Mongolei,  Ulanbaartor

Монголд тавтай морил! – Herzlich willkommen in der Mongolei!

Ich gebe es offen zu: vor meinem Praktikum wusste ich nicht genau, wo genau die Mongolei liegt. Nun ist das auch kein großes Wunder, denn die Mongolei ist das am dünnsten besiedelste Land der Welt, auf einem viermal so großen Staatsgebiet wie Deutschland leben nur rund 3 Millionen Einwohner – ca. die Hälfte wohnt in der Hauptstadt Ulaanbaatar.
Der Kontakt in die Mongolei kam schnell zustande, allerdings gestaltete sich die Beschaffung des Visums als kleine Herausforderung, denn die Behörden dort arbeiten nicht so schnell wie in Deutschland, aber mindestens so genau. Zum Glück unterstützte die Schule bei der Angelegenheit hervorragend.

Aufgrund der geringen Population des Landes gibt es nur wenige Flugverbindungen zu Metropolen wie Tokyo, Seoul, Istanbul und Frankfurt. Ich entschied mich für einen Direktflug mit der nationalen Airline MIAT von Frankfurt – der ca. zwei bis dreimal pro Woche durchgeführt wird. Flüge sind unkompliziert online buchbar, allerdings musste ich den Flug aufgrund der langen Bearbeitungszeit um eine Woche verschieben. Kostenloses Umbuchen war kein Problem, allerdings ist das nur telefonisch bei der Unternehmenszentrale in Ulaanbaatar möglich – dies übernahm aber dankenswerterweise die Schule für mich. Und als ich endlich am ursprünglich geplanten Anreisetag zur ursprünglich geplanten Boarding-Zeit meinen Pass mit der Aufenthaltsgenehmigung vom Postboten entgegennahm, war die Freude umso größer.

Am Reisetag selbst verlief alles problemlos. Mit der ersten U-Bahn des Tages ging es von meiner Studentenwohnung zum Münchner Hauptbahnhof, dann weiter mit der ersten ICE-Verbindung über Nürnberg und Würzburg zum Frankfurter Flughafen. Nach einigen Stunden Überbrückung ging es dann um 14:30 los Richtung Osten – 9 Stunden dauert der Flug von Deutschland in die Mongolei und führt über das Baltikum und – auch trotz der aktuellen politischen Lage – quer über russischen Luftraum. Den Flug nutzten außer mir und Praktikanten anderer Organisationen hauptsächlich Mongolen auf Heimreise, aber auch ein paar wagemutige Deutsche als Billigroute nach Phuket, Thailand. Mit 7 Stunden Zeitverschiebung sind wir schließlich pünktlich um 6:20 Ortszeit gelandet.

Unsere Flugroute führte quer über Eurasien.

Mich begrüßte der schuleigene Fahrer, der mir gleich bei der Besorgung einer SIM-Karte und beim Geld-Abheben behilflich war („First things first!“) und mich anschließend zur Gastfamilie gefahren hat. Die Familie einer Neuntklässlerin nahm mich dankenswerter auf, und ich wurde gleich wärmstens von deren Mutter und Bruder begrüßt. Nachdem ich den Rest des Tages damit verbrachte, mein Jetlag auszuschlafen, gab es am Abend zum ersten Mal typisch mongolische „Buuz“, mit Hackfleisch gefüllte Teigtaschen.  

Gleich am ersten Tag gab es meine neue Leibspeise: „Buuz“.

Freitag morgens ging es dann endlich in die Schule. Da die Gastfamilie ein wenig außerhalb des Zentrums wohnt und der Berufsverkehr nicht zu unterschätzen ist, machten wir uns gegen 6:45 auf dem Weg. So war ich dann als erster Deutschlehrer im Lehrerzimmer, wurde aber wärmstens von den ankommenden Kolleginnen begrüßt. Nach einer kleinen Tour durch das Schulhaus wurde ich bereits voll in die Arbeit der Deutsch-Sektion eingebunden. Da in der darauffolgenden Woche DSD-I-Prüfungen stattfanden, durfte ich zahlreiche Präsentationen von Schülerinnen und Schülern anhören und konnte so auch gleich Einblick in das Leben von mongolischen Schülern gewinnen. Jeder Prüfungsteilnehmer musste nämlich fünf Minuten über ein selbst gewähltes Thema reden – so z.B. über „Umweltschutz in der Mongolei“, „Meine Ferien in Hamburg“, „Wie schädlich sind E-Zigaretten?“, „Meine Sprachreise nach Berlin“ oder „Wie man meine Schule besser machen konnte“. Eine wahre Win-Win-Situation, denn so konnten die Schüler von meinem Feedback profitieren und ich Einblicke in das Leben an der deutschen Schule sammeln.

Die Schüler beschäftigen sich im Deutschunterricht auch mit wichtigen gesellschaftlichen Themen – wie z.B. Klimawandel und Umweltschutz

Nach einem erholsamen Wochenende, an dem ich hauptsächlich die Nachwehen meines Jetlags verdaut habe, aber auch meine Nachbarschaft mit dem bekannten Zaisan-Hügel erkundet habe, begann dann die erste volle Schulwoche für mich.

Das Denkmal auf dem Zaisan-Hügel bietet nicht nur eine tolle Aussicht über die Stadt, sondern gibt auch Einblick in die sowjetische Vergangenheit des Landes

Diese Woche war gleich einer der aufregendsten: wegen der mündlichen DSD-I-Prüfung durfte ich an den Vormittagen zahlreiche Stunden der Prüfer vertreten und an den Nachmittagen den Prüflingen bei der Vorbereitung unterstützen. Am Freitag stand außerdem der Aufnahmetest für 12 deutsche Studienkollegs statt, bei dem einige Schülerinnen und Schüler der 12. Klasse teilnahmen. Da hier neben Deutsch auch Mathematik abgeprüft wird und dieser Test eine Voraussetzung für die Aufnahme eines Studiums in Deutschland ist, bedurfte es also eines kleinen Crashkurses. So erstellte ich also ein Vokabelbatt, damit sie die wichtigsten Mathematikbegriffe auf Deutsch kennenlernen konnten. Denn es mangelte ja weder an den sprachlichen noch an den mathematischen Kompetenzen – sondern an der Kombination dieser.

Mathematik: die Sprache der Naturwissenschaften. Es lässt sich auch ohne Mongolisch-Kenntnisse gut erahnen, was die Kinder gerade lernen.

Das Ende der Woche hielt dann gleich ein Highlight bereit, denn die zweiten Klassen feierten im ABC-Fest, dass sie neben dem kyrillischen jetzt auch das deutsche (bzw. englische) Alphabet kennengelernt haben. In einer kurzweiligen Schulveranstaltung gab es neben Liedern wie „Alle Kinder lernen lesen“ auch kleine Theaterstücke über Schneewittchen und die sieben Zwerge bis zur Kleinen Raupe Nimmersatt zu bestaunen.

So war meine erste Woche hier in der Mongolei gleich eine der ereignisreichsten und schönsten – ich bin gespannt, was noch kommt!

„Alle Kinder lernen Lesen“ – das Motto des diesjährigen ABC-Festes