Einblick in unseren Schulalltag in Samakhiyali, Indien
Auf dem Weg zur Schule werden wir von vielen freudigen Kinderstimmen begrüßt, was einem gleich ein Lächeln ins Gesicht zaubert. So kann der Tag beginnen:)
Die Nazarene English Medium School wurde von Solomon (dem Schulleiter und unserem Mentor) nach dem schweren Erdbeben 2001(durch finanzielle Unterstützung des BllV) aufgebaut. Sie besteht aus Klasse 5-10 (mit je einer Klasse pro Klassenstufe) und vier Vorschulklassen und ist somit echt beschaulich. 🙂
Außerdem handelt es sich hier um eine Privatschule, wovon es in Indien sehr viel gibt, da die Governmental schools teilweise sehr schlecht ausgestattet sind und die Schüler*innen keine zufriedenstellenden Ergebnisse für ihre weitere Laufbahn erzielen.
Angekommen in der Schule (die 2 Minuten von unserem Appartement liegt) wurden wir am ersten Tag allen Klassen vorgestellt. Die jüngeren Klassen haben uns mit viel Geschrei und großen Augen empfangen, allerdings nicht so viel von unserer Vorstellung verstanden, so war zumindest unser Eindruck. Es ist hier manchmal wirklich schwierig zu sagen, wie viel die Leute verstehen. Denn oft bekommt man hier als Antwort ein einfaches „okay,okay“ oder ein sanftes Kopfschütteln. An das Kopfschütteln, welches hier „ja“ bedeutet, müssen wir uns auch noch gewöhnen und wir trainieren schon fleißig, dass wir irgendwann auch so antworten können.
Bei unserer Vorstellungsrunde und auch beim Beobachten der Lehrer*innen im Unterricht, merkt man schnell, dass schon die kleinen Schüler*innen (3-6) in der Vorschule hier ziemlich streng erzogen werden. Generell herrscht von den Lehrer*innen ein ziemlich autoritärer Ton und die Schüler*innen sind sehr ruhig (außer, wenn sie singen). An der Schule werden die Schüler*innen auch teilweise noch von den Lehrer*innen geschlagen, was Solomon als relevante Handlung im normalen Unterricht sieht. Zum Glück haben wir das bisher noch nicht mitbekommen.
Da wir sehr frei sind, in unserer Unterrichtsgestaltung und auch etwas Abwechslung in den Schulalltag bringen sollen, stellen wir ein kleines Gegengewicht zum eher autoritären Frontalunterricht dar, der auf Lautstärke der Lehrer*innenstimme und Auswendiglernen der Schüler*innen setzt.
Eine wichtige Eigenschaft, die wir im Praktikum gelernt haben ist sicher Spontanität und Flexibilität, sowie einen spielerischen Unterrichtsentwurf für verschiedene Jahrgangsstufen in der Tasche zu haben. Deswegen bereiten wir am Nachmittag die ein oder andere Stunde zu Emotionen, Umweltbewusstsein, Werten und Traditionen oder auch englische Vokabelspiele und kreatives Schreiben vor.
Eine der schönsten Stunden war das Emotionspantomime mit der sechsten Klasse oder das Singen mit den Schülern:)
Nach der Emotionspantomime sollten die Achtklässler*innen einen kleinen Aufsatz zum Thema Emotionen in ihrem Leben schreiben. Bei der Korrektur ist uns wieder klar geworden, dass die Schulkinder mit ganz anderen Themen in ihrem Leben konfrontiert sind, als wir es zu meiner Schulzeit waren z.B. „Ich war traurig, weil meine Familie Hunger hatte“ oder „Ich bin traurig, weil Pakistan Indien angegriffen hat“.
In Gesprächen mit Solomon können wir unsere vielen Fragen zum indischen Schulsystem loswerden. Gestern hat er uns zum Beispiel erzählt: Obwohl alle Lehrer*innen dagegen sind, hat die Regierung entschieden, dass man bis zur 8.Klasse nicht mehr durchfallen kann.
Generell hat sich das Schulsystem, durch das 2001 auferlegte Bildungsprogramm und auch das Aufheben des Schulgeldes an öffentlichen Schulen sehr verbessert und mehr Kinder (vor allem auch Mädchen) gehen jetzt zur Schule. An den Leistungen der Schüler*innen hat sich allerdings seitdem noch nicht viel verändert, was unter anderem auch an den veralteten Lehrmethoden (hauptsächlich Frontalunterricht) und der teilweise geringen Motivation der Lehrer*innen liegt. Bald werden wir einen Diskussionsabend mit den Lehrer*innen haben, wo wir abschließend alternative Unterrichtsmethoden vorstellen sollen. Auf den Austausch sind wir schon sehr gespannt.
Liebe Grüße aus Indien von Lea und Marlene