Wer bin ich? Warum bin ich hier? Was will ich in meinem Leben erreichen? Was habe ich zu bieten?
Mit diesen vier Fragen wurden wir dieses Wochenende im Wilderness Camp konfrontiert. Wir bekamen die Chance im „inner & outer circle“ teilzunehmen und wir können sagen, dass das Camp eine der besten Erfahrungen in unserem Leben bisher war. Wir fuhren etwas skeptisch mit dem Usiko-Team mit, aber waren schon ab der Ankunft vollkommen begeistert. Gleich am ersten Abend wurden der Gruppe sehr persönliche Fragen gestellt. Obwohl sich einige untereinander nicht kannten, hat sich keiner gescheut, diese zu beantworten. Schon da haben wir gemerkt, dass wir einander vertrauen können, ohne dass verurteilt wird und dass wir wir selbst sein können. Samstag war dann der eigentliche Höhepunkt des Camps. Dem „inner circle“ wurde bekanntgegeben, dass ein sog. Solo anstehen würde. Wie lang dieses dauern würde, wurde verschwiegen. Da wir auch dem „outer circle“ angehörten wussten wir, dass es 4h dauern würde. Eine Wasserflasche, ein Snack, eine Isomatte und ein Block mit Stift hat man dann an uns ausgeteilt. Vor dem Aufstieg wurden wir noch mit den Elementen Luft und Erde vertraut gemacht. Dann ging es los und wir wurden uns selber überlassen. Jeder suchte sich einen ruhigen Platz inmitten der Felsen und begann, sich mit den vier Fragen auseinanderzusetzen. Ich für meinen Teil habe nicht lange gebraucht, bis mich alles überwältigt hat. Wo soll man anfangen, wenn alles über einem einstürzt? Langsam habe ich mir einen Weg durch das Wirrwarr meiner Gefühle gebahnt und versucht, diese zu ordnen und aufzuschreiben. Überwältigt von der Schönheit der Natur, dem Solo und meinen Gedanken habe ich die Tränen einfach laufen lassen, so wie jeder von uns. Hier verurteilte uns niemand, hier haben wir jeglichen Ballast abgeworfen, Smartphones hinter uns gelassen und uns schlichtweg nur mit uns selbst beschäftigt. Viel zu selten schafft man sich diese Zeit für sich, ohne Ablenkung. Aber wir alle haben dann gemerkt, wie wichtig das eigentlich ist. Hier konnte man sich mit nichts von seinen Gefühlen und Problemen ablenken, sich hinter nichts verstecken, wir haben uns quasi vor uns selber entblößt und unsere dunkelsten Gedanken zugelassen. Ich habe dann versucht, die Fragen so gut es geht zu beantworten und habe mir gleichzeitig auch Ziele gesetzt, die ich nach dem Camp erreichen möchte. Die meisten Ziele sind ein langwieriger Prozess und nicht einfach umzusetzen, aber ich will mein Bestes für die Zukunft geben. Als ich dachte, der „schlimmste“ Teil sei mit dem Solo vorbei, habe ich mich geirrt. Das „Debriefing“ stand an. Frauen und Männer getrennt, haben wir uns mit unseren Mentoren zusammengesetzt und eine nach der anderen hat ihre Geschichte mit uns geteilt. Taschentücher wurden rumgereicht, als wir den traurigen, herzzerreißenden Vergangenheiten der verdammt starken und mutigen Frauen gelauscht haben. Es blieb kein Auge trocken und als ich an der Reihe war, hat mich wieder alles eingeholt und erschüttert. Aber ich habe mich nicht geschämt. Ich kannte die meisten dieser Frauen nicht und trotzdem habe ich mich mit ihnen verbunden gefühlt, wir waren Eins. Keine spottenden Blicke, keine Verurteilungen, nur Verständnis und Mitgefühl. Als wir am Ende angekommen sind, sind wir aufgestanden und haben uns alle umarmt. Nicht diese flüchtigen, ich-berühre-dich-kaum-Umarmungen, wie man sie aus Deutschland kennt. Innige, lange Umarmungen, voller Gefühl, die auch ohne Worte ausgedrückt haben, dass man füreinander da ist, man einander versteht und wertschätzt. Umarmungen, die ausgedrückt haben, wie sehr man sich gegenseitig bewundert und die einfach Liebe weitergegeben haben.
Dieser Tag war wohl einer der emotionalsten Tage meines Lebens. Ich habe so inspirierende und passionierte Menschen kennengelernt. Menschen, die mit so viel Liebe und Herzblut arbeiten und immer mehr geben als sie bekommen. Man fühlt sich wertgeschätzt, auch wenn man nur ein Praktikant ist. Es wird sich um einen gekümmert und man wird mit in die Mitte aufgenommen. Es war eine Ehre, Teil des „inner & outer circles“ zu sein und diese Erfahrungen machen zu dürfen. Ich könnte noch viel mehr zu diesem Wochenende schreiben, aber das bringt es auf den Punkt: „We’re all a part of God’s great big family and the truth, you know, love is all we need.“