Schon 7 Wochen bin ich nun hier im sonnigen, lebensfrohen, grünen, tropischen, verrückten, lauten, wunderschönen, entspannten und liebenswerten Costa Rica! Meine Zeit hier teilt sich in unterschiedliche Phasen auf, die ich durchlebt habe. Anfangs habe ich mir durch einen einwöchigen Trip erste Eindrücke von traumhaften Stränden, Vulkanen und dem Dschungel mit der unglaublichen Artenvielfalt machen könenn (ich habe Affen, Schlangen, Nasenbären, Faulitere und viel anderes… gesehen), danach war ich erstmal durch Darm- und Grippegeschichten gut beschäftig und als ich wieder fit war, konnte ich mich mit voller Energie auf die Schule konzentrieren. Hilfe wird hier in der Schule immer gebraucht! Hauptsächlich unterstütze ich im Deutsch- und Mathematikunterricht, habe inzwischen aber auch schon viel eigenen Unterricht durchgeführt, da in letzter Zeit eine Lehrerin krankheitsbedingt ausgefallen ist. So durfte ich sehr spontan (5 Minuten vor Unterrichtsbeginn…) ihre Stunden vertreten. Das war erstmal eine etwas anstrengende und frustrierende Erfahrung, da ich komplett improvisieren musste und dazu ja auch noch kommt, dass man den Kindern einiges auf Spanisch übersetzen muss, da sie noch nicht alles auf Deutsch verstehen.
In den dritten Klassen habe ich ein mediales Projekt zu den Helden „Mumbro und Zinelll“ von der Lernplattform „planetschule“ begonnen, da jedes Klassenzimmer mit einer smart board ausgestattet ist und es ansonsten kein Material gibt. Die fünzehnminütigen Filme bieten viele Anknüpfungspunkte und Sprachmaterial, da die beiden Helden anhand alltäglicher Situationen unterschiedliche Aufträge lösen müssen und die zwei kindlich auftretenden Figuren gleichzeitig Identifikationsmöglichkeiten für die Kinder bieten. Leider sind die Kinder hier an der Schule nicht gewöhnt viel deutsch zu sprechen, da die Lehrkräfte wegen Verständnisproblemen im Unterricht viel spanisch sprechen. Selbstständiges Arbeiten ist ebenfalls nichts, was an der Schule viel gefördert wird, von daher ist es immer etwas anstrengend einen etwas freieren und kreativeren Arbeitsauftrag mit den Kindern durchzuführen und es kann bisweilen recht laut werden.
Mein Leben außerhalb der Schule ist sehr entspannt und ich kann meine Freizeit selbstständig gestalten. Ich gehe dreimal die Woche freiwillig in den Schulchor, danach habe ich die Nachmittage frei und kann die Umgebung erkunden – wir waren z.B. schon auf verschiedenen Märkten, wo man allerlei frische exotische Früchte (auch gerne geschenkt) angeboten bekommt, wie die „pipa fria“ – die junge Kokosnuss, aus der man mit einem Strohalm das Kokokswasser schlürft. Oft bin ich aber auch sehr müde von der Schule und einfach froh, dass ich genug Zeit habe, wieder zu Kräften zu kommen und alle Eindrücke in Ruhe zu verdauen. Abends gehen wir oft hier in Santa Ana in der Gemeindehalle zum kostenlosen Zumba, tanzen gemeinsam zu „Wii dance“ oder schauen einen Film.
Mit meiner Gastfamilie habe ich ein Riesenglück gehabt. Am Abend essen wir immer zusammen, auf Familienfeiern sind wir herzlich willkommen und wir waren schon gemeinsam im Kino, in der Kirche und in der Trampolinhalle. Zufälligerweise ist noch eine andere Freiwillige, Lara, mit mir zusammen in der Gastfamilie und so können wir morgens gemeinsam in die Schule, dort Mittagessen und am Nachmittag sowie am Wochenende gemeinsam Dinge unternehmen. Zum Beispiel gehen wir samstags in „Acrotelas“, also Tuchakrobatik. Dies wird von einer Kirchengemeinde angeboten und beinhaltet einen spirituellen Anstoß nach der Hälfte der Aktivität. Wir waren sogar schon gemeinsam in einem Park und haben unsere Tücher dort in den Bäumen aufgehängt, um darin zu turnen. Auch waren wir in letzter Zeit auf verschiedenen Kunstfestivals (alle kostenlos), die sich zurzeit häufen und bei dem Wetter immer eine wunderschöne Atmosphäre bieten. Es wird hier also nie langweilig und ich bin etwas traurig, dass in zwei Wochen schon mein Praktikum vorbei ist! Ich freue mich aber auch darauf, danach noch ein paar Tage Costa Rica zu entdecken.
Pura Vida aus Santa Ana,
Julia