Mongolei,  Ulanbaartar

Willkommen in UB!

Сайхан хаваржиж байна уу?
Habt ihr einen schönen Frühling?

Der Ringerpalast in der Nachbarschaft meiner Wohnung

Mit diesen Worten begrüßt man sich in der Mongolei zur Frühlingszeit. Jedoch zeigt sich der Frühling in Ulaanbaatar (UB) von seiner launischen Seite: Gestern noch Schneesturm bei -8 Grad, heute schon +14 Grad und Sonnenschein. Langweilig wird es hier nicht. Von meinen mongolischen Kolleginnen erfuhr ich, dass der Frühling aufgrund dieser Unbeständigkeit nicht sehr beliebt ist.

Doch zurück zum Anfang meiner Reise:
Für mich ging es am 8. März von Frankfurt nach UB. Mein Flug startete mittags und wegen der Zeitverschiebung von sieben Stunden landete ich am frühen Morgen um 4:45 Uhr in UB.
Mit mir waren noch einige andere Deutsche an Bord, aber der Großteil der Passagiere waren Mongol:innen. Während alle zum Gepäckband durften, wurde ich kurz zur Passkontrolle in einen Nebenraum geführt. Nach ein paar verunsichernden Minuten und Kopien meines Passes durfte ich weiter. Am Ausgang wartete schon der Fahrer der Deutschen Schule auf mich.

Der Fahrer war sehr freundlich, sprach aber weder Deutsch noch Englisch. Also testete ich gleich mal meine Mongolisch-Kenntnisse aus dem Unisprachkurs – nur um kurz darauf mit Händen und Füßen zu erklären, dass es nach „Hallo, wie geht es Ihnen?“, „Danke“ und „Entschuldigung“ auch schon mit meinem Mongolisch zu Ende war. Das tat seiner Freundlichkeit keinen Abbruch. Im Auto angekommen drückte er mir einen Beutel mit Wasser, Joghurt und ein paar Handtüchern in die Hand. Ich war sehr glücklich und gerührt von diesem herzlichen Empfang. Das tröstete etwas darüber hinweg, dass es leider keine Gastfamilie für mich gab. Die Schule hatte für mich eine Einzimmerwohnung angemietet. Bei der Wohnung angekommen gab es direkt ein paar Herausforderungen: Beim Erklären des Haustürcodes kamen wir sprachlich an unsere Grenzen – ob es an der Müdigkeit lag oder am Mongolisch, weiß ich nicht. Das WLAN funktionierte auch nicht. Das war ehrlich gesagt zunächst ein komisches Gefühl, niemanden erreichen zu können und auch ganz allein in der fremden Wohnung in einem fremden Land zu sein. Zum Glück war ich so müde, dass ich trotzdem gleich einschlief. Um 10 Uhr traf ich Mimi, eine Neuntklässlerin der deutschen Schule, die mir beim Kauf einer Simkarte half und mir den Schulweg zeigte. Als ich endlich wieder Internet hatte, konnte ich auch meine Ansprechpartnerin erreichen und den Haustürcode herausfinden.

Am nächsten Morgen ging es direkt in die Schule. Es war der erste Schultag nach dem mongolischen Neujahrsfest „Tsagaan Sar“, und viele trugen die traditionelle Kleidung, den Deel. Ein besonderer Tag, denn nur an diesem Tag dürfen die Schüler:innen in Tracht kommen – sonst tragen sie eine Schuluniform. Nachdem mir mein (eigener!:o) Schreibtisch im Deutschlehrerzimmer gezeigt wurde, bekam ich eine Führung durch das Schulhaus. Es gibt neben den Klassenräumen noch einige Gruppenräume und Gesprächsräume. Seit kurzem gibt es in einem Anbau eine lang ersehnte Sporthalle und weitere moderne Räume mit Whiteboards. Außerdem ist die Bibliothek in einen neuen großen Raum umgezogen, der mit Sitzsäcken, Gruppentischen und vielen deutschen und englischen Büchern sehr gemütlich eingerichtet ist.

Ursprünglich war für die erste Woche Hospitation für mich geplant. Doch schon am Dienstag sprang ich spontan für eine Kollegin ein, die aus familiären Gründen fehlte. Eine Herausforderung – Jetlag inklusive –, aber rückblickend eine sehr wertvolle Erfahrung. Das Vertrauen, das mir entgegengebracht wurde, gab mir viel Sicherheit! Ich wurde von Anfang an als Teil des Deutschkollegiums wahrgenommen und auf Augenhöhe eingebunden – eine Wertschätzung, die für mich als Praktikantin nicht selbstverständlich war, gerade im Vergleich zu meinen bisherigen Erfahrungen in Deutschland.

International Children Camp in Nairamdal, ein Ort für Klassenfahrten

Neben den Vertretungsstunden betreute ich Schüler:innen bei der Vorbereitung auf mündliche DSD-Prüfungen und lernte dabei selbst viel über die Mongolei! Themen wie „Der Verkehr in Ulaanbaatar“ (ein echtes Abenteuer – die Stadt wurde ursprünglich für 600.000 Menschen gebaut, heute leben hier über 1,5 Millionen Menschen) oder „Die Klassenfahrt nach Nairamdal“ gaben spannende Einblicke.
Letzteren Ort durfte ich dann sogar selbst besuchen: Am zweiten Wochenende besuchten wir das ABC-Fest der Zweitklässler, das im „International Children Camp“ (einem Ort für Klassenfahrten) in Nairamdal stattfand.


Das Fest war ein ganz besonderer Tag: Die Kinder feierten, dass sie alle Buchstaben gelernt hatten – auf Deutsch und auf Englisch. Es gab Theaterstücke, Tänze und jedes Kind stellte „seinen“ Buchstaben in einem kleinen Gedicht vor. Dafür hatten die Deutschlehrkräfte wochenlang Kostüme aus Kartons gebastelt. Es war ein sehr gelungenes und schönes Fest!