Allgemein,  Karibib,  Namibia

On the road

Nach den 8 Tagen im Sattel hatte ich noch eine Woche midterm-break übrig, in der ich einen Roadtrip mit einem Freund geplant habe. Dankenswerter Weise bekam ich dafür drei weitere Schultage frei und es konnte losgehen…

Die Verkehrsregeln

Um sicher auf den Straßen unterwegs zu sein, sollten wir uns erstmal mit den Verkehrsregeln vertraut machen:

In Namibia herrscht Linksverkehr. Das kenne ich schon von Indien, jedoch bin ich in Indien – anders als hier – nie selbst Auto gefahren. Innerorts ist die Geschwindigkeit auf 60 km/h beschränkt, außerorts kommt es auf den Untergrund an: Auf Teerstraßen darf man maximal 120 km/h fahren, auf den Schotterstraßen offiziell 100 km/h. Die Autovermietungen setzen das Limit jedoch aus Sicherheitsgründen auf 80 km/h. Daran sollte man sich auch halten, denn die Geschwindigkeit wird getrackt!

Auch spannend finde ich die Regel mit den Stoppschildern: Erstens sollte man bei ihnen IMMER halten (wie in Deutschland auch). Verstöße werden mit empfindlichen Strafen geahndet. Zweitens gibt es regelmäßig Kreuzungen, bei denen alle Verkehrsteilnehmer ein Stoppschild sehen. Hier treffen gleichranginge Straßen aufeinander. Die Regel ist: Wer zuerst kommt, fährt zuerst. Trotzdem müssen natürlich alle einmal stehen bleiben, um sich zu vergewissern!

Namibia, das mit 825.419 km² mehr als doppelt so groß als Deutschland (357.578 km²) ist, verfügt über ein Straßennetz von 44.428 km Länge (Vergleich Deutschland: 644.000 km). Von den 44.428 km sind allerdings nur 6.199 km asphaltiert. Der Rest sind Schotterpisten! Kommen wir zu den Straßenverhältnissen:

Die Straßen(verhältnisse)

Die Teerstraßen sind teilweise sehr gut ausgebaut, haben sogar einen Mini-Seitenstreifen und Markierungsnägel.

Neben einer gut ausgebauten Teerstraße seht ihr hier die typische Sicht aus dem Auto: Gerade Straße, gerader Horizont, der am Ende verschwimmt. Das ist eine Fata Morgana. Sie entsteht, wenn sich kalte Luft über eine von der Sonne aufgeheizte, bodennahe Luftschicht schiebt. An der Grenze zwischen den Luftschichten spiegelt sich der Himmel und täuscht Wasser vor. Teilweise sieht man sogar wie sich der seltene Gegenverkehr darin spiegelt.

Die meisten Teerstraßen sind relativ schmal gebaut und gerade, wenn ein großer LKW entgegenkommt, sollte man darauf achten die Spur zu halten.

Auch die Schotterstraßen können schnurstracks gerade auf den Horizont zulaufen (linkes Bild), oder sich durch die traumhafte Landschaft schlängeln (rechtes Bild).

Ich finde es witzig, dass Kurven hier so selten sind, dass sie mit einem Schild angekündigt werden. Neben den „Achtung Kurve“-Schildern gibt es viele Wildwechsel-Schilder. Meiner Meinung nach am häufigsten sahen wir das „Achtung Kudu“-Schild, auf dem man die geschraubten Hörner der Schraubenantilopenart gut erkennen kann:

Auch toll ist folgendes Schild:

Wie cool wäre es gewesen, wenn wir hier Elefanten auf bzw. neben der Straße gesehen hätten? Damit mussten wir jedoch bis zum Nationalpark warten…

Gerade in den Tagen im Nationalpark hatten wir viel Regen – schließlich reisten wir in der Regenzeit – und die Straßen waren häufig überflutet:

Im rechten Foto ist unser Mietauto zu sehen.

Das Auto

Auf der Landefläche ist das Dachzelt installiert. Das Zelt steht in 0,nix, jedoch muss man fit genug sein, um am Auto rumzuklettern und Teamwork ist gefragt. Wenn man viel vom Land sehen will, ist ein Campingurlaub mit Auto und Dachzelt ist die billigste Variante, um Namibia zu erkunden. Zum Glück bin ich Campingurlaub von Zuhause gewohnt, also war es nicht mehr so neu für mich. Zuhause campten wir aber meistens mit Wohnmobil und hatten unsere eigene Küche dabei. Hier galt es mit der mobilen Küche Vorlieb zu nehmen (im Hintergrund das aufgeklappte Dachzelt):

Wenn man das Auto mit Campingequipment mietet, ist ein kleiner Kühlschrank, ein Campingtisch, zwei Campingstühle, zwei Gasflaschen und eine Geschirrkiste mit dabei. Außerdem Teil des Equipments war ein Handfeger, um das Auto auszukehren und eine Schaufel, um das Auto auszugraben. Wir waren uns sicher, dass Ersteres zu Gebraucht kommen wird, dachten allerdings nicht, dass wir Zweiteres brauchen werden….

Schwupsdiwups – so schnell kann‘s gehen und wir waren festgefahren. Zum Glück wussten wir, wo die Schaufel ist! 😉 Auch der Allradantrieb und die Möglichkeit den Reifendruck zu senken haben uns neben der Grab- und Steinhol-Aktion gerettet und nach einer guten Stunde haben wir es geschafft:

Witziger Weise hat sich der ganze Aufwand nicht wirklich gelohnt, denn wir wollten den im Reiseführer beschriebenen Abstecher zum „Waterval“ machen – einem Wasserfall, der während der Regenzeit an völlig unerwarteter Stelle mitten in der Steppe in die Tiefe stürzt. Satz mit x: Das war wohl nix! Nach der Ausgrab-Aktion beschlossen wir den schmalen Weg weiterzuwandern und kamen nach guten zwei Kilometern endlich beim Fish River an. Von dem beschriebenen Lärm, der Gischt und den Regenbögen war nichts zu sehen – der Fluss trug kaum Wasser. Wenigstens hatten wir unsere Sporteinheit für diesen Tag erfolgreich erledigt! 💪

So viel Bewegung macht Hunger!

Die Mahlzeiten

Um auch hier möglichst günstig unterwegs zu sein, versorgten wir uns meistens selbst.

Morgens gab es zum Frühstück Tee oder Milch, Brot, Obst und Müsli.

Entweder wir frühstückten auf dem Tuch am Boden (links), auf den Sitzgelegenheiten am Campingplatz (Mitte) oder teilweise auf den Klippen mit Meerblick (rechts).

Mittags stoppten wir meist an einem der ausgeschilderten „Bäumen mit Bank“, um dort Brotzeit zu machen.

Manchmal mussten wir unser Essen gut verteidigen, denn die wunderschönen Tokos wollten, dass wir mit ihnen teilen.

Abends kochten wir oft selbst,

gingen selten Essen.

Nach dieser kurzen Einführung möchte ich euch nun die Reiseroute vorstellen und anschließend die Highlights in Bildern teilen.

Reiseroute Ostern (27.3.-10.4.)

Insgesamt waren wir genau 3822 km on the road.

Von Windhoek (1) aus ging es über Mariental (2) nach Lüderitz (3), weiter nach Sesriem (4) zum Dünensystem Sossusvlei, dann über Walvisbay (5) nach Swakopmund (6). Von dort aus Richtung Norden über die Fingerklippe (7) in den Etoscha Nationalpark (8). Über Tsumeb (9) fuhren wir nach Okarakara (10), wo wir Anja und Miri besuchten. Von da ging es zum Waterberg (11) und nach einem Stopp in Karibib (12) zurück nach Windhoek (1).

Hardap-Damm bei Mariental (27.-28.3.)

Unseren ersten Stopp legten wir am Hardap-Damm in der Nähe von Mariental ein. Auf dem Weg dorthin schüttete es wie aus Eimern und das Land neben der Straße war völlig überflutet (links). Flüsse führen hier nur Wasser, wenn es stark geregnet hat. Dann kann sich das trockene Flussbett in wenigen Sekunden in einen reißenden Strom verwandeln (rechts).

Namibia hat einen sehr trockenen Sommer hinter sich, weswegen ich mich für die Namibier über den Regen freute – auch wenn dieser an unserem ersten Camping-Tag nicht superoptimal war… Netterweise bat uns das Resort einen kleinen Bungalow umsonst an, da der Campingplatz völlig überflutet zu sein schien. Da sagten wir nicht nein!

Abends kam sogar die Sonne raus und es gab einen Regenbogen. Wie sagt man so schön?

„No rain, no rainbow“

Lüderitz (28.-30.3.)

In Lüderitz kamen wir wegen unserer erfolglosen Suche nach dem Waterval erst spät an und besichtigten am nächsten Morgen Kolmanskuppe,

bis 1930 Diamanten-, jetzt Geisterstadt in der Wüste.

Kolmanskuppe

Die Siedlung liegt ca. zehn Kilometer östlich der Hafenstadt Lüderitz. Ihre Ruinen sind teilweise meterhoch im Sand vergraben.

Ich finde es spannend wie gut das Meiste noch erhalten ist. Hier sind wir z.B. im ehemaligen Krankenhaus:

Die „Stadt“ ist heute nicht mehr bewohnt und wirkt geisterhaft, aber früher hatten die Leute hier aufgrund des Diamantenfundes ein brausendes Leben: Neben einer Trambahn, die von Haustür zur Haustür fuhr, gab es eine eigene Limonadenfabrik, eine Eisfabrik, in der Eis für die ersten Kühlschränke hergestellt wurde

und eine Dorfbäckerei.

Daneben ein Casino mit Theater, welches u.a. als Turnhalle genutzt wurde und eine Kegelbahn – kaum zu glauben, was damals mitten im Nirgendwo schon alles möglich war!

Nach der Erkundung von Kolmanskuppe ging es weiter zum Strand. Auf dem Weg dorthin fuhren wir durch’s Township von Lüderitz. Weil mich kürzlich eine Freundin gefragt hat, was genau man sich unter einem Township vorstellen kann, möchte ich kurz darauf eingehen:

Townships

Townships sind heruntergekommene Wohnsiedlungen aus Wellblech-Hütten. Sind entstanden während der Rassentrennung (Apartheid) und waren ausschließlich für die Nicht-weiße Bevölkerung gedacht. Townships befinden sich abgeschottet, außerhalb des Zentrums einer Stadt, welches der weißen Bevölkerung vorbehalten war.

In Windhoek wird das Township Katatura genannt. Auch Karibib hat ein Township: Usab. Wir wissen von einigen Schüler*innen unserer Schule, dass sie dort wohnen und jeden Tag den weiten Fußmarsch ins Zentrum auf sich nehmen. Ich finde es immer wieder schockierend, unter welchen Umständen die Menschen dort leben – teilweise ohne fließendes Wasser oder Strom, auf engstem Raum zusammen. Namibias Geschichte hat ihre Spuren hinterlassen und die Bevölkerung ist polarisiert. Aber nun zurück zum Roadtrip:

Nachdem wir durch’s Township von Lüderitz gefahren sind, kamen wir am wunderschönen Achatstrand an, wo wir Mittag machten.

Achatstrand

Danach fuhren wir an dieser Palmenallee entlang nach Lüderitz,

um dort das Auto auf dem Campingpatz zu parken und das Städtchen zu Fuß zu erkunden.

Lüderitz

Die berühmte Felsenkirche war unser erster Programmpunkt:

Nachmittags fallen die tiefstehenden Strahlen der Sonne durch die Bleiglasfenster, was diese zum Leuchten bringt. Alles, was im Kirchenschiff zu sehen ist, wurde aus Deutschland per Schiff importiert – verrückt!

Die Besichtigung des Haus Goerke war ein weiterer Programmpunkt. Vom Diamantenberg hinter der prächtigen Kolonialstilvilla aus hatten wir einen guten Blick über das Städtchen:

Von oben wie unten konnte man die Bahnstrecke sehen, über welche die Diamanten über See exportiert wurden.

Sesriem (30.3.-1.4.)

Nach einem Fahrtag erkundete ich zum zweiten Mal das weltberühmte Dünensystem Sossusvlei. (Link zum damaligen Blogartikel: https://lehrerreise.de/2024/03/14/ab-in-den-sueden/)

Diesmal hatten Jan und ich einen Campingplatz im Namib-Naukluft-Nationalpark und durften deshalb etwas früher in den Park fahren als letztes Mal. So schafften wir es den Sonnenaufgang von einer Düne aus zu bewundern.

Sunrise in the desert

Noch im Dunkeln fuhren wir auf die Düne 40 zu,

die es dann zu erklimmen galt

bis die ersten Sonnenstrahlen ihr Licht nicht nur auf die Düne, sondern das ganze Dünensystem warfen. Die Stimmung war mystisch!

Bergab ging es dann einfacher als bergauf. 😄

Deadvlei

Ein zweites Mal wanderte ich ins Deadvlei,

nahm die abgestorbenen Kameldornbäume mit anderen Augen war. Beeindruckend sind sie immer noch!

Anders als beim letzten Mal (als Pia und ich von hier aus die Düne erklommen) gingen wir weiter zu einer kleinen Nebenpfanne, in der noch nicht abgestorbene Kameldornbäume stehen. Dort wollte ein Schildrabe, dass wir unsere Brotzeit mit ihm teilen…

Nach einer Mittagspause im Camp, in der uns ein Oryx freundlich grüßte,

ging es abends nochmal los zum Sesriem-Canyon.

Sesriem-Canyon

Dieses Mal konnten wir weiter in den Canyon hinaufklettern, da der Wasserstand geringer war (links). Ich hatte also die Chance weitere Teile des Canyons zu erkunden. Die abendliche Wanderung durch die breiter werdende Schlucht war ähnlich wie im März und trotzdem schön (rechts).

Ohne es groß wahrzunehmen hatten wir den Ostersonntag in der Wüste verbracht!

Swakopmund (1.-2.4.)

Am Ostermontag ging die Fahrt weiter nach Walvisbay, wo wir kurz stoppten, um die Flamingos in der Lagune zu sehen:

In Swakopmund angekommen holte ich Daunenjacke und Mütze raus, denn im Verhältnis zur Wüste war es eisig kalt.

Leider konnten wir aufgrund des Nebels nicht weit sehen und die Geschäfte hatten am Ostermontag zu. Mit Flanieren wurde es also wieder nichts… 😕

Zufälliger Weise war aber Pia mit ihrer Familie, die sie über Ostern besuchte, zeitgleich in Swakopmund und wir gingen spontan gemeinsam Essen. Der Abend war richtig lustig und hätte nicht besser sein können!

Am darauffolgenden Morgen hatten wir eine Living Desert Tour gebucht, auf die ich mich besonders freute.

Living Desert Tour

Wir lernten nicht nur die Spuren im Sand zu lesen, sondern auch andere interessante Fakten:
Die Luft kühlt in der Wüste nachts stark ab. Besonders in der obersten Bodenschicht wird es empfindlich kalt. Um der Hitze des Tages und der Kälte der Nacht zu entweichen, bauen die Tiere entweder stabile Bauten bis in die Tiefe oder „tauchen“ in den Sand.

Hier seht ihr einen Palmato-Gecko: Anders als andere Geckos, die Haftscheiben zwischen den Zehen haben, mit denen sie Wände hinaufklettern können, hat das Palmato-Gecko Häute zwischen den Zehen, welche die Füße zu Grabschaufeln machen. So kann es mit einer Leichtigkeit tiefe Höhlen graben. Aus dem Sand gruben wir das Gecko vorsichtig aus, bewunderten seine Farbpracht und setzten es anschließend zurück in den Sand, wo wir beobachten konnten, wie es sich in Windeseile wieder eingräbt.

Die Schaufelschnauzen-Eidechsen werden hier liebevoll als „Ferraris“ bezeichnet, da sie auf ihrer Suche nach Beute blitzschnell über die Dünen rennen. Um sich selbst vor Feinden zu schützen, tauchen sie schnell in den Sand ein. Ihre Form erleichtert ihnen das Eintauchen in den Sand.

Wir bekamen auch eine „Blinde Eidechse“ zu Gesicht. Vielleicht kommt sie dir bekannt vor…?

Genau: Eine Blindschleiche! Ihr stromlinienförmiger Körper ist ideal, um sich durch den Sand zu schlängeln.

Gut getarnt ist das Wüsten-Chamäleon:

Um seine Beute zu fangen fixiert es sie genau, bevor die klebrige Zunge herausfährt wie der Blitz. Wir hatten das Glück diesen Vorgang live beobachten zu dürfen. 😋

Meines Erachtens nach noch besser getarnt ist die Sandviper. Erkennst du sie?

Da gluren dich zwei Augen aus dem Sand an. Die Sandviper schlängelt sich auf der Stelle, bis der Körper unter’m Sand versteckt ist, lediglich die auf dem Kopf sitzenden Augen schauen raus. Im Sand sind sie kaum zu sehen und lauern so auf ihre Beute, z.B. Eidechsen. Der Biss einer Sandviper ist schmerzhaft, für Menschen jedoch nicht tödlich. Um einen besseren Eindruck von der Größe zu bekommen, hier die ganze Schlange:

Auf der Tour sahen wir noch weitere kleine Tierchen (z.B. Käfer und Spinnen) und viele Dollarbüsche.

Der Dollarbusch (Zygophyllum staffii) ist eine Sukkulenten-Art, die in ihren fleischigen Blättern Wasser speichert.

Danach ging es nochmal auf eine Achterbahnfahrt durch die Dünen.

Auf dem Weg von Swakopmund Richtung Norden stoppten wir an der Küste, um das Schiffswrack der Zeila (2008) zu sehen.

Schiffswrack

Etwas unheimlich liegt das Wrack an der Küste.

Fingerklippe (2.4.)

Auf dem weiteren Weg Richtung Etoscha-Nationalpark machten wir an der Fingerklippe halt. Schon aus der Ferne konnten wir die 35 Meter hohe Felsnadel senkrecht in den Himmel ragen sehen.

Sie besteht aus Ablagerungen vom tertiärzeitlichen Vorläufer des Ugab-Flusssystems. Aus der Nähe sieht man wie Wind und Wasser an ihr „nagen“ und sie irgendwann zum Einsturz bringen werden.

Von der Fingerklippe aus kann man die einzelnen Terrassenebenen des Ugab-Flusses erkennen. Die sogenannte Hauptterrasse liegt heute ca. 160 Meter über dem Trockenflussbett. Im Hintergrund von diesem Bild sieht man einer der Terrassen:

Wir genossen die Pause hier oben sehr.

Am Abend kamen wir im Etosha Village an – einer günstigeren Unterkunft von der aus wir am nächsten Tag direkt in den Nationalpark starten konnten.

Etoscha Nationalpark (3.-6.4.)

Der Etoscha Nationalpark erstreckt sich über ein Gebiet von 22.912 km². Der Park ist ein bedeutendes Naturschutzgebiet Namibias. Die Etoschapfanne dehnt sich über knapp ¼ des Gebietes aus und gab dem Nationalpark seinen Namen. Sie ist 110 km lang und bis zu 60 km breit. Meistens ist die Pfanne trocken, allerdings waren wir in der Regenzeit dort…

Im namibischen Winter trocknet die Etoschapfanne vollständig aus. Es bleibt eine hellgraue, staubtrockene Ebene zurück.

Normalerweise sammeln sich die Tiere an den Wasserlöchern. Bei unserem Besuch war das anders. Wir versuchten es immer wieder – hatten an den Wasserlöchern nur selten Glück. Kein Wunder, wenn gefühlt der halbe Nationalpark unter Wasser steht…

In Etoscha gibt es aufgrund unterschiedlicher Boden- und Wasserverhältnisse Wälder, Grasebenen und Buschland. Wegen der Vielfalt an Vegetationstypen leben dort über 100 verschiedene Säugetierarten und mehr als 400 Vogelarten.

Trotz des Regens bekamen wir einige Tiere zu Gesicht:

Im gesamten Park gibt es wohl 15.000 bis 20.000 Zebras und gefühlt sahen wir die Hälfte derer. Zebras waren wirklich überall! Wir identifizierten das Burchell-Steppenzebra, das unterschiedlich dunkle Streifen am Rücken und Hinterteil hat:

Die feuchte Jahreszeit brachte auch Vorteile mit sich: Die Zebras bringen ihre Fohlen zur Welt, weil es dann genug Futter im Nationalpark gibt. Hier ist eines der süßen Exemplare, wie es vor uns über den Weg rennt:

Zebras sind Herdentiere. Oft grasen Hunderte nebeneinander. Häufig waren sie im Kombination mit Gnus und Vogelstrauße zu sehen.

Vogelstrauße hatten wir auch auf der Fahrt nach Lüderitz direkt vor uns auf der Fahrbahn. Ich wusste nicht wie schnell die großen Tiere rennen können!

Gnus zählen zu den vielen Antilopenarten, die es in Etoscha gibt. Manche von ihnen sind wahnsinnig schön – Gnus zählen meiner Meinung nach nicht dazu…

Im gesamten Nationalpark gibt es ca. 4.500 Gnus und auch von ihnen bekamen wir einige zu Gesicht. Glücklicher Weise blieb es aber nicht nur bei den Gnus, sondern wir sahen auch viele Springböcke, von denen es etwa 15.000 im Park gibt:

Springböcke finde ich wunderschön – ihre Gesichter sehen aus wie geschminkt.

Auch schöne Gesichter haben die Schwarznasen-Impalas.

Hier hatten wir Glück, denn es gibt wohl „nur“ 1.500 im Nationalpark.

Ebenso auf ungefähr 1.500 Tiere geschätzt werden die Kuhantilopen.

Darüber hinaus sahen wir mehrere Oryx in der Ferne.

Sie zählen mit ihren mehr als einen Meter langen Hörnern zu den schönsten der namibischen Antilopen. Oryxe haben sich perfekt an die trockenen Bedingungen des Landes angepasst und sind deswegen Namibias Nationaltier. Kein Wunder, dass wir also ein Oryx in der Wüste bei Sesriem gesehen haben! 😊

Auch eines der eher seltenen Kudumännchen mit seinen gedrehten Hörnern stolzierte vor uns über den Weg. Noch schöner fand ich es aber, als im Etosha Village eine ganze Kudufamilie durch’s nahe Gebüsch lief. Richtig anmutig diese Tiere! Leider bekam ich sie nur in schlechter Qualität vor die Linse. Es ist fast ein Suchbild geworden…

Schöner ist dahingegen dieses Foto von einer kleinen Antilopenart, das ich als Steinböckchen identifiziert hätte:

Diese Zwergantilopenart zeichnet sich durch die besonders großen Ohren aus.  

Neben Zebras und Antilopen bekamen wir auch Giraffen zu Gesicht. Sie sind häufig über fünf Meter groß und ragen über die Vegetation hinaus. 🦒😉

Ich muss zugeben, dass mich die Giraffen wenig beeindruckten, nachdem ich sie beim Trailritt im März ganz nah vom Pferderücken aus beobachten durfte. Trotzdem freute ich mich immer wieder, als ich eines der Tiere erspähte. 😃

Die anderen Riesen mussten wir erst suchen. An einem Rastplatz im Park tauschten wir uns mit weiteren Besuchern aus und erfragten, wo diese am Morgen Elefanten gesehen hatten. Sie waren wohl Richtung Norden gewandert, wo wir eigentlich nicht unbedingt hinwollten… Nach dieser Info hieß es aber: „Nix wie los!“. Wir fuhren tatsächlich eine ganze Weile, hatten schon fast die Hoffnung aufgeben, doch dann marschierte plötzlich eine ganze Elefantenherde neben uns…

In der Herde waren mehrere Jungtiere. Eines der Elefantenkälber muss noch sehr jung gewesen sein, denn es war super winzig (linkes Bild). Wir sahen auch einen Elefantenbullen direkt neben dem Weg (rechtes Bild).

Verrückt den größten Säugetieren der Welt in freier Wildbahn zu begegnen…

Auf dem Rückweg von der „Elefantenexkursion“ beobachteten wir wie eine ganze Warzenschweinfamilie vor uns über den Weg rannte. So süß die kleinen Ferkel!

Wir hatten noch mehr Glück: Eine Minute später lief uns nämlich ein Nashorn über den Weg. Das ist alles so surreal – ich kann es immer noch kaum glauben, obwohl ich es mit eigenen Augen gesehen habe.

Insgesamt soll es ca. 250 Nashörner im Etoscha Nationalpark geben.

Noch seltener sieht man den König aller Tiere: Ungefähr 200 Löwen gibt es im gesamten Park. Bei unserer Nachtsafari erspähten ein Löwenrudel von vier Löwinnen und einem Löwen. Unser Guide wusste genau, wo die Löwen zu finden sind:

Auf dem Foto kann man die Löwin nur schemenhaft erkennen, in echt sahen wir sie etwas besser. Trotzdem hoffe ich auf weiteren Safaris am Ende des Namibiaaufenthalts Löwen bei Tageslicht zu sehen. Schließlich bin ich von Sternzeichen eine Löwin und ein großer Löwen-Fan!

Neben all den beschriebenen Tieren entdeckten wir weitere Tiere, von denen ich entweder keine oder nur schlechte Fotos habe: Wir sahen Erdhörnchen, braune Hyänen, Schabrackenschakale, sämtliche Vögel, eine Schildkröte, einen Löffelhund und sogar einen Honigdachs. Etoscha ist wirklich ein Tierparadies!

Nach den langen Tagen im Nationalpark, an denen wir teilweise über acht Stunden auf Achse waren, um Tiere zu finden, kehrten wir einmal ins Halali Resort und ein zweites Mal ins Namutoni Resort zurück. Am Nachmittag suchten wir noch aktiv den Swimmingpool auf, am nächsten Morgen konnten wir einen Sprung vom Dachzelt ins Wasser wagen:

Ein bisschen Abenteuer muss sein!

Das hatten wir auch, als wir nach einem weiteren Fahrtag über Tsumeb bei Anja und Miri in Okakarara ankamen.

Okakarara (6.-7.4.)

Okakarara ist ein Dorf mit etwa 3.700 Einwohnern, das in der Nähe des Waterberg-Plateaus liegt. Aufgrund der Lage fragte ich bei meinen Mitvolontärinnen an, ob Jan und ich eine Nacht bei ihnen verbringen dürfen. Wir durften! Als wir am Abend dort ankamen, war witziger Weise Stromausfall in Okakarara. Das scheint hier kein Ausnahmefall zu sein, sondern häufiger vorzukommen. Praktischer Weise waren wir mit Campingequipment ausgerüstet und konnten spontan das schon vorbereitete Gemüse über den Gasflaschen zubereiten.

Anschließend gab es ein romantisches Candlelight-Dinner im Haus.

Der Abend wird für immer im Gedächtnis bleiben. 😊

Waterberg (7.4.)

Am nächsten Morgen ging es weiter zum Waterberg. Das Waterberg-Plateau verdankt seinen Namen den zahlreichen Quellen, die dort entspringen. Es erstreckt sich auf einer Länge von 48 Kilometern und ist zwischen acht und 16 Kilometer breit. Im Schnitt ist es 1.700 Meter hoch.

Leider verfuhren wir uns auf unserer Suche nach dem Parkbüro, um die Eintrittsgebühren für den Nationalpark ordnungsgemäß zu bezahlen. Doch der Umweg hatte etwas Gutes: Direkt neben dem Weg standen gleich mehrere Nashörner mit wunderbar spitzen Hörnern:

Da war es schwierig für das Plateau mitzuhalten… Ich genoss die Wanderung über die großen Steine durch den „Dschungel“ trotzdem sehr

und der Ausblick lohnte sich:

Auf dem Rückweg nach unten sahen wir Klippschliefer:

Nachdem wir die Parkgebühren erfolgreich bezahlt hatten, durften wir sogar den Pool nutzen. 🏊‍♀️😄

Bevor es zurück in Namibias Hauptstadt ging, zeigte ich Jan die Schule und das Hostel in Karibib.

Windhoek (9.-10.4.)

In Windhoek klapperten wir am letzten Tag die wichtigsten Sights ab – wie das Independence Museum (links) und die Christuskirche (rechts).

Dann hieß es Abschied nehmen von der Urlaubsstimmung und zurück in den Schulalltag…

Diesem konnte ich kurz entfliehen, als es im Mai noch ein weiteres Mal mit dem eigenen Auto auf die Road ging – diesmal gemeinsam mit Pia, Anja und Miri. Über ein verlängertes Wochenende mieteten wir zu viert ein Auto mit Dachzelt. Um Geld zu sparen nahmen wir nur ein Dachzelt und Pia und ich schliefen in meinem Zelt, das Jan netter Weise mitgebracht hat.

Unser Reiseziel war der berühmt-berüchtigte Fish River Canyon – der zweitgrößte Canyon der Welt!

Reiseroute Fish River Canyon (8.-12.5.)

Wieder starteten wir in Windhoek (A), von wo aus wir die lange Fahrt über Keetmanshoop (B) zum Fish River Canyon (C) auf uns nahmen. Auf dem Rückweg stoppten wir ein weiteres Mal am Hardap-Damm bei Mariental (D), bevor es zurück nach Windhoek (A) und von dort aus nach Karibib bzw. Okakarara ging.

Diesmal waren wir ca. 1400 km on the road. Da Miri keinen internationalen Führerschein beantragt hatte und Pia zu jung für die Versicherung war, lag es an Anja und mir das Schiff zu schaukeln. Ich hatte ehrlich gesagt ziemlich Respekt, fuhr dann aber gezwungener Maßen relativ viel und hatte überraschender Weise irgendwann sogar Spaß dabei:

Köcherbaumwald (9.5.)

Bei Keetmanshoop fallen nur ca. 150 mm Niederschlag im Jahr (Vergleich: Benediktbeuern: 2581 mm pro Jahr). Das ist so wenig, dass der Boden nur noch spärlich mit Gras bedeckt ist und die Büsche niedrig bleiben. In den Spalten der großen Felsbrocken kann sich Wasser sammeln, was dazu führt, dass dort Köcherbäume wachsen können. Die Namen haben die Bäume von den San, welche die ausgehölten Äste als Köcher für ihre Pfeile verwendeten. Der Köcherbaum hat spezielle Fähigkeiten entwickelt, um die extremen Umweltbedingungen (Wasserknappheit, Hitze, Frost) zu überstehen.

Auf dem Spielplatz der Giganten, der aus eindrucksvoll verwitterten Dolerit-Gesteinen besteht, konnten wir bereits den ersten Köcherbaum erspähen:

Die weite Sicht in die Ebene beeindruckte mich hier sehr:

Außerdem stießen wir auf dieses wunderbare Nest:

In Namibia gibt es zehn Arten von Webervögeln. Jede Art baut ein anderes Nest. Sie unterscheiden sich in der Form und dem verwendeten Material. Webervögel bauen die größten Baumnester der Welt.

Bei Keetmanshoop gibt es einen Köcherbaumwald mit einer Dichte von 250 Köcherbäumen auf engstem Raum. Manche der Bäume sind bereits über 200 Jahre alt!

Köcherbäume (Aloe dichotoma) sind eigentlich gar keine Bäume, sondern zählen zur Gattung der Aloen. Der im Schnitt drei bis acht Meter hohe Stamm kann einen Durchmesser von bis zu einem Meter haben.

Die Krone des Baumes ist halbkugelig und dicht. Die lanzettlich-linealischen Blätter sitzen nahe an den Zweigen und können über 30 cm lang und etwa 5 cm breit werden.

Die Rinde des Stammes sieht häufig so aus als würde sich der Stamm „schuppen“. Das ist völlig normal!

Nach dem Stopp im Köcherbaumwald ging es weiter zum Canyon Roadhouse Campsite, von wo aus wir am nächsten Tag den Fish River Canyon erkundeten.

Fish River Canyon (9.-11.5.)

Der Fish River Canyon ist ein geologisches Paradies. Schade eigentlich, dass dort keine Führungen angeboten werden, sondern wir uns die Infos aus Infotafeln ziehen mussten: Hier das Wichtigste in Kürze: Die bis zu 550 m tiefe Schlucht ist nicht nur durch Wassererosion entstanden, sondern auch durch Bewegungen in der Erdkruste. Dadurch, dass die Kong- und Kalahariplatte auseinanderdrifteten, ist die Talsohle eingebrochen. So bildete sich vor ca. 350 Mio. Jahren ein erster Graben. Gletscher und Erosion vertieften das Flusstal – ein Prozess, der bis heute anhält. Das führt zur besonderen Tiefe und Größe, die den Fish River Canyon auszeichnen. Mit einer Länge von etwa 160 km und eine Breite von bis zu 27 km, ist er der größte Canyon Afrikas und gilt (nach dem Grand Canyon in den USA) als der zweitgrößte Canyon der Welt.

Hurra, wir sind da!

Wir am steilen Abhang entlang…

…von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt. Der Blick in den Canyon war wirklich atemberaubend und veränderte sich immer wieder ein bisschen.

Wir fuhren über sehr schmale Straßen am Canyon entlang,

bis wir den perfekten Punkt für die mittägliche Brotzeit gefunden haben:

Auch faszinierend fand ich die riesigen Kakteen, die an die extremen Wetterverhältnisse hier angepasst sind:

Ein letzter Blick in die Schlucht

und es geht zurück zum Campsite.

Hardap-Damm (11.-12.5.)

Auf dem Rückweg legten wir wieder einen Stopp beim Hardap-Damm ein. Diesmal konnten wir bei traumhaftem Wetter einen wundervollen Sonnenuntergang bewundern:

Es gab eine abschließende gemeinsame Kochaktion, bevor es zurück nach Windhoek ging.

Fazit

Insgesamt bin ich auf den beiden Roadtrips über 5200 km on the road gewesen. An dieser Stelle nochmal danke an meine Fahrer*innen, die mich (manchmal hysterische Mitfahrerin) sicher durch das Land geschaukelt haben. ❤

Neben den Kilometern im eigenen Mietwagen habe ich überschlagen, wie viel Pia und ich während des Auslandspraktikums sonst noch on the road waren. Durch die Wochenendtrips und dem Ausflug mit meinen Eltern komme ich nochmal auf knapp 5000 km. Und jetzt haben wir den Norden noch gar nicht erkundet – dieses Land ist einfach riesig!

Zum Thema öffentliche Verkehrsmittel in Namibia: Wie Iwanowski so schön in seinem Reiseführer Namibia (2020) beschreibt, lässt sich Namibia mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur sehr bedingt bereisen. Auf den Hauptverbindungsstrecken zwischen großen Städten gibt es Shuttles, die mehr oder weniger regelmäßig fahren. Für Windhoek – Swakopmund ist die Shuttle-Verbindung recht gut und auch nach Tsumeb sind wir damals mit dem Shuttle gefahren. Wo es geht, versuchten wir die „Öffis“ zu nutzen oder fuhren bei Freund*innen/ Kolleg*innen/ Eltern mit. Ansonsten sieht es mau aus: Das Eisenbahnnetz soll für den Personenverkehr kaum geeignet sein. So schreibt Iwanowski, dass man von Windhoek nach Swakopmund (über Karibib 😄) beispielsweise neun Stunden mit dem Zug braucht – mit dem Shuttle weniger als die Hälfte. „Der Zug fährt nur nachts, man sieht also nichts. Und schlafen kann man in den relativ lauten und unbequemen Wagen auch nicht richtig.“ (Iwanowski 2020, S. 95). Gerade um touristische, abgelegenere Ziele zu erreichen, ist man folglich auf ein eigenes Mietauto angewiesen…

Genau das werden Pia und ich noch einmal mieten, wenn es nach Schulende kommenden Freitag (7.6.) ein letztes Mal on the road geht. Eigentlich war ein längerer Roadtrip mit einer größeren Gruppe geplant. Da wir am Ende ungünstiger Weise nur sechs Personen gewesen wären, die wir auf zwei Autos aufteilen wollten, wäre der Trip ziemlich kostspielig geworden. Die Mietautos sind nämlich nicht günstig! Deswegen – und auch, weil wir während der Schulzeit deutlich mehr vom Land gesehen haben als erwartet – haben Pia und ich uns dazu entschlossen, „nur“ noch zwei Wochen zu reisen und dann bereits Ende Juni zurück nach Deutschland zu fliegen. Und ich muss ehrlich gestehen: Ich freue mich auf Zuhause!

Quellen

Günter Miehlich (2020): Namibia für Kinder, Klaus Hess Verlag, 3. Aufl.
Grünert Nicole (2019): Namibias faszinierende Geologie. Ein Reisehandbuch, Klaus Hess Verlag, 9. Aufl.
Christian Selz (2023): Namibia, MARCO POLO Reiseführer, 12. Aufl.
Michael Iwanowski (2020): Namibia, 31. Aufl.