Hintergrund
Der Ort Karibib, in dem die Karibib Private School (KPS) liegt, an der Pia und ich aktuell unser Auslandspraktikum über den BLLV machen, liegt an der Verbindungsstraße der Hauptstadt Windhoek und der Küstenstadt Swakopmund. Karibib ist nicht nur aufgrund der günstigen Verkehrslage jedem ein Begriff, sondern auch wegen der Navachab Goldmine.
Ihr habt richtig gehört: In Karibib (bzw. 10 km entfernt) gibt es eine Goldmine! Und zwar die zweitgrößte des Landes! Laut Recherche bleibt die Produktionsmenge mit durchschnittlich 1500 Kilogramm Gold pro Jahr stabil, was erklärt warum Navachab der größte Arbeitgeber in Karibib ist.
Alle Angestellten, deren Kinder im schulfähigen Alter sind, dürfen diese kostenlos an die KSP schicken. Die Schulgebühren, welche je nach Jahrgangsstufe bis zu 4620 NAD pro Schüler*in im Monat betragen, sponsert die Mine. Das ist ein großer Vorteil für die Familien, da 4620 NAD (umgerechnet ca. 230 €) für namibische Verhältnisse ziemlich viel sind. Deswegen ist die Arbeit im Goldbergwerk für Familien attraktiv.
Für unsere Schule ist es allerdings nicht nur ein Vorteil mit der Mine zu kooperieren. Viele der Schülerinnen und Schüler (SuS) kommen aus ärmeren Verhältnissen. Die Familien könnten sich den Besuch der Privatschule nicht leisten. Das bedeutet einige Kinder sind nur an der KPS, da die Miene die Schulgebühren übernimmt. Wenn es um die Kosten für eine anständige Schuluniform, Bücher, Hefte, Stifte oder gar ein Plakat für eine Präsentation geht, fehlt das Geld. „Keine andere Privatschule in Namibia ist so wie unsere“, erklärte mir die Deutschlehrerin zu Beginn meines Aufenthalts in Namibia. Damals verstand ich noch nicht, was sie damit meint. Langsam wird es klarer. Jetzt verstehe ich beispielsweise auch, dass die Schule die Kinder von Eltern, die im Bergwerk arbeiten, bedingungslos aufnehmen muss. Normalerweise müssen die Lernenden einen Eignungstest bestehen, um an die Privatschule zu gehen – nicht jedoch die „Minenkinder“. Egal in welcher Jahrgangsstufe sie zu uns kommen, ob sie Englisch können oder nicht, ihre Eltern können sicher sein, dass die KPS sie aufnimmt. Grundsätzlich finde ich das gut, allerdings sorgt es für eine sehr heterogene Schülerschaft, welche ihre eigenen Schwierigkeiten mit sich bringt.
Die Zusammenarbeit mit dem Goldbergwerk hat auch Vorteile. Einer der Pluspunkte ist, dass die Miene eine sichere Einnahmequelle für die Schule darstellt, da sie regelmäßig neue SuS an Land zieht. Außerdem organisiert Navachab immer wieder Events, bei denen die zu Unterrichtenden der KPS eingebunden sind. Das war vergangenen Montag der Fall.
Happy Mother’s Day
Anlässlich des Muttertags am Sonntag wurden alle Kinder und Jugendlichen der KPS nach Navachab eingeladen, deren Mütter bei der Mine angestellt sind. Seit dem Moment, in dem Pia und ich erfuhren, dass es eine Goldmine im Ort gibt, wollten wir beide unbedingt dorthin. Obwohl unsere Mütter nicht in der Goldmine angestellt sind, nutzten wir die Gelegenheit zu fragen, ob wir die SuS dorthin begleiten dürfen. Wir durften!
Wer darf mit?
Die erste Herausforderung bestand darin rauszufinden, wer (außer uns 😉) mit in die Mine darf. Perfekt organisiert – wie immer – hat die Schule nämlich KEINE aktuelle Liste der Lerner*innen, deren Eltern bei der Mine angestellt sind. Erschwerend durften nun nur die Lernenden mit, deren Mütter dort arbeiten. Nach etwas Chaos schafften wir es nach bestem Gewissen die berechtigten SuS „rauszufiltern“ und im großen Bus der Mine zu platzieren. Alle anderen SuS mussten zurück in den Unterricht…
Empfang
In der Mine angekommen trafen wir auf SuS von anderen Schulen. Warum die nicht alle bei uns an der Schule sind? – Keine Ahnung.
Schon auf dem Parkplatz fielt mir direkt das riesige Tor auf, das eine maximale Höhe von 5,5 Metern hat. Wie groß müssen die Fahrzeuge wohl sein, die hier ein- und ausgehen bzw. -fahren?
Von dort aus konnte man durch einen Zaun sehen. Das verbarg sich dahinter:
Schon hier hätte ich mir gewünscht Infos zum Tagebau zu bekommen. Mal sehen, ob diese Hoffnung erfüllt wird?
Als endlich alle da waren grüßte uns ein Mitarbeiter herzlich, wir mussten aber erstmal durch die Sicherheitskontrolle:
Direkt hinter dem Security-Check wurden die meisten Kinder und Jugendlichen von ihren wartenden Müttern empfangen, die sie auf einen Platz geleiteten. Es stellte sich heraus, dass einige SuS doch nur einen Vater haben, der für die Mine arbeitet, die Mütter anderer schienen entweder nicht auf der Arbeit zu sein, weil sie aufgrund des Schichtdienstes oder Urlaubes aktuell frei hatten oder sie kamen nicht zum Tor, um ihr Kind in Empfang zu nehmen. Nach verdrückten Tränen nahmen wir die „mutterlosen“ Kinder an die Hand und erkundeten mit ihnen, was es zu sehen gab.
Da war z.B. eine riesige Maschine, welche die abgebauten Steine transportiert,
aber auch die Miniatur-Version konnten wir betrachten und ersten Erklärungen lauschen:
Dann gab es eine kurze Willkommensrede
und es wurden Geschenktüten überreicht. Das Goldbergwerk sponserte eine Tüte für jede Mutter, die sie dann von ihrem Kind bzw. ihren Kindern überreicht bekam. Dieser Vorgang wurde ausführlich fotographisch festgehalten.
Auch Pia und ich posierten vor dem Banner und bekamen sogar jede eine Geschenktüte. Darin war neben einem Schlüsselanhänger und einer Handyhalterung eine Muttertagstasse 💝.
Da sind wir über Nacht wohl schnell Mamas geworden! 😍 Abgesehen davon, dass ich mich über diesen Fakt freuen würde, freute ich mich über die große Tasse. Ich glaube ich habe mich noch nie im Leben so über eine Tasse gefreut! Im Hostel gibt es nämlich nur seeehr kleine Tassen, für die ein Teebeutel die in meinem Augen reinste Verschwendung ist. Da ist das Geschenk optimal!
Danach gab es einen Mittagssnack, eine Flasche Wasser und ein Kaltgetränk. Wir aßen direkt neben diesen Maschinen auf dem Boden:
Dann ging es wieder in den Bus, um die Mine zu erkunden.
Minentour
Ich war total gespannt. Wir bekamen eine Exklusivtour! 😍 – Leider nicht die erhofften Infos. Trotzdem bekam ich einen guten Eindruck, den ich gerne mit euch teilen möchte.
Direkt am Anfang sahen wir einen der Muldenkipper in Aktion. Draußen auf „dem Feld“ sah er gar nicht mehr so groß aus.
Nach einem kurzen Bremstest ging es steil hinab Richtung Grube. Links und rechts von uns war Stein. Teilweise konnten wir den Weg der Bohrmaschinen erkennen.
Das war der tiefste Punkt, den wir erreichten, bevor es wieder bergauf ging. Ganz schön tief diese Grube – und staubig!
Nach wenigen Minuten erreichten wir einen Aussichtspunkt, bei dem wir aussteigen durften. Wir konnten wortwörtlich in die Goldgrube sehen!
Von hier aus hatte man einen guten Überblick über das Goldbergwerk.
Anschließend ging es zurück durch die Sicherheitskontrolle und mit dem Bus zur Schule.
Insgesamt genoss ich den spontanen Ausflug sehr und bin dankbar für den Einblick in die Goldmine von Karibib, den wir alle der Zusammenarbeit von KPS mit Navachab verdanken! 😄