Halbzeit, Bergfest, drei Wochen Vietnam sind vergangen – hier kommt mein Zwischenfazit
Am 24. Februar komme ich nach einer ca. 18 stündigen Reise in Ho Chi Minh Stadt (Ho Chi Minh City – HCMC) Vietnams größter Stadt und wirtschaftliches Zentrum, auch bekannt unter dem früheren Namen „Saigon“ an.
Die Durchschnittstemperatur während meines Aufenthalts entspricht ungefähr 34 Grad und es ist somit 34 -40 Grad wärmer als in Deutschland.
Die ersten zweite Tage verbringe ich in einem Hostel im bekannten Backpackerviertel von HCMC (Bui Vien). Eine günstige und zentrale Unterkunft wollte ich zu Beginn haben, um mich dann in Ruhe auf die Suche nach einem Apartment für die Dauer des Praktikums machen zu können. Ich hätte bei der Buchung des Hostels nicht damit gerechnet, dass das Backpackerviertel von HCMC vergleichbar ist mit dem Ballermann auf Mallorca. Touristisch, westlich, laut. Schnell war klar: Hier kann ich nicht sechs Wochen leben.
Zwei Tage später ziehe ich in ein Shared House, das ich mir mit einer weiteren Deutschen (Frieda), drei Franzosen und einem Briten teile. Frieda ist kulturweit Praktikantin, bereits seit sechs Monaten in Vietnam, mein Anker vor allem in den ersten Tagen in dieser turbulenten Stadt, außerdem der Türöffner zu Land und Leuten. Durch sie erfahre ich, dass ich easy mit einem „Uber“ in die Schule fahren kann, was vegetarisch/vegan/Gemüse (hierfür gibt es EIN vietnamesisches Wort) in der Landessprache heißt. Als Willkommensgeschenk überreicht sie mir Moped-Helm und Atemschutzmaske; offensichtlich die Must-Haves in HCMC.
Am 27.02 beginnt um 7 Uhr der Unterricht an der Tran Dai Nghia High School for the Gifted direkt im Zentrum der Stadt. In unmittelbarer Nähe liegt das berühmte Intercontinental Hotel, das koloniale Post-Office sowie die Kathedrale Notre Dame. Die Schule ist überwältigend schön, meine Lehrerin Anita warmherzig, hilfsbereit und freundlich, die Schüler zuvorkommend und neugierig. Der Start des Praktikums ist gelungen!
In den folgenden Tagen begleite ich Anita, unterrichte neben und mit ihr, übernehme einzelne Unterrichtsstunden, nehme mit ihr mündliche Prüfungen an, plane die Durchführung einer Umwelt AG und darf bei verschiedenen Lehrern und in unterschiedlichen Einrichtungen hospitieren. Zunächst unbekannte Abkürzungen und Begriffe wie ZfA, IGS, TDN, DSD, … gehen in meinen Sprachgebrauch über, als kenne ich sie schon seit ich denken kann. Parallel dazu wird die Durchführung eines Karaokewettbewerbs geplant, organisiert und konkretisiert.
Anita arbeitet als Fachschaftsberaterin für die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) in HCMC. Mit ihr zusammen unterrichte ich Achtklässler, die das A2 Sprachniveau beherrschen. Diese Schüler werden auf das Deutsche Sprachdiplom vorbereitet, welches sie im nächsten Schuljahr ablegen sollen. Ich darf zunehmend mehr unterrichten, Vertretungsstunden übernehmen und arbeite sehr eng mit Anita zusammen. Zusätzlich dazu beschäftigt mich das Thema „Umwelt“ (besonders in Vietnam) sehr. Anita ermöglicht mir ein Konzept für eine Umwelt-AG mit den Achtklässlern zu entwicklen und lässt mir bei der Umsetzung viele Freiheiten.
Nach zwei Wochen in HCMC beschließen Frieda, zwei Praktikantinnen des Goethe-Instituts und ich dem Großstadtdschungel für ein Wochenende zu entfliehen und fahren nach Mui Ne, einem Ort am Strand, circa 180 km von HCMC entfernt und in einer ca. fünfstündigen Busfahrt zu erreichen. Das Meer, die frische Luft, die freie Zeit entspannt uns und bringt uns auf neue Ideen.
Nach einer weiteren Unterrichts-und Hospitationswoche begebe ich mich auf meinen zweiten Kurztrip. Ich habe einen Montag freibekommen und kann somit ein verlängertes Wochenende bei Kathi (BLLV Praktikantin) in Haiphong verbringen. Kaum angekommen in Haiphong, sitzen wir im Bus auf dem Weg in die berühmte Halong Bucht im Norden Vietnams. Das Wochenende ist vollgepackt mit spannenden, unvorhersehbaren und außergewöhnlichen Momenten: Wir besuchen (bzw. sprinten durch) den Nationalpark, kayaken in der Halong Bucht und klettern auf Monkey Island. Nach drei intensiven Tagen falle ich glücklich und erschöpft in mein Bett in HCMC, dankbar für die Momente die ich während der letzten drei Wochen erleben durfte, für die Menschen die ich kennengelernt habe und stelle fest: Auch wenn es oft nicht so aussieht: nichts geschieht ohne Grund. Anscheinend liegt ein für mich unsichtbarer Plan zugrunde, nach dem alles geschieht. Man muss sich darauf einlassen und genießen.
Ich bin gespannt, was die nächsten drei Woche im Praktikum und die drei Wochen Reisezeit danach noch mit sich bringen.