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Crazy on Tour

Wenn ihr diesen Artikel lest, fragt ihr euch sicherlich: „Wieso Crazy on Tour?“. Ganz einfach: Pia und ich haben uns im Februar beide das gleiche Tattoo stechen lassen: Das Wort crazy.

Jetzt fragt ihr euch bestimmt: „Wieso lassen sie sich crazy tätowieren?“. Das Wort beschreibt ziemlich gut die Erlebnisse, die wir hier in Namibia gemacht haben. Vieles ist in einer positiven Art und Weise verrückt, chaotisch, anders, bunt und laut. Aber auch wie gut wir beide uns verstehen ist verrückt. Von Minute eins an hatte ich keine Zweifel, dass die gemeinsame Zeit gut wird. Manchmal habe ich das Gefühl wir haben die gleichen Gedanken zur selben Zeit – auch wenn es um Blödsinn geht. 😁 Wir sind manchmal beide ein wenig durchgeknallt – crazy eben. Und verrückt genug uns dasselbe Tattoo stechen zu lassen.

Deswegen sind wir Team Crazy und begeben uns jetzt nach guten fünf Monaten als Volontärinnen an der Karibib Private School (KPS) auf Abschlusstour nach Nordnamibia und Botswana: Crazy on Tour 🙂

Reiseroute

Hier könnt ihr schon mal unsere Reiseroute sehen:

Wir starten wieder in Windhoek (1), halten in Otjiwarongo (2), wo wir netter Weise bei zwei Mitvolontärinnen übernachten dürfen. Dann geht es weiter nach Rundu (3), von wo aus wir zu den Popafalls (4) fahren und das Mahango Game Reserve erkunden wollen. Anschließend geht’s in den Caprivi-Zipfel, wo wir die Kwando Core Area (5) im Bwabwata Nationalpark auskundschaften wollen. Im kleineren Mudmu Nationalpark (6) verbringen wir die Nacht in der Wildnis: Hier ist Wildcampen noch erlaubt! Auf weitere Tiersuche geht es in den Nkasa Lupala Nationalpark (7), wo wir zwei Nächte verbringen, um eine Safari in das größte Sumpf- und Gewässergebiet Namibias zu machen. Als nächsten Zwischenstopp steht die kleine Stadt Katima Mulilo (8) auf dem Plan. Dann geht es weiter durch den Chobe Nationalpark nach Kasane (9), von wo aus wir die Victoria Falls (10) in einem Tagestrip erkunden wollen. Der nächste Stopp ist bei Nata (11), bevor es weiter nach Maun (12) geht. Eine weitere Tagestour steht bevor: Diesmal geht’s in das Okavango-Delta (13). Zum Schluss übernachten wir auf einem Campingplatz bei Tshootsha (14), um dann am nächsten Tag zurück nach Windhoek (1) zu fahren, von wo aus wir zurück nach Deutschland fliegen.

Da ich in der Heimat keine Zeit haben werde, um Blog zu schreiben, möchte ich mein Reisetagebuch mit euch teilen:

Dienstag, 11.6.

Abschied

Endlich ist es soweit! Die Koffer sind gepackt, die Wohnung ist geputzt, wir sind ready!

Jetzt gilt es nur noch sich zu verabschieden…

Abschiede sind immer schwer. Einerseits bin ich sehr traurig, dass diese einmalige Zeit zu Ende geht und ich mich von all den wundervollen Menschen, die ich kennenlernen durfte, verabschieden muss. Andererseits steht das nächste Abenteuer – unser letzter Roadtrip – vor der Tür und ich freue mich sehr drauf den Norden Namibias und Botswanas zu erkunden. Und danach geht es nach einem halben Jahr endlich zurück in die Heimat, wo all meine Lieben auf mich warten. Die Aussicht könnte also schlimmer sein…

Bei der Verabschiedung von den Aunties (die einzigen, die noch im Hostel waren, um es ferienreif zu machen) und der Schlüsselübergabe unseren kleinen Apartments, war mir etwas mulmig zu Mute. Jetzt wird es ernst – wir verlassen Karibib in den nächsten Minuten. Ein letzter Gang über den Schulhof, wo mich einige Kolleg*innen umarmten und eine süßer Weise noch ein Foto mit uns machen wollte:

Die Hostelkinder sind schon seit Ende letzter Woche weg und gestern wurden wir offiziell im Lehrerzimmer verabschiedet, bekamen ein Zertifikat und in Karibib handgemachte Armbänder. Besonders gefreut hat mich dieser Spruch von der Sekretärin mit gesamten Lehrerteam:

Chance made us collegues, but the fun and laughter made us friends.

Schon ist das Shuttle da – jetzt heißt es nur noch all das Gepäck verstauen…

Als alles im Anhänger war, winkten uns zwei Lehrer-Kolleginnen zum Abschied. Ich muss zugeben, dass ich schon etwas traurig war…zeitgleich aber auch erleichtert, denn jetzt ist der Packstress vorbei und das Abenteuer kann losgehen.

Kaum hatten wir Karibib verlassen, startete das crazy Abenteuer direkt mit einem Platten am Shuttle.

5 Männer, 1 Reifen

Unser Driver brauchte nicht mehr zu tun, als an den Rand zu fahren und mitzuteilen: „We have a flat tire“, und schon sprangen die Mitfahrenden aus dem Shuttelbus und alle Männer packten mit an. In 0,nix waren Steine unter den Reifen, damit das Auto nicht wegrollt, der Hänger abgekuppelt, das Reifenwechsel-Equipment rausgeholt und der alte Reifen wurde abgeschraubt. Wir bekamen quasi eine Live-Einführung für’s Reifenwechseln gratis: Wagenheber anbringen, alter Reifen ab, neuer Reifen drauf, diagonal festziehen, kurze Probefahrt, alles sicher verstauen, weiterfahren. 

Keine 20 Minuten später waren wir wieder on the road. Eines steht fest: Die machen das nicht zu ersten Mal! Danke ans gesamte Bus-Team an dieser Stelle!

Los geht’s

Mit der Autoabholung klappte alles und schon waren wir wieder on the road. Team Crazy fuhr der Sonne entgegen.

Als Einstimmung auf die bevorstehenden Safaris sahen wie neben Kühen und Pferden auch Strauße, Springböcke und Warzenschweine neben der Hauptstraße. Schon verrückt dieses Land…🤩

Wir übernachteten im deutschen Schülerheim in Otjiwarongo bei zwei weiteren Freiwilligen, die uns dankenswerterweise bei sich aufnahmen und genossen den Austausch über die erlebnisreiche Zeit bei selbstgekochtem Essen.

Mittwoch, 12.6.

Fahrt

Team Crazy ist unterwegs und startet die Fahrt nach Rundu – Namibias zweitgrößte Stadt.

Auf dem Weg fuhren wir durch eine wunderbare Palmenlandschaft:

Je weiter wir gen Norden vorstießen, desto mehr veränderte sich die Natur: Die Büsche wurden zu Bäumen, aus der Steppe wurde Waldland, alles wurde grüner. Schon spannend das zu beobachten!

Es gab noch eine weitere Veränderung:

Neben der Straße siedelten plötzlich Menschen. Kleine, runde Hüttchen aus Holz mit Strohdächern waren quasi entlang der gesamten Straße zu finden. Teilweise waren sie zur Isolierung mit Lehm verkleidet. Das kenne ich schon aus Indien…

Zwischen den traditionellen afrikanischen Hüttchen stehen teilweise auch Häuschen aus Wellblech, selten gemauerte Häuser. Die Menschen waren aber nicht in ihren Hüttchen, sondern saßen davor im Schatten eines Baumes oder trugen schwere Wasserkanister durch die Gegend. Kinder spielten mit Steinen oder Autoreifen, Männer trieben ihre Kuh-, Schaf- oder Ziegenherde neben der Straße her, teilweise direkt darüber.

Andere fuhren im Ochsenwagen – ein Bild, dass man so kaum mehr kennt.

Wir konnten auch viele Hunde und Esel neben der Straße sehen und Frauen, die Körbe oder Eimer auf dem Kopf trugen oder ihrer Handarbeit nachgingen und die Ergebnisse (z.B. Schnitzereien, Mobiles oder Vasen) am Straßenrand verkauften. Eines ist klar: Das Leben dieser Menschen spielt sich auf der Straße ab!

Wir hatten Schwierigkeiten einen Platz zum Anhalten zu finden, um einen Fahrerwechsel zu machen. Eigentlich dachten wir, wir hätten einen guten Platz gewählt, aber schneller als Wind kam eine ganze Kinderhorde angelaufen und bettelte uns an. Mir ist das immer sehr unangenehm. Am liebsten würde ich ihnen was geben, aber wo fängst du an und wo hörst du auf? „Ich habe noch nie einen Job mit festem Einkommen gehabt und erst gut fünf Monate ehrenamtlich an einer Schule in diesem Land gearbeitet“, sind die Gedanken, mit denen ich mich rausrede, obwohl ich definitiv mehr habe als sie. Alles, was ich davon abtreten konnte und wollte, ließ ich in Karibib. Pia und ich organisierten in der vergangenen Woche ein Treffen mit dem Pastor von Karibib, der unsere Sachen fair an die Bedürftigen verteilen möchte.

Trotzdem lässt es mich nicht los – und doch fuhren wir zügig nach Rundu weiter, ohne was zu geben…

Rundu

Rundu ist meiner Meinung nach keine schöne Stadt. Die Häuser sind nicht besonders und die Straßen der Stadt bestanden aus tiefen Sand.

Städte in Namibia sind einfach nicht vergleichbar mit deutschen Städten.

Was uns gut gefiel waren die vielen bunten Blumen, die überall blühten. Wir, die wir ein halbes Jahr in der Wüste gehaust hatten, waren das gar nicht mehr gewohnt. So schön bunt konnte die Natur sein! Auch die Gärten waren richtig grün – was Wasservorkommen alles ausmacht…

Abends genossen wir den Sonnenuntergang am Okavango River.

Kaum zu glauben, dass wir gerade auf Angola blickten – ein weiteres, afrikanisches, fremdes Land so nah!

Uns fiel auf, dass in der Abendstimmung relativ viele Menschen auf Rundus sandigen Straßen unterwegs waren, wohingegen am Nachmittag kaum jemand anzutreffen war. Die Stadt lebt also doch!

Donnerstag, 13.6.

Einkaufen

Am Donnerstagmorgen kauften wir erstmal Vorräte für die bevorstehenden Nationalpark-Aufenthalte ein. Wir bemerkten glücklich, dass es eine deutlich größere Auswahl an Obst und Gemüse gab und dies zudem billiger war als in Karibib. Wieder ein Fakt, der vermutlich mit dem Wasser zusammenhängt. Nicht Geld regiert die Welt, sondern Wasser!

Fahrt

Das bestätigt auch die Fahrt an der Hauptstraße Richtung Caprivi-Zipfel. Gefühlt siedeln dort noch mehr Leute als an der Straße von Otjiwarongo nach Rundu. Die ganze Straße ist ein Dorf. Wie hat Pia so schön gesagt: „Leid san do, wo as Wasser is – oder hoid Gold.“ [Wie in Karibib]. Das trifft es ziemlich gut.

Ein weiterer Fakt, den ich völlig vergessen hatte: Laubbäume verlieren im Herbst ihre Blätter. Es war schön das bunte Laub im Wald an der Straße zu sehen.

Popafalls

Bei Divundu machten wir Halt an den Popafällen. Wie im Reiseführer schön beschrieben sind das keine Wasserfälle, sondern Stromschnellen, bei denen das Wasser maximal vier Meter in die Tiefe stürzt.

Nach dem Island-Aufenthalt nicht wirklich ein Spektakel, aber es kommen ja noch die berühmten Victoria Falls!

Pia und ich fanden Freude daran, die kleinen Seitenarme des Okavangos zu erkunden.

Team Crazy ist happy.

Weiter ging eine abenteuerliche Fahrt zu unserem Camp, dem Ngepi Camp. Die Straße dorthin bestand aus tiefem Sand und wir hüpften ganz schön durch die Gegend.

Im Camp angekommen sahen wir direkt Elefanten auf der anderen Seite des Flusses und entschlossen uns kurzer Hand eine Sonnenuntergangs-Bootstour mitzumachen.

Bootsfahrt

Das Dachzelt mit Blick zum Fluss aufgestellt – es kann losgehen.

Die Sicht vom Wasser auf’s Land ist eine ganz besondere: Wir sahen einige Antilopen am Wasser trinken und viele Vögel. Beeindruckt haben mich folgende Nester:

In deren Nähe sahen wir eine riesige Eidechse. Das Foto ist allerdings ein Suchbild geworden:

Das Tier liegt in der Mitte unter dem Ast auf dem Stein. Als nächstes entdeckten wir ein Krokodil:

Ein echtes Krokodil in freier Wildbahn! Unglaublich!

In der Ferne kam eine Elefantenherde zum Fluss, um Wasser zu tanken. Direkt vor uns wurde im Wasser gebadet: Da planschen Flusspferde!

Das ist alles unglaublich – muss es erstmal verarbeiten…

Außerdem sahen wir einen wunderschönen Sonnenuntergang:

Da war Team Crazy mal wieder happy 🙂

Nach der Tour kochten wir ein Curry nach unserem Geschmack:

Freitag, 14.6.

Morgen

In der Nacht schlief ich unruhig. Ständig hörte ich irgendwelche Tiere: Die Geräusche, die Elefanten oder Flusspferde nachts von sich geben, können ganz schön gruselig und gleichzeitig schön sein. Wir sind wirklich mitten in der Natur! Trotz Wärmflaschen und Daunenschlafsack fror ich in der Nacht – morgen werde ich mich noch wärmer einpacken…

Dafür wurde die Nacht mit einem sensationellen Blick aus dem Dachzelt und beim Frühstück belohnt:

Mahango Game Park

Den Großteil des Tages verbrachten wir im Mahango Game Park. Das recht kleine Gebiet hatte viele Tiere in Petto:

In der wunderschönen Landschaft, die anders aussah als was ich bis jetzt von Namibia gesehen habe, erblickten wir Schwarznasenimpalas, im Hintergrund Warzenschweine.

Beide Tierarten hatten Junge!

Gerade Warzenschweine gab es im Park massenhaft – sie scheinen das moorige Gebiet des breiten Flusssystems zu lieben.

Wir erspähten einige Kudus, zwei unterschiedliche Affenarten, die beiden heimischen Zebraarten und Erdhörnchen.

Im Fluss plantschten wieder Flusspferde und Pia entdeckte zwei Krokodile, die sich am Flussufer sonnten. Hier eines davon:

Der Caprivi-Streifen ist ein beliebtes Gebiet für Ornithologen: Dort kann man über 400 Vogelarten sichten. Wir konnten den afrikanischer Löffler, Purpurreiher, Silberreiher, Schreiseeadler und Rotschulter-Glanzstare identifizieren. Letztere haben ein wunderschönes, blau glänzendes Federkleid. Seinen Namen hat die Vogelart von den rötlichen Federn an den Schultern, die nur schwer zu erkennen sind.

Außerdem haben wir die größten Vögel der Welt beim Fortpflanzungsakt erwischt. Das Straußenmännchen kniete sich hin, präsentierte seine Flügel und schwang diese auf und ab. Gleichzeitig pendelte es seinen Hals abwechselnd von rechts nach links. Das Straußenweibchen legte sich daraufhin demütig nieder. Als der Straußenmann mit seiner Präsentation fertig war, tänzelte er freudig von hinten auf die Straußenfrau zu. Dann setze sich das Männchen von oben auf das Weibchen und die Kloakenausgänge pressten sich aufeinander. Während des Akts pendelte der Strauß seinen Kopf hin und her.

Dieses besondere Spektakel sahen wir gleich zweimal von zwei unterschiedlichen Straußenpärchen. Während sich das zweite Pärchen nahe unseres Autos paarte, kam der andere Straußenmann angerannt und crashte den Akt. Es knallte ziemlich laut, als er das Paar umrannte und zu Boden fiel.

Hier zur Veranschaulichung drei Fotos:

Nach diesem Erlebnis war es Zeit für eine Pause am Wasserloch. Wir machten Brotzeit auf der Ladefläche unseres Pickups und hofften auf durstige Tiere zu treffen, die zum Wasserloch kommen, aber es kam keiner. Erst als wir unser Essen sicher verstaut hatten, schlich sich unbemerkter Weise eine Elefantenherde an. Es war echt krass – wir hörten die neun Elefanten in keinster Weise. Aber sie spazierten freudig auf’s Wasserloch zu. Und wir freuten uns auch:

Passender Weise hatte ich sogar das in Namibia erworbene Elefantenkleid an:

So konnte der Nationalpark-Aufenthalt gut enden und wir begaben uns auf den Weg durch die Engstelle Namibias, den hier nur 32 km breiten Caprivi-Streifen.

Fahrt

Wieder waren vielen Hüttchen am Straßenrand. Mir fiel auf, dass sie wie kleine Dörfer angeordnet sind, mit einem schützenden Zaun drumrum.

Etwas schockierend fand ich die vor’s Auto springenden bettelnden Kinder, die keine Anstalten machten wegzugehen. Sie waren sehr penetrant und wieder kamen Gewissensbisse hoch.

Auch spannend zu beobachten war der Wald neben der Straße: Man konnte die Spuren von vergangenen Waldbränden sehen.

Noch spannender war der große Elefant, der direkt nach einem „Achtung Elefant“-Schild neben der Hauptstraße herlief.

Die Krönung war für mich die Fahrt von der Hauptstraße zum Kayubo Camp. 

Auf kleinsten Wegen folgten wir den Schildern, die uns durch das labyrithartige Wegenetz lotsten.

Am Camp angekommen erwartete uns eine verriegelte Rezeption. Keine Menschenseele war aufzufinden. TIA – This is Africa. Trotz Buchung standen wir nun alleine da.

2 Mädels allein in der Wildnis

Wir beschlossen trotzdem dort zu bleiben. Es gab eine Toilette, deren Spülung nicht funktionierte und eine kalte Dusche. Mehr brauchten wir nicht.

Abends kochten wir gemeinsam

und verkrochen uns dann aus Sicherheitsgründen im Dachzelt. Es gibt hier schließlich wilde Tiere. Die Vorstellung, dass gerade nachts ein Löwe durch’s Camp rennt, finde ich ganz schön gruselig.

Samstag, 15.6.

Morgen

Ohne Löwenbesuch wachten wir sicher auf und genossen ein idyllisches Frühstück im Wald.

Da auch am Morgen kein Personal vor Ort war, gab es die Übernachtung gratis. Wie praktisch!

Wie auf dem Oster-Roadtrip kam der zum Auto gehörende Spaten zu Gebrauch – diesmal nicht zum Buddeln, sondern für den Klogang. Auch praktisch!

Pia und ich versuchten noch den Reifendruck des Mietwagens zu senken, da wir vermuteten ab jetzt primär auf schlechteren Straßen unterwegs zu sein. Leider funktionierte die Anzeige unseres Kompressors nicht, also musste geschätzt werden…

Kwango Core Area

Am Eingangstor zur Kwango Core Area wurden wir direkt darauf hingewiesen, dass wir einen niedrigen Reifendruck und Allradfahr-Fertigkeiten brauchen. Zum Glück haben wir uns um Ersteres eben gekümmert und Pia ist eine gute Fahrerin! Let’s go!

Unser Ziel war der 16 km vom Eingangstor entfernte Horseshoe, eine Wasserstelle in Hufeisenform, bei der es viele Tiere geben soll. Wir waren gehypt, als wir auf einer Tafel lasen, dass erst gestern in diesem Gebiet ein Gepard (Cheetah) und vorgestern Löwen gesichtet wurden. Wir wollen auch so gerne Katzen sehen!

Auf der Fahrt zum Horseshoe durchquerten wir erstmal einen Wald. Der Wald faszinierte mich, da der Boden aus Sand bestand.

Im tiefen Sand mussten wir den Allradmodus einschalten – da rentiert sich der 4×4 Pickup direkt! Er und v.a. Pia zeigten ihr können, als wir einem entgegenkommenden Auto mit Anhänger ausweichen mussten: Mit viel Schwung galt es aus den vorgefahrenen Spuren auszubrechen und geradewegs ins Gebüsch zu steuern. Netterweise gab der Fahrer des entgegenkommenden Autos Pia genaue Anweisungen, was sie tun muss. Jetzt wussten wir wie Ausweichmanöver hier funktionieren. 😉

Schon im Wald sahen wir einige Schwarznasenimpalas, Warzenschweine und Affen, später noch mehr.

Die Landschaft änderte sich ständig. Wir fuhren aus dem Wald in eine Savanne, die aussah wie man sich Afrika im Bilderbuch vorstellt.

Dort sahen wir eine Gabelracke, ein wirklich schöner Vogel.

An einer Lagune erblickten wir das erste Mal Litschi-Antilopen. Sie sind den Schwarznasenimpalas ähnlich. Impalas haben mehr den Körperbau eines Rehs, wohingegen der der Litschi-Antilopen eher dem Bau eines Hirsches ähnelt.

Am Horseshoe selber sahen wir leider keine Katzen, aber viele Antilopen.

Mehrere Kudumännchen mit ihren wunderschönen langen gedrehten Hörnern liefen über den Weg.

Erstmals sah ich ein Kuduweibchen mit Jungtier ganz nah. Man kann sogar die weißen Streifen auf dem Rücken erkennen:

Auf dem Rückweg erspähten wir zwei Elefanten, die durch den Wald zur Lagune liefen, um dort zu trinken. Man muss wirklich aufmerksam sein, um Tiere zu sehen. Das ist zwar anstrengend, aber macht auch Spaß!

Nach fünf Stunden in der Kwango Core Area, fuhren wir eine knappe Stunde weiter zum nächsten Nationalpark.

Mudumu Nationalpark

Hier haben wir uns etwa einen Monat im Voraus telefonisch angemeldet, um im Nakatwa Camp wild zu campen. Einer der wenigen Orte in Namibia, wo man offiziell noch Wildcampen darf und die kostengünstige Variante, um in dem kleinen Nationalpark zu übernachten. Der Stellplatz ist nämlich gratis! 😉

Am Eingang zum Park wurden wir von mehreren Seiten darauf hingewiesen, dass es gefährlich sei und Zweifel wurden geäußert, da wir „two girls only“ sind. Die Dame am Schalter wollte uns tatsächlich nicht reinlassen. Erst als wir beim Bezahlen der Parkgebühr unsere Nationalität „Namibian“ preisgegeben haben, meinte sie nur „achso, wenn ihr aus Namibia seid, ist das kein Problem“. Wir sind hier schön öfter „aus Namibia“ gewesen und mit dem namibischen Visum bekommen wir häufig den Einheimischen-Preis. Nach einem halben Jahr Freiwilligenarbeit im Land finde ich das auch okay. Sie ließ uns also rein und wir wurden als „brave girls“ betitelt.

Wir fuhren nicht direkt zum Camp, sondern einen kleinen Umweg zum sogenannten Hippo Pool. In diesem Gewässer konnten wir einige Hippos in der Abendsonne platschen sehen.

In der Abendstimmung fuhren wir durch namibias traumhafte Landschaft,

erspähten Impalas und Hartmanns Bergzebras.

Im Vorbeifahren sahen wir einen wunderschönen Sonnenuntergang am Fluss.

Kaum vorstellbar, dass auf der anderen Seite Botswana liegt!

Wir fanden Camp 1 problemlos, allerdings fanden wir dort ein schon aufgeschlagens Lager. Das zugehörige Paar entpuppte sich glücklicherweise als gastfreundlich. Sie nahmen uns netter Weise bei sich auf und baten Pia und mich uns zu ihnen ans Lagerfeuer zu setzen.

Besser hätte der Abend nicht sein können

In einem ersten Gespräch fanden wir heraus, dass die beiden schon länger in Namibia leben und eine Lodge betreiben. Im Urlaub kommen sie gerne hierher, weil man noch Wildcampen darf. Das scheint echt eine Besonderheit zu sein!

Wir hörten einige Tiere in der Dunkelheit und hatten jetzt Experten bei uns sitzen: Sie konnten uns nicht nur die Vögel und Fledermäuse sowie die Bäume, die sie ansteuerten, bei Namen nennen, sondern auch all die anderen Tierlaute erklären. Da waren z.B. Kudus und Impalas, die vorbeirannten – sich aber in ihrer Rennart unterscheiden. Dann hörten wir das Grunzen eines Flusspferdes und den Magen eines Elefanten, außerdem wie einer trompetete.

Das Paar erklärte uns auch, wie wir uns zu verhalten haben, falls Löwen um Camp sind:

Zu allererst meinte der Mann so schön, dass Menschen nicht „on the diet list“ von Löwen sind und wir „lustig riechen“. Im Normalfall vermeidet der Löwe also den Kontakt zu Menschen. Wenn wir nachts auf’s Klo müssen, sollen wir direkt neben der Leiter pinkeln und uns (wie tagsüber natürlich auch) immer gut umschauen – Blick in die Wildnis. Im Dachzelt sind wir mehr oder weniger sicher, wobei der Löwe eine „killing machine“ ist und er da schon rauf-/reinkommen, wenn er unbedingt wollte. Zum Glück sind sie aber nicht auf Menschen aus. Sollten wir einem Löwen in freier Wildbahn begegnen, ist es ganz wichtig, dass wir ruhig bleiben, nicht (mit den Knien) zittern, sonst identifizieren sie uns als leichte Beute. Dem Löwen in die Augen schauen, sich großmachen, evtl. sogar einen lauten, angsteinflößenden Schrei von sich geben wären die nächsten Schritte. Auf keinen Fall umdrehen und davonlaufen, maximal langsam rückwärtsgehen, wenn dort ein sicherer Ort in Aussicht ist. Dabei den Augenkontakt halten. Ich finde das alles super spannend!

Aus Interesse fragte ich, warum die Menschen alle an der Straße entlang siedeln und nicht weiter weg von der Straße. Das liegt anscheinend daran, dass die Regierung Wasserlöcher an der Hauptstraße bohrt, da die Menschen dann leichter zu kontrollieren sind und auch die Versorgung einfacher sei. Trotzdem müssen sie teilweise noch mehrere Kilometer bis zur nächsten Wasserstelle laufen.

Ich fragte auch, wie das mit all den freilaufenden Kühen, Eseln, Pferden, Schafen und Ziegen funktioniert. Laut den Namibiern finden die Kühe von alleine zurück zu ihrem Hof. Abends kommen sie also von sich aus heim, während sie tagsüber nach Fressen suchen dürfen. Die Farmer, die zwischen 10 und 40 Kühe besitzen, sind dafür verantwortlich, dass die Kühe abends zurück sind. Für einen Tierunfall in der Nacht haftet der Bauer/ der Bäuerin, am Tag wird der Fahrer/die Fahrerin schuldig gesprochen.

Die beiden beantworteten mir noch so einige Fragen und erzählen von ihren Erlebnissen. Sie meinten auch, dass die Strecke zum Horseshoe eine der Schlimmsten sei und dass Pia wirklich gut fahren kann, wenn sie das überstanden hat. Anscheinend war das mit den Allradfahr-Fertigkeiten kein Witz!

Vor dem „ins Bett gehen“ bekamen wir noch einen Schnaps, der uns von innen wärmen sollte. Sie sorgten sich richtig um uns. Ich hätte mich nicht sicherer fühlen können als mit den beiden im Nachbarzelt.

Sonntag, 16.6.

Morgen

Wir wachten mit Blick auf den Fluss aus – was für eine Aussicht! Dann gab es Frühstück:

Nachdem wir gestern Abend von unserer Reifendruck-Schätz-Aktion berichtet hatten, checkte der Mann heute Morgen unseren Reifendruck. Wir hatten perfekt geschätzt! Als Dank für den gestrigen Abend, ihre Hilfe und die nette Aufnahme, gaben wir den beiden eine Postkarte von Benediktbeuern, die ich genau für diese Zwecke dabeihatte. Die Frau freute sich sehr und meinte sie kommt an ihren Kühlschrank. Das hat mich wiederum gefreut. 😊

Mudumu Nationalpark

Am Vormittag fuhren wir noch ein bisschen durch den Nationalpark. Neben grasenden Litschi-Antilopen und Impalas sahen wir Affen auf den Bäumen klettern und ein Krokodil, dass sich sonnte.

Am Hippo Pool trauten wir unseren Augen nicht: Da lagen ca. 30 Hippos am Strand:

Fahrt

Auf der Fahrt von Mudumu Nationalpark zum Nsaka Lupala Nationalpark galoppierte eine Zebraherde vor uns über die Hauptstraße. Diese Tiere sind so anmutig!

Wir erweiterten zudem unser Antilopen-Spektrum:

Das ist eine Rappenantilope.

Wieder mal zeigt sich: Der Weg ist das Ziel.  Besonders in Afrika!

12 Menschen, 2-Rad-Antrieb

Kurz vor unserem Camp stand vor uns ein Auto auf dem Weg. Zuerst dachte ich sie beobachten vielleicht ein Tier und suchte die Umgebung ab, doch es stellte sich heraus, dass sie sich mit ihrem 2×4 festgefahren haben:

Wir versuchten es mit allen Mitteln: Matte unter die Reifen, vom Sand freibuddeln, schieben, vorwärts, rückwärts. Das Auto bewegte sich keinen Zentimeter. Ich sah uns schon das Abschleppseil aus den Tiefen unserer Ladefläche hervorkramen, doch das Schweizer Paar, das sich festgefahren hatte, kontaktiere ihre Lodge und bat um Hilfe. Da ich keine Ahnung hatte, wie das mit dem Abschleppen funktioniert, war ich darüber nicht traurig. Alternativ hätte ich die beiden auf unsere Rückbank gepackt und sie zu ihrer Lodge gefahren. Nach einer knappen Stunde kamen gleich zwei Autos gleichzeitig: Eins von vorne und eins von hinten. Witziger Weise war keines der beiden von der Lodge. Die einen vier waren aus Namibia, die anderen eine Familie aus Südafrika. Sie hatten einen top ausgestatteten 4×4 Jeep und haben in ihrem Leben definitiv schon mehrere Autos aus dem Sand gezogen. Der Fahrer wusste genau wie er am klügsten wann wo welches Equipment befestigt und dann passierte etwas Unvorhergesehenes: das Abschleppseil hing einige Meter durch, damit das abschleppende Auto „Anlauf“ nehmen kann. Es beschleunigte gefühlt von 0 auf 100 und riss das hintere Auto vorwörtlich aus dem Sand. Die Schweizerin nannte das Ganze liebevoll „Bungee Jumping“ für Autos. Laut dem Südafrikaner gibt es keinen anderen Weg ein Auto aus dem Sand zu befreien, welches sich so arg festgefahren hat. Es brauchte zwei „Bungee-Sprünge“, bis das Auto wieder auf festerem Untergrund war und selbst fahren konnte. Ich bin froh, dass wir einen Allradwagen haben und habe wieder was gelernt: Das nächste festgefahrene Auto ziehen wir aus dem Sand!

Auch wenn uns die Ausgrab- und Abschleppaktion einige Zeit kostete, bin ich froh über die guten Begegnungen und das Wissen, dass uns weitergegeben wurde. Namibia ist ein richtiger Crashkurs, was alles rund ums Auto angeht – schadet gar nicht!

Montag, 17.6.

Heute Morgen hieß es früh aufstehen: Um Punkt 6.00 Uhr wurden wir von einem Safari-Auto abgeholt, um einen Game Drive im Nsaka Lupala Nationalpark zu machen. Der Park im Osten des Caprivi ist das größte Feucht- und Sumpfgebiet Namibias. Deswegen haben wir uns entschlossen nicht mit dem eigenen Auto reinzufahren, sondern eine geführte Safari in das Gebiet zu machen. Außerdem erhofften wir uns mit ortskundigem Guide endlich einen Löwen zu sichten. Unsere Mission war also: Löwensuche.

Game Drive

Früh am Morgen war es eiskalt – Pia und ich waren gut eingepackt.

Wir holten noch weitere Gäste von der Lodge ab und fuhren dann zum Parkeingang. Der Nationalpark öffnet offiziell um 6.30 Uhr. Als wir gegen 6.45 Uhr am Tor waren, war das Office noch verschlossen. Wieder ein TIA-Moment…

Im Nationalpark tanzte sich die Sonne an den Himmel. Afrikanische Sonnenaufgänge sind immer etwas Besonderes!  

Auch wenn diese Aufnahme verschwommen ist – ich liebe sie!

Wir sahen noch mehrere Elefanten – u.a. beim Fressen:

Natürlich waren die klassischen Tiere vertreten: Affen, Warzenschweine, Impalas, Zebras, Kudus und erstmal auf dem Crazy-Trip auch Gnus. Von Löwen keine Spur! – Oder doch? Löwenspuren verliefen direkt auf dem Weg.

Etwas, dass uns die Namibier vorgestern erklärt haben: Löwen lieben es auf dem Weg zu laufen. Man soll versuchen möglichst das erste Auto im Nationalpark zu sein, damit man den Spuren folgen kann. Genau das machten wir jetzt. Unser Guide nahm die Spuren genau unter die Lupe, doch irgendwann hörten sie auf. Dort müssen die Löwen ins hohe Gras abgebogen sein. Wir fuhren querfeldein und suchten die Gegend ab. Nichts! Doch dann tat sich am Horizont eine Büffelherde auf. Hunderte von Büffeln grasten in der Morgensonne.

Die Löwen waren also auf Büffeljagd und lauerten vermutlich irgendwo im Gras. Wir konnten sich nicht finden – aber Büffel sind auch cool und sogar eines der „Big Five“ (Löwe, Leopard, Elefant, Nashorn, Büffel).

Neben Büffeln zeigte uns der Guide einige Geier im Baum sitzen. Auf dem Weg zum Fluss saßen auf einmal ganz viele Geier beieinander. Wir fragten uns wieso, doch dann sahen wir einen toten Elefanten am Wasserrand liegen. Da feierten die Geier wohl ein Fest!

Am Fluss angekommen sahen wir drei Elefanten zu, wie sie den Fluss überquerten. Der Linyanti ist hier der Grenzfluss zwischen Namibia und Botswana. Die Elefanten sind also ganz einfach von einem Land ins andere spaziert – ganz ohne Grenzkontrolle!

Rechts im Bild sind zudem einige Flusspferde zu erkennen. Nun ging es auch für uns ins bzw. auf’s Wasser.

Boatcruise

Es war ganz anders auf dem schmalen Grenzfluss zu schippern als auf dem breiten Okavango.

Der Fluss war so schmal, dass wir den Tieren kaum ausweichen konnten. Dadurch kamen wir ziemlich nah an die Flusspferde ran:

Es gab auch ein Babyhippo – ich hätte den Flusspferden stundenlang beim Platschen zuschauen können!

Neben Hippos sahen wir einen Schreiseeadler,

noch ein Krokodil und Litschi-Antilopen durch‘s Wasser springen sowie trinkende Impalas. Die Perspektive vom Wasser aus ist definitiv eine andere.

Rückweg

Auf dem Rückweg trauten wir unseren Augen kaum: Da liefen doch tatsächlich zwei Löwinnen in der Ferne über den Weg und bogen ins Gebüsch ab. Unser Guide drückte auf’s Gas und fuhr ihnen nach. Mehr als eine Schwanzspitze konnte ich nicht ausmachen – doch zuvor sah ich sie ganz deutlich – endlich große Katzen!

Zufälliger Weise bemerkte der Guide auf dem Löwen-Umweg einen Felsenwaran, der im Baum saß. Umwege haben bis jetzt immer was Gutes gehabt! Und wir hatten noch mehr Glück: Nahe einem Baum saßen gleich vier Löwen-Junge aufgereiht wie Hühner auf einer Stange. Vielleicht die Jungen der Löwinnen?

Der Rückweg brachte noch eine weitere Überraschung mit sich: Vor uns auf dem Weg sowie links und rechts daneben war eine Elefantenherde. Wir blieben stehen, um die Tiere genauer betrachten zu können. Wie aus dem Nichts rannte auf einmal ein Elefant von links hinten trompetend auf das Safari-Auto zu. Ich sah schon wie seine Stoßzähne das Geländer durchbohren und rutsche panikartig nach rechts zu Pia rüber. Kurz bevor der Elefant den Jeep rammte, drückte der Guide auf’s Gas und rettete uns vor dem Elefantenangriff. Das war knapp! Mein Puls raste noch eine ganze Weile.

Was für ein Vormittag! Am Nachmittag ruhten wir uns aus, erholten uns von dem Schock, arbeiteten ein wenig am PC und kochten ein Chili sin Carne.

Dienstag, 18.6.

Heute hörte ich beim Aufwachen Vogelgezwitscher. Wie kann ein Tag besser starten?

Katima Mulilo

In Katima Mulilo, dem Zentrum der Zambesi Region, gibt es einfach alles! Es gibt Supermärkte, Tankstellen, Schulen und ein großes Krankenhaus, eine Apotheke für Mensch und Tier, Autoschrottplätze, einen afrikanischen Markt, Hairsalons, Bars und Restaurants. Erstmals in Namibia sahen wir mehrere Einheimische mit dem Fahrrad fahren:

Ein Bild, das wir bis jetzt noch nie gesehen haben. Sie tragen dabei sogar Helme, manchmal Bauhelme. Vielleicht ist das hier Pflicht…?

Wir aßen in einem der Cafés zu Mittag

und schlenderten anschließend durch die Stadt. Dort kamen wir auch auf dem im Reiseführer angepriesen Markt vorbei.

Der Markt besteht aus einer großen Haupthalle

und vielen kleinen Läden.

Hier werden traditionelle Kleider von Hand genäht. Neben diesen gibt es Röcke, Shirts und Tücher, aber auch Gemüse, Fisch und Fleisch – ein authentischer lokaler Markt. Die Atmosphäre war sehr angenehm, keine aufdringlichen Händler*innen. Gehandelt wurde natürlich trotzdem!

Im Caprivi Art Center am Rande des Marktes gibt es Souvenirs zu kaufen.

Den Abend ließen wir am Zambezi River ausklingen. Diesmal konnten wir die Sonne hinter Sambia untergehen sehen.

Mittwoch, 19.6.

Morgen

Am Morgen haben wir gelernt: Wenn ein Frühstück in Namibia von 7.00 bis 9.00 Uhr geht, ist es völlig ausreichend, um Punkt 9 reinzuspazieren und sich nicht nur am Buffet zu bedienen, sondern selbstverständlich auch noch ein Ei gemacht zu bekommen. Stress kennen die Namibier nicht!

Einkaufen

Wir waren trotzdem pünktlich fertig und gingen erstmal einkaufen. Die Vorräte mussten nach fünf Nächten in den Nationalparks aufgefüllt werden.

Fahrt

Dann fuhren wir die letzten 70 km auf Namibias Straßen, bis wir bei Ngoma die Grenze nach Botswana überquerten.

Grenzübergang nach Botswana

Wir hielten an einem Office, spazierten zum Immigration-Schalter und bekamen einen Stempel in unseren Reisepass.

Daraufhin warteten wir auf das weitere Prozedere, wurden nach wenigen Minuten aber freundlich darauf hingewiesen, dass das schon alles war. Na gut, dann fahren wir weiter!

Nach nicht mal 20 Metern mussten wir wieder halten, um unser Auto zu überführen. Wir trugen die Autodaten handschriftlich in eine Liste ein, während der zuständige Beamte genüsslich eine Orange aß.

Dann durften wir weiterfahren. Wir fuhren über den Grenzfluss und durch eine Pfütze. Im Nachhinein entpuppte sich diese als Desinfektionsmittel. 500 Meter weiter kam die botswanische Grenze, wo wir wieder anhielten. Anscheinend sind wir eben erst aus Namibia ausgereist und mussten danach in Botswana einreisen. Die Einreise-Schlange war länger als die beiden zuvor, da ein Reisebus vor uns war. Als wir an der Reihe waren, gaben wir an wo wir hinmöchten und wann wir das Land wieder verlassen und bekamen einen Einreisestempel:

Noch waren wir nicht in Botswana – zuerst hieß es alle Schuhe desinfizieren,

bevor es wieder ins Auto ging und wir zehn Meter zum nächsten Schalter fuhren. Dort wurde gecheckt, was wir alles so im Kühlschrank haben. Der war natürlich randvoll, denn wir haben gerade eingekauft! Es wurde sich über Tomaten und Eier beschwert, aber wir durften trotzdem einreisen.

Der Grenzübergang dauerte insgesamt eine gute Stunde, aber wir haben es geschafft!

Chobe Nationalpark

Die Straße von der Grenze nach Kasane durch den Chobe Nationalpark war wieder schnurstracksgerade:

Direkt an der Straße sahen wir einige Hornraben.

Und mal wieder spazierte vor uns ein Elefant über die geteerte Hauptstraße. Außerdem sahen wir Springböckchen, Schwarznasenimpalas und Affen.

Man merkt doch, dass man im Nationalpark ist!

Kasane

Nach 50 km im Park stoppen wir in Kasane. In der kleinen Stadt gingen wir spontan Essen und flanierten über den lokalen Markt. Um dort Dinge zu erwerben, mussten wir zuerst botswanische Pula abheben. In unseren Köpfen ratterte es beim Umrechnen von Pula zu Namibische Dollar zu Euro, bis wir den Dreh raushatten. Hier die botswanische Währung:

Donnerstag, 20.6.

Heute Morgen klingelte der Wecker um 5.15 Uhr. Wir wurden wieder um 6.00 Uhr abgeholt, um zu den Victoria Falls gefahren zu werden. Diesmal konnten wir das wunderschöne Morgenrot von unserem Kleinbus aus beobachten.

Mit dem Timemanagement haben die Botswaner es wohl auch nicht so. Unser Driver gab einem mitreisenden Paar wohl eine Pick-up Time von 8.30 Uhr an, erwartete sie aber ungeduldig um Punkt 7. Dass die Stimmung im Bus nach Ankunft der beiden erstmal kippte, wundert mich nicht.

Grenzübergang nach Zimbabwe

Wieder mussten wir zuerst aus Botswana ausreisen und dann nach Zimbabwe einreisen. Für die Einreiseprozedur konnten wir im Voraus ein Formular ausfüllen, das unser Driver dabeihatte. Nach dem Warten in einer kurzen Schlange scheiterten wir allerdings an der Bezahlung. Ihre Kartenlesemaschine funktionierte nämlich nicht. Also mussten wir zurück nach Botswana fahren, um dort Geld abzuheben. Wieder zurück am Schalter gab es keine weiteren Hindernisse, nur Zeit haben wir verloren…

Fahrt

Dafür wurde das Warten belohnt und direkt nach der Grenze sahen wir eine zimbabwische Giraffe, im Hintergrund noch mehr. Die ersten Giraffen auf der Crazy-Tour!

Neben Impalas, die es hier wirklich wie Sand am Meer zu geben scheint, hatten wir das Glück eine einsame Elefantenkuh mit ihrem Babyelefanten an der Straße zu sehen. Normalerweise sind die Jungtiere irgendwo in der Herde versteckt, aber dieses war ganz nah und spielte mit seiner Mama.

Heute wurden wir gleich 2x nass!

Ihr fragt euch bestimmt wieso – neben der Besichtigung der Victoria Falls hatten wir uns am Vorabend spontan entschieden Raften zu gehen.

a) Rafting

Wir waren spät dran und bekamen deswegen einen privaten Driver, der uns zum Ausgangspunkt fuhr. Von dort aus hieß es schätzungsweise 100 Höhenmeter durch den Dschungel nach unten zum Zambesi River abzusteigen. Die Wanderung alleine war schon toll, das Raften noch viel toller.

Zu zehnt im Boot (8 Gäste, 1 Guide, 1 Auszubildender) ging es durch insgesamt 13 Stromschnellen flussabwärts. Teilweise wurden die Stromschnellen nochmal in a, b und c unterteilt, es war also ordentlich was geboten!

Kein Wunder, dass wir da nass geworden sind. Zum Glück war das Wasser deutlich wärmer als beim Raften in Island 😉

Meine persönlichen Highlights waren die Sicht aus dem Fluss Tal nach oben

und die Stromschnellen, bei denen das Boot ordentlich schaukelte, man aber nicht mit einer frischen Ladung Wasser überschüttet wurde oder Angst hatte, das Boot würde gleich kippen, sondern die Aussicht noch genießen konnte. Das ist wie Wildwasserbahn fahren – nur in echt!

Verrückt fand ich den Fakt, dass wir zwischen den Ländern unterwegs waren: Links Zambia, rechts Zimbabwe.

Als wir nach guten zwei Stunden zu Boot 17 km weiter flussabwärts ankamen, hieß es Paddel, Schwimmweste und Helm in die Hand nehmen und die 100 Höhenmeter nach oben wandern. Wir wurden davor gewarnt Hilfe von Einheimischen abzunehmen, die einem beim Tragen helfen wollen, da sie ansonsten mit dem Equipment wegrennen. Anscheinend ist es eine einfache, illegale Art und Weise die Grenze zu überqueren. Überraschender Weise wurde uns tatsächlich von einigen Einheimischen Tragehilfe angeboten, doch wir lehnten dankend ab.

Oben angekommen gab es ein sehr leckeres Mittagessen und Kaltgetränke. Frisch gestärkt konnten wir also weiter zu den Victoria Falls.

b) Victoria Falls

Die Victoria Falls sind je nach Definition die größten Wasserfälle der Welt. Über 1,7 km stürzt hier der mächtige Zambesi 108 Meter in eine Schlucht.

Es gibt bestimmt hunderte von Leuten, die über einen Besuch bei den Victoria Falls Bericht geschrieben haben. Ich möchte meine Eindrücke des Spektakels in einzelnen Worten festhalten:

  • laut
  • mächtig
  • nass
  • Gischt wie Nieselregen
  • tanzen
  • Regenwald
  • Stockwerkbau
  • Lianen
  • turnen
  • Chinesen in Regenponchos
  • Sonne
  • Regebögen
  • blauer Himmel
  • moosiges Wasser
  • magisch

Hier zur Veranschaulichung ein paar (der 150) Fotos:

Von der Seite sieht man in die lange Schlucht und wie eine gewaltige Wassermenge über den Abhang sprudelt.

Der erste frei fallende Wasserfall – gewaltig, riesig. Man kann den Grund nicht sehen – gruselig.

Wir wanderten durch den Regenwald von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt.

Die Lianen eignen sich hervorragend, um daran rumzuturnen. <3

Die Gischt spritzt ganz schön hoch und wir wurden nass und nässer. Zeit für einen Regentanz!

Hier sieht man ausnahmsweise Mal den Grund, auf dem Wasser aufschlägt.

Team Crazy findet das verrückt!

Die Wanderung zurück zum Eingang endet mit der Sichtung eines Chobe Bushbuck – ein für uns neues Tier. Was für ein Glück!

Der Tag endet mit einem schönen Sonnenuntergang auf Rückfahrt.

Insgesamt waren wir knapp 14 Stunden unterwegs und waren in zwei Tagen in drei Ländern – schon verrückt!

Freitag, 21.6.

Nach drei Tagen ohne aktivem Nationalparkbesuch war heute mal wieder ein Safari-Tag an der Reihe.

Chobe Nationalpark

Dieses Mal waren wir mit dem ausführlichen Kartenmaterial gewappnet, das der Reiseführer empfiehlt. Wir haben uns für umgerechnet überteuerte 25 € ein Geheft zum berühmten Chobe Nationalpark gekauft. Dort sind neben Karten auch alle Tiere aufgelistet, die es zu sehen gibt.

Fünf Doppelseiten füllen die vielen Vogelarten, die hier rumschwirren sollen. Wir, die geborenen Ornithologen, konnten den Marabou Storch, das Blaustirn-Blatthühnchen, den Kronenkiebitz und den afrikanischen Schreiseeadler identifizieren. Irgendwann wurde uns das Vogel-Identifizieren zu anstrengend und wir hörten damit auf – doch Helmperlhühner konnten wir auch ganz ohne Heft identifizieren:

Wieder sahen wir Warzenschweine, Zebras, Kudus, Impalas und Flusspferde.

Ich fand es erschreckend wie viele Safari-Schiffe auf dem Chobe River unterwegs waren. Noch dazu überraschte mich die Größe. Das zerstört meiner Meinung nach den Anblick der Hippos und Impalas ein bisschen.

Auf dem obigen Bild grasen die beiden Flusspferde grad, wir sahen aber auch welche im Wasser und sogar mit Babyhippo an Land liegen.

Ebenso an Land sahen wir ein wirklich kleines Babykrokodil und mehrere große Krokodile.

Außerdem Affen, die Elefantenkacke fressen. Guten Appetit!

Apropos Elefanten: Der Chobe Nationalpark ist bekannt für seine vielen Elefanten. Wir wissen jetzt warum: Es gibt sie hier wirklich wie Sand am Meer! An jeder Ecke, an Land, am/im Fluss – überall waren Elefanten! Bevor man losfährt oder abbiegt sollte man immer schauen, ob von links oder rechts ein Elefant kommt. Mehrmals kreuzten sie unseren Weg:

Meistens waren die Elefanten in Herden unterwegs, in denen immer Jungtiere dabei waren. Selten sahen wir Einzelgänger.

Wir wissen jetzt wie große Elefanten aus dem Fluss trinken

und Babyelefanten bei ihrer Mutter.

Wir sahen Elefanten, die ein Sandbad nahmen, indem sie mit ihrem Rüssel Sand auf ihren Körper schleudern. Das gehört zur Körperpflege eines Elefanten. Der Staub schützt zudem vor der Sonne.

Wir sahen auch Elefanten mit einem dunklen Streifen zwischen Auge und Ohr. Dieser entsteht durch ein Sekret, dass Bullen in der Musth abgeben. Die Musth ist die einmal im Jahr eintretende Phase der Fortpflanzung, in der die Elefanten unberechenbar sind. Besser Abstand halten!

Nach unserer „Nahtoderfahrung“ im Nkasa Lupala Nationalpark haben Pia und ich deutlich mehr Respekt vor Elefanten als zuvor. Deshalb hielten wir immer gut Abstand. Eine Elefantenherde sah das anders: Unser Auto stand mit Motor aus in sicherer Entfernung unter einem Baum, da beschloss die Herde auf unser Auto zu zulaufen und den Baum neben dem Auto zu fressen. Uns wurde ganz schön mulmig zu Mute.

Noch mulmiger wurde uns, als ein Teil der Herde zeitgleich beschloss, links um unser Auto zu gehen. Wir waren also von Elefanten umzingelt. Und sie waren verdammt nah!

Noch heftiger wurde es, als ein Elefant beschloss, der Baum neben unserem Auto reiche als Futterquelle nicht aus, er hätte gerne den Baum über unserem Auto. Er streckte seinen Rüssel über unser Auto und riss sein Maul so weit auf, dass wir hineinsehen konnten.

Glücklicher Weise war die ganze Herde friedlich und unser Auto blieb ganz.

Als wir an einer weiteren Herde vorbeifuhren, drehte sich ein kleiner Elefant um und wollte angsteinflößend auf uns zu rennen. In Wirklichkeit sah er aber supersüß aus:

Eines meiner Highlights war eine riesige Elefantenherde, die am Fluss trank. Wir sahen den ca. 20 Elefanten beim Trinken zu, als der Wald von rechts immer mehr Elefanten ausspuckte, wie Leute aus einem überfüllten Aufzug. Der Elefantenstrom vom Wald zum Fluss schien gar nicht mehr aufzuhören! Insgesamt waren bestimmt 50 Elefanten vor uns am Chobe River, um ihre Wasserreserven aufzufüllen und anschließend ein Sandbad zu nehmen. Was für ein Anblick!

Wir sahen Elefanten in allen Größen, in allen Entfernungen, sogar beim Essen:

Verrückt!

Auch verrückt ist Folgendes: Pia und ich stoppten an einem View- und Strechingpoint, um gemeinsam dasKartenmaterial anzuschauen und uns zu orientieren. Plötzlich waren viele Autos um uns rum, darunter ein Safari-Auto. Die Menschen im Safari-Auto schauten alle angestrengt in eine Richtung. Also drehte ich meinen Kopf auch dorthin und glaubte meinen Augen nicht: Da lief doch tatsächlich eine Löwin hinter unserem Auto vorbei, während wir in aller Ruhe die Nationalpark-Karte studierten. Ich fass es nicht!

Diesmal sah ich also eine Löwin relativ nah und bei Tageslicht. Und das obwohl ich gar nicht damit gerechnet habe. Hätte der Tag noch besser sein können? Da haben sich die teuren Eintrittsgebühren direkt gelohnt!

Keine zwei Minuten später sah ich eine der seltenen afrikanischen Wildkatzen vorbeihuschen – die Glückssträhne schien anzuhalten. Neben der African Wildcat konnten Pia und ich weitere neue Tierarten ausmachen:

Wir sahen Wasserböcke, Puku-Antilopen und Pferdeantilopen. Ohne es zu beabsichtigen scheuchten wir eine ganze Herde Letzterer auf. Die Herde galoppierte vor uns auf dem Weg, bevor sie beschloss abzubiegen. Was für ein Erlebnis!

Darüber hinaus sah ich zum ersten Mal Zebramangusten. Sie sehen ein bisschen aus wie Erdmännchen, sind aber dunkler und haben Querstreifen wie Zebras.

Auch neu für mich war es einen Büffel ganz nah zu sehen:

Nicht mehr neu, aber wahnsinnig schön, war ein alter Giraffenbulle, der direkt vor uns über den Weg lief.

Er war, ebenso wie eine Herde Impalas, auf dem Weg zum Fluss, um dort zu trinken.

Zwischendurch blieb er immer wieder stehen schaute sich um. Wir warteten zum Glück lange genug. Um eine trinkende Giraffe zu sehen, muss man Geduld mitbringen!

Wir sahen noch mehrere Giraffen:

Ich liebe Giraffen einfach! ❤

Pia und ich machten einen Abstecher auf eine Halbinsel. Auf der anderen Seite des Flusses sahen wir in der Ferne eine riesige Herde. Wir dachten zuerst es wäre eine Büffelherde, aber ein Blick durch’s Fernglas sagte etwas Anderes: Da stand einfach eine Kuhherde auf anderer Seite vom Fluss! Sie war definitiv farbenprächtiger als eine Büffelherde. 😉

Letztere sahen wir in der Abendstimmung noch auf die Sonne zu wandern.

Auch in Abendstimmung sahen wir eine Affenfamilie am Fluss entlang spazieren:

Dann galt es vom Fluss weg zur Hauptstraße zur fahren, um den Nationalpark rechtzeitig zu verlassen. Der sandige Weg führte durch einen Laubwald.

Dort sahen wir ein Steinböckchen:

Zurück auf der Mainroad erspähten wir Zebras, eine Rappenantilope und eine Giraffe, die über die Teerstraße galoppierte. Und natürlich stand ein Elefant am Straßenrand.

Nach sieben Stunden im Nationalpark ist unsere Devise: „Elefanten san echt überoi.“

Ansonsten möchte ich festhalten, dass sich die Landschaft auf kürzeste Distanz vollkommen veränderte – immer wieder anders, immer wieder schön.

Samstag, 22.6.

Wir verbrachten den Tag auf der Straße – es galt 300 km zu fahren.

Fahrt

Die Straßen in Botswana sind ähnlich wie in Namibia: Schnurstracksgerade verlaufen sie auf einen geraden Horizont zu:

Anders als in Namibia wird hier Landwirtschaft betrieben. Insgesamt gibt es deutlich mehr Vegetation als im trocknen Namibia.

Die Straßen sind im Schnitt etwas breiter als in Namibia, haben dafür aber viele Potholes (Schlaglöcher). Da ist die Breite gut, dass man ausweichen kann, denn es gibt definitiv mehr Gegenverkehr, was vermutlich mit der höheren Bevölkerungsdichte zu tun hat. Außerdem fuhren wir auf der Hauptverbindungsstraße in den Norden. Für eine A-Straße finden wir sie ziemlich schlecht ausgebaut.

Dafür haben wir direkt neben der Hauptstraße ca. zehn Elefanten, vier Strauße und ein einsames Schwarznasenimpala gesehen. Sogar außerhalb des Chobe Nationalparks gibt es mehr Elefanten als Impalas! 😅

Anders als im Norden Namibias sind hier nicht ständig Leute an der Straße und wir konnten gemütlich eine Ladeflächenbrotzeit machen.

An einem Kontrollpunkt gab es wieder eine Schuh- und Reifendesinfektionsprozedur. Wir fragen uns wie viele davon noch kommen werden, wenn sie nicht nur an der Landesgrenze darauf bestehen, sondern sogar im Land Schuhsohlen und Reifen desinfizieren.

Schon am frühen Nachmittag kamen wir in unserem Camp an, wo uns der Besitzer freundlich begrüßte und rumführte. Er zeigte uns ein Bushbaby, dass sich im Dach versteckte. Recherche ergab, dass Bushbabys, in der Fachsprache Galagos genannt, die kleinsten Primaten auf dem afrikanischen Kontinent sind. Sie sind nachtaktiv und lieben es auf Bäumen zu klettern. Wir hatten also Glück tagsüber ein Exemplar zu sehen.

Bei dem Campingplatz am Fluss ist die Benutzung von Kanus inklusive. Das ließen wir uns natürlich nicht entgehen!

Kanufahren

Die Kanufahrt auf dem Fluss Nata war etwas ernüchternd: Der Fluss trug wenig trübes Wasser und auch die Landschaft war nicht besonders.

Nach einem Kilometer zu Boot beschlossenen wir, dass es genug ist. Trotzdem war es eine schöne Erfahrung alleine im Kanu unterwegs zu sein und wir sahen einige Vögel, darunter einen Kakadu.

Der Besitzer schlug vor abends ins Nata Bird Sanctury zu fahren, wo man viele Vögel und einen tollen Sonnenuntergang sehen kann. Auf dem Weg dorthin fuhren wir durch Nata, die nächstgrößere Stadt.

Nata

Spontan überlegten wir uns zu den geplanten Nudeln mit Pesto und Kichererbsen einen Salat zu machen zu dafür Gemüse einzukaufen. Auf Google Maps waren drei Supermärkte in Nata eingezeichnet. Der erste war winzig und verkaufte ausschließlich Abgepacktes. Zum zweiten mussten wir eine Weile durch Natas Straßen fahren, was uns einen schönen Einblick in die Stadt verschaffte: Schotterstraßen, Stacheldrahtzäune, teils traditionelle, runde Hütten, teils moderne Häuser mit Wellblechdach. Frauen, die Wasserkanister auf den Kopf tragen und Kinder, die barfuß auf der Straße spielen. Am Horizont war ein Schild zum Supermarkt, der ein Foto mit einem vielversprechenden Einkaufswagen voller Obst und Gemüse auf seine Scheibe gedruckt hat. Innen drin war es ernüchternd:

Ich habe noch nie in meinem Leben so einen leeren Supermarkt gesehen. Von Obst und Gemüse keine Spur…

Der dritte Supermarkt sah geschlossen (vielleicht für immer?) aus. Also gab ich die Hoffnung auf einen Kichererbsen Salat mit frischem Gemüse auf. Auch okay.

Überraschender Weise war keine 200 Meter weiter ein großer Supermarkt direkt an der Hauptstraße. Die Einheimischen scheinen also doch mit frischen Lebensmitteln versorgt zu werden! Dort gab es alles, was das Herz begehrt. 🧡😋

Neben den Supermärkten hat Nata eine Hauptstraße mit vielen schönen Palmen zu bieten:

Nata Bird Sancutry

Das Bird Sanctury war ebenso ernüchternd wie die Kanufahrt. Außer drei Strauße sahen wir nämlich genau KEINEN Vogel. Pias Feststellung: „Des is a totale Lüge, dass do Vegl san. Aber, dass d’Sonn untergeht is wohr.“ fasst es ganz gut zusammen. Wir fuhren zur Sua Pan, einer komplett ausgetrockneten Pfanne. Da es hier keine Löwen und Elefanten geben soll, stiegen wir aus und spazierten in die staubtrockene Pfanne hinein.

Der Boden knirschte unter uns. Es war ein lustiges Gefühl dort zu laufen – ein bisschen wie auf Neuschnee. Nach einem Kilometer auf dem Fluss gab es jetzt einen Kilometer zu Fuß!

Währenddessen genossen Pia und ich den tatsächlich schönen Sonnenuntergang.

Auf dem Rückweg sah ich etwas Neues:

Ein Gnu im Sonnenuntergang. Gnus gab es hier wirklich viele. Normalerweise muss man die Nationalparks vor Sonnenuntergang verlassen, deswegen war es neu für uns nach Sonnenuntergang die Tiere zu beobachten – hat was.

Zurück im Camp gab es dann die geplanten Nudeln mit dem improvisierten Kichererbsen Salat. Hmmm… 😋

Sonntag, 23.6.

Der Tag hätte nicht besser starten können: Wir kochten Frühstückseier!

Fahrt

Danach ging es wieder 300 km auf die Straße. Die Straße von Nata nach Maun ist eine Zumutung – ein einziger Hindernisparcour!

Wir haben irgendwann beschlossen es wie die Einheimischen zu machen und einfach neben der Straße zu fahren, da der Straßenbelag nur sehr bruchteilhaft vorhanden ist.

Gestern habe ich mich noch über die schlechte Qualität der A-Straße in den Norden beschwert. Rückblickend war das eine Premium-Straße. Die A-Straße von heute war zwischenzeitlich nicht mal mehr geteert.

Zum Glück ging es nicht die ganze Zeit so weiter, sonst wären wir vermutlich erst gegen Mitternacht angekommen…

Wie bestellt und nicht abgeholt stand bzw. lag plötzlich eine Zebraherde neben der Straße:

Keinen Kilometer weiter standen Elefanten und Giraffen an der Hauptstraße:

Das wird mir Zuhause abgehen!

Montag, 24.6.

Um 7.00 Uhr gings los mit einer Safari ins berühmte Okavango-Delta. Das riesige Binnendelta ist besonders, weil es den Wasserhöchststand genau dann erreicht, wenn im Rest des Landes Trockenheit ist. Dadurch gibt es dort viele Tiere.

Eigentlich wollten wir im Okavango-Delta campen, aber die Camps dort sind superteuer (ab 139 € p.P.p.N.) und zusätzlich ist wegen den Wassermassen nicht sichergestellt, ob wir mit dem Auto dorthinkommen. Also entschlossen wir uns zwei Nächte in der nahegelegenen Stadt Maun zu verbringen und von dort aus eine Tagestour ins Delta zu machen.

Die Besitzerin des Guesthouses organisierte die Tour und fuhr uns selbst zum Ausgangspunkt, der Mokoro Station, im Delta. Die Straße wechselte schnell von Teer- zu Schotterstraße bzw. Sandweg. An dieser Stelle fragte sie uns, ob wir „ready for the african massage“ sind. Diesen Ausdruck finde ich sehr passend, denn man wird hier gerne ordentlich durchgeschüttelt.

Bootstour

An der Mokoro Station sollte es ins Mokoro gehen. Das ist ein etwa vier Meter langes traditionelles Einbaumboot. Leider wurden wir enttäuscht: Statt traditionelle Boote gibt es jetzt Boote aus Glasfaser. Grundsätzlich kein Problem für mich, aber wieso dann mit dem Baum-Mokoro werben???

Warm angezogen – wie jeden Morgen – ging es ins Boot.

Man sitzt ganz schön nah am Wasser dran und soll sich möglichst wenig bewegen – der Guide hält das Gleichgewicht.

Wir erspähten das erste Tier. Siehst du es?

Links auf der mittleren „Schilfinsel“ sonnt sich ein Krokodil. Ganz in der Nähe sahen wir acht weiße Pelikane von Wasser aus in die Luft starten:

Ich wusste nicht, dass es auch schwarze Pelikane gibt. Im Okavango-Delta anscheinend schon!

Dann ging es weiter durch eine „Algendecke“.

Genau genommen ist die Salvinia Molesta gar keine Alge, sondern ein Schwimmfarn. Dies sind nicht wurzelnde, frei an der Wasseroberfläche treibende Wasserpflanzen. Die Anordnung der Härchen an der Blattoberfläche ist vergleichbar mit vielen kleinen Schneebesen.

Wir sahen mal wieder Flusspferde, bevor wir nach einer guten halben Stunde zu Boot an einer großen Insel stoppten.

Walking-Safari

Von dort aus ging es das erste Mal zu Fuß auf Safari. Relativ am Anfang entdeckten wir Litschi-Antilopen, Impalas, Elefanten und Warzenschweine:

Ohne den „Schutz“ des Autos kamen mir die Elefanten noch mächtiger vor. Und sie haben Spuren hinterlassen:

Alles ist riesengroß!

Pia fand einen abgebrochenen Stoßzahn:

Das Elfenbeinstück war ganz schwer!

Auf der weiteren Wanderung liefen uns Gnus und Steppenzebras über den Weg.

Auch Giraffen waren mit von der Partie:

Team Crazy war happy 🙂

An einem Wasserlochen entspannten einige Hippos. Hier konnten wir gleich mehrere Hippo-Highways betrachten, die am Wasserloch starteten.

Wenn die Flusspferde v.a. nachts zum Fressen an Land gehen, trampeln sie mit ihren kurzen Beinen feste Pfade ein. Wollen sie zurück zum Wasser, folgen einfach dem Highway! 😉

Uns kam nochmal eine Elefantenherde über den Weg. Immer wieder unglaublich wie leise die Riesen doch sind!

Spannend, wie sich die Landschaft auch hier wieder ständig verändert! Zwischenzeitlich liefen wir sogar durch eine Art Wald:

Das Landschaftsbild wird nur durch Hubschrauber am Himmel gestört – Safaris zu Luft, von denen aus man einen guten Blick aufs Okavango-Delta haben soll.

Nach insgesamt guten 10 km Wanderung gab es ein wohlverdientes Mittagessen.

Bootstour

Die Rückfahrt auf dem Boot war entspannend – genau richtig!

Der Blick hätte schlechter sein können:

Fazit Bootserlebnisse

Insgesamt hatten wir fünf Bootserlebnissse auf unserer Tour:

  1. Breiter Okavango bei Popafällen
  2. Schmaler Linyanti im Nkasa Lupala Nationalpark
  3. Rafting im Zambezi
  4. Kanufahren im Nata
  5. Okavango-Delta im „Mokoro“

Ich hatte zwischendurch Angst, dass mir Bootsfahrten irgendwann zum Hals raushängen, aber dem war nicht so: Jedes Erlebnis war auf seine Weise schön – alle unterschiedlich. Ich möchte keines missen!

Spontan muss man sein

Auf dem Rückweg von der Mokoro Station nach Maun ritt ein Mann auf einem Esel vorbei und ich merkte an, dass ich auch gerne mal auf einem Esel reiten möchte. Da stoppte die Fahrerin und fragte den Reiter, ob ich mich draufsetzen darf. Ich durfte!

Ein schönes Ende für einen schönen Tag!

Dienstag, 25.6.

Endlich mal ausschlafen! Danach sind wir gute 400 km gefahren.

Zum Glück waren die Straßen deutlich besser als vorgestern. Trotzdem waren wir sieben Stunden unterwegs.

Das lag u.a. daran, dass wir in dem Dorf D’kar Halt gemacht haben. Dort gibt es das Kuru Arts and Craft Center, wo man traditionelle Handarbeiten von den San erstehen kann.

Jetzt sind wir auf einem Campingplatz noch ca. eine Stunde von der Grenze zu Namibia entfernt. Morgen geht’s zurück nach Windhoek. Nur noch drei Nächte in Afrika, davon eine letzte Nacht im Dachzelt – die Zeit fliegt!

Mittwoch, 26.6.

Namibia – wir kommen! Nach einer mehr oder weniger großen Packaktion (all die Dinge, die im Auto rumgeschwirrt sind, mussten verstaut werden) kamen wir rechtzeitig los und steuerten auf Namibia zu. Es fühlte sich an wie heimfahren.

Grenzübergang nach Namibia

In Botswana mussten wir das Auto und uns austragen, in Namibia beides eintragen. Aufgrund der auszufüllenden Formulare, nicht vorhandener Stifte und Warteschlangen dauerte der Vorgang ungefähr eine Stunde.

Ein Stopp auf dem Weg

Bei der gestrigen Packaktion sortierten wir die Dinge aus, die wir nicht mit nach Deutschland zurücknehmen werden. Darunter sind z.B. unsere zu Beginn gekauften Handtücher, meine große Kuscheldecke und ein wenig Geschirr. Auf der Fahrt stoppten wir am Rande des Townships von Gobabis und verteilten dort unsere Sachen. Die Leute kamen angerannt, als sie mitbekamen, dass es was umsonst gibt. Es war schön zu sehen, dass die Sachen angenommen wurden.

Zurück in Windhoek

Jetzt sind wir back in Namibias Hauptstadt (for the very last time). Am „Puffertag“ morgen wird final gepackt und von Windhoek Abschied genommen, bevor es übermorgen in den Flieger nach Deutschland geht. Ich bin nicht bereit das Land zu verlassen. Die Zeit ging zu schnell vorüber. Und die Crazy on Tour- Zeit ist nun auch vorbei. Ich bin aktuell sehr traurig darüber, freue mich aber zeitgleich auf die Heimat.

Fazit

Ein großes Fragezeichen für manche Kolleg*innen war: „If the two of you are going on a roadtrip, who is driving the car?“ Wir, v.a. Pia, haben das Auto sicher geschaukelt. Insgesamt sind wir 3273 km im eigenen Mietwagen gefahren, die zwei Tagestouren und die Safari kommen hinzu.

Es ist unglaublich wie viele Tiere wir gesehen haben! Die vielen Nationalparkfahrten mit „Scannerblick“ sind zwar anstrengend, haben sich aber zu 100 % gelohnt. Bis zum Ende waren immer wieder neue Tierarten und neue Tier-Erlebnisse dabei. Namibia und Botswana sind tolle Safari-Länder!

Gerade morgens ist es im namibischen/ botswanischen Winter eisig kalt, die Bezeichnung „Winter“ hat also seine Berechtigung. Mit der richtigen Ausstattung ist die Kälte aber gut machbar – sogar ich habe überlebt! Dafür war es mittags „nur“ angenehm warm – nicht unerträglich heiß (wie im Januar).

Es gibt viele verschiedene Art und Weisen den Tag gut zu starten!

Die Art im eigenen Pick-up mit Dachzelt zu reisen ist abenteuerlich, aber mit wenn man sich auf das Abenteuer einlässt, wunderbar. Natürlich kommt es auch auf die Mitreisenden an.

Eine intensive Zeit geht zu Ende. Pia und ich wurden zufällig vom BLLV an die gleiche Schule geschickt, trafen uns vor Namibia nur einmal, um sich ein bisschen kennenzulernen und organisatorische Sachen zu besprechen. Ich muss sagen es hätte nicht besser passen können. Ich habe eine Seelenverwandte gefunden – verrückt genug sich ein gemeinsames Tattoo stechen zu lassen!

Auch wenn die Crazy on Tour-Zeit und die Crazy in Namibia-Zeit nun zu Ende geht, heißt es nicht, dass die Crazy-Zeit vorbei ist – wir haben eine Freundschaft für’s Leben geschlossen. Danke für alles ❤️

Ein Stück unserer Herzen wird für immer in Afrika bleiben!