Stellenbosch,  Südafrika

40 Kinder – Na das kann heiter werden!

Man nehme einen Pausenhof, setze viele kleine und große dunkelhäutige und farbige Schülerinnen und Schüler dort hinein, stelle einen Direktor ans Dj Pult und gebe einer Musiklehrerin ein Mikrofon in die Hand. Man füge Tanz und Gesang noch mit hinzu und kombiniere das Ganze mit purer Freude, Lebenslust, Energie und Liebe und schon hat man das Rezept für die Morning Assembly der Idas Valley Primary School.

Am 25.02.2019 – unserem ersten Tag an der Grundschule – begleiten wir also unsere Klassen auf den Pausenhof und erwarten gespannt den Beginn der Versammlung. Als die Musik ertönt, sind wir zu Tränen gerührt. Die SuS singen die selbst geschriebenen und komponierten Lieder der Schule mit so einer Begeisterung und Energie mit, dass man nicht anders kann als mitzutanzen und zu singen – oder es zumindest zu versuchen. Eins der Lieder hat es uns ganz besonders angetan. „The Power of God“ zieht Anna und mich ab Sekunde eins in seinen Bann und ist unser ständiger Begleiter in den folgenden sieben Wochen.

„The power of god is moving around the world.
Can you feel it? Yes! Can you feel it? Yes! Can you feel it? Yes! Hallelujah.
The P the O the W the E the R! That’s power!“

Nach dem gemeinsamen Singen hält einer der Lehrer eine Rede über wichtige alltägliche Themen – leider auf Afrikaans. Zum Schluss werden die Geburtstagskinder der folgenden Woche auf die Bühne gebeten und wir singen alle zusammen „Happy Birthday“. Nach dem Assembly sind wir komplett von den Socken und fragen uns, warum es sowas an deutschen Schulen nicht gibt. Schöner kann man nicht in die Woche starten!
Danach gehen wir zurück in unsere Klassen und der Schulalltag kann beginnen!

An der Idas Valley Primary School gehen die Schüler in die Klassen 1 bis 7. Hier in Südafrika geht die Grundschule nämlich nicht nur bis zur vierten Klasse wie bei uns in Deutschland, sondern auch die Fünft-. Sechst- und Siebtklässler gehören noch zur Primary School.
Jede Jahrgangsstufe besteht hier im Durchschnitt aus drei Klassen. Die A ist immer die Englisch-Klasse und die B und C sind Afrikaans-Klassen.

Anna ist in der Klasse 1a bei Mrs. Wessels mit 42 Kindern und ich bin in der Klasse 2a bei Ms. Whiteside mit 36 Kindern. Nicht nur die Kinder in unseren Klassen freuen sich wahnsinnig über uns. Egal wo wir uns im Schulgebäude oder auf dem Pausenhof aufhalten werden wir von jedem einzelnen Schüler umarmt und freudig begrüßt.
„Teacher Anna, teacher Anna!“ „Teacher Sofia, teacher Sofia!“, schallt es uns sowohl in den Klassenzimmern als auch auf dem Schulhof den ganzen Tag entgegen. So werden Lehrer an den Schulen hier nämlich angesprochen. (Normalerweise natürlich mit dem jeweiligen Nachnamen, aber bei uns ist es mit dem Vornamen natürlich schöner und für die Kinder nahbarer.)

Die Klassen hier sind wirklich riesig – mindestens 35 bis 45 SuS! In Deutschland werden die Klassen ab 28 Kindern auf zwei verteilt und hier kann man von so etwas nur träumen. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass sich das Klima in so großen Klassen von dem in Deutschland sehr unterscheidet. Es herrscht grundsätzlich ein strengerer Ton und die Lehrerinnen werden recht schnell laut. Die einen sprechen nur etwas lauter mit den Kindern und die anderen hört man am anderen Ende des Schulgeländes – das schon sehr groß ist – noch schreien. Man versucht die SuS an einer sehr kurzen Leine zu halten und jeder noch so kleine Fehler wird verbal oder von mancher Lehrkraft auch mit einem Klaps auf den Hinterkopf bestraft.

Letzteres bekomme ich in meiner ersten Woche hautnah mit, da die Klassenlehrerin von einer bereits pensionierten Lehrerin vertreten wird, die sehr vom alten Schlag zu sein scheint. Sie brüllt die Kinder wegen jeder noch so kleinen Kleinigkeit an und versetzt vor allem den Jungs Hiebe auf Kopf oder Arme. Sie beschimpft und demütig einzelne Kinder und führt sie anhand schlechter Hefteinträge oder Tests vor der ganzen Klasse vor. Ich fühle mich wie in eine andere Zeit versetzt.
Nach meinen ersten drei Schultagen war ich also, wie ihr euch bestimmt denken könnt, emotional ziemlich ausgelaugt und entsetzt, wie hier mit Kindern teilweise umgegangen wird.

Aber mal abgesehen von meiner ersten, etwas ungewöhnlichen Woche, verlief das Praktikum sowohl für mich als auch für Anna so wie wir uns ein Praktikum an einer Grundschule in Südafrika vorgestellt hatten. Ms. Whiteside und Mrs. Wessels sind zwei wahnsinnig liebe und herzensgute Lehrerinnen, die uns viel in das Schulleben integrieren. Sie zeigen sich stets unglaublich dankbar und egal wie anstrengend die Aufgaben, die sie uns übertragen, sind, machen wir alles mit größtem Vergnügen.

Unsere Aufgabe ist es die Lehrer zu unterstützen,

  • indem wir Unterrichtsstunden halten
  • oder kleinere Teile der Klasse unterrichten,
  • Hefte oder Tests korrigieren,
  • administrative Aufgaben erledigen
  • oder mit den Kindern Bücher lesen und Spiele spielen.

Auch wenn wir es uns nicht vorstellen können in Südafrika als Lehrer zu arbeiten, konnten wir in unserem Praktikum bisher sehr viele wertvolle Erfahrungen sammeln und sind für jegliche Situation in unserem späteren Lehreralltag gewappnet!

Bis bald! Eure Sofia