Schneebedeckte Berge, wohin das Auge reicht. Für Tromsø und die Einwohner sind diese arktischen Temperaturen Normalität – für mich eine freudige Abwechslung. Seit nun 3 Wochen bin ich in Norwegen und bekomme immer noch nicht genug von dem Anblick aus meinem Fenster im Airbnb. Doch die Schönheit des Schnees bringt Tücken mit sich – eisglatte Böden, welche für mich nur mit Spikes zu bewältigen sind. Die Einheimischen schlittern die hügelige Gegend in Tromsø auch mit Sneaker runter und das, ohne sich beide Beine zu brechen. Die Kinder kommen jeden Tag dick eingepackt in den Klassenraum und sind Schnee und Glätte gewöhnt. Die Schule, an welcher ich mein Auslandspraktikum verbringe, heißt Borgtun Skole und liegt auf der Ostseite der Stadt, mit einem wunderbaren Blick auf die gegenüberliegende Ishavskatedralen. Das 1952 erbaute Gebäude erwartet jeden Tag um die 270 Grundschüler und bietet mit einem großen Pausenhof und Fußballplatz vielerlei Entfaltungsspielraum auch für die SFO (Nachmittagsbetreuung für die 1. bis 4. Klasse).
Gerade als Lehramtsstudentin war mir im Vorhinein bewusste, welche vorbildhafte Position Norwegen im Bereich Bildung einnimmt und wie bereichernd der Einblick in dieses unbekannte System für mich sein würde. Das Eingewöhnen und Zurechtfinden wurde mir an der Schule sehr leicht gemacht, durch ein tolles Kollegium und neugierige Kinder. Alle Lehrpersonen, SFO-Kräfte und Mitarbeitende der Schule sind sehr zuvorkommend, interessiert und scheuen sich nicht in der Mittagspause, während des Knäckebrot Knusperns, ein englisches Gespräch mit mir anzufangen.
In Norwegen geht die Grundschule von der 1. bis zur 7. Klasse und hier begleite ich, neben 2 Hauptlehrkräften, 27 junge Lernende in ihrem letzten Grundschulschuljahr. Meine Betreuungslehrkräfte sind mir gegenüber super herzlich und engagiert mich ins Schulgeschehen zu einzubinden. Auch die Schülerinnen und Schüler gehen aufgeschlossen auf mich zu und versuchen mir das ein oder andere norwegische Wort näher zu bringen. Das neue, eher freiere Unterrichtssystem mit im Co-Teaching Style ist anders als in Deutschland, aber zusammengefasst ein wunderbares, Interessenförderndes und entspannteres Konzept. Die Kinder werden kindlich und ohne Leistungsdruck in ihrer Schulzeit begleitet und die Lehrer besitzen viele unterrichtliche Gestaltungsfreiheiten. Fortschrittlich ist hier vor allem der häufige Umgang mit digitalen Medien und dem eigenen Computer. Die meisten Kinder an der Schule lieben Fußball und der Ball rollt immer, egal wie hoch der Schnee liegt.
Die erste Woche meines Aufenthalts hier war dem Projekt der Muttersprache gewidmet. Die Kinder erlebten eine spannende letzte Schulwoche vor den Winterferien und ich einen aktiven und gleichzeitig sanften Start in den norwegischen Schulalltag. Während der Ferien war ich in der SFO als Betreuerin beim Rodeln, Schlittschuhlaufen und Basteln dabei. Dabei lernte ich auch die kleineren Lernenden der Schule näher kennen und war freudig überrascht von deren Kommunikationsfähigkeiten. Egal ob mit gebrochenem Englisch oder mit Hand und Fuß – nix stand dem gemeinsamen Spielen im Weg. Jetzt in der 3. Praktikumswoche kehrt der schulische Alltag ein. Ob Kunststunden zum Thema Portrait zeichnen, Sprachspiele oder Vorträge über Bundesländer erarbeiten – der unterrichtliche Spielraum ist groß und kreative Ideen werden begrüßt. Es ist sehr angenehm in einem so offenen und unterstützenden Schulklima zu unterrichten und auch die Kinder zeigen aktives Interesse an der deutschen Kultur.
Abgesehen vom spannenden Schulalltag habe ich mit Luisa – einer anderen Lehramtsanwärterin aus Bamberg, welche glücklicherweise auch in meinem Zeitraum nach Tromsø kam – bereits viel erlebt. Wir waren beim Eishockeyspiel, haben Nordlichter am Prestvannet See bestaunt, im Kino & im Café und haben gemeinsam schon die ein oder andere Bar ausfindig gemacht. Polaria, Gondel fahren, Schwimmbad und Wanderausflüge stehen noch auf der Liste, aber dafür gibt es noch genügend Zeit hier im Schnee.