Meine erste Woche an der Laingholm Primary School ist wie im Flug vergangen. Ich wurde sofort herzlich in der Schule aufgenommen und durfte ab dem ersten Tag schon viel in der Klasse helfen. Im Moment bin ich gerade in der 6. Klasse, was unserer 4. Klasse entspricht. Die Klasse besteht aus 68 Kindern mit zwei Tandemlehrer und zwei Schulbegleiterinnen. Es ist unglaublich wertvoll zu sehen, wie die zwei Tandemlehrer mit dieser großen Klasse guten Unterricht machen können und wie ein sehr offener Unterricht mit 68 Kindern gut umsetzbar ist. Während des Unterrichts unterstütze ich viel bei Differenzierungsarbeiten und beim Lesen. Ich konnte auch schon drei Stunden über Deutschland und die deutsche Sprache halten. Es ist sehr passend, da die Schule dieses Jahr den Schwerpunkt „fremde Kulturen“ hat, somit passen diese Stunden sehr gut in das Jahresmotto.
Laingholm hat seit zwei Jahren ein sehr besonderes Klassenzimmer, nämlich einen „outdoor classroom“. Hier dürfen die Kinder 8 Tage pro Schuljahr draußen im Garten und anliegenden Waldstück unterschiedlichste Projekte realisieren. Sie können Schaukeln und Wasserrutschen bauen, beim Unkraut jäten helfen, im Käfer Hotel nach Käfern suchen, uvm. Das Ziel ist es, dass die Kinder wieder mehr Verbundenheit zu der Natur bekommen, die heimischen Pflanzenarten kennenlernen und lernen und wie man sich in gewissen Gefahrensituationen in der Natur verhält. Die Kinder bekommen Seile, Planen, Wasserschläuche, Bambusstangen und andere Naturmaterialien und dürfen sich in kleinen Gruppen überlegen, was sie gerne damit bauen oder entdecken wollen. Die Kinder haben hier großen Freiraum, solange sie gut in den Gruppen zusammenarbeiten.
Nach meinen ersten vier Tagen bin ich schon ganz verzaubert von der „greatest little school in the universe“, wie sich Laingholmg Primary nennt. Das Highlight war dann jedoch am Freitag. In Neuseeland gibt es keinen festen Einschulungstermin, sondern die Kinder kommen, sobald sie 5 Jahre alt sind, in die Schule. Das hat zur Folge, dass das ganze Schuljahr über neue Kinder eingeschult werden. Somit findet einmal pro Semester eine Willkommenszeremonie für die neuen Kinder und Lehrkräfte statt. Diese Zeremonie stammt von den Maori. Laingholm versucht die Maori Kultur bestmöglich in den Schulalltag zu integrieren und Traditionen wie „pōwhiri“, eine Willkommenszeremonie in den Schulalltag mit einfließen zu lassen. Während des Schul-Assembly am Freitag, an dem alle Klasse in der großen Aula versammelt sind, fand dann „pōwhiri“ statt. Die neuen Kinder und Lehrkräfte werden von den alten Kindern begrüßt. Hierbei wird viel gesungen und es werden traditionelle Tänze aufgeführt. Nach verschieden Reden wird dann jeder einzeln mit der typischen Maori Begrüßung (Nase und Stirn berühren sich und man gibt sich die Hand) in die neue Schulgemeinschaft aufgenommen. Jeder bekommt zum Abschluss noch eine Urkunde überreicht, die offiziell den Eintritt bestätigt und nochmals festhält, dass man sich gemeinsam auf den Weg macht, um möglichst viel zu lernen. Auch ich durfte an dieser Zeremonie teilnehmen und wurde in der Schulgemeinschaft aufgenommen. Der Spruch über das gemeinsame Lernen fand ich so passen, da ich die Möglichkeit bekommen in dieser unglaublich tollen Schule, sehr viel lernen zu dürfen. Ich freue mich auf die nächsten vier Wochen und kann es kaum erwarten, was ich noch alles erleben darf.