Wilderness Camp
Nach dem fünf-wöchigen Praktikum in der „aftercare“ ging es nun weiter mit der Teilnahme an einem von vielzähligen wilderness camps, welche USIKO jährlich organisiert. Die Zielgruppe des Camps, an dem wir teilnahmen, waren Frauen zwischen 27-47 Jahren, welche aus Townships oder sogenannten „rough quarters“ kommen. Sie sollten die Möglichkeit bekommen, in einem geschützten Rahmen und mitten in der Wildnis in den Bergen bei Franshoek ohne Ablenkung von außen über ihr Leben und Hürden, die ihnen das Verfolgen ihrer Ziele schwer machen, nachzudenken. In diesem Rahmen sollten sie sich insbesondere mit folgenden vier Fragen auseinandersetzen: Who am I?, Why am I here?, What do I have to offer? und Where am I heading with my life?
Die 15 teilnehmenden Frauen machten setzten sich erst einmal alleine für einige Stunden mit diesen Fragen auseinander. Anschließend durften sie ihre Erkenntnisse in einer Gesprächsrunde miteinander teilen. Was diese Frauen nun erzählten, lässt sich kaum in Worte fassen. Jede von ihnen hat eine unglaubliche Lebensgeschichte und schlimme Schicksalsschläge erlebt. Von Vergewaltigung über häusliche Gewalt hin zu emotionalem Missbrauch und schlimmen Ablehnungserfahrungen von den wichtigsten Bezugspersonen war alles dabei. Die Frauen erzählten und ihr bitterliches Weinen zeugt von dem unheimlichen Schmerz, der ihnen widerfahren war und dem Leid, das sie im Laufe ihres Lebens erlebt hatten. Ein Großteil dieser Frauen hat sich in diesem Setting das erste Mal in ihrem Leben wirklich öffnen können und diese schrecklichen Dinge laut aussprechen und den anderen anvertrauen können. Trotz der hohen Emotionalität und Trauer der Frauen, war es schön zu sehen, wie befreiend es für sie war, diese Dinge auszusprechen und ihre eigenes Schicksal in dem von einigen anderen Frauen wiederzufinden. Es ist in diesem Camp eine sehr besondere Gemeinschaft entstanden und die Frauen haben Kontaktdaten ausgetauscht, um auch weiterhin in Kontakt zu bleiben und sich zu unterstützen.
Es war wunderschön zu sehen, wie die Frauen am Abend nach der Gesprächsrunde einen bunten Abend gestalteten und sich trotz all dem Leid umarmten, sangen und tanzten. Abschließend gab es einen „chair of honour“, bei der jeder Frau von den anderen Teilnehmerinnen Komplimente gemacht wurden. Dabie flossen einige Freudentränen und ich war sehr gerührt zu sehen, was das Camp in den Herzen der Frauen bewegt hat.
Auch wenn wir das Camp an einem der stürmischsten Winterwochenenden des Jahres gemacht haben und ich kurz befürchtete, dass mir Nase und Füße vor Kälte absterben, war es eine unvergessliche Erfahrung, welche ich nur empfehlen kann.
Praktikum an einer südafrikanischen Grundschule
Nach dem Wilderness-Camp machten wir noch ein zweiwöchiges Praktikum an der L.F.Louw Primary School in Stellenbosch, bei dem wir spannende Einblicke in das südafrikanische Bildungssystem erlangten.
Roadtrip entlang der Garden Route
Schließlich machten wir zum krönenden Abschluss unserer Zeit in Südafrika einen Roadtrip entlang der Garden Route. Diese abschließende Reise war einfach nur wundervoll! Auf zwei Safaris in der Garden Route Game Lodge und im Addo Elephant Park konnten wir fast alle Big Five sowie eine Vielzahl anderer Tiere aus nächster Nähe in freier Wildbahn sehen, hatten wunderschönes Wetter (an der Garden Route war es durchgehend ca. 10 Grad wärmer als in Kapstadt) und sind in unglaublichen Sonnenuntergängen mit Afrobeats im Auto gesessen und unserem nächsten Ziel entgegengefahren. Es ging von Kapstadt über Hermanus, Mossel Bay, Wilderness & George, Knysna, dem Tsitsikamma National Park nach Port Elizabeth, von wo aus wir zurück nach Kapstadt flogen. Zwei Tage später traten wir nach einem letzten Abschied von allen unsere Rückreise nach München an.