Endlich ist es soweit: Nach fast zwei Monaten im Land hat sich ein bisschen ein Alltag etabliert, von dem ich euch gerne ausführlich und mit Bildern berichten möchte:
Morgens
4.50 Uhr: Die Glocke läutet zum ersten Mal an diesem Tag. Das ist mir aber egal – ich schlafe weiter!
5.25 Uhr: Mein Wecker läutet zum ersten Mal – ist mir immer noch egal.
5.30 Uhr: Meine Wecker läutet zum zweiten Mal und ich stehe auf. Stress am Morgen, gerade wenn ich meine Haare flechten oder Kontaktlinsen einsetzen möchte, kann ich nämlich überhaupt nicht leiden. Also gehe ich entspannt meiner Morgenroutine nach.
Um 5.50 Uhr läutet die Glocke zum zweiten Mal. Das ist das Zeichen für die 20 Hostelkinder sich in den Speisesaal zu begeben. Auch Pia und ich pilgern dorthin. Praktischer Weise liegt unsere neue Wohnung, in die wir Ende Januar endlich eingezogen sind, direkt neben dem Speisesaal, also haben wir es nicht weit.😄
Mittwochs nehmen wir unsere Wäsche mit in den Speisesaal. Ihr denkt euch vermutlich: „Warum das?“ Am Anfang konnte ich es nicht glauben, wollte es kaum tolerieren, aber uns wird hier die Wäsche gemacht. Es gibt zwar Waschmaschinen, die wir theoretisch selbst bedienen könnten, aber das dürfen wir nicht. So bringen wir jeden Mittwoch vor dem Frühstück unsere Wäsche zur Küche, um sie den Wäschefrauen zu übergeben, die sie für uns waschen. Mittags können wir sie wieder abholen – hier trocknet ja alles im Hand umdrehen. Nur unsere Unterwäsche müssen wir mit der Hand auswaschen.
Um 5.55 Uhr stellen sich die 12 Mädchen getrennt von den 8 Jungs in zwei Reihen auf und es wird gebetet. Danach gibt es gegen 6.00 Uhr Frühstück. Das Frühstück ist super abwechslungsreich:
Mal gibt es groben Haferbrei, mal Brei aus Maismehl (siehe Foto), hin und wieder Cornflakes oder weet bix, eine Art Vollkorn-Keks, der in Milch oder Wasser aufgelöst zu Müsli wird. An manchen Tagen, z.B. heute, gibt es Sandwiches mit Tomaten, Zwiebeln und Käse, an anderen sogar Pfannenkuchen und Muffins. Es gibt immer Toast und Butter sowie Marmelade zum selberschmieren und Obst. Außerdem trinken Pia und ich jeden Morgen eine Tasse Rooibos- oder Schwarztee – Ich liebe Frühstücken einfach!
Gut gestärkt geht es los in die Schule. Das Hostel, in dem wir wohnen, gehört zur Karibib Private School und ist direkt neben an – so einen kurzen Schulweg hatte ich zuletzt in Indien.
Ablauf eines normalen Schultags
Wie schon im Artikel über den ersten Schultag erwähnt, treffen sich um 6.30 Uhr alle Lehrer zu einem Meeting im Lehrerzimmer.
Das Meeting beginnt mit einem kurzen, christlichen Morgenimpuls, den für je eine Woche eine andere Lehrkraft übernimmt. Pia und ich waren in der Woche von 12. bis 16. Februar an der Reihe. Wir lasen Bibelverse und Kurzgeschichten vor und interpretierten diese anschließend. Am Freitag dieser Woche wagten wir es das Lied „One of us“ zu singen und teilten im Anschluss unsere Auslegung davon mit. Das Wagnis kam zum Glück gut an und v.a. wir hatten Spaß dabei!
Nach dem Morgenimpuls wird der Tagesablauf besprochen und offene Fragen werden geklärt. Hier werden oft Themen in den Raum geworfen, die über den ganzen Tag – teilweise die ganze Woche – für Diskussion im Lehrerkollegium sorgen, z.B. Abläufe im System, die überarbeitet werden sollten, aber auch Themen wie der Umgang mit dem Handy, Alkohol oder Mobbing. Ich finde es immer wieder heftig, dass solch wichtige Themen in diesem Rahmen angesprochen werden, in dem es meines Erachtens nach nicht genug Platz gibt, sich diesen auf pädagogische Weise zu nähern und eine umsetzbare Lösung zu finden.
Das Meeting schließt jeden Tag mit dem thought of the day, den ich schon aus Indien kenne. Oft bin ich allerdings emotional so abgelenkt, dass ich den Gedanken des Tages gar nicht mehr mitbekomme.
Täglich um 6.50 Uhr beginnt die Assembly. Klasse 1 bis 7 versammelt sich vor dem Hauptgebäude der Primary School, Klasse 8 bis 12 auf dem Hof der Secondary School. Insgesamt gibt es jede Klasse einmal, außer die 9. Jahrgangsstufe, die wurde in zwei Klassen aufgeteilt: 9a und 9b.
Die LRCs (Learners Representative Councils) übernehmen hier die Ansprache, das Verkünden des Tagesgedankens und manchmal wird die Nationalhymne oder der School-Song angestimmt. Wichtige Informationen werden hier von den Lehrenden an die Lernenden weitergetragen. Danach gehen die Schülerinnen und Schüler (im Folgenden abgekürzt mit SuS) in ihre sogenannte register class. Jede Klasse hat einen register teacher, der wie eine Klassenlehrkraft fungiert. Die Anwesenheit wird kontrolliert und nochmals können wichtige Informationen weitergegeben werden.
Um 7.10 Uhr beginnt die erste Schulstunde, die bis 7.50 Uhr dauert. Es folgen drei weitere Schulstunden im 40-Minuten-Takt. Von 9.50 bis 10.20 Uhr ist eine 30-minütige Pause. In dieser bekommen wir Lehrpersonen und auch die Hostelkids ein Sandwich vom Hostel geliefert. Das ist immer bitter nötig, da ich meist halb am verhungern bin – und wer mich kennt weiß, dass eine hungrige Anita kaum zu ertragen ist…. Freitags haben Pia und ich Pausenaufsicht, d.h. wir setzen uns statt ins Lehrerzimmer nach draußen in den Schatten und sind für die SuS Ansprechpersonen.
Es folgen vier weitere Stunden im 40-Minuten-Takt bis um 13.00 Uhr die Schule aus ist.
In der Theorie läuft so ein normaler Schultag ab, aber:
Testdays
Immer dienstags und donnerstags ist Testtag. Das bedeutet, dass alle SuS morgens in der ersten Stunde von 7.10 bis 7.50 Uhr in ihrer register class einen Test schreiben.
Welches Fach dran ist, können sie im test timetable nachschauen. Die Tests sind im Prinzip wie Schulaufgaben. Grundsätzlich finde ich es gut diese immer morgens zu schreiben, jedoch ist dadurch die Fachlehrkraft meist nicht anwesend, da der register teacher die Testaufsicht führt. Dies ist ungünstig, falls Fragen aufkommen oder eine einführende Erklärung von Lehrer*innenseite notwendig ist.
Damit die weiteren 8 Stunden trotzdem alle an diesen Tagen untergebracht werden können, werden die Schulstunden von 40 auf 35 Minuten gekürzt. Die Schule endet somit immer noch um 13.00 Uhr.
Dem noch nicht genug!
Programms
Ähnlich wie in Indien gibt es hier anscheinend regelmäßig programms, die zwischen 2 und 4 Schulstunden einnehmen und teilweise Probezeit im Unterricht beanspruchen. Bis jetzt gab es vier programms in der School Hall und zusätzlich an zwei unterschiedlichen Tagen ein Athletik-Programm außerhalb des Schulgeländes. Das entspricht einem Durchschnitt von einem programm pro Woche!
Gerne berichte ich euch davon noch ausführlicher, aber nun zurück zu meinem Alltag.
Mein Stundenplan
Euch fällt bestimmt auf, dass oben in der Tabelle keine Wochentage stehen, sondern Day 1 bis Day 7. Den 7-Tages-Zyklus habe ich im Artikel über den ersten Schultag schon erwähnt, hier nochmal kurz: Der Stundenplan geht nicht von Montag bis Freitag, sondern von Tag 1 bis Tag 7. In der ersten Woche entspricht Tag 1 gleich Montag, Tag 2 gleich Dienstag, Tag 3 gleich Mittwoch, Tag 4 gleich Donnerstag und Tag 5 gleich Freitag. Am Wochenende findet keine Schule statt, also geht die Zählung am darauffolgenden Montag mit Tag 6 und am Dienstag mit Tag 7 weiter. Am Mittwoch folgt wieder Tag 1 usw.
An Tag 1 beginnt die Schule für alle SuS mit einer großen Assembly in der School Hall. Klasse 1 bis 12 und die Pre-Primary (Vorschule) sowie die Tiny Tots (quasi die Vor-Vorschule) versammeln sich dort. Auch wir Lehrer*innen haben Anwesenheitspflicht.
In den 7 Tagen unterrichte ich 23 Stunden eigenverantwortlich. Hinzu kommt die Assembly-Stunde und eine Stunde pro Woche, in der Pia und ich mit den Tiny Tots musikalische Früherziehung machen.
Insgesamt ist das gar nicht so wenig, macht aber wahnsinnig viel Spaß – Unterrichten ist einfach meine Leidenschaft!!!
Im Folgenden möchte ich euch einen Überblick über die Fächer geben, die ich unterrichte:
P.E. (Physical Education) = Sport
Sport unterrichte ich in den Klassen 4 bis 7 je eine Stunde pro Zyklus mit Pia zusammen. Ich bin froh, dass wir das zusammen machen, da die Kleinen gerade außerhalb des Klassenzimmers oft schwer zu bändigen sind. P.E. machen wir entweder draußen im Sand oder in der School Hall.
Gemeinsames Dehnen
ist genauso ein Teil von Sport wie auf die verschiedensten Arten um die Wette zu rennen:
In einer Seilspring-Stunde ist eine spontane Limbo-Aktion entstanden. Die Kids hatten Spaß! 😁
Die Großen (Klasse 8, 9a und 9b) unterrichte ich alleine mit einer Stunde pro Zyklus.
An Tagen, an denen ich Sport unterrichte, komme ich direkt in Sportklamotten in die Schule, die ich dann für den ganzen Schultag anhabe. Gleiches gilt für die SuS, die an ihrem Sporttag bereits morgens in Sportuniform zur Schule kommen sollten.
RME (Religious and Moral Education) = Religion
Reli unterrichte ich in der 8. Klasse sowie in der 9a und 9b wieder mit je einer Stunde pro Zyklus. Eigentlich dachte ich, dass das gut machbar ist, da ich sowohl in meiner Konfi-Leiter- und Zeltlager-Leiter-Zeit, als auch während des FSJs mit der katholischen Organisation donboscovolunteers in Indien und durch meinen Nebenjob als Jugendbildungsreferentin im Aktionszentrum Benediktbeuern, schon einige Erfahrungen mit Jugendlichen und Glauben machen durfte.
Leider gibt es kein Schulbuch für RME, an dem ich mich orientieren kann. Also habe ich den 100-seitigen Lehrplan (kein Witz!) für Jahrgangsstufe 8 und 9 studiert.
Das Ergebnis: In Klasse 8 steht ausschließlich der Islam auf dem Lehrplan. Na gut, ein bisschen was weiß ich über den Islam schon, aber definitiv nicht genug, um ein halbes Jahr Unterricht damit zu füllen… Mal sehen, was die zu Unterrichtenden schon wissen. Nach einer Vorwissenserhebung wusste ich mehr: Die Jugendlichen wissen wenig bis nichts oder haben Fehlvorstellungen. Das ist gut – denn wir können zusammen lernen und uns dem Islam nähern. 😉
Meine Idee war es eine Stationenarbeit vorzubereiten, an der sich die SuS eigenständig mit einzelnen Unterthemen zum Islam befassen können. Schneller gedacht als getan – die Vorbereitung war ziemlich aufwendig – aber inzwischen sind die Stationen mit Informationsblättern und die Portfolios für die Lernenden mit Laufzettel, Arbeitsblättern und Reflexionsbogen fertig und in der Klasse eingeführt. Das Format Stationenarbeit war den Jugendlichen meiner Beurteilung nach neu. Es dauerte ein bisschen, bis es etabliert war, aber jetzt läuft es!
In Jahrgangsstufe 9 wird es noch wilder: Es stehen die lokalen Religionen auf dem Lehrplan. Da bin ich ja eine richtige Expertin… 😀 Nach Rücksprache mit dem Rektor, dem ich meine Zweifel mitteilte, bereiten die Lernenden dort jetzt Referate zu den einzelnen Religionen vor. Wieder habe ich das Vorwissen erhoben und es zeigte sich, dass die SuS von den 5 Weltreligionen (außer dem Christentum) kaum Ahnung haben – obwohl sie sich doch letztes Schuljahr ausschließlich mit dem Islam beschäftigen hätten sollen…?!? Deswegen halten die SuS nun Referate über das Judentum, den Islam, den Hinduismus, den Buddhismus und Bahai Faith. Die Referatsvorbereitung, die größtenteils im Unterricht stattfindet, ist in vollem Gange. Dafür kaufte ich Plakate, da mir einige SuS mitteilten, dass sie sich kein Plakat leisten können.
R.P. (Reading Period)
Mit der 8. und 9. Jahrgangsstufe habe ich außerdem je eine Stunde pro Zyklus Reading Period. In dieser Zeit geht es primär darum, dass die zu Unterrichtenden lesen. Sie können entweder ein Buch von Zuhause mitbringen oder eines aus der Schulbibliothek ausleihen.
Auch laut vorlesen und wie man einen Text vorträgt, übte ich mit ihnen bereits.
Arts
Arts unterrichte ich je zwei Stunden pro Zyklus in der 4. und 5. Klasse. Das Fach wird hier in performance art und visual art unterteilt. Ersteres umschließt neben Musik auch Theater und Tanz, Zweiteres ist mehr wie Kunst, wie wir es aus Deutschland kennen. Zusammenfassend kann man sagen Arts ist ein kreatives Fach, in dem auch mir als Lehrerin keine Grenzen gesetzt sind. Leider gibt es kaum Material für den Kunstunterricht. Im Musikunterricht kann viel mit dem eigenen Körper gearbeitet werden und zum Glück hat Pia ihre Ukulele dabei. Zusätzlich bringen mir meine Eltern, die mich übermorgen besuchen kommen meine Flöten mit. Auch das verstimmte Klavier in der School Hall wird in den Unterricht für die Instrumentenkunde miteinbezogen. Bis jetzt habe ich v.a. mit den Kindern gemalt:
German (Deutsch)
Deutsch ist hier mein absolutes Lieblingsfach ❤. Ich unterrichte es mit sechs Stunden im 7-Tages-Zyklus relativ oft. Man hat mir 8 Achtklass-Mädels anvertraut, denen ich im ersten Jahr Deutsch lernen soll. Das ist eine wahnsinnig luxuriöse Größe!
Am Anfang war ich zugegebener Weise etwas überfordert – denn nur, weil man Deutsch-Muttersprachlerin ist, heißt das nicht automatisch, dass man jemandem Deutsch als Fremdsprache beibringen kann. Leider halte ich von dem Deutschbuch, das an der Schule verwendet wird, wenig und musste mir viel selbst erschließen. Es ist unglaublich, wie viel ich hier über meine eigene Sprache lerne! Und es macht soooo viel Spaß!!!!
Es hat ein bisschen gedauert, bis ich meine Rituale eingeführt hatte… über ein Begrüßungsritual, regelmäßiges Abfragen, die Hausaufgabenkontrolle, einen wöchentlichen Vokabeltest usw. Aber jetzt steht das Gerüst. Da in dem Deutschbuch keine Übersetzung von den deutschen Vokabeln dabei steht, kaufte ich zu Beginn erstmal für alle Schülerinnen Vokabelhefte und führe in nahezu jeder Stunde neue Wörter ein, die wir auf die unterschiedlichsten Weisen sichern. Natürlich soll auch das Schreiben, Lesen, Sprechen, Hören und der Grammatik-Teil nicht zu kurz kommen, was in den 40 bzw. 35 Minuten ganz schön knapp wird. Aber inzwischen habe ich einen Halbjahresplan ausgearbeitet und hoffe, dass er aufgeht.
Deutsch ist von allen Fächern, die ich unterrichte, das einzige promotional subject, in dem ich Schulaufgaben schreibe. Hier entscheidet die Note am Ende des Schuljahres über das Vorrücken in die nächste Jahrgangsstufe.
In den anderen Fächern, den non-promotional subjects, sollen wir auch Leistung erheben, jedoch ohne Schulaufgaben.
Fazit
Am Anfang war ich ein wenig enttäuscht, da ich sehr gerne mehr die Kleinen unterrichtet hätte. Nicht ohne Grund habe ich Lehramt für Grundschule studiert, die in Deutschland bekanntlich von Klasse 1 bis 4 geht. Insgesamt habe ich nur 3 von den 23 Stunden in der 4. Klasse, alle anderen in höheren Jahrgangsstufen. In der 8. und 9. Klasse halte ich alles in allem 15 Stunden. Wenn ich schon mit den Großen Unterricht machen soll, dann hätte ich liebend gerne Geographie als Fach unterrichtet, da Geo mein Hauptfach im Studium und außerdem mein absolutes Herzfach ist ❤. Leider konnte dieser Wunsch bei der Fächerverteilung nicht erfüllt werden, aber das Leben ist nun mal kein Wunschkonzert! Dafür habe ich nun die Chance mein Wissen über Religionen auszubauen und Deutsch als Fremdsprache zu unterrichten so lieben gelernt – hoffentlich kann ich das in Deutschland miteinbringen.
Nebenbei hatte ich mal erwähnt, dass ich gerne Natural Science (wie HSU in der Grundschule) unterrichten würde und prompt durfte ich zwei Stunden in dem Fach vertreten – man erfüllt meine Wünsche also doch! 😇
Als Pia krank war, vertrat ich ihre Stunden (sie unterrichtet auch 23 Stunden und macht mit mir gemeinsam die Tiny Tots) und nutzte direkt das gebastelte Memory über die deutschen Zahlen für ihre introductional German class.
Die 7. Klasse hat seit diesem Jahr zwei Deutsch-Einführungs-Stunden pro Zyklus, was ich mir für meine jetzigen Achtklässlerinnen nur wünschen kann. Das macht so viel Sinn! Schade nur, dass es für die anderen Sprachen (Portugiesisch und Afrikaans) keine Schnupperstunden gibt.
Während der gesamten Schulzeit haben alle Lehrkräfte Anwesenheitsplicht. D.h. auch wenn ich nicht unterrichte, bin ich am Schulgelände und bereite meist Unterricht vor oder nach. Das mache ich häufig in meinem Klassenzimmer.
Klassenzimmer
Jede Lehrperson hat ihr eigenes Klassenzimmer. Ich bin größtenteils in Raum 1.
So sieht es aus, wenn ich morgens mein Klassenzimmer aufsperre: 🌺🌴
Pia ist in Raum 9. Mit der 4. und 5. Klasse bin ich auch in Raum 9, da die SuS der Primary School nicht in der Secondary School unterrichtet werden sollen, wenn es sich vermeiden lässt.
Die meisten Klassenzimmer sind auf Frontalunterricht ausgerichtet. Die Tische stehen einzeln mit Blick zur Tafel. In meinem Klassenzimmer arrangierte ich zu Beginn Gruppentische, löste diese aber auf Wunsch der SuS wieder auf. In Pias Zimmer stellten wir die Tische zu Beginn an den Rand, um eine Stuhlkreis bilden zu können.
Jedoch waren die Lernenden mit diesem offenen Format ohne feste Sitzordnung so überfordert, dass wir auch hier die Tische in feste Reihen stellten. Gerade sind wir dabei eine feste Sitzordnung zu etablieren. Schade eigentlich, aber es scheint zum derzeitigen Zeitpunkt der einzige Weg zu sein.
Die musikalische Früherziehung machen wir entweder im Klassenzimmer der Tiny Tots oder wir gehen raus auf deren Spielplatz. Hier singen wir gemeinsam unser Begrüßungslied vom Musiklöwen und ahmen unterschiedliche Tiere nach:
Duty Days
Neben meinem Dasein als Lehrerin bin ich auch ein sogenannter „Supervisor“ im Hostel. Das bedeutet, dass ich einen Tag pro Woche nach den Kindern und Jugendlichen sehe und von morgens bis abends für sie zuständig bin.
Zu Beginn wollten sie uns verkaufen, dass Pia und ich jedes dritte Wochenende Dienst haben, und die Kinder freitags, samstags und sonntags quasi durchgehend beaufsichtigen sollen. Nach Rücksprache mit unseren Mitstreiter*innen an den anderen Schulen, den ehemaligen Volontären aus Karibib sowie der Projektleitung vom BLLV, fanden wir heraus, dass uns die Wochenenden zur freien Verfügung stehen sollten. Trotzdem probierten wir die Wochenendaufsicht für ein Wochenende aus und stellten fest, wie anstrengend es ist. Dann galt es den Mund aufzumachen und unser Anliegen zu kommunizieren. Siehe da: Wir haben jetzt wochenends frei! 🥳
Tagesaublauf
Am Donnerstag habe ich Dienst im Hostel. Deswegen läutet mein Wecker um 4.25 Uhr, ich mache mich fertig und läute die Aufweckglocke um 4.50 Uhr. Danach gehe ich zuerst ins Boyshostel, um die Jungs zu wecken, dann ins Girlshostel, um die Mädels zu wecken.
Boyshostel:
Girlshostel:
Alle Hostelkinder müssen morgens duschen, also scheuche ich sie in die Dusche. Hierbei stoße ich bei den Kleinen manchmal auf Widerstand. Insgesamt sind eine Viertklässlerin und ein Viertklässler im Hostel, dann ein Siebtklässler und eine Achtklässlerin. Die anderen sind alle in der 9. Klasse aufwärts. Die Großen sind zum Glück recht selbstständig und ich finde es auch ein bisschen lächerlich, dass ich kontrollieren muss, ob sie duschen. Andererseits ist die Zimmer- und Regalkontrolle, die nach dem Duschen ansteht, gar nicht so unnötig…
So sehen die Zimmer aus:
Jede*r hat seinen/ ihren eigenen Schrank und ein kleines Abteil, mit Bett, Nachtisch und Stuhl. Durch die Abtrennung mit den Vorhängen haben die SuS wenigstens ein bisschen Privatsphäre.
Um 5.50 Uhr läute ich die Glocke wieder. Wie oben beschrieben, wird sich in zwei Reihen aufgestellt und gebetet. Wenn ich Dienst habe, bestimme ich wer betet und sollte auf jeden Fall pünktlich sein. Um 6.00 Uhr gibt es Frühstück. Das unterscheidet sich kaum von einem Frühstück ohne Aufsicht, außer dass ich während allen Mahlzeiten für richtiges Verhalten sorgen soll. Sollten sie sich also schlecht benehmen, liegt es an mir sie darauf hinzuweisen. Wenn einzelne SuS fehlen, muss ich dem nachgehen. Ansonsten esse ich einfach normal.
Während der Schulzeit liegt die Aufsichtspflicht bei den jeweiligen Lehrer*innen und nicht bei mir. Ich übernehme die Aufsichtspflicht mit dem Läuten der Glocke nach der Schule um 13.10 Uhr. Zum Mittagessen um 13.15 gibt es meist Reis oder Nudeln mit Gemüse, oft mit Salat:
Im Bild unten sieht man rechts Gem squash, eine Sorte des Gartenkürbisses aus Südafrika. Er hat eine dünne, glatte dunkelgrüne Schale, die man aus eigener Erfahrung schlecht essen.
Haltet euch fest: Aus Gem squash Samen wächst problemlos auch in Deutschland eine rankende starr wachsende Pflanze, die gute Erträge verspricht. Die ausgereiften Früchte sind lange lagerbar. Das ist also DER Scheiß! Junge, unausgereifte Früchte können sogar wie Zucchini verwendet werden. Ansonsten kann man das Fruchtfleisch entweder salzig oder süß z.B. mit Zimt zubereiten.
Nach dem Essen sollte ich theoretisch kontrollieren, ob die Kinder und Jugendlichen ihre Schuluniform für den nächsten Tag hergerichtet haben und ihre Schuhe poliert sind. Praktisch machen das die Wenigsten direkt nach der Schule und solange sie am nächsten Tag korrekt angezogen in die Schule kommen, ist mir das auch egal 😅. Einzig und alleine bei den Kleinen schaue ich ab und zu nach. Die Großen sollen meiner Meinung nach ruhig lernen ein wenig Eigenverantwortung übernehmen.
Am Nachmittag schlafen die meisten Kinder. Anderes ist wegen der Hitze kaum möglich. Manchmal gibt es Nachmittagsunterricht für die Großen und sie gehen zur Schule. Auch Leichtathletik-Training wurde fast täglich um 16.00 Uhr angeboten, da bald regionale Wettkämpfe anstehen. Wollen die Hostelkinder in die „town“ gehen, um dort etwas zu besorgen o.ä., müssen sie mich fragen und ich stelle ihnen ggf. einen Erlaubnisschein aus. Grundsätzlich kommt es aufgrund der zentralen Lage unserer Wohnung häufig … täglich … stündlich … vor, dass Kinder an unserer Türe klopfen, wenn sie etwas brauchen. Einerseits ist es wahnsinnig schön ein bisschen Mama sein zu dürfen, andererseits ist es manchmal echt nervig, v.a. wenn man arbeiten und sich konzentrieren muss. Gerade die Kleinen kommen häufiger vorbei, weil sie einfach reden wollen oder Körperkontakt suchen. Auf dem Gelände wohnt auch die 5-jährige Enkelin einer Aufsichtsperson, die regelmäßig vor unserer Tür steht. Sie ist so süß. Ich habe sie längst in mein Herz geschlossen 💝.
Um 17.30 Uhr läute ich die Glocke ein weiteres Mal: Es ist Duschzeit! Wieder gehe ich zum Boys- und Girlshostel und schaue v.a., ob die Jugendlichen wach sind. Manche von den Großen duschen lieber abends vorm ins Bett gehen und das ist völlig okay für mich. Ich finde es sowieso heftig, dass sie dazu verpflichtet sind, zweimal täglich zu duschen. Ich verstehe, dass das Klima hier anders ist und habe selbst oft das Bedürfnis, morgens, mittags und abends zu duschen. Meines Wissens nach ist es jedoch nicht optimal für die Haut zu oft gewaschen zu werden. Am Ende, finde ich, sollte das jede*r für sich entscheiden dürfen…von den Kleinen vielleicht abgesehen, sonst würden sie vermutlich nie duschen. 🙉
Um 18.20 Uhr Glocke läute ich die Glocke zum letzten Mal. Abendessen gibt es täglich um 18.30 Uhr. Das Prozedere ist dasselbe wie morgens und mittags. Meistens gibt es warmes Essen, manchmal ein Sandwich mit Beilage wie im Foto links unten:
Rechts oben sieht man einen fat cake, ein in fett gebackener Teigball, der zwar lecker schmeckt, aber mit dem sich mein Bauch noch anfreunden muss. Typischer Weise ist der fat cake mit Hackfleisch gefüllt und hier ein Nationalgericht.
Mittags und abends bekommen wir außerdem Saft. Der ersetzt meine Nachspeise und ist ein richtiges Genussmittel. 😋
Direkt nach dem Abendessen beginnt die sogenannte prep-time, in der die SuS den Unterricht vor- und nachbereiten sollen. Diese Vorbereitungszeit geht von 19.00 Uhr bis 21.30 Uhr und findet im Speisesaal statt. Auch ich nehme meine Sachen für die Unterrichtsvorbereitung mit und nutze die Zeit zum Arbeiten. Am Anfang klappte das ganz gut, allerdings habe ich in der Zwischenzeit angefangen ein Auge auf die Kleinen zu werfen und ihnen meine Hilfe anzubieten. Obwohl sie sie am Anfang nicht annehmen wollten, kommen sie nun regelmäßig zu mir. In der letzten prep-time hatte ich fast ein wenig Stress, da ich hier dieses und dort jenes erklären sollte. Ich war auch ein bisschen stolz, da mir gefühlt erstmals mein sehr theorielastiges Studium geholfen hat und ich auf mehrere Arten erklären konnte, wie man schriftlich multipliziert 😁. Sogar den englischen Mathe-Wortschatz habe ich größtenteils noch von Indien drauf, wo ich täglich Mathenachhilfe gab.
Gegen 21.30 Uhr schließe ich den Speisesaal ab und geleite die Kinder und Jugendlichen Richtung Bett. Die kleinen Jungs genießen es, wenn ich sie tatsächlich ins Bett bringe. Ich setze mich dann abends an ihre Bettkante und höre zu, was sie zu berichten haben, bevor ich ihnen eine gute Nacht wünsche und das Licht ausschalte. Die Großen sollen ihr Licht selbst ausschalten, denn es bringt meines Erachtens nichts, es auszumachen. Sobald ich um die Ecke bin, schalten sie es eh wieder ein – und ehrlich gesagt ist das auch ihr gutes Recht…solange sie am nächsten Tag aus den Federn kommen!!!
Um ca. 22.00 Uhr ist nach 6 Stunden mehr Arbeitszeit (die Essenszeiten und die Besuche an unserer Tür ausgeschlossen) mein Duty-Tag zu Ende und ich falle meistens todmüde ins Bett, sollte ich mit der Unterrichtsvorbereitung für den nächsten Tag schon fertig sein.
Diese mache ich eigentlich nachmittags und abends.
Nachmittage
Am Nachmittag sollte ich theoretisch – wie die Einheimischen auch – schlafen, praktisch gibt es aber immer viel zu tun:
Den Hauptteil meiner „freien Zeit“ verbringe ich definitiv mit der Unterrichtsvorbereitung. Die Lehrpläne aller Fächer mussten zu Schuljahresbeginn erstmal gelesen und verstanden werden, bevor ein grobes Konzept von Halbjahres- und Sequenzplänen entstand. Auch die Stationenarbeit musste durchdacht und ausgearbeitet und das Memory oder andere Spiele gebastelt werden. Zum Glück gibt es hier Kopierer
und ich muss nicht – wie in Indien – Arbeitsblätter für die ganze Klasse mit der Hand vorschreiben. Schon ein Luxus! Wo wir gerade dabei sind: Es gibt hier auch fließendes Wasser und Sitzklos. Der Wahnsinn! Trinken kann man das Wasser aus der Leitung zwar nicht und regelmäßig denke ich mir während ich unter der Dusche stehe, dass es ziemlich unangenehm riecht und teilweise trüb ist – aber es fließt!!!
Ich muss zugeben, dass meine Unterrichtsentwürfe gerade in Deutsch, Kunst und Musik entgegen dem, was ich in Deutschland gelernt habe, meist von Tag zu Tag spontan entstehen. Ich habe ein grobes Konzept im Kopf, jedoch findet die konkrete Ausarbeitung und Arbeitsblattgestaltung meist erst am Vortag statt – weiter im Voraus schaffe ich es gar nicht… Bis jetzt bin ich mit meinem Unterricht trotzdem ganz zufrieden 😄.
Wenn ich am Nachmittag nicht gerade Unterricht vorbereite, ist meine neue Lieblingsbeschäftigung Zeit in Meetings zu verbringen. Es gab insgesamt schon zwei Mitarbeiter*innen-Meetings für alle Kolleg*innen, dann eines für die Lehrkräfte der Primary School und eines für die der Secondary School, in denen ich anwesend war. Außerdem einen Elternabend, an dem Pia und ich vorgestellt wurden. Auch im Hostel hatten wir schon drei Pflicht-Meetings. Daneben gab es noch einige Meetings, an denen wir nicht teilnehmen mussten, worüber ich ehrlich gesagt nicht ganz traurig bin. Die Meetings dauern hier zwei bis drei, teilweise vier Stunden und meistens bin ich danach nicht wirklich schlauer als davor. Vielleicht sollte ich einfach besser zuhören…?!?
Eine tatsächliche Lieblingsnachmittagsbeschäftigung ist der Chor. Pia und ich haben mithilfe eines Lehrers den Schulchor wieder zum Leben erweckt und proben immer mittwochs von 15.00 bis 16.30 Uhr. Das mit dem regelmäßigen und pünktlichen Erscheinen muss noch geübt werden, aber der Rahmen ist gesetzt und ich freue mich darauf!
Meine allerliebste Lieblingsbeschäftigung ist das Training am Trapez und Tuch. An dieser Stelle: Danke an alle Spenderinnen und Spender! Ihr habt dazu beigetragen, dass ich die Geräte finanzieren und transportieren konnte und nun ein Stück Zirkus in die Welt tragen kann. Danke euch!!! ❤
Die aus Deutschland eingeflogenen Luftgeräte mussten allerdings erstmal aufgehängt werden. In den ersten Wochen hatten alle – einschließlich mir – ziemlich viel um die Ohren, deswegen dauerte es ein bisschen, aber inzwischen hängen Tuch und Trapez endlich. Die Aufhängaktion zog sich über mehrere Tage. Zuerst mussten wir auschecken, was sich unter der Decke befindet und wo man die Luftgeräte sicher aufhängen kann. Zum Glück gibt es neben Holzbalken auch eine Stahlkonstruktion, die das gesamte Dach der School Hall trägt und wir für stabil befunden haben. Relativ spontan suchten wir nach den Deckenplatten, unter denen sich die Konstruktion befindet, trugen sie runter, nahmen einige Messungen vor und schnitten ein Loch rein, damit man die Luftgeräte auch aufhängen kann. Zuerst legte der Hausmeister Hand an, dann einer meiner Lehrerkollegen höchst persönlich. Diesen Enthusiasmus finde ich cool. Er wollte sogar die Deckenelemente selber wieder hochtragen und einsetzen. Das war wirklich beeindruckend – v.a. für sein Alter. Ich war begeistert!
Hier ein paar Bilder von der Aufhängaktion:
Nun gilt es noch eine Luftartistik-Gruppe zu etablieren. Vergangene Woche bot ich erstmals nachmittags ein Schnuppertraining für alle interessierten Schüler*innen an. Im Sportunterricht turnte ich mit den Großen schon mehrmals am Trapez und Tuch. Die Ersten sind schon über ihren eigenen Schatten gesprungen und konnten Erfolgserlebnisse feiern. Das ist schön zu sehen! 😊
Neulich halfen Pia und ich in der Schulbibliothek Bücher zu sortieren und wurden gefragt, ob wir im Klassenzimmer der Tiny Tots ein Wandgemälde gestalten wollen. Langweilig wird uns also nicht!
Wenn wir uns nicht um die Schule oder die SuS kümmern, gibt es auch noch den Haushalt, der gemacht werden muss. Neben dem Putzen gehen wir mindestens einmal pro Woche einkaufen, meistens zu OK-Foods:
Das Essen hier ist gut, jedoch brauchen wir manchmal einen Riegel für Zwischendurch oder einen Nachmittagssnack, z.B. Obst. 🍇🍌🍉🍊🍍🥭🍏
Gerade am Anfang investierten wir in viele Dinge, z.B. Küchenutensilien wie Geschirr, Besteck, Bretter, Schneidemesser, Töpfe, Gläser, Dosen etc. und Haushaltsartikel wie Geschirrtücher, Lappen, Spülmittel, Waschmittel, Wäscheleine, Wäschekorb, Putzmittel, Eimer, Mülleimer. Bewusst nahmen wir keine Handtücher und Hygieneartikel aus Deutschland mit, um im Koffer an Platz und Gewicht zu sparen und statteten uns nun vor Ort ein. Dann tätigten wir einige größere Investitionen und kauften beispielsweise einen Ventilator und einen Wasserfilter. Ohne diese beiden Gegenstände könnte ich hier kaum überleben, denn in Karibib wird es nachmittags bis zu 40°C heiß… Bei diesen Temperaturen möchte man kein Wasser vom Supermarkt zum Hostel schleppen und jedes Kleidungsstück ist eins zu viel. Des Weiteren statteten wir uns mit einem Grundvorrat an Lebensmitteln und Gewürzen aus, da wir es manchmal genießen selbst zu kochen. 😊
Diese Einkaufs-Aktionen waren Teil unseres Alltags, jetzt sind sie glücklicher Weise weitestgehend abgeschlossen.
Einkaufen hier macht Pia und mir grundsätzlich Spaß. Leider werden wir wegen unserer Hautfarbe häufig angesprochen, nach unseren Handynummern gefragt und Pia wurde schon zum Essengehen eingeladen. Heute im Supermarkt wurden wir zuerst gefragt, ob wir „für unseren Bruder“, den Mann hinter uns in der Kassenreihe, bezahlen können und dann wurde ohne zu fragen Pias Haut angefasst mit der anschließenden Begründung: „Ich wollte nur rausfinden, ob sich weiße Haut genauso anfühlt wie schwarze“. In der Schule fassen uns die Kinder häufig ungefragt in die Haare, weil sie so von der anderen Farbe, der Länge und v.a. der Glätte fasziniert sind. Bei den Kindern finde ich das aber nochmal was Anderes als bei der erwachsenen Supermarktverkäuferin?!?
Abende
Die Abende sind perfekt um Unterricht vorzubereiten, da es endlich ein wenig kühler wird. Gegen 19.00 Uhr hat es derzeit „nur“ noch ca. 27°C Außentemperatur – ich wage zu behaupten, dass es in meinem Zimmer noch wärmer ist, da ich die schöne, aber warme Nachmittagssonne abkriege. Gegen 22.00 Uhr kühlt es auf 24°C ab. Am kältesten ist es, wenn ich die SuS morgens um 4.50 Uhr wecke, da hat es teilweise sogar unter 20°C…
Sollte ich mit der Unterrichtsvorbereitung fertig sein, genieße ich es Zeit für mich zu haben:
…zum Tagebuch schreiben.
…zum Blogartikel aufsetzen.
…zum Fotos sortieren.
…zum Telefonieren.
Ein neues Ritual von Pia und mir ist es abends im Sonnenuntergang (schätzungsweise um 19.15 Uhr) gemeinsam (oder alleine) joggen zu gehen, was unglaublich guttut, aber immer noch sehr heiß ist. Liebend gerne würde ich morgens laufen gehen, aber im Dunklen traue ich mich nicht, und wenn die Sonne um aktuell ca. 6.45 Uhr aufgeht, arbeite ich schon…
Falls wir keine Energie zum Rennen haben, spazieren wir gerne gemeinsam (oder alleine). Die Sonnenuntergänge hier sind wirklich jeden Tag auf’s Neue ein Traum.
Die Kinder fragen uns regelmäßig, ob sie mit uns mitgehen dürfen. Ohne Begleitperson dürfen sie nämlich abends das Gelände nicht mehr verlassen. Wir haben sie schon öfter mit zum Sonnenuntergangsspaziergang genommen und waren schon zweimal mal mit ihnen auf dem nahegelegenen Hügel, um den Sonnenuntergang von dort oben zu bewundern:
Zeit und Energie um einen Film zu schauen oder zu zweit was zu spielen bleibt uns kaum, wenn dann musizieren Pia und ich gemeinsam und quatschen über Gott und die Welt… und natürlich die Schule.
Ist noch Energie vorhanden, geht diese häufig in die Reiseplanung. Sowohl Wochenendtrips, als auch unsere Rundreisen mit den Familien und Freunden müssen geplant und organisiert werden. Das ist zwar anstrengend, aber glücklicher Weise liebe ich Planen und Organisieren. 😉
Sollten Pia und ich mal rauswollen, weg vom Hostelgelände und den Kindern, dürfen wir jeder Zeit zur Deutschlehrerin gehen, die praktischer Weise nebenan wohnt. Sie hat ein eigenes Haus mit Garten, einer gemütlichen Sitzecke, einem Kühlschrank mit Kaltgetränken und einem kleinen Tanzraum mit Musikanlage. Ich liebe es dort dem anstrengenden Alltag zu entfliehen, zu quatschen, ab und zu was zu trinken, laute Musik zu hören und einfach zu tanzen. Es ist wie ein Zufluchtsort für mich und ich bin ihr so dankbar, dass sie mir diesen sicheren Raum gewährt.
Bevor ich abends in Bett falle, ist meine Duschzeit. Ich gehe nicht gerne dreckig und verschwitzt ins Bett, obwohl ich meistens nach 5 min wieder anfange zu schwitzen – es ist zwecklos…
Alles in allem betrachtet gehe ich viel zu spät ins Bett: Im Schnitt schätzungsweise um 23.30 Uhr. Bei einer Aufstehzeit von 5.30 bzw. 4.30 Uhr, sind das ca. 6 Stunden Schlaf. Das ist definitiv zu wenig, aber es gibt immer so viel zu tun, entdecken, erleben, besprechen, verarbeiten…
Wochenende
An Wochenenden reisen Pia und ich gerne. Wir waren bereits ein Wochenende in Windhoek, eines bei Theresia in Tsumeb und eines in Swakopmund. Außerdem hießen wir von 16. bis 18. Februar die anderen Volontäre vom BLLV bei uns Willkommen und organisierten für die Hostelkinder eine Valentinstags-Party. Vielleicht schaffe ich es über all das mal ausführlicher zu berichten.
Wenn wir nicht reisen und über’s Wochenende in Karibib sind, genießen wir es zur Abwechslung mal auszuschlafen…bis 8.00 Uhr, denn um 8.30 Uhr gibt es Frühstück!!! Wir haben uns mit den Volontären der Organisation Volunta, die in Karibib im Kindergarten und einer anderen Schule sind, kurzgeschlossen und schon zwei Spielesessions veranstaltet. Einmal waren wir zudem mit ihnen an der nahegelegenen Divine Lodge, um dort im ca. 10 m² großen Pool zu plantschen.
Vergangenes Wochenende habe ich diesen, jetzt doch sehr lang gewordenen Blogartikel aufgesetzt und hoffe ich konnte euch einen Einblick in meinen Alltag gewähren. Bei Fragen oder Interesse zu spenden, könnt ihr mich jederzeit gerne kontaktieren: anita.krammer@t-online.de
Vielen Dank für’s Lesen und bis zum nächsten Mal!