Auckland,  Neuseeland,  Nordinsel

Kia Ora aus Auckland von ANI (Auckland Normal Intermediate school)

Anfang Februar begann für mich ein fünfwöchiges Abenteuer: ein Auslandspraktikum an der Auckland Noramal Intermediate School, welche im Stadtteil Mt. Eden liegt. Hier werden die Schuljahre 7 und 8 unterrichtet, welche bei uns der 5. und 6. Klasse entsprechen. Die Schule besteht aus circa 700 Schülerinnen und Schülern in insgesamt 24 Klassen, welche je circa 30 Schüler im Alter von 10 bis 13 Jahren umfassen.

Das Schulgelände

An meinem ersten Tag wurde ich vom Lehrerkollegium herzlichst begrüßt und auch in meiner 8. Klasse mit Mrs. Joelly willkommen geheißen. Hier beginnt die Schule erst um 9 Uhr, was sehr entspannt ist, und endet jeden Tag um 15 Uhr. Ich war sehr überwältigt von den vielen Eindrücken. Beispielsweise läuft hier der Unterricht ziemlich anders ab als bei uns, da hier das Prinzip des Unterrichtens im Open-Space-Setting angewendet wird. Konkret bedeutet das, dass zwei oder teils auch mehrere Klassen sich einen Klassenraum teilen. Es gibt außerdem keine feste Sitzordnung, sondern die Kinder können sich frei im Klassenraum aufteilen und beispielweise auch Tests auf dem Boden schreiben. Die Klassen haben in dem einen Raum teils klassenübergreifenden Unterricht, aber auch klasseninternen Unterricht. Das war zuerst eine ziemliche Umstellung für mich, da man unterrichtet, während daneben eine andere Klasse kocht oder in etwas anderes unterrichtet wird, und dies ziemlich laut sein kann. Erstaunlich war, dass das die Schüler wenig gestört hat und sie trotzdem fokussiert arbeiten konnten.

Der Unterricht hier läuft zudem sehr viel selbstständiger, kollaborativer und digitalisierter als in Deutschland ab. Viele Aufgaben sind auf Tabletts und Laptops zu bearbeiten und auch die Hausaufgaben werden online abgegeben. Handys und digitale Geräte werden täglich im Unterricht zum Recherchieren und Arbeiten benutzt. Ein großer Schwerpunkt wird auf Projektarbeit gesetzt: alltagsnahes und selbstreflexives Lernen in Gruppen steht hier an erster Stelle. Beispielsweise wurde zu dem Thema „How we express ourselfs“ ein großes Projekt durchgeführt, wo die Kinder allein oder zu zweit die Aufgabe bekamen die Frage „what makes you you?“ möglichst kreativ mit Multi-Media zu beantworten. Hier wurden Tänzen und Theaterstücke aufgeführt, Collagen, Comics oder Cartoons erstellt, gezeichnet und gebastelt, Standup-Comedy aufgeführt oder Videos gedreht. Die Kreativität wurde zwar in den normalen Fächern auch überdurchschnittlich gefördert, doch besonders waren den specialty subjects. Hier konnten die Kinder zum Beispiel programmieren, 3D-Drucker benutzen, Kochen, Designs erstellen, Zeichnen oder modellieren.

Jeden Montag gab es eine Schulversammlung, wo alle Klassen zusammenkamen und unter anderem getanzt, gesungen, besondere Erfolge honoriert und wichtige Infos bekanntgegeben wurden. Zudem wurde gemeinsam die Nationalhymne gesungen, was jedes Mal ein ziemlich ergreifendes Erlebnis für mich war. Ich durfte auch an dem Programm „Education outside the classroom“ teilnehmen, wo ich zwei siebte Klassen beim Mountainbiking, im Hochseilgarten, beim Bogenschießen und beim Orientiering begleitete.

Zum ersten Mal erlebte ich auch wirkliches Teamteaching, was ziemlich faszinierend war. Das Schulsystem und das Curriculum, welches es jeder Schule freistellt, noch ein zusätzliches anzubieten, ergeben viele neue und für uns teils unvorstellbare Möglichkeiten. Erstmals erlebte ich geglückte Inklusion und verstand, wie Digitalisierung und inklusive Didaktik ohne viel Aufwand erfolgreich im Unterricht eingesetzt werden können. Die fünf Wochen gingen wie im Flug vorbei, denn jeder Tag war spannend und ereignisreich.

An den Wochenenden erkundete ich natürlich Auckland und die Umgebung mit vielen Wanderungen und Action. Eine drei Tages Wanderung auf der Great Barrier Island, Canyoing, Kayak fahren und Inselwanderung sind nur ein paar Beispiele, was man erleben kann.

Auch die zwei Woche, welche ich aber leider Dank der Covid-19 Lage früher beenden musste, wurden ausgenutzt, um die Nordinsel zu erkunden. Insgesamt bekam ich viele neue Methoden, sehr sehr viel Input und unvergessliche Erlebnisse während meinem Praktikum geschenkt! Jetzt heißt es erstmal das Ganze zu reflektieren, denn das neue Schulsystem, das andere Unterrichten und die anderen Methoden, haben mir viel zum Nachdenken gegeben.