Wie aufregend die letzten Tage wieder waren! Ich weiß gar nicht, womit ich anfangen soll beim Erzählen. Vielleicht am Anfang der Woche. Ja, das wäre wahrscheinlich angebracht.
Die Woche nach den Ferien startete für mich sehr rasant mit sehr viel eigenständigem Unterricht, was nach dieser wenig entspannten Ferienwoche wirklich eine kleine Herausforderung für mich darstellte. Denn die Schüler sollten natürlich nicht merken, dass ich mich nicht hundertprozentig fit fühlte, sondern etwas lernen und von mir motiviert und animiert werden – und das auf Englisch! Das war zu Beginn gar nicht so leicht, doch mit der Zeit gewöhnte ich mich immer mehr daran.
Nichtsdestotrotz ist es natürlich anstrengender als auf der Muttersprache, vor allem in der Grundschule, wo die Englischkenntnisse der Kinder noch nicht so ausgeprägt sind und viele Wörter erklärt werden müssen. Doch es macht Spaß und die Kinder machen wirklich super mit wenn ich unterrichte (das liegt glaube ich auch daran, dass hier nicht oft ausländische Praktikanten sind und ich somit eine kleine Besonderheit darstelle).
Einmal durfte ich sogar sechs Stunden am Stück halten! Das war wirklich aufregend, denn so lange stand ich noch nie vor einer Klasse. Doch es klappte wirklich gut und die Lehrer ließen mir sehr viel Freiraum, um mich auszuprobieren. Das war wirklich super, denn nur so kann man Erfahrungen sammeln und gewinnt die nötige Sicherheit beim unterrichten.
Am Wochenende machte ich dann auf eigene Faust einen Ausflug in die Stadt Sigulda, welche sich selbst aufgrund der reizenden Landschaft gerne als die lettische Schweiz bezeichnet.
Schon so oft haben mir die Lehrer und meine WG-Mitbewohner von dieser Stadt vorgeschwärmt, sodass ich sie nun endlich mit eigenen Augen sehen wollte. Und was soll ich sagen? Sie haben mir nicht zu viel versprochen! Die Gegend dort ist wirklich an natürlicher Schönheit kaum zu übertreffen! Denn Sigulda liegt am südlichen Rand des größten und ältesten Nationalparks Lettlands und besitzt zwei sehr alte Schlösser, mehrere geheimnisvolle Höhlen und einen riesengroßen Wald, in welchem man stundenlang Rad fahren, wandern und spazieren gehen kann. Und mitten durch dieses Gebiet schlängelt sich der gigantische Fluss Gauja, an dessen Ufer man zahlreiche Sandsteinfelsen und Ruinen finden kann.
Es gibt so viel zu bestaunen, dass ein Tag gar nicht ausreichte, um alle sehenswerte Plätze dort zu besichtigen! Doch das machte nichts, immerhin konnte ich mir einen ersten Eindruck von der Stadt verschaffen und feststellen, dass sie wirklich etwas Besonderes und einen Besuch wert ist.
Außerdem traf ich dort in dieser kleinen, ländlichen Stadt auf einen jungen, freundlichen Letten, der sich nach einem kurzen Smalltalk ganz spontan bereit erklärte, mir die Gegend zu zeigen. Dadurch erfuhr ich noch einige, interessante Details über Lettland, dessen Bevölkerung und natürlich über Sigulda. Außerdem zeigte er mir eine Seilbahn, mit der man über den Nationalpark auf die andere Seite des Flusses Gauja gelangen kann. Das musste ich natürlich sofort ausprobieren – obwohl es nicht ganz günstig war. Aber die Aussicht war wirklich traumhaft und ließ mich dieses unschöne Detail relativ schnell wieder vergessen.
Als ich abends wieder in der WG ankam, war ich wirklich etwas geschafft von den beeindruckenden Erlebnissen an diesem Tag. Doch das frühe Aufstehen, die lange Fahrt und das viele Laufen hatte sich rentiert! Ich hatte eine weitere, tolle Stadt kennen gelernt und da dieses Wochenende mein Letztes hier in Lettland sein wird, war es auch mein letzter Ausflug hier.
Nächstes Wochenende werden mich wieder der Alltag, meine Freunde und meine Familie in Deutschland willkommen heißen. Und natürlich freue ich mich schon darauf sie wiederzusehen und meine Erlebnisse mit ihnen teilen zu können auch wenn es heißt, dass mein Abenteuer hier leider vorbei sein wird…