Dieses kleine afrikanische Land an der Grenze zu Tansania, Uganda, Burundi und dem Kongo können wir seit gut 4 Wochen unser zu Hause auf Zeit nennen. Hier laufen nicht nur die Uhren ganz anders als in Deutschland, auch sonst ist das Leben nicht mit dem zu vergleichen, wie wir es gewohnt sind: Strom und fließendes (warmes) Wasser sind genau so wenig selbstverständlich wie geteerte Straßen oder auch Schuhe bzw. Kleidung. Natürlich gilt das nicht für die gesamte Bevölkerung, aber auf jeden Fall für die umliegenden Dörfer hier.
Wir sind hier in einem Waisendorf – Hameau des Jeunes – untergebracht, das von Pater Hermann vor etwa 40 Jahren gegründet worden ist und derzeit etwa 100 Waisenkinder beherbergt. Bei unserer Ankunft sind wir herzlich begrüßt worden und auch sonst sind die Menschen hier sehr freundlich und jederzeit hilfsbereit – da stellt auch die Sprachbarriere kein allzu großes Hindernis dar (viele sprechen nur die Landessprache Kinyarwanda).
Die Umstellung ist anfangs tatsächlich nicht so einfach gefallen, aber mittlerweile haben wir uns sehr gut eingelebt. Mit Sicherheit spielt auch unser „voller“ Terminkalender eine Rolle, wobei immer gilt „alles kann, nichts muss“. Unsere Tage schauen folgendermaßen aus: von Montag bis Freitag unterstützen wir die beiden Englischlehrer an dem Internat, das sich direkt neben dem Waisendorf befindet. Hierbei handelt es sich um eine technisch-orientierte weiterführende Schule. Auch der Unterricht läuft hier anders ab: die Klassengröße variiert zwischen 12 und 40 Kindern, der Lehrer schreibt alles an die Tafel und die Schüler schreiben dies wiederum ab (keine Schulbücher, keine technischen Geräte) und die Schüler sind seeehr schüchtern, weil sie im Unterricht kaum sprechen. In der ersten Woche haben wir nur hospitiert, seit der zweiten Woche unterrichten wir selbstständig – oft auch spontan.
Nach dem Mittagessen, das „Mama“ für uns immer zubereitet und sehr lecker ist, haben wir einige Möglichkeiten zur Auswahl. Oft gehen wir zu den Waisenkindern und spielen mit ihnen. Es ist so schön zu sehen, wie sich die Kinder hier über Kleinigkeiten freuen können und allein Seifenblasen ihre Augen zum Leuchten bringen. Ansonsten spielen wir mit ihnen beispielsweise Memory, malen mit ihnen oder spielen einfach Fangen – sie sind wirklich von allem begeistert und kommen auf uns zugerannt sobald sie uns sehen.
Manchmal gehen wir auch nachmittags in die Schule und helfen dort unter Anderem in der Bücherei, die von zwei Amerikanern aufgebaut worden ist. Wir versuchen mit den Schülern Englisch zu sprechen, so dass sie mehr Übung darin bekommen. Wir spielen beispielsweise mit ihnen oder helfen, wenn sie irgendwelche Verständnisprobleme haben.
Außerdem sind wir das ein oder andere mal hier spazieren gegangen. Letzte Woche sind wir zur Wasserquelle gelaufen, von wo aus meistens Kinder ihre Kanister auffüllen und einige Kilometer bergauf wieder nach Hause tragen. Nachdem schon kleine Kinder die schweren Kanister schleppen müssen, haben wir wenigstens ihnen diese abgenommen und hochgetragen. Das ist echt Wahnsinn, was sie fast täglich leisten müssen.
Zu unseren bisherigen Highlights zählt auf jeden Fall der Ausflug in den Akagera Nationalpark. Dort haben wir unter Anderem zwei Elefanten, Zebras, Giraffen, eine Hyäne, Warzenschweine, Antilopen, Nilpferde und Affen zu Geischt bekommen. Das war echt ein tolles Erlebnis diese Tiere in freier Wildbahn erleben zu dürfen.
Auch unser Ausflug in die Hauptstadt Kigali, die seit 2015 als die sauberste Stadt Afrikas gilt, war sehr ereignisreich. Dort haben wir zuerst den größten Markt der Stadt besucht: von Tieren, Stoffen, Souvenirs, Haushaltswaren bis hinzu Obst und Gemüse (das hier übrigens fantastisch schmeckt) ist einiges geboten. Außerdem haben wir das Genocide Memorial besucht. Der Genozid ist hier noch immer ein aktuelles Thema und wir waren sehr betroffen über das, was damals geschehen ist.
Sonnige Grüße aus Ruanda (bei etwa 24 bis 28 Grad) schicken euch Theresia & Sarah