent zwischen verheerenden Überschwemmungen und Cyclone Gabrielle. Die Auswirkungen waren in der ganzen Stadt spürbar: Erdrutsche, Stromausfälle, blockierte Straßen, … kurz gesagt: ein allgemeines Chaos – was auch zu einem verspäteten Schulstart führte. Nicht gerade der entspannte Sommer, den ich mir nach der knapp 30-stündigen Anreise erhofft hatte.

Green Bay High School

Etwas später als gedacht fand ich dann dennoch in den neuseeländischen Schulalltag ein, der sich doch deutlich in einigen Punkten vom deutschen unterscheidet. Die Green Bay High School hat ein offenes, campusähnliches Schulgelände mit hellen Klassenzimmern, in denen Schüler*innen der 9. bis 13. Klasse unterrichtet werden. Bis auf die letzte Jahrgangsstufe tragen alle Schuluniform. Der Unterricht beginnt gewöhnlicherweise um 8:40 Uhr und endet um 15:15 Uhr. Was den Stundenplan betrifft, haben die Schüler*innen grundsätzlich viele freie Wahlmöglichkeiten, sodass es vorkommt, dass manche eine Fremdsprache lernen, während sich andere stattdessen in der Theaterklasse versuchen. Bei gutem Benehmen, z.B. wenn sie ihre Hausaufgaben machen (nicht ganz so selbstverständlich wie in Deutschland!), werden GBTs (Great Behaviour Tags) an einzelne Schüler*innen verteilt, die gegen Süßigkeiten eingetauscht werden können. Außerdem gibt es ein Haussystem, welches stark an Hogwarts erinnert: Jede*r Schüler*in ist einem der fünf verschiedenfarbigen Häusern zugeordnet, welche nach Stränden aus der Umgebung benannt sind. Durch diverse Wettbewerbe, Sportveranstaltungen oder Spiele kann man Punkte für sein Haus sammeln. Das stärkt den School Spirit enorm!

Auffallend ist auch die Diversität im Klassenzimmer: Diese reicht von einer Vielfalt an Geschlechtsidentitäten über ein großes Ausmaß an Internationalität bis hin zu verschiedenen Verhaltensauffälligkeiten und stark schwankenden Lernniveaus. Außerdem ist der Schulalltag durchdringt von der Maori-Kultur, die nicht allein durch den Schul-Haka zum Ausdruck kommt. So kam es auch, dass ich in der ersten Woche gleich einmal voll ins Fettnäpfchen trat, als ich mich – zum Entsetzen der Maori-Lehrerin – auf einen Tisch setzte. Unangenehm! Denn jetzt weiß ich auch, dass alles, was mit Bildung oder Essen zu tun hat, also auch ein Tisch, auf dem man lernt oder isst, bei den Maori zutiefst heilig ist.

Grundsätzlich herrscht übrigens eine lockere und lustige Atmosphäre in der Schule. Aber auch der Frust der Lehrkräfte über ihren sehr schlecht bezahlten Beruf wird oft spürbar – der Grund, warum sie am kommenden Donnerstag auf die Straßen gehen und streiken.

Meine Aufgaben

Für mich beginnt die Schule, wie für alle anderen Lehrkräfte auch, bereits um 8:20 Uhr mit einem kurzen Lehrkräftemeeting zu Beginn des Tages. Anschließend folge ich meinem persönlichen Stundenplan. Die meiste Zeit verbringe ich im Deutschunterricht, bei dem ich als Sprachassistenz sehr gut im Unterrichtsgeschehen integriert bin. Anders hingegen ist es in den restlichen Fächern, z.B. Englisch oder Englisch als Fremdsprache, wo ich hauptsächlich zum Hospitieren eingeteilt wurde. Dieses „Hinten drin sitzen und zuschauen“ fühlt sich für mich als angehende Referendarin eher wie ein Schritt zurück an, sodass sich mit der Zeit Langeweile und Frustration in mir breit machte. Daher scheute ich auch nicht davor zurück, dies bei meiner Betreuungslehrerin anzusprechen, was dazu führte, dass ich seitdem stattdessen vermehrt den Sportunterricht besuche, sowie Wahlfächer wie die traditionelle Maori-Sportart Ki-o-Rahi und Outdoor Education, wo ich regelmäßig auf Surftrips mitgenommen werde – mein persönliches Highlight!

Interkulturelles Lernen: Fasching im Deutschunterricht
Outdoor Education: das etwas andere Klassenzimmer

Leben & Freizeit in Western Auckland

Meine Gastfamilie wohnt in Glen Eden, einem der westlichen Vororte von Auckland. Großstadtflair sucht man hier vergeblich. Lonely Planet beschreibt die hier lebenden Menschen als Vokuhila-tragende Hippies, unkonventionelle KünstlerInnen oder Surfertypen, die sich für ein Leben am Rand der Wildnis entschieden haben. Diese Beschreibung ist teilweise überraschend akkurat – zumindest die Sache mit den Vokuhilas 😊  

Zu meinem Bedauern sind die beliebten Strände an der West Coast, die den Charme der Gegend ausmachen, zurzeit aufgrund vom Unwetter verursachter Schäden nicht zugänglich. Zudem musste ich leider feststellen, dass es hier sehr schwierig ist, ohne Auto von A nach B zu kommen, weil die öffentlichen Verkehrsmittel in Auckland einfach fürchterlich sind (ja, da wünscht man sich die Deutsche Bahn zurück!). Gerade zu Beginn fühlte ich mich deswegen zeitweise sehr gefangen. Auch Leute kennenzulernen oder meinen sportlichen Hobbies nachzugehen stellte sich als schwieriger heraus als erwartet. Immerhin veranlasst dies mich regelmäßig dazu, aus meiner Komfortzone herauszutreten und z.B. Leute auf offener Straße anzusprechen.

Die Wochenenden konnte ich zumindest bisher sehr gut nutzen, z.B. um Ausflüge ins Stadtzentrum zu machen, die Museen, Parks, Strände und Aussichtspunkte der Stadt zu erkunden, mit der Fähre zu den Stränden, Küstenwanderwegen und Weingütern auf Waiheke Island zu fahren oder zur Vulkanbesteigung nach Rangitoto Island. Weitere Trips sind geplant!

Waiheke Island

Und so schnell vergeht die Zeit dann auch. Zwei Wochen habe ich nur noch in Green Bay und dann geht es auch schon auf zur langersehnten vierwöchigen Neuseeland-Reise. Hoffentlich bleiben wir von weiteren Unwetterkatastrophen verschont😊