Geh nicht – das rufen die Kinder uns zu, bevor wir aufgrund
der aktuellen Corona-Pandemie Ghana fluchtartig verlassen müssen.
Darauf waren wir nicht vorbereitet und der Schock war groß. Mittlerweile sind
wir wieder gut in Deutschland angekommen und haben uns an die Situation hier
gewöhnt.
Aber nun von vorne! In den letzten Wochen haben wir noch unglaublich viel erlebt und davon wollen wir berichten.
An den Wochenenden haben wir immer wieder lange Busfahrten in engen Trotros auf uns genommen, um mehr vom vielseitigen Ghana erleben zu dürfen. Zum Glück werden an der Straße überall Getränke & Snacks verkauft und so konnten wir uns immer mit frischem Obst und Wasser eindecken.
Wir waren beim einzigen See des Landes, Lake Bosomtwe, und haben die Zeit am Wasser und auf dem Wasser genossen. Mittlerweile sind wir an vieles gewöhnt, sodass die holprige Anreise über Feldwege und Schlaglöcher für uns nichts ungewöhnliches mehr war. Unsere Unterkunft mit Blick auf den See ließ uns alles vergessen und wir fühlten uns wie in einer anderen Welt.
Auch die höchsten Wasserfälle Westafrikas können wir nun von unserer Bucket List streichen! Der Weg von unserem kleinen, beschaulichen Dorf über afrikanisches Gebirge wurde bei Regenfall in den Trotros besonders spannend. Als dann auch noch unser Taxi im strömenden Regen im Feldweg im Nirgendwo alle 2 Meter stehen blieb, fühlten wir uns angekommen im afrikanischen Abenteuer! Doch auch das haben wir unversehrt überstanden. Im Hotel angekommen, fielen wir nur noch müde in unsere Betten. Das fließende Wasser und der kühle Raum inklusive Deckenventilator fühlte sich an wie purer Luxus, sodass wir mehr als gut schlafen konnten und am nächsten Tag fit für unsere Wanderung zu den Wli Falls waren. Der einstündige Weg durch wundervolle Natur ließ uns erneut spüren, wie schön und vielseitig Ghana ist. An den Wasserfällen angekommen, nutzten wir die Gelegenheit und erfrischten uns im kühlen Wasser!
Auch wenn wir am Wochenende unglaublich viel erlebten und tolle Momente genossen – die wirklich prägenden Erfahrungen und Erlebnisse machten wir tagtäglich in unserem Dorf!
Wir können bis heute nicht in Worte fassen, was wir erlebt haben. Die Kinder und ihre Familien haben gerade genug zum Überleben und dennoch gehen sie mit einer unglaublichen Freude durchs Leben. Täglich machten wir uns auf den Weg vom Haus zur Schule und wurden dabei herzlich von allen Dorfbewohnern gegrüßt. Kinder rannten uns entgegen und umarmten uns. Ganz egal, wo wir unterwegs waren, wurde uns mit großer Freude „Bofono“ (weißer Mensch) entgegengerufen.
Der Unterricht stellte angesichts des nichtvorhandenen Materials seitens der Kinder eine große Herausforderung dar- die Kinder waren jedoch so motiviert, zu lernen, sodass wir unglaublich viel Freude am Unterrichten hatten. Jeden Tag & Abend hatten wir Besuch von Kindern, die spielen oder lernen wollten. Bis in die späten Abendstunden saßen die Kinder vor dem Haus des Schulleiters, das einzige im Dorf mit Licht, und machten Übungen für die Schule oder malten mit großer Freude unsere mitgebrachten Mandalas aus.
Dass wir kein fließendes Wasser zur Verfügung hatten und wir außerdem immer wieder von Stromausfällen betroffen waren, wurde für uns mit der Zeit selbstverständlich. Da wir zum Ende der Trockenzeit vor Ort waren, erlebten wir bereits die ersten Regentage. Bei den starken Regenschauern war dann kein Unterricht mehr möglich und der Sandboden verwandelte sich in Matsch – wir können uns nur ansatzweise vorstellen, wie der Alltag während der Regenzeit aussehen mag. Auch hier waren wir beeindruckt von der afrikanischen Lebensweise. Die Kinder tanzten und freuten sich über das dringend benötigte Wasser. Auch wir freuten uns, denn so hatten wir ausnahmsweise mal für ein paar Stunden fließend Wasser.
All unsere Erlebnisse und Erfahrungen, die wir machen durften, werden für immer ein Teil von uns bleiben. Wir sind unendlich dankbar, für die Gastfreundschaft und das herzliche Empfangen des Schulleiters in seiner Schule & seinem Zuhause sowie aller Menschen vor Ort!