Am Mittwoch sind wir mit dem Bus in den Nationalpark im Süden gefahren. Der Park heißt Nyungwe Forest und ist ein Nebelwald. Seit unserer Ankunft wissen wir auch warum er Nebelwald heißt (s. Fotos). Die Busfahrt hat insgesamt 8 Stunden gedauert. Irgendwie sieht die Landschaft immer gleich aus aber trotzdem kann man sich nicht satt sehen. Je näher man dem Wald gekommen ist, desto grüner (noch grüner) ist die Landschaft geworden. Wir haben schon wieder ganz vergessen wie viele verschiedene Grüntöne es überhaupt geben kann.Wir wollten gerne um 8:30 Uhr in der früh an dem Visitor Center oben sein, um von dort eine Tour durch den Park zu starten. Als wir aufgewacht sind waren schon bedrohliche Wolken am Himmel. Es hat nur noch einige Minuten gedauert, bis eine riesige Wolkenfront sich entleert hat. Wir konnten unser Frühstück also dann doch genießen. Als sich aber nichts geändert hat haben wir uns auf den Weg gemacht, immerhin dauert es noch mal 1 Stunde mit dem Bus bis zu dem Besucherzentrum. Wir haben den öffentlichen Bus genommen der von Kigali bis nach Rusizi fährt und den Nebelwald durchquert. Wir sind schon im nirgendwo eingestiegen und dann am wirklichen Ende der Welt wieder ausgestiegen. Da wir den Ort natürlich nicht kannten haben wir den Busfahrer gebeten einfach anzuhalten. Wir haben es nicht gleich kapiert, daraufhin hat der ganze 40-Mann Bus „umuzungu“ gerufen. Das heißt „Weiße“. Was für ein komischer Moment. Daraufhin haben wir es aber natürlich kapiert.
Mitten im besagten Nirgendwo fanden wir dann den Uwinge Parkeintritt, an dem wir erstmal unseren Trail für den Park ausgesucht haben – ein Nature Walk sollte es letztendlich werden. Spannend sind doch dann immer die Begegnungen die man während des Reisens macht, so zum Beispiel zwei Ruander und ein Ugander die scheinbar geschäftlich und sehr wichtig unterwegs waren nach Rusizi. Kleine Gespräche über das Bildungs System sind natürlich immer eine willkommene Abwechslung während man bei schwarzem Tee auf seine Tour wartet. Als es dann losgehen sollte hat unser Guide ein bisschen skeptisch unsere eigentlich sehr guten Wanderschuhe betrachtet so dass wir uns für die guten alten grünen Gummistiefel, die man dort leihen konnte, entschieden haben. Im Nachhinein betrachtet war das die sinnvollste Investitionen unserer ganzen Reise. Der Weg durch den wunderbar nebeligen und teilweise mystisch anmutenden Wald warne mich zwischendurch mehr als nur rutschig und die einsetzenden Regen Fälle waren nicht hilfreich um besseren Halt zu bekommen. Trotz des Regens war die Schönheit und vor allem die wahnsinnig vielen Grüntöne atemberaubend. Zwischen riesigen Farnen, Lianen und unfassbar süßen kleinen Orchideen vergaßen wir zwischendurch auch dass es nach dem langen Wegberg runter auch relativ anstrengend wieder nach oben gehen musste. Oben angekommen waren wir trotzdem sehr frohauf bei diesem Wetter den Fehler gemacht zu haben.. Auf dem Rückweg ergatterten wir schnell einen Bus und konnten schon auf dem Weg an den Straßenrändern drei Arten von Affen sehen. Zu diesem Zeitpunkt dachten wir noch, dass das schon das Highlight des Tages gewesen wäre. Als wir dann in strahlendem Sonnenschein unsere Unterkunft erreichten fanden wir hinter unserem Zimmer mindestens drei Affenfamilien und konnten die Zeit genießen und ihnen beim Lausen, kämpfen und unfassbar süß ausschauen zusehen. Bei einem kleinen Pläuschchen mit einem Absolventen des Colleges hier wurden wir kurz eingeführt in die Funktionsweise von Teeplantagen und werden morgen auf jeden Fall die nahegelegene Teefabrik besuchen. Ein rundum wunderschöner Tag.
Die Heimfahrt vom Nyungwe Forest war schwieriger als gedacht. Das Personal war leider etwas unfähig, sodass sie es nicht geschafft haben uns einen Platz im Bus zu reservieren. Wir hätten uns ja auch selbst drum gekümmert, wenn sie uns gesagt hätten dass es Probleme gibt. Naja also jedenfalls sind wir dann einfach zur Straße, uns wurde gesagt dass wir dann um halb 9 schon nen Bus bekommen (die fahren alle halbe Stunde). Dem war leider nicht so. Wir saßen 2 1/2 Stunden auf der Straße und haben gewartet….das Problem war der Working Day, der jeden letzten Samstag in ganz Ruanda stattfindet. Dort treffen sich die Leute an bestimmten Orten und helfen zusammen bei den Dingen die gearbeitet werden müssen: Straßen bauen, Häuser richten, … deshalb waren die Busse so voll. Ein Ruander wollte auch nach Kigali. Ich hätte beim Besten Willen vor einem Monat nicht gedacht, dass wir irgendwann mal bei einem fremden Ruander ins Auto steigen – und das auch noch mit gutem Gewissen. Er hat uns dann bis ins nächste Dorf gefahren und ist dann dort mit uns in den Bus gestiegen. Ab da ging es voran, aber nur zögerlich. Wir waren leider erst zuhause als es schon dunkel war, das wollten wir eigentlich vermeiden. Wir waren froh nach 11h Reise für 230 km endlich wieder daheim zu sein.
Der Tag gestern war ein besonderer: wir wurden auf die Hochzeit eines Kollegen eingeladen.
Als wir nach 2 h Anfahrtsweg in Kigali ankamen, wurde erstmal 2 h über die Frau verhandelt. Es wird symbolisch der Familie der Frau eine Kuh geschenkt, d.h. Hier in Form von Geld. Die Verhandlungen wieviel eine Frau wert ist übernehmen Stellvertreter der Familienältesten (umuzaza), da duch den Genozid kaum eine Familie vollständig ist. Das ist ganz lustig eigentlich, denn die Familie der Frau versucht zunächst die Frau nicht raus zu geben, d.h. sie behaupten sie seie gerade nicht da oder sie hätten mehrere Töchter mit demselben Namen oder die Frau ist gerade in Europa. Die Familie des Mannes muss sich die Frau also durch geschicktes Verhandeln mehr oder minder verdienen. Mit unserem kulturellem Hintergrund fühlte es sich manchmal an, wie wenn um eine Ware gefeilscht würde. Am Ende werden die Familien dann vereint und die Braut herausgegeben. Sie wurde von 6 Männern mit Stammessymbolen (Schild und Speer – symbolisiert Männlichkeit) und 6 Frauen mit Fruchtbarkeitssymbolen (Vasen) zum Mann begleitet. Dann gab’s eine rituelle Vermählung, bei der sich das Brautpaar gegenseitig zu essen & trinken gibt (zeigt das man füreinander da ist / sich kümmert). Dann sind wir in die Kirche – war ziemlich lahm….
Witzig wurde es dann bei ein paar Bierchen in unserem Bus, den die Lehrer angemietet hatten. Sie hatten anscheinend auch keine Lust mehr auf die nächste Zeremonie, bei dem die Umuzazas noch mal diskutieren. Der Kasten Mützig im Kofferraum war gesetzt – auf Hochzeiten nämlich nichts alkoholisches trinken.
Wir haben dann mit den Lehrern noch über die Tatsache, dass eine Frau mehr oder minder gekauft wird philosophiert und diskutiert. Der Großteil der Lehrer ist tatsächlich der Meinung gewesen, dass zunächst mal das Geld stimmen muss und danach die Liebe kommt. Eine sehr materialistische Sicht, hat uns ganz schön überrascht. Klar verstehen wir das im Hintergrund der momentanen Situation des Landes, dennoch sehr deprimierend. Sie waren alle ganz schockiert, dass wir im Endeffekt „nichts“ kosten und unsere Eltern nicht gefragt werden müssten, ob sie uns herausgeben würden.