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„Goeie môre, wat ’n pragtige dag!“ – Unsere Zeit an der Idas Valley Primary School in Stellenbosch

Unser Tag begann früh – um 6:40 Uhr wurden wir vom Schulbus in der Nähe unseres Zuhauses in Jamestown abgeholt. Nach der täglichen Besprechung der Lehrkräfte, die von 7:30 bis 8:00 Uhr stattfand, startete der Unterricht. Der Schulleiter begrüßte uns jeden Morgen mit: „Goeie môre, wat ’n pragtige dag!“, was so viel heißt wie: „Guten Morgen, was für ein schöner Tag!“. Während dieser Besprechung informierte der Schulleiter über wichtige Ereignisse der Woche, es wurde gemeinsam gebetet und Themen besprochen, die das Kollegium beschäftigten. Einzige Ausnahme war der Montag, an dem stattdessen das sogenannte Assembly stattfand. Hier versammelten sich alle Schüler*innen und Lehrkräfte in der Aula, es wurde gesungen, gebetet und Ansprachen gehalten. Diese feierliche Einstimmung in die neue Woche war für viele ein Highlight – die Freude der Kinder beim gemeinsamen Singen war deutlich zu spüren.

Die Idas Valley Primary School wird von etwa 900 Schüler*innen besucht und gehört damit zu den größeren Grundschulen der Region. Die Kinder besuchen die Schule von Grade 0 bis Grade 7, also von der Vorschule bis zum Ende der Grundschulzeit. Die Durchschnittsgröße der Klassen lag bei etwa 35 Kindern, was uns – im Vergleich zu deutschen Klassen – relativ groß vorkam. Das Schulgebäude selbst war offen gestaltet: Die Anlage bestand aus mehreren einzelnen Gebäuden, die durch offene Gänge miteinander verbunden waren. Zwischen den Gebäuden befanden sich kleine Höfe, die als Pausenflächen genutzt wurden.



Der Unterricht endete in der Regel zwischen 13:30 und 14:20 Uhr. Paul durfte jeweils eineinhalb Wochen lang eine vierte und eine fünfte Klasse begleiten, während ich die meiste Zeit mit einer dritten Klasse verbrachte. Der Unterricht fand überwiegend auf Englisch statt, es gab jedoch auch einige Klassen, in denen auf Afrikaans unterrichtet wurde. Zu den Fächern zählten unter anderem Afrikaans, Englisch, Mathematik, Handschrift, Schreiben, Sport und Kunst. Wir hatten die Möglichkeit, den Unterricht zu beobachten und die Kinder bei Fragen zu unterstützen.




Besonders gefreut hat uns das große Interesse an unserer Heimat: Unser Angebot, eine Unterrichtsstunde über Deutschland zu gestalten, stieß auf viel Begeisterung und Neugierde – sowohl bei den Kindern als auch bei den Lehrkräften. Im Anschluss planten wir eine kreative Kunststunde, in der die Kinder eigene Lebkuchenherzen aus Pappe bastelten.



Der Schulalltag war klar strukturiert und von festen Ritualen geprägt. So wurde vor jeder Pause gemeinsam gebetet, und viele Klassenlehrkräfte wurden durch Assistenzkräfte bei organisatorischen Aufgaben unterstützt. Zudem hatten die Kinder regelmäßig digitalen Unterricht – sie lernten Englisch am Tablet oder lösten Mathematikaufgaben am Computer.



Während unseres Aufenthalts fanden zahlreiche sogenannte Assessments statt. Dabei handelte es sich um eine Art Lernstandserhebung, die vor allem dazu dient, den Eltern ein möglichst differenziertes Feedback zum Leistungsstand ihrer Kinder zu geben. Darüber hinaus gibt es in Südafrika auch offizielle Vergleichserhebungen auf Landesebene (ANA = Annual National Assessment), bei denen die Ergebnisse schul- und klassenweise aufgeschlüsselt werden. So soll jede Schule nachvollziehen können, wo sie im landesweiten Vergleich steht.

Auffiel der Umgangston zwischen Lehrkräften und Schüler*innen, der im Vergleich zu Deutschland teilweise strenger wirkte. Dies wurde damit erklärt, dass viele Kinder aus einem Umfeld stammen, in dem ein eher autoritärer Umgangston üblich sei – entsprechend würde eine solche Ansprache besser verstanden und akzeptiert. Gleichzeitig wurde großer Wert auf persönliche Hygiene und ein gepflegtes Erscheinungsbild gelegt: Kurze Fingernägel, geflochtene Haare bei Mädchen, kurze Haare bei Jungen sowie saubere Schuluniformen und Schuhe wurden regelmäßig kontrolliert. Eltern wurden informiert, wenn diese Standards nicht eingehalten wurden. Dies war Teil der Erziehungsarbeit der Schule und diente auch dazu, die Aufmerksamkeit der Eltern für die Bedürfnisse ihrer Kinder zu stärken.

In diese Zeit fiel auch der Ramadan, was sich deutlich im Schulalltag bemerkbar machte: Viele Kinder fasteten, und konnten bei großer Hitze nichts essen oder trinken – einige nicht einmal ihre Spucke schlucken. Der Umgang untereinander war dabei von viel Rücksichtnahme geprägt.

Unsere Zeit an der Idas Valley Primary School war für uns sehr bereichernd und lehrreich. Besonders beeindruckt hat uns der starke Fokus auf Wertevermittlung sowie die Herzlichkeit und Offenheit der Kinder, die wir begleiten durften.

Wir sagen baie baie dankie – vielen, vielen Dank – an alle, die uns auf diesem Weg begleitet und so herzlich aufgenommen haben!