Stellenbosch,  Südafrika

Südafrika – abwechslungsreicher Alltag

Ich bin nun schon seit fast vier Wochen in diesem schönen Land. An unserem ersten Tag wurden wir vom Flughafen abgeholt und dann sehr herzlich von unserer „Gastoma“ Auntie Rosie empfangen. Sie ist schon 77, aber noch super fit und nennt uns immer „my sweetheart“, „Cutiepie“ oder „my lovely“.  Gastfreundschaft wird in Südafrika großgeschrieben. Wir wohnen in Jamestown, Stellenbosch, also circa eine dreiviertel Stunde von Kapstadt entfernt.

Schulleben

In unserer ersten Woche haben wir die Schule in Idas Valley, Stellenbosch kennengelernt, in der wir immer montags bis mittwochs verbringen werden. Schule ist hier ganz anders als in Deutschland. Es ist schon fortschrittlicher, als ich es erwartet hätte (Smartboard), aber die Umgangsformen unterscheiden sich deutlich von denen in Deutschland. Hier gibt es eigentlich nur Frontalunterricht, was bei einer Klassengröße von über 40 Kindern wahrscheinlich auch nur schwer anders möglich ist. Die Lehrer_innen schreien viel und es ist super laut im Klassenzimmer. Auch die Leistungsunterschiede sind enorm. In meiner 2. Klasse können bei Weitem nicht alle Kinder lesen, viele tun sich auch bei leichten Matheaufgaben noch sehr schwer. So etwas wie Förderschulen gibt es hier nicht, alle Kinder werden inklusiv beschult.

Eine andere Sache, die allerdings sehr positiv zu berichten ist, ist das Assembly jeden Montagmorgen. Zum Start in die Woche versammelt sich die ganze Schule auf dem Pausenhof und alle  singen Lieder. Außerdem gibt es eine Andacht und die Geburtstagskinder kommen nach vorne. Wenn auf einmal 900 Kinder laut im Chor singen, das ist schon ein Gänsehautmoment. Es ist schön, wenn die ganze Schule zusammenkommt und so in die Woche startet. Ich finde, das könnte man auch in Deutschland etablieren. Es ist eine tolle Erfahrung, das Schulsystem hier zu erleben, aber ich kann jetzt schon sagen, dass ich in Südafrika wahrscheinlich nicht auf Dauer Lehrerin sein möchte.

Valentinstag in der Schule. Alle Kinder und Lehrer haben sich rot-weiß angezogen.

Valentinstag

Eine besondere Erfahrung war der Valentinstag. Das wird in Südafrika (zumindest in der Schule) richtig groß gefeiert. Die Kinder und Lehrer_innen sind in rot und weiß gekleidet und es gibt Eis und Pie für alle. Ab zehn Uhr gab es eine „modelling show“, bei der je zwei Kinder aus jeder Klasse gemodelt haben und dazu gab es laute Party Musik. Auch das Lehrerzimmer war geschmückt und es gab kleine Geschenke. Schon lustig.

Manchmal lesen wir den Kindern im Aftercare vor.

Aftercare

Die Nachmittage verbringen wir im Aftercare. Das ist eine Art Nachmittagsbetreuung hier in Jamestown in einer anderen Schule. Die ca. 70 Kinder bekommen Mittagessen und dann gibt es mehrere Angebote, wie z.B. Tanz oder Karate. Die meisten der Kinder kommen aus nicht so guten familiären Verhältnissen, haben keinen Vater und leben bei ihren Verwandten. Viele Kinder zeigen auffälliges Verhalten, was bei den Hintergründen allerdings auch nicht verwunderlich ist. Sie sind aber auch sehr süß und freuen sich, mit uns zu spielen. Es fällt mir aber noch sehr schwer, mir diese komplizierten afrikanischen Namen zu merken. Und die Schuluniformen machen es nicht leichter.

Wenn ich hier eins lerne, dann ist das wohl Ambiguitätstoleranz. Diese Spannung auszuhalten zwischen dieser unglaublich schönen Landschaft und den Familienverhältnissen der Kinder. Die Gastfreundschaft und Offenheit der Südafrikaner gegenüber der hohen Kriminalitätsrate. Viele Häuser haben hier Alarmanlagen, Stacheldrahtzaun und Wachhunde. Es gibt die „Neighbourhood watch“, also Männer, die am späten Abend in den Straßen umherlaufen und aufpassen und wir sollen abends nicht mehr herumlaufen und keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen. Aber ich fühle mich sehr wohl hier.

Der Blick von unserer Terrasse.

Ich bin gespannt, was die nächsten Wochen noch so bringen und welche Überraschungen Südafrika noch so für uns bereit hält.