7 Wochen an der Schule. 7 Wochen voller neuer Eindrücke, Erfahrungen und Erlebnissen. Und besonders an diese drei Highlights in meiner Zeit an der Laingholm Primary werde ich sicherlich oft zurückdenken:
Mihi Whakatau (Maori Welcome)
Eines meiner Highlights während der Zeit an der Laingholm Primary School war die Willkommenszeremonie für alle neuen Kinder und Lehrkräfte an der Schule.
In Neuseeland gibt es keinen festen Einschulungstermin für die Kinder. Stattdessen können die Kinder, sobald sie fünf Jahre alt werden und sich die Eltern für die Einschulung entscheiden, in die Schule und die „New Entrance“ Klasse kommen. Außerdem ist das Schuljahr nicht in Halbjahre wie in Deutschland aufgeteilt, sondern in Terms. Demnach gibt es jeden Term eine Willkommenszeremonie für die neuen Kinder, wozu auch deren Eltern eingeladen werden. Zusätzlich werden auch die neuen Lehrkräfte während dieser Veranstaltung begrüßt und erhalten, ebenso wie die neuen Schüler*innen, ein Zertifikat der Schule.
Die Willkommenszeremonie fand während des freitags Assembly statt und wurde von den Kindern aus Year 5 & 6 angeleitet. Während sich alle Klassen und Lehrkräfte in der Hall einfanden, bekamen die neuen Kinder und Lehrkräfte (darunter auch ich) eine kurze Einführung in einem der Klassenzimmer. Uns wurde erklärt, dass wir nacheinander in die Aula eintreten und wir uns auf die für uns vorgesehenen Plätze, vor der Bühne mit Blick zu der versammelten Schule, setzen sollen. Dabei sei es nach Maori-Tradition wichtig, dass die Frauen und Mädchen hinter den Männern und Jungen sitzen. Zudem erhielten wir ein Liedblatt mit einem Text auf Maori. Gemeinsam übten wir das Lied, bevor es dann mit der Willkommenszeremonie los ging.
Wir stellten uns alle vor der Aula auf und zwei Sechtsklässlerinnen, die in Maori Gewändern gekleidet waren, gingen voraus in die Hall und zeigten uns unsere Plätze. Dort angekommen, fingen die Kinder an ein Lied auf Maori und einen Tanz mit Body Percussion vorzuführen und kurze Sätze auf Maori vorzusagen. Darauf durften wir „Neuen“ gemeinsam das geprobte Lied vorsingen. Dadurch wurden wir in die Schulfamilie aufgenommen und durften uns in die Reihen der anderen Kinder und Lehrkräfte setzen. Anschließend begleitete die Musiklehrerin weitere Lieder auf Maori. Der Schulleiter rief jedes neue Kind und uns neuen Lehrkräfte nach vorne und wir erhielten ein Zertifikat, das uns zum Eintritt in die Schulfamilie gratulierte. Darauf sollten wir auf die Bühne kommen, um Fotos zu machen. Im Anschluss an die Willkommenszeremonie gab es für alle Morning Tea mit Keksen.
Growth Mindset, Wellbeing & Breathing im Unterricht
Die Lehrkräfte arbeiten hier viel nach dem Konzept des Growth Mindset und überall hängen Plakate, um über das eigene Lernen zu reflektieren, dranzubleiben und durch Anstrengung ans Ziel zu kommen.
Jede Woche beim Assembly heißt es: „Let’s breathe together. One hand on your belly, one hand on your chest. Breathe in, breathe out…” Und auch im Tagesablauf integrieren die Lehrkräfte immer wieder kurze Einheiten, um gemeinsam zu Atmen oder kleine Meditationen mit den Kindern zu machen. Ich finde es so beeindruckend, wie alle Kinder mitmachen und gefühlt nach diesen kurzen Sessions so viel konzertierter und wacher sind.
Außerdem haben die Kinder das Unterrichtsfach „Wellbeing“. Hier lernen die Schüler*innen bspw. welche Funktionen Stress hat, wie sich Stress anfühlt und welche Methoden des Stressmanagements es gibt.
Confidence Camp
Zwei Tage durfte ich die Klassen 5 und 6 aufs Camp begleiten. Das Camp fand in der Nähe von Titirangi statt und die Kinder verbrachten dort 2 Nächte und 3 Tage. Ziel des Camps ist, dass die Kinder Neues ausprobieren, mutig sind und sich etwas zum ersten Mal trauen, sich gegenseitig unterstützen und Selbstvertrauen erlernen.
Das Programm des Camps ist vielfältig gestaltet und tagsüber gab es viele spannende und herausfordernde Aktivitäten: Flying Fox, Klettern, Hochseilgarten, Wasserrutsche, River Rafting, Bogenschießen uvm.
Die Kinder wurden in Gruppen eingeteilt und jede Gruppe durfte jede Aktivität während der drei Tage ausprobieren. Abends wurde am ersten Abend ein Lagerfeuer gemacht. Am zweiten Abend gestalteten die Lehrkräfte und begleitenden Eltern einen Grusel-Pfad durch welchen die Kinder im Dunkeln gehen sollten. Dieser ist wohl jedes Jahr berüchtigt und die Kinder waren schon ganz aufgeregt und sprachen am Tag davor über nichts anderes. Meine Aufgabe während des Camps war es beim „Confidence Trail“, einem Hindernis-Parcour, zu unterstützen, die Kinder zu ermutigen und Hilfestellung zu geben. Bei diesem Parcour sollten die Kinder bspw. über Baumstämme balancieren, sich an Ringen entlang schwingen, über eine Hängebrücke laufen, sich mit einem Seil von einem Plateau zum anderen schwingen etc.
Ich war beeindruckend, wie die Kinder sich gegenseitig bestärkten, welche Wertschätzung und Unterstützung die Lehrkräfte gegenüber den Kindern zeigten und wie viel sich die Kinder trauten!
Dieses positive Mindset, das Erlernen wichtiger Ressourcen wie Stressmanagement oder Atemtechniken möchte ich gerne mit in meinen Unterricht nach Deutschland nehmen! Da können wir uns was von den Kiwis abschauen! 🙂