Am 19.2 habe ich mich, bepackt mit einem riesigen Rucksack, Vorfreude und natürlich einer Portion Angst, auf dem Weg zum Frankfurter Flughafen gemacht. Ich bin zunächst direkt nach Ho-Chi-Minh-City geflogen und nach 6 Stunden Aufenthalt ging es weiter nach HaiPhong. Am Flughafen würde ich von meiner Praktikumsbetreuerin Huong und Ihrer Familie abgeholt und zu meiner Gastfamilie gebracht. Diese wohnt in einem schönen, relativ ruhigen Viertel von HaiPhong.
Mein erster Eindruck der Stadt: breite Straßen, verrückter bis lebensgefährlicher Verkehr, mehr Mofas als Menschen und Palmen so weit das Auge reicht!
Am ersten Tag konnte ich ausschlafen und dann hat mir einer der Schüler die Innestadt und ein paar Sehenswürdigkeiten gezeigt und am nächsten Tag ging es mit dem Praktikum los.
Das Praktikum
Von Montag bis Sonntag habe ich täglich an einem Zentrum für Deutsch als Fremdsprache unterrichtet, welches Huong leitet. Sie hat 7 Jahre in Passau gelebt und spricht sehr gut Deutsch. Die SuS lernen freiwillig Deutsch und sind von 17-21 Jahren alt. Es gibt verschiedene Sprachniveaus: A1,A2 und bald auch B1. Der Unterricht ist weitestgehend von der Arbeit mit Büchern geleitet, wodurch die Themen und Inhalte relativ festgelegt sind. Ab der 2. Woche habe ich allein unterrichtet und war auch meistens alleine in den Klassen. Huong ist allerdings immer erreichbar und hilft bei der Gestaltung und Themenwahl.
Außerdem leite ich, gemeinsam mit einer Vietnamesin, den Deutschunterricht in einer 6. Klasse und hospitiere ab und zu in einer Grundschule. Diese Erfahrung war für mich, als angehende Grundschullehrerin, sehr interessant.
Verkehr und Fortbewegung
Ich habe vor Beginn der Reise fleißig Googlemaps studiert und mir die Strecken und Entfernungen zwischen dem Haus meiner Gastfamilie und den Schulen angeschaut und bin mit der festen Überzeugung angereist, dass ich die 3-4 Kilometer laufen könnte – weit gefehlt!!
Schon bei meiner Ankunft am Flughafen und der ersten Fahrt in die Stadt wurde mir klar, dass HaiPhong keine Stadt der Fußgänger ist! Auf der Straße bewegen sich Unmengen an Motorrollern, Fahrrädern, Autos, Lkws, Bussen, Pferdekarren und Wagen die von Hand geschoben werden. Anfangs dachte ich, ich könnte mich niemals in diesem Verkehr bewegen oder selbst an ihm teilnehmen und bin fast immer mit dem Grabtaxi gefahren ( Motorrollertaxi – super günstig). Doch mit der Zeit lernt man die Tricks und Kniffe und mittlerweile bin ich fast immer mit dem Fahrrad unterwegs. Es gibt zwar nahezu keine Verkehrsregeln aber es gibt ein paar Regeln, die man sich zu Herzen nehmen sollte:
– wer bremst verliert
– Egoismus zählt
– never stop
Die Gastfamilie
Meine Gastmutter (Thuy) ist eine Studienfreundin meiner Betreuerin und lebt zusammen mit ihrem Sohn (Minh) und ihrer Mutter ( Cuc) in einem wunderschönen Haus in einer relativ ruhigen, sichereren und schönen Wohngegend. Thuy und Minh sprechen sehr gut Englisch und Cuc kann zwar kein Englisch, aber die Kommunikation mit Händen und Füßen funktioniert!
Alle Familienmitglieder sind sehr bemüht mir einen möglichst authentischen Einblick in die vietnamesische Kultur zu bieten.
Hai Phong
Hai Phong ist die 3. größte Stadt Vietnams und liegt im Mekong-Delta. Die Stadt wird aufgrund ihrer Lage nicht oft von Touristen besucht, weshalb man als blonde Europäerin eine kleine Atteaktion ist. Man wird ständig mit gegrüßt! Nur wenige Menschen sprechen Englisch, was die Kommunikation in Reataurants oder Cafés erschwert. Nach den ersten 2 Wochen kennt man allerdings ein paar Adressen, wo es trotzdem funktioniert ( mit Händen, Füßen und vor allem dem Zeigefinger)! Man zahlt, jedem Klischee folgend, auch oft mehr als die Einheimischen, aber bei einem Mittagessen handelt es sich meistens um Differenzen von 50 Cent – 1€.
Allgemein ist das Leben hier sehr günstig: Kaffee für 70 Cent, Matcha für 1,20€ und Mittag und Abendessen für 3€.
Ausflüge
Im näheren Umkreis von Haiphong gibt es mehrere tolle Ausflugsziele, die ich zusammen mit meiner Gastfamilie besucht habe: Hanoi, die Huong-Tempel, verschiedene kleine buddhistische Tempel und kleiner Städte. Der Besuch der gröśten Tempelanlage in Vietnam (Huong) wird mir wohl für immer im Gedächtnis bleiben: 50.000 Menschen besuchen täglich diesen Tempel und aufgrund des Tete-Fests war ich an diesem Tag die einzige Europäerin und wurde dementsprechend angeguckt, angefasst und fotografiert- daran muss man sich gewöhnen.
Halong-Bucht
Gegen Ende meiner Praktikumszeit hat mich Mona, die Praktikantin in HCMC für ein Wochenende besucht. Thuy hat uns für dieses Wochenende einen Ausflug zur Halong-Bucht organisiert, die nur ca 1 Stunde Busfahrt entfernt liegt. Wir konnten den Nationalpark besichtigen und haben eine eintägige Bootstour gemacht. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall, auch wenn das Wetter dort im März noch nicht überragend ist!
Fazit
Meine Praktikumszeit neigt sich nun dem Ende zu und ich werde HaiPhong definitiv mit einem weinenden und einem lachenden Auge verlassen. Es war eine sehr schöne, erfahrungsreiche und intensive Zeit. Durch die wenig touristische Stadt HP und meine Gastfamilie have ich einen tollen Einblick in die Kultur und durch das vielseitige Praktikum auch in das Schulwesen bekommen. Andererseits freue ich mich jetzt sehr auf die Reise durch Vietnam und das damit verbundene Abenteuer. Was mich wohl am allermeisten gestört hat ist der sehr rücksichtslose Umgang mit Müll und die Lautstärke der Stadt und der Menschen, aber dank der vielen positiven Erfahrungen kann ich dies hoffentlich schnell vergessen.
Ich würde mich defintiv wieder für ein Praktikum hier entscheiden.